Milchkühe in der Plausibilitätsfalle

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Ja, ich weiß, hier hätte jetzt eigentlich ein anderer Artikel stehen sollen und ich arbeite in der Tat hart daran, dass das Fazit zu meiner Agrar-Umfrage nicht zu einem ähnlichen Mythos wird wie der Artikel zur Geflügel-Haltung in der ökologischen Landwirtschaft. Wirklich. Leider habe ich mich gestern im Laufe des Abends geärgert, nicht zum ersten Mal und deshalb muss das jetzt hier einfach mal raus. Ach, und auch die letzten Tage waren sehr ärgerlich. Im Zuge der Fahndung nach der Quelle des tückischen EHEC-Bakteriums gerieten immer wieder scheißende Rinder in den Fokus – nicht selten in Kombination mit abenteuerlichen Ansichten.

Es hält sich unter den landwirtschaftsfernen Menschen dieser Gesellschaft partiell sehr hartnäckig das Gerücht, dass Milchkühe in der konventionellen Tierhaltung gezielt mit Kraftfutter überfüttert würden, um da dadurch eine möglichst hohe Milchleistung zu erzielen – also nicht gefüttert, sondern überfüttert. Das ist der Punkt. Dass das Unfug ist, hatte ich schon mal in meinem Artikel zur modernen Milchvieh-Haltung erwähnt. Den haben wohl zu wenige gelesen. Ich will es kurz machen: eine für die individuelle Kuh zu große Menge Kraftfutter auf einen Schlag führt zu einer Pansenazidose, also einer Übersäuerung.* Und damit ist es aus mit der Kuh. Schluss. Aus. Micky Maus. Tatsächlich endet eine Azidose meist tödlich, man kann zwar noch versuchen, Magensäure aus der einen Kuh in die andere zu transferieren, um den Säure-Haushalt wieder zu stablilisieren, sehr häufig ist aber nichts mehr zu machen. Das Kraftfutter beziehen die Kühe aus einem Automaten, der über Infrarot die Halsbänder der Tiere ausliest und so jeder Kuh ihren speziellen Bedarf ausgibt. Leider ist es schon vorgekommen, dass der Automat ausgefallen ist und plötzlich das gesamte Kraftfutter zur Verfügung stand, welches die Tiere auch gleich verputzt haben. Das Ergebnis sind nicht etwa milch-strotzende Tiere, sondern ist eine Katastrophe. Hier mal eine Meldung:

 

Bieswang (aho) – Ein Bauern aus Bieswang im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat 38 Kühe durch eine akute Pansenacidose (Pansenübersäuerung) verloren, acht weitere mussten geschlachtet werden. Ursache war offenbar ein technischer Defekt an der Zuführung der Kraftfutterstation. Da die Anlage unkontrolliert große Mengen Kraftfutter freigab, konnten sich die Kühe überfressen und verendeten. Der Schaden wird mit rund 100.000 Euro kalkuliert. Hinzu kommen die Verluste durch den Ausfall der Milchlieferung. Ein Versicherungsschutz besteht offensichtlich nicht.

Ich könnte jetzt böse sein und behaupten, dass die Ernährung einer Milchkuh vermutlich besser kontrolliert und abgestimmt ist als jene mancher Menschen (Datenerhebung aufgrund subjektiver Beobachtungen in der Öffentlichkeit). Aber ich bin ja eigentlich gar nicht böse. Ich hoffe, dass das Thema der überfütterten Kühe damit partiell durch ist. Besonderns optimistisch bin ich allerdings nicht.

Im Zuge der aktuellen Diskussion um EHEC fiel mir die Tage noch etwas anderes auf, was meine Blutgefäße anschwellen lässt. Dabei handelt es sich um das Argument, dass etwas plausibel sei, was nach Ansicht einiger Menschen offensichtlich gleichbedeutend ist mit wahr oder richtig. Das ist aber Quatsch. Nehmen wir mal das obige Beispiel: je mehr Kraftfutter eine Kuh frisst, desto mehr Milch gibt sie. Klingt plausibel, oder? Eben. Ist aber Bullshit. Genauso nervig ist eine Theorie, nach der die EHEC-Quelle in der Massentierhaltung zu suchen sei. Denn nur dort würden die Tiere, auch die Kühe, wider der Natur gefüttert und die Scheiße würde dann gesammelt. Solange es dafür aber keine Beweise gibt, ist das natürlich auch nur eine Fantasie und kann getrost ignoriert werden.

Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie weit sich das Spielchen einer plausiblen aber faktisch völlig falschen Story treiben lässt, bietet Andreas Thiel.

Das ist wirklich absolut grandios – wie überhaupt so einiges von diesem Typen. Ist leider Schweizer. Nicht dass ich etwas gegen Schweizer hätte, aber er taucht eben vorzugsweise dort auf, was ich sehr bedauerlich finde.

* Natürlich kann eine Kuh auch einfach so eine Azidose erleiden, wenn der neutralisierende Speichelfluss nicht in dem Maße in den Magen gelangt wie er es tun sollte. Aber das lasse ich jetzt mal außen vor.


Hier gibt es nochmal meinen Artikel über einen Milchvieh-Betrieb und hier die Meldung über den Futterautomaten.

 

 

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

29 Kommentare

  1. Wieso kann/muß man als Rettung versuchen, überschüssige Magensäure von einer Kuh auf eine andere zu transferieren?
    Würde es nicht reichen, die Säure einfach auszupumpen und wegzukippen?

  2. Azidose

    Hallo Roland,

    irgendwie habe ich das doof formuliert. Die Frage kam schon mal^^

    Die Idee ist, dass der “Magensaft” einer gesunden Kuh in die an Azidose erkrankte Kuh “gefüllt” wird, um deren pH ein Stück weit zu neutralisieren. Durch Abpumpen bleibt der pH des übrig bleibenden Safts ja immer noch hoch…

    Kommt aber eher selten vor.

  3. Lesen leider die falschen Leute

    Hallo Sören,
    danke für den sehr erhellenden Artikel. Leider fürchte ich, dass die Leute die ihn lesen müssten nicht lesen werden und wenn sie ihn denn lesen dann eben den nächsten Kriegsschauplatz aufmachen. Egal wie du es drehst und wendest. An allen Übeln dieser Welt hat die industrialisierte Landwirtschaft doch irgendwo ihren Anteil, zumindest könnte man es meinen.
    Auch wenn sich die Gurkenspur im Nachhinein als falsch erwiesen hat. ist die mal aufgefallen in wie wenigen Artikeln aufgetaucht ist, dass sie aus biologischem Anbau stammen…. Wenn man Dinge durch die ideologische Brille sehen will (und ich gebe zu, auch ich hab die in anderen Themen auch schon mal auf) dann lässt man sich eben durch Fakten nicht beirren.

    Ach ja, vielleicht hättest du dem unkundigen Besucher vielleicht auch noch gerade erklären können, dass Kühe nicht einfach so aus Jux und Dollerei weil sie ein Euter besitzen das ganze Jahr Milch geben. Aber ich glaub dazu hast du auch schon mal geschrieben. vielleicht verlinkst du den Artikel auch noch.

    Zum Thema Pansenazidose hatten wir im Bauernblog auch schon mal was geschrieben:
    http://bauernblog.de/subklinische-pansenazidose

  4. Hoffnung Google

    Hallo Andrea,

    sicher lesen hier nicht unbedingt die Menschen, die es mal dringend sollten. Aber vielleicht nutzen die ja mal eine bekannte Suchmaschine und verlaufen sich dann hier – zumindest habe ich die Hoffnung.

    Was die Milchproduktion angeht, habe ich kurz im oben verlinkten Artikel erwähnt, als ich den Betrieb besucht habe.

    Und ja, bei der Gurken-Berichterstattung ist einiges schief gelaufen. Hatte mich da sehr intensiv mit Georg Keckl ausgetauscht, den ich zur Gülle befragt hatte.

  5. Kraftfutter vs. Grundfutter

    Es heißt ja auch nicht umsonst Kraftfutter verdrängt Grundfutter. Das bedeutet nichts anderes als, dass sich die Kühe, wenn sie die Wahl hätten, selber umbringen würden.

  6. meiner Meinung nach haben solche Wissensprobleme einfach mit dem Journalismus zu tun. Berichtet wird über nicht-alltägliche Dinge. Das führt einfach dazu, dass der bestmögliche Informationsgehalt zu erreichen ist, wenn eine große Zeitung etc. intensiv über Misstände berichtet. Wie hoch der Informationsgehalt in solchen “Specials” ist, wissen wir alle. Und dann reimt man sich halt sein eigenes Modell des Alltags zusammen. Fertig ist das Weltbild.
    Erschwerend kommt hinzu, dass es bei manchen Themen keine Quellen gibt, die tatsächliche Zustände im Detail beschreiben. In den letzten Jahren füllt Wikipedia diese Lücken, hat aber immernoch systematische Lücken.

    Eine solche Lücke ist zum Beispiel die hier:
    Mein Onkel ist Monteur für Fabrikationslinien im Getränkebereich. Er kommt so auf der ganzen Welt rum und erzählt seit Jahren immer wieder folgende Geschichte die ich teilweise anzweifle: Fruchtfleisch in Orangensaft wird teilweise imitiert durch Holz- bzw Zellulosezusätze, weil es billiger ist oder man technische Probleme umschifft. Besonders ein Hersteller (den ich hier nicht nennen möchte) war mit der Methode erfolgreich und hat Fruchfleisch in Orangensäften auf dem Markt etabliert.
    Ich kann das nicht ganz glauben. 1. weil es sonst bekannter wäre 2. wenn man in die erlaubten inhaltstoffe guckt ist da praktisch alles verboten was nicht von der Orange kommt.
    Ich kann aber gleichzeitig nicht glauben, dass die Geschichte ein kompletter Hoax ist. Irgend etwas muss da dran sein, dass dazu geführt hat, dass er heute sowas glaubt. Dazu habe ich folgendes rausgefunden: 1. Wenn man sich die Bestimmung für Orangensaft genauer anguckt, ist darin sogar jedemenge Zeug erlaubt, wo man als Laie erstmal stockt. Unter anderem auch Holz. Es gibt in den Bestimmung so weit ich weiß zwei Kategorien: Zutaten und technische Hilfsstoffe.

    Naja das beste Ergebnis was ich mit google erzielt habe ist folgende .pdf:
    http://www.nike-kultur.ch/…1/PDF/kaleidoskop.pdf
    Also laut dieser pdf, wird Holz dazu benutzt das Fruchtfleisch im Wasser schweben zu lassen.

    Dass das wirklich eine Lücke ist, beweist folgender Artikel:
    http://www.zeit.de/…/200113_stimmts_orangens.xml
    Naja soviel zu Wissenschaftsjournalismus in etablierten Medien.

  7. Reuben C und Anton Maier

    Hallo Reuben C,

    dass Kraftfutter das Grundfutter verdrängt, stimmt so nicht. Grundfutter ist und bleibt ein entscheidener Teil der gesunden Ernährung.

    Hallo Herr Maier,

    ich würde dem ersten Absatz Ihres Kommentars teilweise zustimmen. Andererseits ist es gerade heute ziemlich einfach, sich auch unabhängig von den weitgehend sinnlosen Spezial-Sendungen zu informieren. Im Internet sind Fach-Magazine nur einen Klick weit entfernt. Allerdings ist das einigen wohl schon zu viel. Leider.

    Zu Ihrem Saftbeispiel kann ich gerade keine Einschätzung abgeben. Ähnliches habe ich aber schon mal über Joghurt gehört…

  8. @Sören

    Naja, suchen Sie doch einfach mal nach zellulose in orangensaft. das ist wirklich nicht so einfach was vernünftiges zu finden.

    also was ich meine ist: es ist heutzutage extrem einfach antworten auf bestimmte fragestellungen zu finden, aber sehr schwer eine bestimmt grundvorstellung zu bekommen. in fachzeitschriften steht ja auch nicht wie das leben einer milchkuh aussieht. da geht es eher um fragestellungen zum leben einer milchkuh. und allgemeinere quellen sind zu allgemein und geben einem nicht genug wissen, dass man sich das richtig vorstellen kann. Also zwischen Fach- und Allgemeinquellen klafft eine Lücke. Sozusagen ein Zuständigkeitsproblem zwischen einem Was-ist-Was-Buch/Wikipediaartikel und einem Fachartikel/buch. Natürlich haben Sie recht wenn Sie sagen, dass man gerade heute diese Lücke so einfach wie noch nie überwinden kann.

  9. @Anton Maier

    Ich verstehe tatsächlich sehr gut, was Sie meinen. Und ja, Sie haben recht, hier gibt es tatsächlich eine Lücke. Deshalb ist es ja auch schon mal gut, dass Sie Blogs lesen. Denn die sind meiner Meinung nach DAS Instrument, um diese Lücke zu schließen. Hier werden Studien vorgestellt, neue Entwicklungen aufgegriffen und wenn Sie Fragen haben – gerade, wenn es um Grundlagen geht – können Sie einfach einen Kommentar schreiben. Eine super Sache, oder?
    Wenn Sie zum Beispiel etwas zum Alltag einer Milchkuh wissen möchten, lesen Sie einfach den unten verlinkten Artikel dazu…

  10. @Anton Maier

    Ihr Onkel hat recht, in Orangensäften ist tatsächlich Holz (Mikrozellulose) enthalten. Sie finden es aber nicht auf der Zutatenliste, da nicht alles kennzeichnungspflichtig ist.
    “Im Orangensaft schwimmt Holz: Ohne die beigefügte Mikrozellulose wäre das Fruchtmark unten und das Wasser oben. Holz sorgt dafür, dass im Glas stets alles schön in der Schwebe bleibt.”

    Quelle: http://www.industrie-holz.ch/…Faktenblatt7_D.pdf

    Kennzeichnungspflichtige Zutaten finden Sie als sog. E-Nummern auf den Lebensmittelverpackungen.

  11. @Sören

    na da sag ichs einfach mal anders:
    THATS THE SHIT 😉

    dein blog gehört hier zu den besten auf scilogs und scilogs gehört zu den besten blogs die ich kenne

    danke dass ihr da seid
    ihr schließt nicht nur die oben genannte lücke, sondern seid auch weit besser als die vermeintlichen seriösen medien. wer behauptet, die qualitätseinbußen liegen am internet und blogs und konkurrenz und überhaupt, dem kann ich nur dieses lustige wie ebenso peinliche interview von 1989 nahelegen. das ist qualitätsjournalismus…
    http://www.spiegel.de/…gel/print/d-13498870.html

  12. Danke!

    Huch, Herr Maier! Welch ausgelassener Kommentar! Das freut einen doch sehr. Allerdings will ich hier keineswegs irgendwelche Journalisten ersetzen oder deren Job machen. Ich bin schlicht Blogger, weil mir das hier total Spaß macht – natürlich besonders, wenn man solch positives Feedback erhält. Danke dafür! Wenn ich hier tatsächlich die von Ihnen ausgemachte Lücke schließen und den einen oder anderen zum Nachdenken bringen kann, habe ich schon eine Menge erreicht.

    Und vielleicht können wir uns dann ja auch auf das “Du” einigen, also beide…

  13. Kraftfutter vs. Grundfutter

    Hallo Sören, habe mich nicht deutlich ausgedrückt. Ich meine, wenn dem Wdk. große Rationen Kraftfutter zur Verfügung gestellt werden, sinkt die Grundfutteraufnahme, da das Kraftfutter aufgrund hoher Energiegehalte von Wdk. bevorzugt wird.

  14. Kraftfutter @Reuben C.

    “Ich meine, wenn dem Wdk. große Rationen Kraftfutter zur Verfügung gestellt werden, sinkt die Grundfutteraufnahme, da das Kraftfutter aufgrund hoher Energiegehalte von Wdk. bevorzugt wird.”

    Kühe sind Wiederkäuer und fressen gewöhnlich nur Gras und Heu. Je höher aber die Milchleistung einer Kuh ist, desto höher ist auch ihr Energieverbrauch. Deshalb werden moderne Hochleistungskühe zusätzlich mit Pellets aus Mais oder Soja gefüttert, die hochverdichtete Nährstoffe enthalten.

    Diese Fütterung mit Kraftfutter ist für die Tiere aber problematisch, da sie unnatürlich ist. Das Verdauungssystem von Wiederkäuern hat sich nämlich in erster Linie auf faserreiches Grünfutter spezialisiert. Gibt man nun zu viel Kraftfutter, das aus leicht verdaulichen Kohlenhydraten besteht, so wird bei der Verdauung eine große Menge Säure gebildet und das bakterielle Gleichgewicht im Pansen verändert sich. Die Maisstärke kann dort nicht vollständig abgebaut werden und wird deshalb im Dickdarm weitervergoren, wobei Zucker entsteht, der wiederum ein hervorragender Nährboden für Coli-Bakterien ist.

    In den USA gab es deswegen immer wieder Probleme, weil giftige Coli- Bakterien aus dem Darm der Tiere das Fleisch verunreinigten. Obwohl es dort schon mehrere große Rückrufaktionen gab und man das Fleisch sogar bestrahlte gab es immer wieder Tote.

  15. Kraftfutter und Grundfutter

    Hallo Reuben C.

    Ok, das ist natürlich richtig. Ich vermute jetzt einfach mal, dass das Kraftfutter den Tieren auch gut schmeckt, denn gut versorgt werden sie schließlich.

    Hallo Mona,

    ohne jetzt Zahlen dazu zu haben: wenn das tatsächlich durch eine Futter-Azidose passiert ist (habe oben erwähnt, dass zB. auch zu geringer Speichelfluss zu einer A. führen kann, die dann auch durchaus behandelbar ist), wird man sich jetzt hüten, dass das nochmal vorkommt. Tote Tiere sind wirtschaftlich eher unpraktisch.

    Es gab tatsächlich mal eine Studie, in der Wissenschaftler meinten festgestellt zu haben, dass das Kraftfutter sozusagen Quell allen Übels auch im Hinblick auf EHEC sei. Ließ sich aber so nicht reproduzieren. Hier mal eine Erläuterung (Achtung PDF):
    http://www.dr-pieper.com/file/85.pdf

  16. Studien @Sören Schewe

    “Tote Tiere sind wirtschaftlich eher unpraktisch.”

    Da hast Du recht, aber ich meinte tote Menschen und nicht Tiere, da habe ich mich unklar ausgedrückt.
    Vor Jahren gab es mal eine Studie, die besagt, dass rund die Hälfte aller Rinder in den USA Träger des tödlichen Kolibakteriums O157:H7 sind. Das Bakterium würde die gefürchtete Hamburger-Krankheit auslösen und führte in den USA jedes Jahr zu mehreren Dutzend Toten.

    http://www.gesundheitstipp.ch/…rseucht?font=base

    Hier habe eine Studie ausgegraben, die davon spricht, dass sich die E. Coli-Bakterien im Dickdarm der Kühe innerhalb von fünf Tagen um das 1000 fache verringerten, als man das Futter der Tiere von Getreide-Pellets auf Grünfutter umstellte.

    http://www.horizonpress.com/cimb/v/v11/67.pdf

    Und als zukünftigen Tierarzt könnte Dich vielleicht auch diese Promotion über “Nachweis von Escherichia coli O157 und Shigatoxinen in Rindfleischproben…” interessieren.

    http://deposit.ddb.de/…mp;filename=997592796.pdf

  17. @Mona Umstellung Kraft- auf Grünfutter

    Wenn ich mich nicht irre, wird im Film Food, Inc ein Bauer mit genau der gleichen Aussage zitiert: einfaches Umstellen auf Grünfutter senkt E.-Coli-Zahlen innerhalb einiger Tage und, so der Landwirt weiter, senkt die Gefahr für die Verbraucher.

  18. Hochleistungsrindviecher …

    Ich hörte kürzlich, nein, ich las, dass Hochleistungsrinder ohne Kraftfutter gar nicht mehr zu halten wären.

  19. Futter-Umstellung

    Hallo Gunnar,

    ohne mir jetzt schon die von Mona dazu Studie im Detail angeschaut zu haben, ist es natürlich wichtig zu bedenken, dass eine Verringerung des Kraftfutters auch andere Kühe verlangt. Heute gibt eine Milchkuh um die 10.000 Liter Milch pro Laktation. Mit einer erhöhten Menge an Grünfutter müssten wir dann auf 8000-Liter-Kühe wechseln. Sonst ist das nur heiße Luft.

  20. Kraftfutter vs. Grundfutter

    ich verstehe nicht warum hier eine Fütterung ohne Kraftfutter diskutiert wird, diese Vorstellung ist völlig abwegig. Leistungsgerechte Kraftfutterrationen stellen für Wdk. überhaupt kein Problem dar. Zu wenig Kraftfutter ist problematisch, weil dann der Energiebedarf nicht gedeckt wird. das würde dann auch weniger Milch bedeuten. Weniger Milch bedeutet ich muss mehr Wdk. halten, um auf meinen Schnitt zu kommen. Mehr Wdk. bedeutet Emissionsanstieg, höherer Flächenbedarf usw.. Sicherlich gehen mit hohen Leistungen der Tiere auch Krankheiten einher. Krankheiten lauern allerdings auch auf der Weide (Parasiten, Unkräuter usw.). Gibt es überhaupt landwirtschaftliche Betriebe die auf Kraftfutter verzichten? Viele Grüße

  21. Hohe Milchleistung

    Hallo Reuben C,

    Du hast schon recht, so ganz ohne Nachteile geht es nicht. Was allerdings tatsächlich verbessert werden könnte, ist die Nutzungsdauer der Tiere. 4-6 Jahre sind ein Witz, immerhin können diese Tiere gut 20 Jahre alt werden.

    Außerdem ist eine hohe Leistung nicht alles. Momentan snd 10.000 Liter so ziemlich das Limit, alles darüber ist schlicht unwirtschaftlich, da solche Tiere aufgrund der Strapazen gerade mal 2-3 jahre alt werden.

    Ich hoffe, dass ich in den Ferien mal eine Broschüre zur wirtschaftlichen Milchkuh verbloggen kann, dort werden 8000 Liter pro Laktation postuliert.

  22. Milchleistung @Sören Schewe

    “Ich hoffe, dass ich in den Ferien mal eine Broschüre zur wirtschaftlichen Milchkuh verbloggen kann, dort werden 8000 Liter pro Laktation postuliert.”

    Da bin ich schon gespannt. Eine Kuh im Altertum soll übrigens nicht einmal 10% der Milchleistung einer heutigen Kuh erbracht haben. Dazu habe ich hier einen interessanten Beitrag gefunden:
    http://www.fit-ja.de/…tdiekuhvonheute/index.html

  23. 20.000 Liter

    Danke für den Link, Mona. Irgendwie sind die Zahlen schon beeindruckend. wobei die dort erwähnten 20.000 aber wirklich nur SEHR vereinzelt vorgekommen sein müssen. Kann mir das gerade kaum vorstellen…aber statistische Ausreißer gibt es wohl immer^^

  24. Effiziente Produktion

    Ein wirklich interessanter Link von Mona.
    Da sieht man mal wie sehr insbesondere in den letzten Jahrzehnten die Genetik der Tiere, die Haltungsbedingungen und die Tierernährung verbessert wurden.
    Hätten wir heute noch solch eine Milchleistung wie 1950 (2.500 kg), dann bräuchten wir fast viermal soviel Kühe, um den Bedarf an Milch zu decken. Effizient ist das bestimmt nicht, wie Reuben C. in seinem Beitrag gut beschrieben hat.
    Bei der Beurteilung der Tierhaltung und Tierleistung wird die Effizenz vielzuwenig berücksichig. Es ist wichtig mit den gegebenen natürlichen Ressourcen, das Optimale zu erreichen, nicht das Maximale.

  25. Ökonomie und Welfare

    Hallo Daniel,

    dass die Idee bzw. das Zuchtziel des Maximums nicht die beste Idee ist, hat sich ja schon länger durchgesetzt. Deswegen bin ich wirklich mal gespannt, was sich bezüglich einer ökonomischen und umweltfreundlichen Tierhaltung noch ergibt. Hatte das ja in der Antwort an Mona schon angekündigt, dass auch schon über 8000 Liter-Kühe nachgedacht wird, die länger genutzt werden. Das wäre mir übrigens sehr sympatisch, käme es doch auch dem Welfare-Gedanken sehr entgegen…

  26. 8.000 Liter

    Eine Milchleistung von 8.000 Litern je Kuh und Jahr scheint mir auch recht plausibel und einer effizienten Milchleistung sehr nahe. Das entspricht auch in etwa dem was von den milchviehhaltenden Berufskollegen höre. Die Kühe sind dann gesünder (geringere Tierarzt- (Entschuldigung Sören 😉 )und Medikamentenkosten) und auch langlebiger. Eine geringere Remontierungsrate zu haben steigert die Effizienz ungemein, weil zum einen für die Bestandergänzung weniger Kühe zugekauft werden müssen, bzw. mehr Kälber verkauft werden können, die man sie nicht zur Nachzucht benötigt. Zum anderen verteilen sich die Kosten für die relativ teure zweijährige Aufzucht auf einen höhere Lebensleistung der Kuh.
    8.000 l Milchleistung schaffen auch gut geführte Ökobetriebe. Das ist also kein Hexenwerk der Agrarindustrie 😉

  27. Komfort und Ethik

    Hehe. Also Landtierarzt steht bei mir noch nicht unbedingt zur Debatte, ich berichte lieber darüber. Gibt ja noch viele andere Möglichkeiten der Spezialisierung, mal schauen. Wenn ich da weiter bin, werdet Ihr das hier natürlich erfahren.

    Aber auch ganz unabhängig davon, dass die Tierarztkosten durch eine leicht verringerte Leistung ebenfalls sinken, ist mir natürlich an einem größtmöglichen Komfort für die Kühe an sich gelegen, wobei man auch eine gewisse ethische Komponente gerade bezüglich der Nutzungsdauer – welch schreckliches Wort – nicht außer Acht lassen sollte.

    Deshalb ist bei mir alles gut und ich blicke recht optimistisch in die Zukunft der Tierhaltung.

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