Geflügel bald auf Rezept? – eine Einschätzung

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Gibt es Geflügel-Fleisch aus NRW bald nur noch auf Rezept? Zumindest konnte man letzte Woche den Eindruck bekommen, denn in den letzten Wochen rumorte es beim Geflügel – erst nur ein bisschen und dann immer mehr. Vor zwei Wochen erschien dann die zuvor schon gelegentlich in Form kleinerer Häppchen  – und wohl auch in Form eines NDR-Berichtes – erwähnte Studie über den Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast in NRW. Das Ergebnis dieser Studie ist recht unschön. Dabei möchte ich direkt zu Beginn erwähnen, dass gegen den Einsatz von Antibiotika an sich erstmal nichts einzuwenden ist, solange dieser vorschriftsmäßig erfolgt. Genau das ist aber den erhobenen Daten zufolge nicht passiert, wurden die Arzneimittel doch weitaus kürzer verwendet als die Behandlungsdauer es vorschreibt. Aber der Reihe nach… 

Für die Datenerhebung wurden sogenannte Gesundheitsbescheinigungen ausgewertet, von denen jeweils einer einen Mastdurchgang darstellt. Derer gab es für diese Untersuchung insgesamt 962. Die Anzahl der untersuchten Betriebe betrug 182. Die Untersuchung lief von Februar bis Juni 2011. In diesem Zeitraum war auch die Geflügelpest unterwegs, die allerdings durch Viren verursacht wird und deshalb aus Sicht der Antibiotika-Nutzung nicht relevant ist. In der vorliegenden Studie wurden folgende Daten erfasst:

(1) Betriebsgröße (2) Identifikation der Gesundheitsbescheinigung (3) Anzahl der Tiere, auf die sich diese Gesundheitsbescheinigung bezieht (4) Mastdauer (5) Behandlungstage pro Behandlung (6) Behandlungstage pro Mastdurchgang (7) Wirkstoffangaben

Ich möchte jetzt hier nicht die komplette Statistik durchgehen, wer sich dafür interessiert, kann sich die Zusammenfassung natürlich gerne selbst herunterladen und lesen. Einen Punkt finde ich dennoch interessant und werde daher auf diesen eingehen. Dabei geht es um Betriebsgrößen, Mastdauer und den Antibiotika-Einsatz. Laut Auswertung aller 962 Mastdurchgänge überwiegt dabei eine antibiotikafreie Haltung bei besonders (überdurchschnittlich) langer Mastdauer, die länger als 45 Tage dauert. Und auch die Betriebe mit weniger als 10000 Mastplätzen weisen demnach gegenüber allen anderen Betrieben eine erhöhte Anzahl antibiotikafreier Mastdurchgänge auf. Um den Einfluss der Betriebsgröße auf Mastdauer, Behandlungsdauer und der Anzahl eingesetzter Wirkstoffe weiter zu untersuchen, teilte man die Daten in Betriebsgrößenklassen ein: kleine Betriebe mit < 20.000 Tieren, mittlere Betriebe mit 20.001 – 50.000 Tieren, große Betriebe mit 50.001 – 90.000 Tieren und sehr große Betriebe darüber hinaus. Das Ergebnis zitiere ich mal:

Wie aus Diagramm 3 ersichtlich, weisen kleine Betriebe (bis 20.000 Mastplätze) eine signifikant längere Mastdauer, aber auch eine signifikant niedrigere Anzahl der durchschnittlichen Behandlungstage bei niedrigerer Anzahl eingesetzter Wirkstoffe auf (Tukey; p < 0,05). Bei Betrieben mit 50.-90.000 Mastplätzen ergibt sich eine signifikant längere Behandlungsdauer bei höherer Anzahl eingesetzter Wirkstoffe. Auf Basis der Einzelbetriebsdaten aller Betriebsgrößenklassen (auch über 90.000) ergab die  regressionsanalytische Auswertung allerdings nur sehr schwache Zusammenhänge (r2 < 0,07), so dass insgesamt gesehen kein linearer Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Arzneimitteleinsatz erkennbar ist. 

Kommen wir mal zur Auswertung der Studie. In der Zusammenfassung steht, dass das Ziel der Studie eine Statuserhebung gewesen sei, (Zitat kursiv) damit sowohl die für Tierschutz und Tierarzneimittel zuständigen Überwachungsbehörden als auch Wirtschaftsbeteiligte über die landesweit erhobenen Durchschnittswerte in Kenntnis gesetzt werden können. Die dargestellte Situation, wonach über 96  % der Masthühner behandelt werden, ist nicht akzeptabel und legt den Schluss nahe, dass das Haltungssystem nicht den Vorgaben des Tierschutzgesetzes entspricht, da die angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung in Frage gestellt werden muss.  

Weiterhin ist dort zu lesen, dass Faktoren wie das Betriebsmanagement, die Qualität der tierärztlichen Behandlung, die Genetik der Tiere sowie die Besatzdichte zu prüfen seien, da ihr Einfluss auf den Antibiotika-Einsatz mit den hier erhobenen Daten nicht bewertet werden könne. 

Allerdings sind diese Punkte dabei eminent wichtig. Wenn das Ziel der Geflügelmast möglichst gesunde Tiere sein sollen (und das ist es), ist eine genaue Untersuchung des Managements im Kontext sich möglichwerweise entwickelnder Antibiotika-Resistenzen in den Ställen unumgänglich. Hm, das heißt doch eignetlich nichts anderes als dass wir hier einen Haufen Daten haben, die irgendwie beunruhigend sind. Wo da jetzt genau die Probleme liegen ist erstmal nicht ersichtlich. Jegliche Form der Einordnung wird vermieden, da diese anhand der reinen Daten nicht möglich ist.   

Ich denke, wir sind uns einig, wenn ich schreibe, dass etwas passieren muss und das möglichst schnell. Enstehende Antibiotika-Resistenzen sind ein drängendes Problem. Dabei könnten wir uns in Form eines ersten Schrittes durchaus Nachhilfe holen. In Holland und Dänemark wird der Antibiotika-Einsatz in jährlichen "Reports" überwacht. Das dänische Institut für Lebensmittel- und Veterinär-Forschung sammelt mittlerweile seit Mitte der 90er Jahre Daten zum Antibiotika-Einsatz bei Mensch und Nutztier. Eine solche Kontrollinstanz hätte es in Deutschland für Geflügel übrigens auch schon fast gegeben, wenn das BMELV diese beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information aus Datenschutzgründen nicht verhindert hätte.

Fazit

Die Daten liegen vor, aber der "reale" Kontext fehlt. Die Einordnung eben dieser Daten muss jetzt folgen, denn sonst war diese Erhebung ziemlich sinnlos. So, wie sie jetzt vorliegen, dienen sie jedenfalls kaum angemessen der Problemlösung.


Selbst einlesen könnt Ihr Euch hier.

 

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

27 Kommentare

  1. Antibiotika als Mastbescheuniger?

    Ich weiß es wirklich nicht genau, aber gab es da nicht einen Zusammenhang?
    N’Abend, Sören, und ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, dass das Antibiotika- Verbot nur bedeutete, dass sich Mäster nach einem Hintertürchen umsahen, und das mit Erfolg.
    Sicher, kann man nicht nachweisen …
    Und nein, ich habe keine große Ahnung von Statistik, und noch eine OT- Frage:
    Lobe ich dich für deine Kuhbuch- Besprechung jetzt gleich hier oder dort?

  2. Verdacht und Tatsachen

    Hallo Theres!

    Schön, Dich hier mal wieder zu lesen. Du hast recht, Antibiotika wurden bis 2006 auch in der EU noch teilweise als Leitungsförderer eingesetzt. Dadurch konnte der Futterbedarf möglichst gering gehalten werden bei guten Zunahmen. Seit 2006 ist es verboten und auch in den USA regt sich diesbezüglich was.

    Das mit dem Verdacht ist immer so eine Sache. Daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer wichtiger Faktoren, auf die auch eingegangen werden muss. Die Studie oben liefert tatsächlich nur einen Haufen Daten, mehr nicht. Darauf wollte ich eigentlich hinaus. Die eigentliche Arbeit muss also erst beginnen.

    Bezüglich des Kuhbuches: sollte das Lob länger werden, wäre es unter dem Artikel wohl passender. Ich freue mich aber schon mal sehr, dass meine Empfehlung angekommen ist^^

  3. Tatsachen und ihre Interpretation …

    sind halt so eine Sache. Die Grundaussage ist doch eindeutig – in der Hühnermast werden mit Abstand zu viele Antibiotika gegeben.
    Warum ist fast egal, so ist es jedenfalls … schlecht. Sage ich es so.
    Soweit ich die Daten überblicken kann, ist das sicher, mehr aber nicht. Reicht mir auch, weil ich wie bisher schlicht zu Bio greifen werde, um hoffentlich auf der sicheren Seite zu sein.

    Mitgelesen habe ich übrigens fast die ganze Zeit, nur Zeit hatte ich zu wenig zum kommentieren oder einlesen. Ich mache es mir ja auch bei diesem Artikel einfach.
    “Kurzlob” kann ich gerade nicht (hab es probiert, aber deine Reszension traf es genau 😉 deshalb gibt es die längere Version unter dem Artikel.

  4. Mit Grundaussagen ist das aber auch immer so eine Sache. Ist das denn auf ganz Deutschland übertragbar? Ich gebe Dir aber recht, dass das Problem gefunden und gelöst werden muss, genau dafür taugt dieser Datenhaufen leider nicht wirklich…

  5. Hm?

    nrw, dachte ich und das ist schon schlimm genug. Nun, aber glaubst du ganz ernstlich, und damit meine ich die nicht Daten- untermauerte Einschätzung, dass es woanders besser aussähe? (Bei gleichzeitiger Beachtung der Preise und so weiter …)
    Ganz ehrlich, mir genügt ein Bundesland mit vielen Zuchtbetrieben und meine Gesundheit … und das Problem ist schon gefunden: zu viele Antibiotika.
    Wieso sie gegeben werden, das müssten die Sünder doch selbst wissen und abstellen können? Kauft keiner mehr diese, äh, tschuldige, äh, Fleisch gewordenen Medikamente, dann sollte sich die Praxis legen?
    Ja, ja, ich weiß … ich träume halt manchmal. Ich stimme dir aber völlig zu, dass das Wesentliche an der Erhebung fehlt.

  6. Einschätzung

    Ob ich meine, dass woanders besser aussähe? Ja, meine ich. Zugegeben, ich bin auch kein allzu großer Freund der konventionellen Tierhaltung im Geflügelbereich und der Preis spielt da sicherlich auch eine Rolle. Trotzdem halte ich – bei dem was ich dazu lese – die obige Untersuchung keineswegs für die Regel.

  7. “Auf Rezept”

    Hey Sören, danke für deine fachliche Einschätzung.
    Eine Sache ist mir immer wieder bei der Geschichte aufgefallen und dein Titel zeigt es auch ein bischen.
    Unterbewusst wird impliziert, das die Tierchen immernoch voller Antibiotika stecken, wenn sie dann schön zerteilt in der örtlichen Fleischauslage liegen.

    Aber soweit mir bekannt, gibts da doch gewisse Fristen, die zwischen letzter Antibiotikagabe und Schlachtung vergangen sein müssen, oder?

    Ansonsten nervt es etwas, das man bisher nicht über die Feststellung des Problems hinaus ist.
    Transparenz wäre der einfachste Weg Vertrauen beim Verbraucher zu schaffen und gleichzeitig schwarze Schafe rauszuschmeißen.

  8. Antibiotikapantscher

    Bezüglich der Dokumentationspflicht wurde anscheinend mal wieder gründlich Lobbyarbeit geleistet, denn “Seit Anfang 2011 wird in einer zentralen Datenbank die regionalisierte Antibiotika-Vergabe an Kühe und Schweine dokumentiert, nicht aber der Einsatz in der Hühner- und Putenhaltung.”
    Quelle: http://www.agrarheute.com/antibiotika-464045

  9. Oh jeh …

    Bio- Geflügelfarmen haben weniger resistente Bakterien
    Aus ScienceDaily (Aug. 10, 2011)
    “The study, recently published in Environmental Health Perspectives, is the first to demonstrate lower levels of drug-resistant bacteria on newly organic farms in the United States and suggests that removing antibiotic use from large-scale U.S. poultry farms can result in immediate and significant reductions in antibiotic resistance for some bacteria.”
    http://www.sciencedaily.com/…08/110810085537.htm

    Guten Morgen, Sören,
    ich gehe davon aus, dass du die Usa nicht gemeint hast, aber die kennen das Problem, und entsprechend sollten es einige in D auch genauer kennen. Neu ist’s ja nicht.
    Ich meine also immer noch, dass es belanglos ist, ob Veterinäre, Mäster oder Kontrollen versagten oder alle drei – oder in welchen Anteilen in Gesamtdeutschland – oder ob schlicht die falschen Hühnersorten unter den falschen Bedingungen gehalten werden (überall in nrw und auch in den Usa? Das glaube ich so nicht) – aufhören muss es.
    In den Usa sind Fleisch und Hähnchen offenbar stärker mit einem resistenten Bazillus kontaminiert als erwartet (Staphylococcus aureus). Saubere Statistiken sind eine Sache, und wichtig, aber wie soll man allein aus der Erhebung herausfinden, wer versagte?
    Die Frage ist auch, ob andere Bundesländer ähnliche Untersuchungen anstellen, oder sich leisten können.

    Dazu auch noch ein Zitat: “Today, there is overwhelming evidence that non-therapeutic use of antibiotics contributes to antibiotic resistance, even if we do not understand all the mechanisms in the genetic transmission chain,” says Levy, MD, professor of molecular biology and microbiology and director of the Center for Adaptation Genetics and Drug Resistance at Tufts University School of Medicine.”
    aus http://www.sciencedaily.com/…11/111115103514.htm

  10. Was man vielleicht noch ergänzen kann ist, dass deutsches Geflügelfleisch lt. jährlichem Rückstandskontrollplan in Bezug auf Antibiotikarückstände unbedenklich ist. Die Geflügelfleischlieferanten fast aller grossen Discounter werden zu dem von QS auditiert. Inwieweit die Geflügelpest (ja ich weiß, sie wird von Viren übertragen) einen Einfluß hatte will ich nicht ausschließen. Es gibt auch andere Tierkrankheiten die durch Viren übertragen werden und trotzdem mit Antibiotika behandelt werden. Lass mich aber auch gern eines besseren belehren, da ich kein Vet bin. Ansonsten bin ich auch zu dem Entschluss gekommen, dass die Studie viele Zahlen liefert, aber die Ursache für den Antibiotikaeinsatz nicht erfasst. Das wäre aber gerade interessant gewesen, um auch zu erfahren wo Verbesserungsbedarf besteht.

  11. @Jörg und Mona

    Hallo Jörg,

    Du hast vollkommen recht, dass es da gewisse Fristen gibt. Über den Hintergrund existiert auch eine Broschüre, die ich später noch verbloggen werde, habe die jetzt erstmal weggelassen.

    Hallo Mona,
    das mit der Lobbyarbeit kann ich so nicht unbedingt stehen lassen, nach meinen Informationen wurde die Datenerhebung beim Geflügel durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaf und Verbraucher unterbunden – aus Gründen des Datenschutzes…

    http://www.innovations-report.de/…ve_184762.html

  12. @Theres: der Reihe nach

    Hallo Theres,

    ich verstehe gerade Deinen Kommentar nicht ganz, wenn ich ehrlich bin. Ich versuche das mal ein wenig zu ordnen:

    In den USA gibt es – zusätzlich zur “normalen” Anwendung der Antibiotika – noch deren Einsatz als Leistungsförderer. Das Problem der Resistenzbildung ist da wohl durchaus bekannt, langsam regt sich aber Widerstand.
    Zu Deinem weiteren Kommentar: wir müssen aber schon rausfinden, wo das problem liegt, sonst können wir es ja nicht beheben. Oder? Dass man das allein aus DIESER Erhebung nicht kann, hast Du vollkommen richtig verstanden^^

    PS: Mir flatterte gerade ein Paper ins Postfach, das die Antibiotika-Nutzung in der Tierhaltung weit weniger dramatisch sieht…muss ich mir mal anschauen^^

  13. @Reuben C: QS

    Hallo Reuben C,

    ich hatte es in der Antwort an Jörg schon erwähnt, dass ich hier noch eine Broschüre des FNL zum Einsatz von Arzzneimitteln habe, die werde ich noch separat verbloggen dazu. Dort werden die etwas kyptischen Bezeichnungen wie QS oder ADI dann noch näher erklärt^^
    Was Antibiotika und Viren angeht, bin ich gerade etwas überfragt, freue mich aber, dass wir zum gleichen Schluss gekommen sind, was die Studie angeht^^

  14. Durcheinander geworfen

    Ja, ich habe da wohl einen vorschnellen Generalverdacht – ein Vorurteil gegen Geflügelmäster, das ausgewachsen ist, könnte man sagen. Bei so hohen Zahlen habe ich unlautere Motive unterstellt. Ähm, war halt früh heute Morgen …
    Ich warte gespannt auf ein Update.

  15. @Theres: Verdacht

    Hallo Theres,

    sorry, hier gabs gerade irgendwie ein Software-Update und hakte meine Kommentarfunktion…

    Einen Verdacht zu haben, ist erstmal nicht tragisch, die spannende Frage ist jetzt natürlich, was dran ist. Und dazu ist noch viel Arbeit nötig…Und vielleicht ist ein bisschen Differenzierung auch nicht schädlich^^

  16. Antibiotika-Rückstände @Reuben C.

    “Was man vielleicht noch ergänzen kann ist, dass deutsches Geflügelfleisch lt. jährlichem Rückstandskontrollplan in Bezug auf Antibiotikarückstände unbedenklich ist.”

    “Unbedenklich” ist so eine Sache. Auch wenn das untersuchte Hähnchen die EU-Grenzwerte für Antibiotika-Rückstände im Fleisch nicht überschreitet, so können sich doch resistente Keime gebildet haben. Oft wurden nämlich bis zu acht verschiedene Antibiotika eingesetzt und die häufig nur für ein bis zwei Tage, das kann man nicht mehr mit Krankheiten rechtfertigen. Außerdem sind in vielen verschiedenen tierischen Produkten Antibiotika- Rückstände enthalten und die summieren sich natürlich.

  17. Hallo Mona,
    die “Unbedenklichkeit” ist nicht so eine Sache, denn man kann sie klar in Form von Abwesenheit von Schadstoffen beschreiben.
    Resistente Keime kommen vorwiegend in Krankenhäusern vor, die Übertragung von Lebensmitteln auf den Menschen spielt hier eine untergeordnete Rolle. Die Summierung von verschiedenen Rückständen in Lebensmitteln wird bei der Rückstandshöchstmengen-VO ebenfalls anhand eines Warenkorbes des täglichen Bedarfs berücksichtigt. Acht verschiedene Antibiotika in der Kurzmast sind natürlich heftig, da würde ich gern einmal den zuständigen Vet und Tierhalter fragen was da los war. Auf den ausgewerteten Gesundheitsbescheinigungen muss doch auch die Diagnose/ Krankeitsbild vermerkt sein. Warum wurde darauf nicht in der Studie eingegangen – man weiß es nicht.

  18. Antworten @Reuben C.

    “die “Unbedenklichkeit” ist nicht so eine Sache, denn man kann sie klar in Form von Abwesenheit von Schadstoffen beschreiben.”

    Damit ist nicht die “Abwesenheit von Schadstoffen” gemeint, sondern ein nichtüberschreiten von im Gesetz festgelegten Höchstmengen.

    “Resistente Keime kommen vorwiegend in Krankenhäusern vor, die Übertragung von Lebensmitteln auf den Menschen spielt hier eine untergeordnete Rolle.”

    Resistente Keime können sich auch im Menschen bilden, das ist wahr, wenn Antibiotika bei einer Krankheit nicht vorschriftsmäßig eingenommen oder Reste davon nicht richtig entsorgt wurden. Wenn Tiere solche Keime entwickeln, dann werden sie über den Darm ausgeschieden und können sehr wohl das Lebensmittel verunreinigen. Der kontaminierte Mist wird häufig auch als Dünger eingesetzt und so gelangen die resistenten Keime in die Umwelt und werden letztlich auch in Krankenhäuser eingeschleppt. Dort werden weitere Antibiotika gegeben und gelangen über die Abwässer wieder in die Umwelt.

    Siehe auch: http://www.youtube.com/watch?v=cRWXuADgAYY

    “Die Summierung von verschiedenen Rückständen in Lebensmitteln wird bei der Rückstandshöchstmengen-VO ebenfalls anhand eines Warenkorbes des täglichen Bedarfs berücksichtigt.”

    Da kann man nur hoffen, dass nicht jemand ein Schnitzel zu viel isst. Außerdem sind die Rückstandshöchstmengen auf einen “Durchschnittsmenschen” von 70 kg ausgelegt. Viele Menschen und gerade auch Kinder wiegen aber oft erheblich weniger.

    “Acht verschiedene Antibiotika in der Kurzmast sind natürlich heftig, da würde ich gern einmal den zuständigen Vet und Tierhalter fragen was da los war. Auf den ausgewerteten Gesundheitsbescheinigungen muss doch auch die Diagnose/ Krankeitsbild vermerkt sein.”

    Da kommen wird zur größten Ungereimtheit: “Bei 53 Prozent der Behandlungen wurde das Medikament der Studie zufolge allerdings nur ein bis zwei Tage verabreicht und lag damit außerhalb der Zulassungsbedingungen für bestimmte Antibiotika. Bei zu kurzen Gaben können Bakterien gegen Antibiotika Resistenzen entwickeln.”

    Quelle: http://www.n-tv.de/…n-gedopt-article4780061.html

  19. Hallo Theres,

    vielen Dank für den Link. Dann sollen die Amis mal langsam in die Hufe kommen mit den Fütterungs-AB. Und ich übrigens auch mit einem anderen Paper dazu…

  20. Amis … oder dt. Hühnermäster?

    Sag, diese Verhältnisse gelten aber auch für uns, oder verstand ich den Artikel so falsch? Also, jedenfalls für NRW, wo Hühner für eine bedenklich lange Zeit mit Antibiotika gefüttert worden sind, obwohl es hier verboten ist. Der Verband versprach Besserung … nun. Die Studien dahinter habe ich nicht gelesen, also, ich habe keine Ahnung, wie die Zeiten sind um unangenehme Bakterien “zu erreichen”.

  21. Ich hatte das weiter oben schon kurz erwähnt: Tierhaltung ist gesetzlich reglementiert. In den USA sind Fütterungsantibiotika noch gesetzlich erlaubt, hier nicht. Das ist ein grundsätzlicher Unterschied.

    Außerdem wurden die Hühner in NRW nicht zulange, sondern eher zu kurz mit Antibiotika behandelt.

    Momentan fliegen mir die News zu Antibiotika nur so um die Ohren…

  22. Pollmer

    Hallo Reuben C,

    danle für den Link, habe ich schon gelesen. Mir ist Pollmer hier etwas zu überheblich. Mag sein, dass die Studie nicht ausreicht, um handfeste Schlussfolgerungen zu ziehen, problematisch ist das Ergebnis dennoch. Sicher, die Grenzwerte sind immer noch verdammt niedrig, trotzdem ergeben sich völlig unabhängig davon auch Welfare-Probleme – und da verstehe ich keinen Spaß^^

  23. Hi,
    ich finde die Aussagen Pollmers im Großen und Ganzen zutreffend, wenn auch etwas provokant.
    Zu meiner Aussage: Geflügelpest und Antibiotika. Habe in den letzen Tagen alte DGS-Ausgaben gewälzt. Beide Begriffe werden dort nicht in Zusammenhang gebracht.

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