Bloggewitter: Gastbeitrag von Stefan Müller MdB (CDU/CSU-Bundestagsfraktion)

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Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
un/zugehörig

Foto von Stefan Müller MdBEine Stellungnahme von Herrn Stefan Müller MdB, dem bildungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

 

 

 

10 Jahre Bologna

Bologna wird in der öffentlichen Diskussion meist auf die Umstellung der Studiengänge reduziert. Das wird dem historischen Prozess nicht gerecht, durch den für bislang über 40 Länder ein gemeinsamer Bildungsraum geschaffen wird. Die Vorteile über den Bildungs- und Forschungsbereich hinaus liegen auf der Hand: internationale Verständigung, Mobilität und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Neben der Einführung eines Systems grundsätzlich leicht verständlicher und vergleichbarer Studienabschlüsse (Bachelor und Master) gehören zum Bologna-Prozess auch noch etwa die Einführung eines Leistungspunktsystems (ECTS), die Intensivierung von Hochschulkooperationen und Doppelabschlüssen (Joint Degrees), die Zusammenarbeit im Bereich der Qualitätssicherung sowie die Einbettung in das Konzept des Lebenslangen Lernens durch Schaffung von flexiblen Lernangeboten und Anerkennung auch außerhalb der Hochschule erworbener Kenntnisse. Diesen Prozess unterstützen wir ausdrücklich.
 
Bei der weiteren Gestaltung der Studiengänge wird darauf zu achten sein, dass in Bachelor-Studiengängen mehr Flexibilität geschaffen und Freiräume zum Verweilen und Vertiefen eröffnet werden. Sechs Semester sind keine zwingende Vorgabe für einen Bachelor-Studiengang. Auch muss die Abstimmung der Hochschulen untereinander optimiert werden, um Mobilität während des Studiums zu fördern. Anzustreben sind vor allem internationale Kooperationen mit integriertem Auslandssemester. Für wissenschaftlich ausgerichtete Bachelor-Absolventen sind ferner ausreichend Gelegenheiten zum Master-Studium zu schaffen. Letzteres ist auch eine gute Gelegenheit der internationalen Vernetzung der deutschen Wissenschaft.
 
Wenn auch die größte Umstellung des Deutschen Studiensystems aller Zeiten noch nicht ganz abgeschlossen ist und sicher auch noch Veränderungen bei schon umgestellten Studiengängen erforderlich sind, hat der Bologna-Prozess doch schon zu einer erfolgreichen Modernisierung der deutschen Hochschulen beigetragen, zu einer Vielfalt von innovativen Angeboten geführt und die Verbindungen innerhalb des europäischen Hochschulraums gestärkt. Deshalb wollen wir ihn behutsam fortsetzen.

 

Mehr auf der Website von Stefan Müller

 

 

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www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

1 Kommentar

  1. Licht und Schatten

    Als ehemaliger Geschichtsstudent mit Abschluss Magister war ich zunächst kritisch. Heute sehe ich es anders. Gerade für Geisteswissenschaftler bietet das System gewisse Vorteile: Nach einem allgemeinen Bachelor-Studium kann man z.B. praktische Fertigkeiten in einem Master-Studium erwerben – und so seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern. Enttäuscht bin ich mehr von der geringen Akzeptanz der Bachelor-Abschlüsse. So wurde vor ein paar Monaten ein Anwärter für den höheren Bibliotheksdienst gesucht. Anforderungen: Abgeschlossenes Studium, aber eine Studiendauer von mindenstens 3 Jahren und 6 Monaten!

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