Die Debatte um Tiere im Zirkus geht weiter

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Vor gar nicht so langer Zeit berichtete ich hier über eine Studie bei Löwen des Zirkus Krone, in der Wissenschaftler der uni Münster in Zusammenarbeit mit dem Tier-Trainer über den Gehalt es Stresshormons Cortisol herausfinden wollten, wie stressig ein Transport für die Tiere war. Das Ergebnis war eindeutig: gar nicht stressig, die Werte waren nach der Fahrt nicht höher als zuvor. Jetzt gibt es in den Büchern des Verhaltensforschers Dr. Birmelin so einige Geschichten von Zirkustieren, die ihre Trainer liebten und natürlich auch umgekehrt. In einem seiner früheren Bücher, welches er zusammen mit Volker Arzt geschrieben hat, ging er dabei aber auch darauf ein, wie man es nicht machen sollte.

Nun, wie komme ich darauf? Heute entdeckte ich einen Artikel auf derwesten.de. Es ging um leidende Elefanten im Zirkus. Überraschenderweise tauchte ausgerechnet der Zirkus Krone im Artikel auf, der doch mit der Untersuchung des Löwen zuvor mit der Kritik an der Tierhaltung aufräumen wollte. Jetzt handelt es sich erstmal nur um einen Artikel und keine Studie. Außerdem wirkt das alles etwas merkwürdig – nicht unbedingt zu Gunsten des Zirkus. Elefanten sind in freier Wildbahn nicht gerade für Kopfstände bekannt. Darauf zu entgegnen, dass die Elefanten Müsli bekommen und baden dürfen, wirkt eher wie eine typische Kommunikation zwischen tauben Rentnern. Passt nicht. Zudem hat das Landesamt für Umwelt und Naturschutz schon 2010 empfohlen, Sandrin nicht mehr auftreten zu lassen. Da ich selbst aber noch nicht da war und jetzt nur diesen Artikel habe, werde ich mir ein tiefer gehendes Urteil verkneifen.

Wirklich bewusst mitbekommen habe ich die Zirkustier-Debatte erst im November 2011, als ich über den Vorstoß des Bundesrates las, das Halten bestimmer Wildtiere im Zirkus zu verbieten. Dazu sollten Affen, Giraffen, Großbären, Elefanten, Nashörner und Flusspferde gehören. Zumindest von Großkatzen ist hier keine Rede.

Was mich wirklich mal interessieren würde, wäre eine komplette Erhebung über alle in Deutschland vorhandenen Zirkusse und deren Haltung ihrer Tiere. Sollte dabei herauskommen, dass es vielleicht grundsätzlich möglich sei, die Tiere so zu halten, dass sie schlicht zufrieden sind (siehe Birmelins Ausführungen), es aber gravierende Mängel gäbe, dann wäre ein Verbot die einzig logische Konsequenz (wobei mir bzgl. schlechter Tierhaltung der Haustier-Bereich mehr Sorgen bereitet, aber das ist ein anderes Thema…).

Sandrin hilft das allerdings nicht mehr.


Wem mein Artikel zu den nicht gestressten Löwen nicht mehr ganz präsent ist, darf gerne hier klicken. Hier gibts die Meldung von heute.

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Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

2 Kommentare

  1. Missverstanden

    Ich verstehe nicht ganz, wie du den letzten Satz meinst. Wenn es grundsätzlich möglich ist, die Tiere so so halten, dass sie zufrieden sind, dann muss man die Haltung doch nicht verbieten. Einfach die gravierenden Mängel abstellen, oder?

  2. Sehe ich grundsätzlich genauso. Wenn die positiven Beispiele sich aber als Ausnahmen entpuppen, muss man auch mal konsequent sein. Deshalb wäre ja auch eine Erhebung über alle Zirkusse so spannend. Man kann es allerdings nie allen recht machen…

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