Ein Jahr im Leben eines Landwirtes

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Ich habe die Tage bei einer Diskussion zum Thema Landwirtschaft und Tierhaltung mal wieder gemerkt wie unfassbar schwierig das doch ist, wenn die Diskutanten praktisch gar keinen Bezug dazu haben. Es macht die Sache nicht besser, wenn die Landwirtschaft eigentlich nur bei möglicherweise vorhandenen Skandalen in den Fokus gerät. Ich kann mich täuschen und da ich keinen Fernseher besitze, bitte ich meinen Eindruck zu korrigieren, sollte ich da falsch liegen, aber mir ist momentan keine wirklich gute Sendung zum Thema im deutschen Fernsehen bekannt. Auch gelegentliche Reportagen treffen meinen Nerv nur so leidlich, entweder sind sie zu hysterisch oder schlicht zu kitschig, über den Kuppel-Quatsch schweige ich mich mal aus. Also eigentlich kann ich den Laien gar keinen Vorwurf machen, ob ihrer leicht panischen oder skeptischen Haltung.

Vor zwei Tagen bin ich dann über ein Video gestolpert. Dort beschreibt ein echter Landwirt sein Leben über ein Jahr hinweg mit seinen Tieren, der Feldarbeit und was sonst noch alles dazugehört – und das auch noch im Öffentlich-Rechtlichen! Der Bildungsauftrag wurde hier grandios erfüllt. Selbstverständlich redet da niemand Deutsch. Die Sendung lief bei der BBC. Obwohl es keine Fachsendung ist, bekommt man doch einen guten Einblick in das Leben als Landwirt, aber auch in seine Einstellung zu seinen Tieren beispielsweise – und das ist schließlich in Diskussionen meiner Erfahrung nach immer der ärgerlichste Punkt. Eine Stunde hervorragende Unterhaltung ohne Kitsch und Skandale. Ich fühlte mich bestens unterhalten und wünsche Euch diese jetzt auch!

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Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

20 Kommentare

  1. Kadaverhaube

    @ Sören Schewe schrieb:

    “Ich habe die Tage bei einer Diskussion zum Thema Landwirtschaft und Tierhaltung mal wieder gemerkt wie unfassbar schwierig das doch ist, wenn die Diskutanten praktisch gar keinen Bezug dazu haben.”

    Wer mit offenen Augen durch die Landschaft fährt, die in Deutschlands Norden zuletzt befördert durch die verheerende EEG-Biogaspolitik fast nur noch aus Maisfeldern besteht, wird vor fast jedem bäuerlichen Industriebetrieb eine Kadaverhaube entdecken, über die Schweineleichen aus den Intensiv-Maststellen entsorgt werden. Der für den Laien leicht mit einem Milchtransporter zu verwechselnde Abdecktansporter ist übrigens zwischenzeitlich das häufigste Fahrzeug, das mir auf meinen Radtouren durch Ostwestfalen begegnet.

    http://www.soylent-network.com/…A_RGB_300dpi.jpg

  2. Geoman, Dein Kommentar ist ganz großartig, ein super Exemplar dessen, was mir genau so begegnet ist und mich zu diesem Hinweis veranlasst hat.

    Es ist nicht alles toll in der Landwirtschaft, aber irgendwie braucht es ja eine Basis, auf der sich diskutieren lässt, denn nur präzise Kritik kann auch wirklich dort treffen, wo es drauf ankommt. Alles andere erzeugt nur ein merkwürdiges Rauschen und verpufft vor den Türen der PR-Büros…

  3. Ungebremst verheerende Agrarpolitik

    Ich beobachte, die verheerenden Auswirkungen der EU-Agrarpolitik (und in jüngster Zeit auch deren Verschlimmbesserung durch die Energiepolitik) seit Ende der 1960er Jahre. Ganze Aktenordner voll an Infomaterial habe ich darüber gesammelt, immer wieder das Landwirtschaftliche Wochenblatt gelesen und als Lehrbeauftragter über das schwachsinnige Feuchtwiesenschutzprogramm referiert.

    In meinem vorherigen Kommentar habe ich pointiert berichtet, wie sich der organisierte Wahn in den Mastställen auch an Indizien außerhalb beobachten lässt.

    Gibt es meinem Kommentar, außer dass er Dir nicht in den Kram passt, irgendetwas an präziser Kritik entgegen zu setzen?

  4. Zugegeben, Punkt für Dich. Ich beobachte die Entwicklungen in der Landwirtschaft – verglichen mit Dir – erst seit kurzem. um Dich besser verstehen zu können, möchte ich Dir zwei Fragen stellen: 1) Was ist ein bäuerlicher Industrie-Betrieb? Was verstehst Du unter organisiertem Wahn in den Mastställen? (Keine Provokation, will ich wirklich wissen).

    Ich habe ja auch schon versucht zu ergründen, was genau Massentierhaltung definiert. Hat bisher nur so leidlich funktioniert. Tatsächlich werden gerade Milchvieh-Betriebe weltweit immer größer, da der Milchpreis ständig durch die Ketten gesenkt wird, während die Kosten für den Landwirt steigen. Allgemein fällt das unter den sogenannten Strukturwandel.

  5. “Deutschlands Norden zuletzt befördert durch die verheerende EEG-Biogaspolitik fast nur noch aus Maisfeldern besteht”

    Was heißt “fast nur”? Das hört sich ja an wie 90 %. Laut Agrarstatistik der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen lag der Maisanteil an der Ackerfläche in diesem Bundesland 2010 bei 29 %. Das ist nicht wenig, aber von “fast nur” kann keine Rede sein.
    Und den Landwirten kann man den Maisanbau und das EEG nicht vorwerfen. Es gab mal eine Agrarministerin, die untergroßem Beifall der Öffentlichkeit die Landwirte aufforderte, zu Energiewirten zu werden.
    Die Landwirte haben nur auf die Anreize reagiert, die man ihnen gesetzt hat. Die Kritik am EEG sollten man bei dessen Schöpfern anmelden und nicht bei den Landwirten.
    Initiert haben das EEG die grünen Minister Trittin und Künast!

  6. Hallo Daniel,

    vielen Dank für die Ergänzung. Gibt es eigentlich auch irgendwo Übersichten, wieviele Tiere die Mast nicht überleben? Wäre ja auch im Interesse aller, dass das nicht zuviele sind, Zahlen dazu habe ich aber nicht gefunden…

  7. @ Sören @Geoman

    “vor fast jedem bäuerlichen Industriebetrieb eine Kadaverhaube entdecken, über die Schweineleichen aus den Intensiv-Maststellen entsorgt werden”

    100 % Überlebensrate wird es bei keiner Mast geben. Das wäre zu schön! Die Landwirte sind daran interessiert die Verluste so gering wie möglich zu halten, denn nur erfolgreich gemästete Schweine werden letztendlich bezahlt. Für Tiere unter der “Kadaverhaube” bekommt der Landwirt kein Geld, sie kosten Geld.
    Und wo sollen die toten Tier hin? Früher wurden Sie im Mist vergraben. Das ist aus gutem Grund aus seuchenhygienischen Gründen mittlerweile verboten.

    Von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen habe ich Kennzahlen für die Schweinemast aus der Betriebszeiganalyse 2010 / 2011 gefunden.
    (http://www.google.de/…dPgeSbt4G8969Q&cad=rja) Es wurden 319 Betriebe ausgewertet, die in diesem Zeitraum etwa 1 Mio. Schweine gemästet haben. Die Verluste in der Mast lagen im Durchschnitt bei 2,6 %.
    Ich habe keine Zahlen aus den 60iger Jahren, aus der guten alten Zeit von Opas Bauernhof, aber aus der Ökoschweinemast von 2004 / 2005 (http://www.google.de/…s5Ggp-lI6EF4f5xtu97DgpbLfw) dort lagen die Verluste bei 4,5 % !
    Leider ist die Datengrundlage etwas schwächer, es wurden nur 26 Betriebe ausgewertet mit 10.000 gemästeten Tieren.

  8. Vielen Dank Daniel! Damit lässt sich schon mal arbeiten. Naja, und dass tote Tiere dem Landwirt kein Geld einbringen, habe ich jetzt einfach mal vorrausgesetzt, aber man kann das nie oft genug wiederholen 😉

  9. Tendenziösess statistisches Geschwurbel

    @ Daniel

    Kann es sein, dass Du Pressesprecher bei einem Landwirtschaftsverband bist oder werden willst?

    Das kein Landwirt das Ziel hat, Schweinekadaver zu produzieren versteht sich aus ökonomischen Gründen von selbst. Aber die Landwirte nehmen es durch ihre, nur wenige Monate dauernde Intensivstmast bewusst in Kauf.

    Und zu einem respektablen Prozentanteil auch deshalb, weil sie sich z. B. In NRW nur zu einem geringen Prozentsatz die Kosten der Kadaverentsorgung tragen müssen. Der Laie wundert sich bekanntlich immer wieder, für was ein Landwirt so alles Subventionen bekommt.

    Auch zu Deinen statistischen Schwurbeleien über den Anteil von Mausfeldern an der Ackerfläche ist einiges zu bemerken. Das enorme Wachstum der Maisflächen geht nämlich vielfach zu Lasten der Wiesen und Weiden. Also genau den Gebieten, die landschaftlich interessant sind. Im Übrigen wenn Du statt auf Landes- auf Kreisenebene rechnest, kommst Du in vielen Kreisen auf Maisanteile von weit über 50 % an der Ackerfläche.

  10. @Geoman

    “Das kein Landwirt das Ziel hat, Schweinekadaver zu produzieren versteht sich aus ökonomischen Gründen von selbst. Aber die Landwirte nehmen es durch ihre, nur wenige Monate dauernde Intensivstmast bewusst in Kauf.”

    Wie ist dann zu erklären, dass im Ökologischen Landbau die Verluste noch höher waren? Ist die Mast noch intensiver? Nehmen sie die Verluste noch bewußter in Kauf?

    “wenn Du statt auf Landes- auf Kreisenebene rechnest, kommst Du in vielen Kreisen auf Maisanteile von weit über 50 % an der Ackerfläche.”

    Haben Sie dazu Zahlen? Die würde mich mal interessieren. Ich bestreite auch nicht, dass es in einigen Regionen viel Mais gibt, aber auch üebr 50 % sind nicht “fast nur”. Eine Diskussion ist nach meiner Erfahrung einfacher und fruchtbarer, wenn man präzise Argumentiert und nicht unbestimmte Begriffe verwendet.
    Und haben Sie sich wegen des angewachsenen Maisanbaus auch schon bei Künast und Trittin beschwert, das sie dieses durch ihr EEG ausgelöst haben?

    “Auch zu Deinen statistischen Schwurbeleien”

    Und Danke für die sachliche Auseinandersetzung!

  11. Über Ausfallquoten in Opas Schweinestall

    @ Daniel

    Ich kann Ihnen den Grund sagen, warum ich hier etwas polemisch werde, und Sie für einen tendenziösen Zahlenverdreher oder Lobbyisten halte, der unhaltbare Zustände in der Landwirtschaft zu rechtfertigen und zu verharmlosen sucht.

    Wenn sie z. B. herausfinden, dass die Ausfälle in Schweine-Intensivmastanlagen unter denen in Opas Schweineställen liegen, dann sagt dies noch nichts über die artgerechte Haltung und schon gar nichts die Lebensqualität von Schweinen aus.

    Die in Zoos kasernierten Tiere werden auch häufig älter als ihre Artgenossen in der freien Wildbahn. Leben sie deshalb in Gefangenschaft artgerechter oder mit höherer Lebensqualität?

    Vielleicht lesen sie einmal folgenden Artikel, um sich ein realistisches Bild davon zu machen, wie es im Inneren vieler Intensivmastlagen zugeht:

    http://www.taz.de/!91156/

    Im Übrigen schwanken die Ausfälle in Intensivanlagen enorm und liegen zwischen 0 und 6 %. Das muss man sich im Extremfall einmal vorstellen. Nehmen wir einmal einen Mastbetrieb mit 1.000 Schweinen, in denen mehr als die Hälfte aller ‘deutschen Schweine’ dahin vegetieren

    Pro Jahr gibt es mindestens drei Durchgänge, d. h. die Schweine werden im Schnitt 120 Tage gefüttert, um Ihr Schlachtgewicht zu erreichen. In so einem Betrieb sterben Im Extremfall dann pro Jahr 180 Schweine! Im Durschnitt sind es immer noch 80! Und das trotz der Fütterung mit antimikrobiellen Leistungsfördern und anderen speziellen Futterzusätzen, die Opa noch nicht kannte, aber eigentlich auch heute kein Verbraucher in der Nahrungskette haben möchte.

    Und nun noch ein paar Zahlen:

    “Die Maisanbaufläche in Deutschland hat sich seit 2006 fast vervierfacht. Von 2010 auf 2011 nahm in der Bundesrepublik die Anbaufläche von Silomais um 12 % auf insgesamt 2 Mio. ha zu. Laut Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde in 15 Landkreisen die Anbaufläche auf über 50 % gesteigert. „Maishochburgen“ sind besonders die Kreise Cloppenburg mit 55 %, Grafschaft Bentheim mit 49 % und Borken mit 53 % Maisanteil an der Ackerfläche.”

    zitiert nach: Dr. Alfred Albrecht, Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst, Augsburg

    Der zuvor zitierte Kreis Borken zahlt für die Beseitigung von Tier-Kadavern aus bäuerlichen Industriebetrieben jährlich 1,2 Millionen Euro, das sind 75 % der Gesamtbeseitigungskosten. Der einzelne Landwirt trägt folglich nur 25 % der Kosten. Ohne Frage würden die Ausfallquoten sinken und die Lebensqualität der Schweine steigen, wenn der einzelne Landwirt sämtlich Kadaverentsorgungskosten tragen müsste..

    PS: Gegen die Umwandlung von Wiesen in Maisfelder habe ich schon vor über 30 Jahren Leserbriefe im Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe veröffentlicht. Schon damals musste ich feststellen, dass die überwiegende Zahl der Landwirte keine Probleme hat am Tropf der EU zu hängen und bereit ist, für Transfer-Geld fast jede Schweinerei in Kauf zu nehmen. Völlig aussichtslos ist es aber mit Leserbriefen gegen die zwischenzeitlich parteiübergreifende Klimamafia anzuschreiben.

  12. Lieber Geoman,

    >”Vielleicht lesen sie einmal folgenden Artikel, um sich ein realistisches Bild davon zu machen, wie es im Inneren vieler Intensivmastlagen zugeht:

    http://www.taz.de/!91156/\”

    Das sind Einzelfälle, aber nicht die Realität. Kein Stall in dem ich war, sah so aus wie dort beschrieben.

    Sie sind ein sehr gutes Beispiel für einen Verbraucher der noch nie eine moderne Tierhaltung von innen gesehen hat und auf der Grundlage emotionaler und unsachlicher Medienberichte, sowie einzelner Gerüchte nur Kopfkino zu laufen hat.
    Nehmen sie mir meine Ausdrucksweise bitte nicht übel, ich kann ihre Position nachvollziehen, denn sie ist das Resultat jahrelanger unzureichender Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaftlichen Interessengruppen.

  13. Unterschiedliche Statistiken @Daniel

    “Wie ist dann zu erklären, dass im Ökologischen Landbau die Verluste noch höher waren? Ist die Mast noch intensiver? Nehmen sie die Verluste noch bewußter in Kauf?”

    Bekannt ist, dass es in früheren Jahren, aufgrund der langen Säugezeit in der ökologischen Schweinemast, häufig zu Ferkelverlusten durch Erdrücken kam. Heutzutage versucht man dem durch eine bessere Ausgestaltung der Buchten entgegenzuwirken, aber das Problem ist noch nicht ganz vom Tisch.

    Die Tierverluste steigen insgesamt mit der Betriebsgröße, fand man bei einer Praxisstudie heraus.

    http://www.landwirt.com/…se,,10127,,Bericht.html

    Etwas überrascht hat mich allerdings der folgende Artikel, der recht hohe Ferkelverluste angibt.

    http://www.mszv.de/sza/34/s56.pdf

    In diesem Zusammenhang hätte ich eine Frage an Dich, weil ich mir nicht erklären kann wie die unterschiedlichen Zahlen in den verschiedenen Statistiken zustande kommen. Anscheinend macht man einen Unterschied zwischen Ferkelerzeugern und Schweinemästern. Werden Ferkelverluste und “Verluste in der Mast” (erwachsene Schweine) getrennt aufgeführt?

  14. Ferkel und Schweine

    Hallo Mona, ich quatsch mal kurz dazwischen, um Deine Frage ein Stück weit zu beantworten: am 21. Tag werden die Ferkel abgesetzt, alle Ferkel, die bis dahin gestorben sind, werden meines Wissens nach als Ferkelverluste gezählt.
    Die Gründe können vielfältig sein, entweder werden die Tiere schon tot geboren, was immer mal wieder vorkommt, oder ihnen machen Durchfälle zu schaffen. Falls Dich das ein wenig genauer interessiert: http://www.animal-health-online.de/ferkel/

  15. @Mona

    http://www.landwirt.com/…se,,10127,,Bericht.html

    Du verwechselst die Betriebsgröße mit der Gruppengröße. Ein Betrieb mit 1800 Mastplätzen aber einer Gruppengröße von 20-30 hat nach dieser Studie weniger Verluste als ein Betrieb mit 500 Mastplätzen und einer Gruppengröße >30. Meine zahlen sind natürlich fiktiv, da ich nicht die ausführlichen Daten habe, aber das Prinzip ist zu erkennen.

    Ferkelverluste entstehen bei der Ferkelerzeugung. Verluste bei der Mast entstehen bei der Fleischproduktion. Und ja, beides wird getrennt erfasst, da es sich um zwei unterschiedliche Produktionsstufen handelt.

    Heiße zwar nicht Daniel, aber ich glaube er wird es mir verzeihen und kann auch noch ergänzen.

  16. Weshalb aus Schweinen Zombies werden

    @ Reuben C. schrieb:

    “Sie sind ein sehr gutes Beispiel für einen Verbraucher der noch nie eine moderne Tierhaltung von innen gesehen hat und auf der Grundlage emotionaler und unsachlicher Medienberichte, sowie einzelner Gerüchte nur Kopfkino zu laufen hat.

    Nehmen sie mir meine Ausdrucksweise bitte nicht übel, ich kann ihre Position nachvollziehen, denn sie ist das Resultat jahrelanger unzureichender Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaftlichen Interessengruppen.”

    Nehmen Sie es mir nicht übel, aber was in dem TAZ-Bericht gezeigt wurde, mag ein Extremfall sein, ist aber beileibe kein Einzelfall. Ich kenne ähnliche Berichte aus dem ostwestfälischen Raum. Bilder von Schweinen mit kindskopfgroßen Geschwüren und wüsten Arzneimittel-Kammern, in denen der Boden mit Antibiotika bedeckt ist.

    Was in Schweineställen abgeht, hat System und ist eine Konsequenz aus den hanebüchenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (EU sei Dank), den skrupellosen Überlebenskampf und Gewinnstreben der Agrarunternehmer und von der Situation völlig überforderten Aufsichtsbehörden. Dies führt dazu, dass das höchst intelligente Lebewesen wie Schweine zu einem gemästeten Zombies verkommen. In den Ställen sind keine Lebewesen, sondern lebende Tote, die nur zweimal in ihrem Leben das Sonnenlicht erblicken, nämlich auf dem Weg von der Ferkelaufzuchtanlage zum Maststall und vom Maststall zum Schlachtbetrieb.

    Die Öffentlichkeitsarbeit der landwirtschaftlichen Interessengruppen ist ein gewichtiger Bestandteil der geschilderten Misere, in dem sie z. B. landwirtschaftliche Industriebetriebe blumig als bäuerliche Familienbetriebe bezeichnet, um ins Kopfkino der Verbraucher nicht mehr existierende historisierende Idyllen einzuspielen.

    Also kommen Sie mir bitte nicht mit “unzureichender Öffentlichkeitsarbeit” als Quelle meiner pointierten Darstellung. Ich habe von der zu tiefst heuchlerischen Propaganda der Landwirtschaftslobby die Nase gestrichen voll. Ein typisches Kennzeichen dieser Propaganda besteht darin, dass wenn in einem Betrieb mal wieder ekelerregende Missstände aufgedeckt werden, reflexartig von einzelnen schwarzen Schafen die Rede ist und nie eingestanden wird, dass diese vom System systematisch erzeugt werden

    Bäuerliche Familienbetriebe, die diesen Namen verdienen – also jene Hofstellen, die den Intensivwachstumswahn nicht mitmachen – gibt es zwar noch vereinzelt, aber sie werden durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausselektiert und sind zum Aussterben verdammt, weil sie entweder Pleite gehen oder keinen Hofnachfolger finden.

  17. @ Mona

    Hallo Mona,

    meine Vorredner haben Deine Frage schon hervorragend beantwortet. Ich habe dem nichts hinzuzufügen.

    Meine Frage war allerdings rhetorischer Natur. Ich stimme aber mit Deiner Erklärung überein.
    Ich wollte nur deutlich machen, dass nicht nur in der wenige Monate dauernden “Intensivmast”, in der nach Aussage von Geoman Verluste bewusst in Kauf genommen würden, sondern auch in alternativen Formen der Mast mit Verlusten zu rechnen ist, die z.T. sogar noch höher ausfallen.
    Dabei geht es mir nicht darum verschiedene Haltungssysteme gegeneinander auszuspielen und aufzurechnen, sondern gegen pauschale Glorifizierung eines und Verdammung eines anderen Systems. Die Welt ist bunter und differenzierter.

  18. Danke!

    Jetzt muss ich mich mal bei Euch, Daniel und Reuben C, bedanken, dass Ihr hier immer vorbeischaut und aushelft, wenn ich mal keine Zeit habe. Das finde ich wirklich großartig!

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