Der Hund – wirklich der beste Freund des Menschen?

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

 Nachdenkliches über das Zusammenleben von Mensch und Hund

Steht man vor einem Bücherregal, wird man nahezu erschlagen von Ratgebern, deren Autoren mir erzählen wollen, wie ich einen Hund zu halten habe. Tatsächlich gibt es da einige Grundregeln, die man beachten sollte und das auch völlig unabhängig davon, ob man nun einen Mops oder einen Rottweiler sein Eigen nennt. Dazu gehören zum Beispiel klare Ansagen. Einen rhetorisch brillianten Satz, möglichst mit mehreren Nebensätzen, versteht kein Hund. Auch die Rangordnung sollte einigermaßen geklärt sein. Wenn der Hund auf dem Sofa sitzt, während dem Menschen der Teppich bleibt, ist irgendetwas arg schief gelaufen. Dass man in der Erziehung oder während der menschlich-tierischen Kommunikation schon mal Fehler macht – gerade wenn man seinen "ersten" Hund hat – das ist völlig verständlich. Man sollte das dann aber auch bemerken und entsprechende Hilfe nutzen, damit der Kumpel nicht zum Albtraum mutiert. Was mich immer wieder massiv erschüttert, sind die Hinweise im Radio, dass mal wieder irgendwo ein Hund an der Autobahn ausgesetzt wurde. Und das meist nur, weil Hund und der jährliche Sommerurlaub gerade irgendwie nicht zusammenpassten. Was muss in Menschen vorgehen, die einfach mal ihren Hund entsorgen, nur um mal zwei Wochen Urlaub zu machen? Noch "besser" sind die Menschen, die ihren Hund im Sommer nur mal eben im Auto lassen und dieser dann qualvoll verendet. Wie schnell sich ein Wagen aufheizt, das kann man gut testen. Einfach das Auto mit Klimaanlage auf eine bestimmte Temperatur kühlen, dann in der Sonne parken und abstellen. Der Wagen ist schon heiß, da sucht der eine oder andere noch seine Stoppuhr…

Aber nicht nur das lässt mich immer wieder den Kopf schütteln. Werden die einen einfach weggeworfen, müssen andere Glitzerhalsbänder und andere Lifestyle-Kram über sich ergehen lassen. Offensichtlich ist da etwas verloren gegangen: der Blick, dass es sich bei einem Hund um ein Lebewesen handelt, das schon seit Jahrtausenden den Menschen begleitet und dabei domestiziert wurde. So haben sich mit der Zeit Hunde entwickelt, die eine Aufgabe hatten. Ihnen lagen und liegen auch jetzt noch bestimmte Aufgaben schlicht im Blut. So gibt es Hütehunde, Jagdhunde, Schutzhunde…

Schaut man sich mal in einem Tierheim um und achtet dabei auf die Abgabegründe, dann stellt man schnell fest, dass viele Leute diesen Faktor einfach unterschätzt haben. "Übertriebener Schutz- und Jagdtrieb" finden sich immer wieder. Hunde brauchen nun mal eine Aufgabe. Entweder die, für die sie ehemals gezüchtet wurden oder etwas ähnliches. 23 Stunden schlafen ist dagegen keine wirkliche Alternative.

Ein Hund will aber nicht nur beschäftigt werden, sondern er muss auch mal ausruhen. Und das kann er am besten bei seiner Familie, denn Hunde sind Rudeltiere. 

Offensichtlich gibt es hier ein Verteilungsproblem, denn angesichts überbordender Ratgeber-Regale zur Hundehaltung und Tiersendungen kann man nich gerade von mangelnder Bereitschaft bei der Wissensteilung sprechen. Irgendwie muss derartiges Wissen aber auch dahin, wo es gebraucht wird und nicht dorthin, wo die Leute ohnehin schon vieles wissen oder auch bereit sind, sich mit dem Thema "Hund" zu beschäftigen – ein Problem, das schon in der "Guten Stube" (hier bei den Wissenslogs) aufgetaucht ist. Vielleicht ergibt sich ja der eine oder andere Lösungsansatz…

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Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

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