2012 – Im Zeichen des Geflügels

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Die letzten Tage des Jahres 2012 möchte ich für einen kleinen Rückblick nutzen, denn gerade im Sommer ist doch so einiges passiert. Insgesamt kann man sagen, dass dieses Jahr doch sehr im Zeichen des Geflügels stand – eine Spätfolge meiner ersten Presse-Konferenz im Jahre 2011. Aber der Reihe nach.

Kaum war das Jahr angebrochen, stand direkt Geflügel auf dem Plan. Der BUND hatte in einer Untersuchung antibiotika-resistente Keime auf Geflügel entdeckt und sorgte damit für einige Aufregung. Grund genug für mich, dieses Thema in einem kleinen Artikel aufzugreifen und meine persönliche Einschätzung dazu abzugeben. Weiter ging es mit einem Artikel, in dem ich Euch ein wenig über meine Tabletnutzung berichtet habe, der wird wohl noch ein Update erfahren müssen. Ähem. Am letzten Tag des Monats Januar widmete ich mich der Frage, ob eine Haustierethik nötig sei. In der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung sind Probleme der Leistungszucht hinlänglich bekannt und werden auch gerne diskutiert, aber auch bei Hunden und Katzen ist im Laufe der Zeit so einiges schief gelaufen. So schief, dass man teilweise glauben könnte, dass Darth Vader tatsächlich existiert – in Form eines Mopses.

Im März habe ich eine Studie vorgestellt. Dr. Immanuel Birmelin untersuchte dabei mit Hilfe des Zirkus Crone und dessen Löwen, wie stressig das viele Reisen für die Tiere ist. Ziemlich interessant, schließlich wird die Haltung von Zirkustieren zunehmend diskutiert. Vielleicht ist diese Untersuchung nicht der Weisheit letzter Schluss, beachtet werden sollte sie aber allemal.

Im April schrieb ich dann eine Rezension zu dem Buch Birmelins “Tierische Intelligenz”, dem ich auch die im März beschriebene Studie entnommen habe. Kurz gesagt: das solltet Ihr unbedingt lesen, zumal Intelligenz und Empathie bei Tieren immer größere Beachtung findet. Mit diesem Buch habt Ihr ein gutes Fundament für weitere Entwicklungen. Und dann war da noch das Rondeel, eine tierwohl-orientierte Haltungsform aus den Niederlanden. Dabei handelt es sich nicht um eine Freiland-Haltung, trotzdem verfügen die Ställe über einen Tag/Nacht-Rythmus und die Tiere haben draußen einen “Wintergarten”. Das hat den Vorteil, dass die Tiere weitgehend von der Außenwelt abgeschottet sind und so nicht mit Dioxin oder Krankheiten von außen in Berührung kommen. Gefällt mir.

Im Mai kam dann mehr oder weniger Temple Grandin zu Wort. Natürlich nicht persönlich, aber ich habe sie recht großzügig aus einem ihrer Essays zitiert, in dem sie begründet, warum das Essen von Fleisch durchaus ethisch vertretbar sei. Kann man mal drüber nachdenken, finde ich. Der zweite Artikel dieses Monats stammt nicht nur teilweise von mir, sondern genau gar nicht. Vielmehr ist diese Rezension des Buches “Die Kuh im Harnstoff-Wahnsinn” ein Gastbeitrag eines Landwirtes. Eine schöne Sache.

Der Juni begann in diesem Blog knisternd unter afrikanischer Sonne. Was sich liest wie die Kulisse für eine ARD-Romanze ist vielmehr die dokumentierte Paarung von Suni und Najin. Das Päarchen gehört zu den nördlichen Breitmaulnashörnern, von denen nur noch 7 auf diesem Planeten leben. Und diese beiden sind neben Sudan und Fatu die einzigen, die vielleicht noch Nachwuchs zeugen können. Allerdings werden sie auch nicht jünger. Langsam sollte es was werden. Ich würde mich freuen. Der zweite Artikel dieses Monats drehte sich um den Strukturwandel in der Landwirtschaft, also jene Gründe, die stetig größer werdenden Betrieben führen. Den Abschluss des Monats Juni macht die freudige Nachricht über die Geburt eines Sumatra-Nashorns – in Gefangenschaft, da die “freie Wildbahn” mittlerweile zu unwirtlich geworden ist.

Im Juli gab es gegen Ende erst einen kleinen Hinweis zur Zirkustierdebatte und dann übernahm das Geflügel. Dafür war ich eine Woche in Bayern. Direkt am ersten Tag kam ich dabei wieder zu jenem Betrieb, den ich schon 2011 im Rahmen einer Pressekonferenz mit einigen anderen Journalisten besuchte. Privathof-Geflügel – so heißt die besonders tierwohl-orientierte Haltungsvariante bei Wiesenhof. Fazit in Kurzform: so muss das aussehen, aber nicht nur als Alternative. Das Ziel sollte schon eine komplette Umstellung sein.

Im August waren dann die Fußballen dran. Deren Läsionen sind ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Lüftung, Eistreu, alles muss irgendwie stimmen. Wie genau, habe ich im Artikel beschrieben.

Auch im September ging es nicht ganz ohne Geflügel. Zuerst dachte ich allerdings darüber nach, wie aus einer netten Kuh ein leckeres Steak wird – und dass der Erhalt der verschiedenen Rassen nur dann gesichert sein kann, wenn sie ökonomisch wichtig sind. Nur so aus Spaß werden Kühe ja eher selten gehalten. Dann kam Jamies Hühnerhölle. Mona wies mich in den Kommentaren eines anderen Artikels darauf hin. In dieser Sendung zeigt der britische Koch Jamie Oliver seinem teils geschockten Publikum die heutige Geflügelhaltung – und wie es besser geht. Fazit: hart, aber gut. Gegen Ende des Monats ist mir dann nochmal etwas der Kragen geplatzt über Tierschutz und böse Tiernutzer. Muss auch mal sein.

Der Oktober bekann mit einem kleinen Überblick über die Stalltechnik und die Erkenntnis, dass auch eine Lüftung über mehr oder weniger Antibiotika entscheiden kann. Sehr interessant. Wie lebt eigentlich so ein Landwirt und was treibt der so das ganze Jahr? Ich wurde bei der BBC fündig – eine Stunde, die sich wirklich lohnt. Magengeschwüre beim Schwein sind ein großes Problem. Schon seit den 60er Jahren gibt es Hinweise darauf, dass die Fütterung etwas damit zu tun hat. Ich habe mich mal auf Spurensuche begeben. Am Ende dieses Monats musste ich dann noch was geraderücken. Jamie Oliver stand in der Kritik. Er habe für Sandwiches einer Kette Geflügelfleisch aus Käfighaltung verwendet. Totaler Unsinn.

Im November fiel mir dann mit Erschrecken ein, dass ich schon längst mal etwas genauer über das Schweinespielzeugberichtet haben wollte. Also wurde das schnell nachgeholt. Vielleicht gibt es nächstes Jahr schon erste Erfahrungen aus der Praxis. 

Schon wieder Geflügel. Im Dezember musste ich dann nochmal auf das Federvieh kommen. Dioxin ist in der Umwelt praktisch überall. Ein Problem für freilaufende Hühner, die unsere Eier legen. Der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen möchte dieses Problem in den Griff bekommen.

Und damit endet das Jahr 2012 in diesem Blog. Es war spannend, gerade im Sommer etwas stressig, insgesamt aber toll. Ich hoffe, das geht 2013 so weiter und lese Eure Beiträge dann auch hoffentlich wieder in den Kommentaren. Dadurch wurden in der Vergangenheit viele meiner Artikel erst richtig gut. Also nur zu und einen guten Rutsch!

 

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Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

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