zuhause in Europa

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Bem vindo à Mina de São Domingos! heute ein Gruß aus meiner portugiesischen Sternwarte 🙂 Ich hatte hier gearbeitet, bevor die SciLogs erfunden wurden, d.h. bis Sommer 2007, aber ich möchte es nicht versäumen, Ihnen dieses kleine Paradies vorzustellen:

Blume des Paradiesvogels heißt diese Pflanze auf Portugiesisch
“Blume des Paradiesvogels” heißt diese Pflanze auf Portugiesisch

Es ist eine Sternwarte in einem 4-Sterne-Hotel mitten im trockenen ländlichen Portugal: Der Alentejo ist jene großflächige Provinz Portugals, die sich entlang der spanischen Grenze erstreckt, also nicht gerade das, was man in Deutschland kennt. Tourismus geht entweder in die großen Städte, nach Lissabon oder Porto, oder an die Algarveküste (Faro bis Albufeira). “Meine” Sternwarte liegt etwa in der Mitte zwischen Faro und Beja, ca. 2.5 Autostunden südöstlich von Lissabon, kurz vor der spanischen Grenze [sofern man das sagen kann, denn m.E. gibt es keine Grenzen mehr innerhalb von Europa: sollte zumindest… es wechselt nur die Amtssprache].

Südportugal, Karte erstellt mit Mathematica + THeGimp (smh, 2015)
Südportugal, Karte erstellt mit Mathematica + TheGimp (smh, 2015), der Stern markiert meinen Standort.

Die Region war bereits römisch besiedelt und auch schon zu römischer Zeit wurde hier Erzbergbau betrieben. Im (christlichen) Mittelalter gehörte das Land natürlich zum arabischen Großreich, dem Kalifat von Cordoba, nach der Reconquista zur Welt erobernden portugiesischen Krone und im 20. Jahrhundert wurde Portugal zur Republik. Entsprechend multi-kulti sind die Spuren, die sich in dieser Kultur finden: christlich-islamisch, römisch-mediterran, kolonialglobal bis modern…

typische Landschaft im Alentejo (.pt)
typische Landschaft im Alentejo (.pt)

Mina de São Domingos, der Ort, in dem ich 2005-2007 meine “Sommerresidenz” hatte, ist eine 800 Seelen-Gemeinde.

Kirche des Ortes
Kirche des Ortes
Häuschen an einer zentralen Kreuzung: sehr kitschig, aber hat alles, was das Land ausmacht: ein portugiesisches Fähnchen, farbige Kacheln, Skulpturen, etc. pp.
Häuschen an einer zentralen Kreuzung: sehr kitschig, aber hat alles, was das Land ausmacht: ein portugiesisches Fähnchen, farbige Kacheln, Skulpturen, etc. pp.
Die Landschaft eignet sich prima für Touren mit dem Mountain Bike.
Die Landschaft eignet sich prima für Touren mit dem Mountain Bike.
Nach einer Fahrt über sanfte Hügel und durch karge Landschaft...
Nach einer Fahrt über sanfte Hügel und durch karge Landschaft…
... taucht plötzlich die alte Mine auf: Sie ist inzwischen mit Wasser zu einem See aufgefüllt.
… taucht plötzlich die alte Mine auf: Sie ist inzwischen mit Wasser zu einem See aufgefüllt.

Hier wurde bereits zu römischer Zeit Pyrit, Kupfer und andere Erze abgebaut; die Gegend gehört zu einem großen iberischen Erzlager mit zahlreichen Abbaugebieten im heutigen Portugal und Spanien.

In diesem See sollte man aber besser nicht schwimmen gehen, denn das Wasser ist giftig. Besonders schön färbt die Abendsonne die schwefelhaltigen Hänge der umgebenden Hänge ein:

farbige (schwefelhaltige, stark giftige) Gesteine der Hänge am See der alten Mine.
farbige (schwefelhaltige, stark giftige) Gesteine der Hänge am See der alten Mine.
Minenruinen von Mina de Sao Domingos
Minenruinen von Mina de Sao Domingos
Radfahrt durch die Ruinenlandschaft des Bergbaus.
Radfahrt durch die Ruinenlandschaft des Bergbaus.
Teil der Ruinen der 1966 geschlossenen Mine.
Teil der Ruinen der 1966 geschlossenen Mine.

 

Und nach einer Fahrt durch ein Tal voller Ruinen taucht es plötzlich auf: Das Hotel – eine Oase in der kargen Landschaft:

Alentejo Star Hotel Sao Domingos
Alentejo Star Hotel Sao Domingos

Dort gibt es nicht nur Swimming-pools, sondern nebenan gibt’s auch gleich einen Badesee:

Badesee mit dem sehr sauberem Wasser; sogar mehrfach als reinster See Portugals gekrönt.
Badesee mit dem sehr sauberem Wasser; sogar mehrfach als reinster See Portugals gekrönt.
Sternwarte auf dem Hotel.
Sternwarte auf dem Hotel.
Die Sternwarte in der Abendsonne.
Die Sternwarte in der Abendsonne.

Ich möchte allen passionierten Sternguckern dieses kleine Juwel von einem Hotel sehr empfehlen: Hobby-Astros, die mit einem Teleskop umgehen können, finden gewiss jederzeit leicht den Kontakt zur Direktion und können dann hier beobachten. Der Deal ist, dass man halt auch die anderen Hotelgäste teilhaben lässt an dieser Unternehmung, d.h. den anderen Besuchern durch das Teleskop zeigt, was gerade am Himmel sichtbar ist. Wer des Portugiesischen nicht so mächtig ist, erklärt eben auf Englisch … 🙂

Ich werde das Teleskop und einige Beobachtungen damit später präsentieren. (Die Aldebaran-Bedeckung vorgestern habe ich übrigens auch gesehen.)

… Fortsetzung übermorgen (oder so) … 🙂

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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