Wissenschaftsphilosophie im Sinne einer Wissenschaftsethik, -kultur und -soziologie

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

"… Denn was ihm [Möbius] offenbart worden war, ist kein Geheimnis. Weil es denkbar ist. Alles Denkbare wird einmal gedacht. Jetzt oder in der Zukunft. …", sagt Frl. Doktor in Dürrenmatts Physikern (Neufassung von 1980, Diogenes Verlag 1985, S.82). Möbius erkannte das Potential seiner Gedanken und ist der Meinung "Nur im Irrenhaus dürfen wir noch denken. In der Freiheit sind unsere Gedanken Sprengstoff" (S. 75 ebd.). Doch mit seinem Rückzug bewirkt er das Gegenteil von dem, was er eigentlich will und bringt sich selbst um Ruhm und Ehre.

"Alles Denkbare wird auch einmal gedacht", konstatiert Doktor Mathilde von Zahnd, also selbst wenn er seine Gedanken nicht aufgeschrieben hätte, hätten es andere nach ihm getan, die die gleichen Gedanken gehabt hätten. So half es ihm auch nicht, dass er seine Manuskripte aus 15jähriger Arbeit verbrannte, nachdem er die Befriedigung der Erkenntnis gespürt hatte. Schließlich waren sie bereits in "falsche Hände" gefallen. und warum? Weil jeder der vier Hauptcharaktere seine Ideen, Projekte und Gedanken strikt geheimzuhalten bestrebt war.  

Möbius hatte richtig erkannt, dass vielleicht noch nicht der Gedanke allein, aber jedenfalls seine Äußerung in Form von Publikation gravierende Folgen haben kann. Was er jedoch verkannte, war die  Lage der Verantwortung: Sie liegt eben nicht bei den Denkenden allein, sondern bei der gesamten Menschheit: Ein Mensch allein kann doch nicht zum Sieg in der Lage sein, wenn er allein gegen die ganze Welt (bzw ihren boshaften Anteil) steht. Aber viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können die Welt verändern! Und das ist es, worauf es ankommt – so schrieb z.B. Karl Marx in einem berühmten Zitat.

Bei der Wissenschaftsethik beschäftigt sich also eine Delegation der Menschheit (ein Rat) mit dieser Verantwortung, die uns die Forschung aufbürdet – übrigens analog zu allem, das wir tun; beginnend bei Ackerbau und Viehzucht, sobald sie über Subsistenzwirtschaft hinausgehen oder Ausbeutung der fossilen Brennstoffe: eigentlich bei allem, seit der Mensch sich für die Krone der Schöpfung und als homo faber, Formgeber der Natur versteht. Die Staatspolitik legen wir ja auch in die Hände von wenigen, dann sollten wir m.E. auch die Ethik beruhigt den Sachverständigen überlassen können. Wir alle sind doch Menschen und mithin darf man m.E. auch den Sachverständigen und den Forschenden einen gesunden Selbsterhaltungstrieb und das Bedürfnis nach Sicherheit und Risikoarmut der Forschung unterstellen.

Ambitionen der Forschung

Wie schon Möbius richtig feststellt, müssen Forschende im Denken frei sein, um kreativ ihren Ideen nachzugehen: So fragt z.B. er seine beiden Bespitzler "sind (wenigstens) Ihre Physiker frei?" (S.72 u. S.73, ebd.), worauf beide zugeben müssen, dass natürlich die Landesverteidigungen stets zuschauen. Damit begründet das Genie seinen Rückzug: Die reine und a priori uneigennützige Suche nach Erkenntnis ist der Drang aller Forschenden. So sind wohl alle Geister der Menschheit auf einer Art spirituellen Reise – wenngleich alle mit unterschiedlichen Zielen und auf unterschiedlichem Pflaster, metaphorisch gesprochen. Die meisten WissenschaftlerInnen streben vielleicht ein wenig mehr als andere nach Erkenntnissen, die nicht das unmittelbare, praktische Leben betreffen. Zumindest nicht auf den ersten Blick.

Sehr oft bekomme ich die Frage gestellt, was denn der Sinn und der Nutzen der Wissenschaft ist. Technischen Fortschritt sieht wohl aus Bequemlichkeit fast jeder Mensch als Vorteil ein – und nicht zuletzt wird auch dies kurioserweise bei Dürrenmatt das Ende vom Stück: Die Weltformel
(S.69), die das Genie fand (man denkt als Physierkin wohl an sowas wie GUT oder als Historikerin vielleicht an eine alchimistische Formel) wird nämlich schließlich von Fräulein Doktor nach ihren Worten wie folgt ausgebeutet: "Das Weltunternehmen startet, die Produktion rollt an." (S. 85, ebd.) Aha, also vor allem Industrie und wirtschaftlicher Nutzen sind es, was den einfachen Menschen interessiert – nicht aber die Physik um ihrer selbst Willen.

Wissenschaft im Dialog: notwendige Transparenz der Forschung

Doch ein wichtiger Vorwurf an Möbius bleibt: "Sie drangen in neue Gebiete der Physik vor. … Sie haben die Pflicht, die Tür auch uns aufzuschließen, den Nicht-Genialen." (S.68, wieder bei Dürrenmatt) Dieser weise Satz gilt wohl für alle Wissenschaften gleichermaßen: Sie sollten transparent sein! Wenn sie das ist, dann kann sie auch schwerlich ausgebeutet werden – einfach, weil viele Menschen über wissenschaftliche Fragen nachdenken und im ‘Notfall’ Einspruch erheben können. Wissenschaft meint hier die volle Bandbreite der Natur- und Geisteswissenschaften, also nicht ausschließlich die Physik und nicht zuletzt ist auch die Ethik eine Wissenschaft, nämlich eine philosophische Disziplin.

Eine kleine Randgruppe sind m.E. die Gegner des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts. Solche wird es m.E. wohl immer geben und solche strikt konservative oder gar rückschrittliche Einstellung steht auch fast immer auf dem Fundament der Unwissenheit. Sie hat zwei Ursachen: 1. Die Angst vor Neuerungen, weil sie Unbekanntes verheißen. 2. Die Angst vor Unbekanntem, die ein Urinstinkt jedes Lebewesens ist. Angst in jeglicher Form ist die größter Barriere der Menschheit: Im Sinne Heideggers ist Angst etwas unbestimmtes (im Gegensatz zur Furcht, die klar determiniert und mithin bekämpfbar ist) und das macht sie besonders mächtig. Durch das Schüren von Ängsten lassen sich Massen manipulieren. In Wirklichkeit ist aber Forschung an sich nicht gefährlich, sondern schlimmstenfalls ihre Nebenwirkungen und falsche Nutzung.

So wie man aber auch den unsachgemäßen Gebrauch von Geräten, Medikamenten oder Genussmitteln verhindern kann, indem man z.B. Benutzungshinweise auf eine Verpackung oder einen Beipackzettel schreibt und per Werbespot oder Tupperparty die korrekte Anwendung
demonstriert, kann man dies auch analog (in anderem Maßstab natürlich) mit wissenschaftlichen Erkenntnissen tun. Insofern ist die Lösung des Möbius (Rückzug und Eigenbrötlerei) gerade der falsche Weg: Frontalangriff ist die bessere Alternative.

Wissenschaftskultur und Kulturwissenschaft

Ich denke, Wissen(schaft)skommunikation muss mit vielen Medien parallel ablaufen und dabei auch wichtigerweise auf vielen verschiedenen Niveaus. z.B. ScienceBlogs sind wichtig, aber da a) nicht jeder Mensch (gerne) liest und b) aus medialen Gründen, muss es auch Science-News im Fernsehen geben. Weil manche Leute Nachrichten in jeder denkbaren Form als langweilige Aufzählung von Fakten empfinden, muss es auch Shows, Events, "hands on"-Projekte… geben. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, Leuten Wissen unterzujubeln, wo sie es nie erwartet hätten (im Theater z.B. oder im Kino – siehe Fritz Lang & Thea Harbou: Frau im Mond 1929, Gene Roddenberry: StarTrek, 1966-69 uvam). In diesem Sinn ist Wissen(schaft) auf jeden Fall ein Stück Kultur – "und das ist auch gut so!" … wie wir Berliner sagen. 😉

Wissenschaft per se ist selbstverständlich Kultur oder zumindest ein Ausdruck von Kultur. Das sieht man insbesondere dann, wenn man jegliche Art von Geisteswissenschaften betrachtet – eigentlich alles, das über Medizin (also menschlich-körperlicher Eigennutz) und Ingenieurswissenschaften hinausgeht. Die beiden genannten nämlich haben als einzige einen unmittelbaren praktischen Nutzen: Medizin verbessert unser Wohlbefinden (heilt, senkt Krankheitsrisiko… und will sogar Leben verlängern, was man wiederum ethisch diskutieren kann) und Ingenieure bauen Maschinen zur Arbeitserleichterung und Förderung unserer Bequemlichkeit (Autos z.B., die in modernen Großstädten mit perfektem ÖPNV-Netz und Fahrradmitnahme im Ticket im Grunde überflüssig sind). Dann kann man vielleicht noch
Materialwissenschaften dazu rechnen, die Kunststoffe für Strumpfhosen und Plastetüten erfanden sowie Teflon, um das Waschen von Tischdecken zu erleichtern oder Bratpfannen zu beschichten…

Summa summarum sind neben alle anderen Wissenschaften ohne unmittelbarem volkswirtschaftlichen Nutzen, die so genannten Orchideenfächer der Geschichts- und Kulturwissenschaften, Metaphysik, Religionswissenschaften oder auch Astrophysik quasi ein kleiner Luxus. Sie sind m.E. Ausdruck einer wohlhabenden Gesellschaft, die es sich leisten kann, ihre brillantesten Köpfe dafür zu bezahlen, sich mit solcherlei Fragen zu beschäftigen – wenngleich sie nur indirekten Nutzen haben. Gerade das verpflichtet aber genau diese Fächer sonder gleichen zur Rechenschaft an die Gesellschaft, also zur Wissenskommunikation.

Primär braucht ein Mensch nicht viel: Grundbedürfnisse zur Lebenserhaltung sind relativ einfach gedeckt. Allerdings unterscheiden den Menschen doch vom Tier gerade seine spirituellen Sehnsüchte, seine Neugier und die stete Suche nach Antworten – nicht nur zur Lebensstandardverbesserung, sondern auch auf metaphysische Fragen. Insofern sind Ontologien, Gottesbeweise, religiöse Konzepte, kosmologische Fragen (Genesis) oder die Frage nach dem Inneren der Sterne und dem Funktionieren der Welt (primum mobile, Gott, Götter oder Mathematik oder …) zwar nicht überlebenswichtig, aber doch Ausdruck einer florierenden Kultur. (siehe hierzu auch Karoly Simonye: Kulturgeschichte der Physik)

Das lernen wir übrigens insbesondere aus der Wissenschaftsgeschichte!
 

Ansatz zur Medienphilosophie des Blogs:

Irgendwo in der oben genannten vollen spektralen Breite moderner Wissenskommunikation arbeiten die wissenschaftlichen Blogs. Sie sind natürlich brandaktuell und erreichen ein breites Publikum, aber mit Sorge sehe ich sie als Historikerin: Wie um Himmels Willen sollen die HistorikerInnen in 100 Jahren herausfinden, was wir heute geblogt haben werden?

Wer schreibt also Blogs, Wissenschaftler oder Journalisten? – Wohl beide: "und das ist auch gut so". Auch ich selbst bin ja (wie viele andere hier) Wissenschaftlerin und Wissenschaftsjournalistin gleichzeitig und gab/gebe mich dazu dem Studium aller drei hin: Physik, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte. – Nach meiner persönlichen Meinung kann nur das volle Mündigkeit (im Sinne Kants) hervorbringen.

Insofern sehe ich Blogs einerseits als Verschriftlichung aktueller Diskussionen unter Kollegen. Von Vorteil ist dies gegenüber mündlichem Disput, weil a) man so mehr Zeit zum Nachdenken über zu Sagendes hat und b) mehr Leute beteiligt sind oder sein können – und manchmal regen ja gerade (naive) Laienfragen (also von SchülerInnen, Studis oder fachfremden Kollegen) Interessantes an. Andererseits sehe ich Blogs aus letzterem Grunde auch als brandaktuellen Wissenstransfer ans öffentliche Publikum. So rief Andreas Müller kürzlich ja unsere Leser zum Dialog auf –  und damit sprach er ganz sicher allen Bloggern aus der Seele: Kommentare, Anregungen und Themenwünsche sind stets willkommen.

 

In jedem Fall ist aber Blog als Medium einigermaßen schnelllebig und mithin aus wissenschaftshistorischer Sicht beliebig uninteressant; rasch verflogen wie auch mündliche Worte. (Martin Huhn benutzte in einer Diskussion den schönen Vergleich zum Radio) Blogs und andere www-Publikationen können also als stand-alone-papers m.E. nicht die Publikationen auf Papier (Bücher und Zeitschriften) substituieren. Schon allein deshalb, weil sie nicht zitierbar sind. Außerdem sind letztere ja auch langsamer und mithin besonnener, also besser zur Konservierung geeignet.

Ok, derart wichtig sind vielleicht unsere Erkenntnisse auch nicht, dass wir sie in Stein meißeln oder in Tontäfelchen brennen müssten, aber Papier ist m.E. ein gutes Konservierungsmittel – und es erhöht die Verantwortung der Schreibenden versus Blogs, die in wenigen Wochen bzw. spätestens in einem Jahr überholt sind.

Sprachliche Sozialisierungen und Kommunikationsökonomie
 
Unkommunikativ würde ich ForscherInnen keineswegs nennen und das vielfach unterstellte Fachchinesisch gibt es eigentlich nur in der Sinologie. Ansonsten hat m.E. lediglich jede Disziplin ihr Vokabular, in das man während des Studiums "hinein-sozialisiert" wird. Das ist jedoch nur eine Frage des "Dialektes" – also: auch Forschende sind Menschen, haben Eltern, Kinder und Freunde außerhalb des eigenen Faches und folglich switchen sie auch zwischen verschiedenen Vokabel-Systemen. Es ist ja schon seit Jahrhunderten nicht mehr üblich, Wissenschaft in "Geheimsprachen" zu verfassen – wie z.B. in Latein, das eben nur für eingeweihte verständlich ist und im Mittelalter und in der frühen Neuzeit längst niemand mehr im Alltag nutzte.

Allerdings ist es eine Frage der Ökonomie, wieviel Zeit Forschende in die Wissenskommunikation investieren dürfen: ForscherInnen werden ja fürs Forschen bezahlt und nicht fürs Kommunizieren und Lehren (ausgenommen hier Hochschullehre im Sinne des Humboldtschen Bildungsideals der Einheit von Forschung und Lehre, die eben zur Sozialisierung des wissenschaftlichen Nachwuchses gedacht war, also nur einem kleinen Kreis zugänglich und nicht der breiten Öffentlichkeit: Schließlich möchte glücklicherweise nicht jeder Mensch die gleiche Wissenschaft erlernen. – Davon entwickelt uns die aktuelle Hochschulpolitik jedoch weg, weil sie die Universitäten von Bildungs- zu Ausbildungsstätten umfunktioniert, bei denen besser Betuchte und extra Fleißige für den post-Abitur-Unterricht bezahlen, anstatt ihre Ausbildung als Azubi bezahlt zu kriegen… – und hier kann man bei Gelegenheit einen eigenen Diskurs über Sinn und Unsinn bzw. Praktikabilität von Hochschulreformen anschließen).

Jedenfalls gibt es für die Kommunikation  in unserer hochspezialisierten Gesellschaft andere Experten als diejenigen Menschen an der Front der Grundlagenforschung. Diese SpezialistInnenen brauchen a) eine solide fachliche Sozialisierung (Vokabular) und b) gescheite materielle Zuarbeit der Forschenden (in Gestalt von einfachen Texten und fachlich korrekten Visualisierungen) und können sich dann die Zeit nehmen, diese Erkenntnisse mit der neuesten HighTech medial aufzubereiten. – In meiner persönlichen Erfahrung in meinem Verein (VEGA, zur wissenschaftlichen Jugendarbeit unter dem Leitstern der Astronomie) funktioniert das sowohl in der Wissenskommunikation direkt als auch in Marketing-Analoga seit vielen Jahren exzellent! *auf Holz klopfend* Gott und allen irdischen Helferlingen sei tausend Dank!!!

Und die Moral von der Geschicht’?!

Ethik: Forschung braucht viel Geld und trotzdem ein hohes Maß an Freiheit. Das verpflichtet sie zur Berichterstattung, was man den Forschenden aber aus terminlichen und ökonomischen Gründen nicht unbedingt selbst zumuten kann. Mithin erfand man dafür Spezialberufe. 

Risiken zu kalkulieren und bei allen kritischen Unterfangen korrekt einzuschätzen, darf man uns – glaube ich – zutrauen. Man denke: auch Forschende haben gewöhnliche Bedürfnisse und hinreichend starken gesunden Überlebenswillen (sind schließlich auch Menschen), dass sie eben nicht die Apokalypse heraufbeschwören wollen. Ich glaube, skeptisch sollte man insbesondere dann werden, wenn das Militär seine Finger (bzw Gelder) im Spiel hat – z.B. bei der Entwicklung des A4 in Peenemünde durch Wernher von Braun; ein Projekt unter oberster Geheimhaltungsstufe im dritten Reich. Im Grunde möchte jedoch kein Forscher, dass mit seinen Erkenntnissen Unfug getrieben wird und so ist selbst auf dem A4 noch die Frau im Mond zu sehen, was von den friedlichen Absichten und Träumen seiner Entwickler zeugt.

Sozialisierung: Wenn sich Wissenschaftler also nicht der Geheimhaltung hingeben, sondern transparent im öffentlichen Diskurs stehen, kann solcherlei Missbrauch hoffentlich verhindert werden.

Kultur: Mithin ist Wissenschaft in doppelter Hinsicht ein Stück Kultur; einerseits ist sie Ausdruck eines blühenden Gesellschaft, andererseits prägt sie auch die Kultur. Einfaches Beispiel: Wenn nicht der Stand der Allgemeinbildung ein gewisses Niveau erreicht hat, dann kann man einfach Texte wie Galileis Discorsi oder Dialoge nicht verstehen – hat man aber das nötige Wissen, kann man sie als Theaterstück aufführen und findet sie unterhaltsam.


Anm.: Mein Plädoyer gegen Geheimprojekte bezieht sich hier auf deren Ausbeutung. Damit meine ich natürlich nicht die vorübergehende Entwicklerruhe, die sich gegen Industriespionage wappnet. Selbstverständlich kann und darf nicht alles instantan publiziert werden und ebenso selbstverständlich muss man oft darauf achten, wem man etwas erklärt/ wo man publiziert. Allerdings weiß dann ja die Forschungsgemeinschaft, dass jemand grob an demunddem Projekt arbeitet, nur eben die Details der Realisierung (noch) nicht…

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Ich glaube nicht, dass die forschende Wissenschaft einen höheren Moral-, Ethik- oder Kommissionsbedarf hat, als andere Berufgruppen. An Erkenntnis und Wissen ist auch noch keiner gestorben. Menschen haben aber nun einmal das Potenzial sich an Dummheiten, Verbrechen und Massenmorden mit unterschiedlichsten Techniken zu beteiligen, die Technik ist dabei völlig wertfrei, es zählt die Absicht und das Ergebnis, und dafür gibt es dann das Strafgesetzbuch und Völkerrecht.

  2. Gesetzbücher können höchstens rückwirkend angewandt werden: den Toten macht es nicht lebendig, dass sein Mörder bestraft wird. Folglich ist Prävention essentiell.

    Menschen haben viele Potentiale, entscheidend ist, nur die Guten zur Performanz zu führen und die Negativen nicht zu realisieren. Was aber Gut und Böse oder Schlecht ist, dafür braucht es die Ethik, denn diese Begriffe sind (wie alles in der Welt) relativ, d.h. kontextabhängig. Absolutes “Gut” und absolutes “Schlecht” gibt es nicht: jede “gute” Eigenschaft kann in falschem Kontext eher kontraproduktiv sein und jede vermeintlich schlechte in anderem Kontext ein Bonus sein.

    Bsp.: Ein heiterer Mensch, ein Spaßvogel & Clown ist normalerweise gerne gesehen und gut als Showmaster oder Dienstleister z.B. an einer Hotelrezeption oder Ladentheke aufgehoben. In einem Bestattungsinstitut empfände man seine gewinnende Mimik eher unangebracht.

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