Mitmachen! Petition zur Rettung der Stralsunder Archivbibliothek

BLOG: Vergangenheitsstaub

Die Zukunft hat schon begonnen
Vergangenheitsstaub

Rettung der Stralsunder Archivbibliothek. Bild: Klaus Graf, http://archiv.twoday.net/In den letzten Tagen sind zurecht Archivare, Bibliothekare, Historiker und Geschichtsinteressierte über die Geschehnisse um die Stralsunder Archivbibliothek entsetzt. In diesem Sommer verkaufte die Hansestadt Stralsund einen Teil ihrer historischen Archivbibliothek, etwa 6000 Bände, an einen Antiquar zu einem nicht genannten Betrag. Der Vorgang wurde im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses der Stralsunder Bürgerschaft im Juli 2012 beschlossen. Nicht nur die Bestände der Gymnasialbibliothek sind betroffen, sondern auch wertvolleTeilbestände der Archivbibliothek, unter anderem auch die der bedeutenden Löwenschen Sammlung, sowie zahlreiche, äußerst seltene oder derzeit nicht außerhalb von Stralsund nachgewiesene Stücke an Pomeranica.

Dieser Vorgang wäre fast unbeachtet geblieben, hätten nicht örtliche Tageszeitungen und der Historiker und Archivar Klaus Graf diesen Vorgang in die Öffentlichkeit gebracht. Letzterer veröffentlichte am 6. November einen “Offener Brief an den Bürgermeister der Hanse- und Welterbe-Stadt Wismar zum Umgang der Welterbe-Stadt Stralsund mit ihrem Kulturerbe“, ebenso am gleichen Tag der offene Brief des OKR Dr. Christoph Ehricht für die AG für pommersche Kirchengeschichte.

Da die Stralsunder Archivsatzung von 2002 festlegt, daß Archiv- und Bibliotheksgut Kulturgut und unveräußerlich ist, ist der Verkauf rechtlich nicht wirksam. Im Grunde ist dies ein Skandal, Teile einer so bedeutenden Archiv- und Biblothekgutes gegen gültige rechtliche Bestimmungen zu verkaufen. Das Zerreißen, ja Vernichten dieser Sammlung ist eine kulturelle und wissenschaftliche Barbarei!

Daher ist es zu begrüßen, daß Philipp Maass eine offene Petition zum Erhalt der Stralsunder Archivbibliothek ins Leben gerufen hat. Die Petition wird so begründet:

Da die Veräußerung aus unserer Sicht unrechtmäßig war, fordern wir die Stadt Stralsund bzw. die Kommunalaufsicht im Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern auf, die Rückführung der veräusserten Bestände vorzunehmen. Notfalls muss die Stadt Stralsund alle verkauften Bände zurückkaufen. Weitere Verkäufe aus dem Stadtarchiv Stralsund darf es
nicht geben!

  • Wir rufen die politischen Entscheidungsträger in Mecklenburg-Vorpommern, Landtag und Verwaltung, dazu auf, dringend rechtliche Regelungen in Kraft zu setzen, die solche Veräußerungen beweglicher Kulturgüter in Archiven, Bibliotheken und Museen wirksam verhindern können.
  • Alle schützenswerten Sammlungen im Land sind in das Verzeichnis national wertvollen Kulturguts (bzw. national wertvoller Archive), das derzeit noch leer ist, aufzunehmen und in die Denkmalliste als bewegliche Denkmäler einzutragen.
  • Das Denkmalschutzgesetz, das Archive vom Denkmalschutz ausschließt, ist zu ändern, damit denkmalschutzrechtliche Rettungsmaßnahmen (§ 20 Abs. 2 DSchG M-V) auch bei Archiven greifen können.
  • Die im Land Mecklenburg-Vorpommern bestehenden Archivbibliotheken sind als wichtige wissenschaftliche Spezialbibliotheken stärker zu fördern und besser für die Nutzung zu erschließen (insbesondere durch elektronische Bibliothekskataloge).

Jedes verkaufte Buch ist womöglich unwiederbringlich verloren. Die Zeit drängt. Rettet die Stralsunder Archivbibliothek!

Ich bitte alle Archivare, Bibliothekare, Historiker und Geschichtsinteressierte sowie alle Wissenschaftskollegen diese Petition zu unterstützen und ein Zeichen für den Erhalt dieses Kulturgutes zu setzen! Klaus Graf dokumentiert dankenswerterweise die causa in seinem Blog Archivalia. Dort kann man sich jederzeit über den aktuellen Stand informieren bzw. die Historie nachlesen.

Bild: Rettung der Stralsunder Archivbibliothek. Bild: Klaus Graf, http://archiv.twoday.net/

Veröffentlicht von

digiwis.de/

Wenke Bönisch, 1981 in Dresden geboren, studierte Mittlere und Neuer Geschichte sowie Kunstgeschichte an der Universität Leipzig. Die Frühe Neuzeit, vor allem die Reformations- und Bildungsgeschichte, ist ihr historisches Steckenpferd. Zur Zeit promoviert sie an ihrer Hochschule über die Bildungslandschaft Mitteldeutschlands und arbeitet freiberuflich im Verlagswesen. Im Netz findet man sie auch unter den Namen „Digiwis“. Webseite: http://digiwis.de/ Blog: http://digiwis.de/blog/ Twitter: http://twitter.com/digiwis Facebook: http://www.facebook.com/Digiwis Google+: https://plus.google.com/109566937113021898689/posts

3 Kommentare

  1. Da die Stralsunder Archivsatzung von 2002 festlegt, daß Archiv- und Bibliotheksgut Kulturgut und unveräußerlich ist, ist der Verkauf rechtlich nicht wirksam.

    Und wieso meinen die dann es machen zu können? Ist das nicht gesetzlich bindend?

    Hoffentlich hat die Petition Erfolg.

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