Das Jahr, das war
BLOG: un/zugehörig

Eine kurze Bilanz: Was habe ich in diesem Jahr gelernt?
…dass es, wie mir scheint, in vieler Hinsicht besser ist, beruflich auf eigenen Füßen zu stehen, als nach dem Arbeitnehmerglück zu suchen.
…dass das Unberechenbare keine Ausnahme, sondern zum Guten wie zum Schlechten die Regel darstellt.
…dass man das eine schreibt, um Geld zu verdienen, etwas anderes aber, um seine geistige Gesundheit zu erhalten, und dass es auch gut so ist.
…dass manches tatsächlich geändert werden kann, wenn man es nur will, vieles jedoch auch beim besten Willen nicht.
…dass ich in dieser Stadt wohl nie glücklich werden könnte, anderwärts aber zum erdrückenden Nachdenken über diesen Ort verdammt wäre.
Und sonst?
Eben das Übersetzungsprojekt »Der sanitäre Diskurs. Eine psychoanalytische Soziobiographie Adolf Hitlers« abgeschlossen und nun ein neues begonnen: »Paulus und die Gemeinschaft der Söhne. Eine Untersuchung der Grundlagen des Christentums nach Freud und Lacan«.
Daneben noch wissenschaftliche Redaktion von Interviews mit ehemaligen Zwangsarbeiten im Auftrag der FU Berlin.
Vor kurzem ist in der Schriftenreihe »Policy« der Friedrich-Ebert-Stiftung ein von mir geschriebenes Tagungsheft erschienen: »Religiöser Pluralismus und Toleranz«
Und im März bin ich Referent auf der nächsten Tagung der Theologischen Arbeitsgemeinschaft im christlich-jüdischen Dialog.
So weit, so gut – aber irgendwie fehlt was. Es bleibt beim allgemeinen Unbehagen, wie immer, wie überall, bei jeder und jedem. Eine Krankheit, der in unserer abendländischen Welt nicht zu entkommen ist?
Ist das denn nicht normal? Sollte es anderswo nicht so sein? Glaube ich nicht.
Ich denke, in anderen, von der Rastlosigkeit noch nicht geplagten Gesellschaften ist es schon anders.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist anscheinend geduldig gewesen, denn das Heft erschien erst ein Jahr nach der Konferenz. Ob die Teilnehmer heute wohl das Gleiche von sich gäben?
Für das allgemeinen Unbehagen habe ich eine biologische Erklärung im Angebot:
Die Verbindung vieler Menschen in einer Gesellschaft führt zu einer unseren Verstand übersteigenden Vielheit an möglichen Entwicklungen und bedingt die Unvorhersehbarkeit der unser Leben entscheidend prägenden Ereignisse, (z.B. Stalingrad, Holocaust – sorry, dass ich wieder daran erinnern musste – ).
Unsicherheit fühlt sich unbehaglich an. Eine an Unsicherheit angepasste Lebensweise, z.B. als Selbständiger der einem Großen Gewinn nachstrebt, fühlt sich noch unbehaglicher an, wenn der Gewinn ausbleibt. In diesem Sinne:
Viel Glück im Neuen Jahr
@ Falk
Das leuchtet mir ein.
PS.
Die FES versucht ihre Hefte ungefähr gleichmäßig übers Jahr zu verteilen.
Gutes Neues Jahr
»Paulus und die Gemeinschaft der Söhne. Eine Untersuchung der Grundlagen des Christentums nach Freud und Lacan«. Wann wird das voraussichtlich fertiggestellt sein, wann herauskommen?
Ansonsten wünsche ich Ihnen ein Gutes Neues Jahr! Gesundheit und Wohlstand sei auch mit dabei. Bei allem Unbehagen an der Kultur und der Unruhe angesichts der Auspizien.