WissenschaftlerIN (continued)

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Als Ergänzung zur Definition im vorherigen Blogpost hier einige Beispiele. Wie gesagt, ich denke, dass die meisten Mitmenschen sich viel zu wenig Gedanken machen, wie verletztend manche Äußerungen sind. Mitunter ist es aber nicht nur Gedankenlosigkeit, die oberflächliche Vorurteile bzw negative Erlebnisse zu pauschal (ungültigen) Diskrimminierungen verstärkt oder Tolpatschigkeit in der Wortwahl, sondern manches ist auch blanke Gehässigkeit. Es spielt keine Rolle, was davon im Einzelfall galt, aber die Häufung spricht Bände.

Sine laude: Blanke Unverschämtheiten

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten im Team. Sie gehen einer Fragestellung nach, bearbeiten ein Problem, entwickeln etwas. Der Chef ist nicht dabei, weilt für einige Monate im Ausland (schwer erreichbar, keine moderne Kommunikationstechnologie wie Konferenzschaltungen, Dropbox oder normale Telefonie nutzend). Als er zurückkommt, ist die gestellte Aufgabe gelöst, der Prototyp steht. Er ist natürlich nicht perfekt, denn Prototypen sind dafür da, dass man an ihnen lernt, was im Feinschliff noch verbesserbar ist. Zusätzlich zur gestellten Aufgabe haben Sie noch einen weiteren Prototypen (für ein anderes Problem, das der Chef gar nicht gesehen hatte, sondern Sie selbst erst angesprochen hatten) entwickelt, gebaut und erfolgreich getestet. Bei beiden Prototypen wissen Sie dann also, was gut geklappt hat und was weniger gut. Sie können jetzt in die nächste Entwicklungsstufe gehen und das fertige Modell bauen. Der Chef allerdings untersagt dies (ohne sachlichen Grund, sondern weil er es kann), fragt Sie, ob Sie jemals etwas allein gemacht hätten und behauptet, die Kollegen hätten Ihnen mehr als üblich helfen müssen. Und das, obwohl Sie die meiste Arbeit gemacht haben, die meisten Überstunden vorweisen können (z.B. bis dato noch nie Urlaub genommen haben) und die Kollegen nur hin und wieder Korrektur gelesen haben und einiges von Ihnen gelernt haben (so ist das nunmal im Team). Mal abgesehen davon, dass Sie neben diesen zwei Entwicklungsaufträgen in der selben Zeitspanne natürlich auch noch zwei weitere Projekte stark vorangebracht haben. 

Abwertung und Ausgrenzung

Sollten Sie hernach auf die Idee kommen, im Folgenden dann mehr allein zu arbeiten, die Kollegen weniger zu fragen etc., um zu beweisen, dass Sie sehr wohl in der Lage sind, selbständig zu arbeiten und die Kollegen Ihnen nicht “helfen müssen” (sondern man nur im Team zusammengearbeitet hatte), dann wird man das selbstverständlich mit der Klage quittieren, dass Sie nicht im Team gearbeitet hätten – bzw. insbesondere nicht in dem Team, das der Chef angeordnet hatte (denn irgendeine Hilfe müssen Sie schließlich gehabt haben: niemand macht so viel Arbeit allein). 

Messen mit zweierlei Maß

Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Weiterbildung. Die zwei Klassenbesten sind nicht nur beide außergewöhnlich gut, in dem, was sie tun, arbeiten konzentriert und auch beide sehr fleißig und liefern daher beide eine nahezu perfekte Abschlussarbeit ab. (Buchstäblich perfekt geht nicht, weil wir Menschen sind; irgendwelche Kleinigkeiten, die missverständlich oder nicht ganz sauber sind, gibt es immer.) Bei dem einen wird die Abschlussarbeit mit Bestnote und Auszeichnung (Geldprämie) bewertet, bei der anderen nur mit “super gut” oder gar zu “ja,ja” herabgewürdigt. Und das, obwohl die “super gute” Abschlussarbeit umfangreicher ist als die andere und die darin präsentierten Resultate auf sehr viel dahinter steckende Rechenleistungen und Originalität schließen lassen. (Eine Karte z.B. kann man entweder mit einem Standard-Tool wie Google Maps ausgeben lassen oder man kann sie selbst programmieren: Für die Abschlussarbeit wäre ersteres hinreichend, zweiteres ist ein krönendes Bonbon.) Aber es kann halt nicht sein, was nicht sein darf. Darum wird dem einen einfach gesagt “sehr gut, Auszeichnung” und bei der anderen so lange gesucht bis man irgendeine kleine Ungenauigkeit gefunden hat oder eine Missverständlichkeit, … irgendwas, das man zum Fehler aufbauschen kann. 

Dumme Pauschaleinschätzungen & falsche Vorurteile
z.B.: Frauen und Technik…

Stellen Sie sich vor, Sie sind darin geübt, eine bestimmte bestimmte Maschine zu bedienen. Sie haben darin eine Ausbildung, haben dann studiert, um es noch besser zu verstehen und das Handwerk stets weiter praktiziert. Sie haben über Jahre stets gute Zeugnisse davon, nie etwas kaputt gemacht und sogar von Ihrem Lehrmeister ein Zeugnis, das Ihnen besonders schnelle Auffassungsgabe bescheinigt. Nachdem Sie einmal den Betrieb gewechselt haben, wird Ihre Bitte an den technischen Leiter, dass Sie bei der Einweisung/ Einweihung eines neuen Zubehörs dabei sein möchten, mit der schriftlichen Antwort quittiert “das ist zu technisch für dich”. Als Sie ihn brüskiert beim nächsten Zusammentreffen zur Rede stellen, macht die Antwort “du siehst halt so aus” es nicht besser. 
Nachdem Sie (wiedermal) den Betrieb gewechselt haben, arbeiten Sie sich in die dortigen (ähnlichen) Geräte ein, die sogar noch viel einfacher bedienbar sind. Eines Tages sollen Sie mit einem jungen Kollegen zusammenarbeiten, der wochenlang vorher und an jenem Tag stundenlang nicht mit Ihnen redet, aber Ihnen hinterher vorwirft, dass Sie normale Handgriffe nicht ohne Absprache hätten tun dürfen. Er beschwert sich beim Chef über Sie und als dieser Sie beide befragt, heißt es, dass (i) der Kollege schließlich schon drei Jahre hier sei, Sie aber nur zwei (außer Acht gelassen wird natürlich, dass er deshalb auch nur auf Kommando seines Ausbilders handeln darf und Sie mehrere positive Arbeitszeugnisse aus den letzten Jahrzehnten Berufserfahrung aufweisen), (ii) es Ihnen offensichtlich an Sensibilität mit der empfindlichen Technik mangele (oder ist das Offensichtliche vllt das Klischeedenken des Chefs und Mobbing?), und Sie (iii) die Anleitung nicht gelesen hätten, da dort angeblich alles so drin stünde wie der junge Kollege sage. 
(Rückfragen: Wie sonst, wenn nicht mit Anleitung, man die eigenständige Einarbeitung hätte bewerkstelligen sollen, steht wahrscheinlich in den Sternen (Sie bekommen natürlich keine Einarbeitung von Kollegen, denn Sie sind ja schon groß) // dass der Kollege über den Inhalt der Anleitung leider nicht die Wahrheit sagt (was im Grunde zeigt, dass *er* sie nicht gelesen hat, denn er wurde schließlich durch den Ausbilder eingearbeitet), muss auch nicht überprüft werden, sondern glaubt man einfach // und dass Sie einige wichtige Sachen, die als “tacit knowledge”/ Grundwissen in der Anleitung eben nicht stehen, vllt von woanders her wissen könnten – z.B. wegen früherer Berufserfahrung – das kann nicht sein, weil es nicht sein darf)???
Liebe Herren, Ihnen ist hoffentlich klar, dass schlanke, sensible Frauenhände in vielerlei Hinsicht viel geschickter sind als Männerpranken. Da Sie gewiss auch die Weisheit “nach fest kommt ab” kennen, wissen Sie natürlich auch, dass es meist nicht auf Kraft und blinden Gehorsam, sondern auf Geschicklichkeit und Mitdenken ankommt.
Zudem – um es mal für Männer herunter zu brechen – müsste jedem Macho völlig klar sein, dass Fragen nach elementarer Physik+Technik selbstverständlich zu den Kernkompetenzen von Frauen gehören müssten, denn das braucht man sowohl in Küche/ Haushalt als auch in medizinischen Fragen, also bei der Pflege von Menschen (Kinder, Senioren, Ehemänner…) und ist daher ein Gebiet, auf dem Frauen seit Jahrhunderten und von Natur aus übermäßig geschult sind. Die Fähigkeit, das eigene Gehirn zu nutzen, um solche Anwendungsfragen zu entscheiden, ist ebenfalls nichts geschlechtsspezifisches. Das grch Wort “techne” (Kunst) widerspiegelt schließlich, dass all diese artifiziell geschaffenen Hilfsmittel von der Natur abgeschaut sind und von Menschen für Menschen entwickelt wurden. Es ist also überhaupt nicht einsichtig, warum Frauen weniger gut mit Technik umgehen können sollten als Männer. Aber irgendeinen Grund braucht man halt, mit dem man SIE aus einem gewissen Bereich (z.B. eines Tempels) heraushält, auf den man(n) sich dann zurückziehen kann. 

Selbstgefälligkeit bis hin zu Hochnäsigkeit

Stellen Sie sich vor, Sie sind weltweit anerkannter Experte auf einem bestimmten Gebiet. Sie haben studiert und einige Jahre Berufserfahrung, haben mehr als einmal gezeigt, dass Sie das Handwerkszeug Ihres Faches beherrschen – z.B. können Sie lesen, schreiben (haben vllt. sogar mehrere Essaykurse mit Bravur absolviert), rechnen (haben vllt. sogar ein Physik-/Mathe-Studium erfolgreich absolviert) und sprechen mehrere Sprachen (waren vllt. sogar eine Zeitlang im Ausland). Dann tragen sich Sachen zu wie:

Unterschätzung

* Ein Kollege schreibt Ihnen eines schönen Samstags eine E-Mail, dass er sich heute (am Wochenende, d.h. in seiner Freizeit) hingesetzt hätte und die Bedienungsanleitung einer Software für Sie gelesen hätte. Es versteht sich, dass er dafür Dankbarkeit erwartet, weil er meint, dass Sie das ohne ihn nicht geschafft hätten und dass er dann pickiert ist, wenn Sie ihm sagen und beweisen, dass Sie diese Bedienunganleitung bereits ~2 Wochen früher und in der Originalsprache (statt in Übersetzung) gelesen hatten, wodurch Sie die aktuellere Version hatten (Vers. 10 statt 6). Sie bedauern natürlich höflich, dass Sie ihm das damals nicht sofort gesagt hatten, da sie keine Notwendigkeit sahen und solche Kleinigkeiten für nicht erwähnenswert hielten. Sie wussten ja nicht, dass dies den Kollegen auch interessierte – sonst hätten Sie ihm freilich gern geholfen (muss ja nicht jeder das Rad neu erfinden)… 
Sie könnten jetzt natürlich wohlwollend denken, dass der Kollege das nicht gemacht hat, weil er Ihre Fähigkeiten unterschätzt, sondern, weil er aus lauter Gutmütigkeit Ihnen aufrichtig helfen wollte (oder vllt sogar, weil er Sie beeindrucken wollte, wie das oft ist zwischen Menschen)… aber wenn dann ~3 Monate später der Chef Ihnen schreibt, die Kollegen hätten Ihnen zu viel helfen müssen, kommen Sie doch wieder ins Grübeln. 
Anm.: Kollegiale Absprache wäre besser gewesen und für alle Beteiligten würdig und fürs Team effizient, denn im Team legt man die Fähigkeiten der Mitglieder zusammen. 

Herabwürdigung 

* Ein Kollege macht Ihnen Vorschläge, einen gemeinsamen Text abzuändern, umzuformulieren und wenn Sie nachgiebig sagen “ok, machen wir es so, wie Du möchtest – die beiden Formulierungen sind äquivalent und mir ist das nicht so wichtig” – wird hinterher behauptet, Ihr Text wäre schließlich falsch gewesen (Sie hätten es selbst eingesehen, denn Sie haben die Änderung akzeptiert) und nur der rettende Hinweis des Kollegen hätte dazu beigetragen, dass es nun richtig sei.

Falsches Vorurteil (seit einigen Dekaden):
Frauen können kein Mathe/ können nicht rechnen…

* Ein Kollege macht eine Rechnung sehr schlampig (als sehr grobe Abschätzung), Sie machen es genauer, doch es wird ignoriert (ist ja nicht so wichtig). Einige Monate später wird an Ihrer Rechnung herumgemäkelt, Sie hätten sie nicht allein gemacht – oder sogar behauptet, der Kollege hätte diese Rechnung gemacht (sowas kann schließlich unmöglich von Ihnen kommen):
Liebe Herren, Sie wussten schon, dass Rechnen eine der besonderen Stärken von Frauen ist? siehe historisch gute Verfilmung wie Hidden Figures und wer das nicht glaubt, dem kann ich es auch Macho-gerecht erklären: Jahrhundertelang waren es die (Haus)Frauen, die den Haushalt führten, also auch – und das war das wichtigste – dessen Kassenbuch. Lesen Sie einmal die Biographie der Astronomin Caroline Herschel, die nämlich von ihrem Bruder vor allem als Haushälterin nach England geholt worden war, aber dann zusätzlich zur Haushaltsführung zuerst als Sängerin Karriere machte, dann als seine Assistentin bei der Uranusentdeckung dabei war und viele eigene Entdeckungen und Sternkatalog-Arbeiten vorweisen kann. Und womit: mit ganz typischen Frauentätigkeiten (Buchhaltung, also Auflisten, Rechnen, Bilanzieren), weil sie nämlich nach Wunsch ihres weiblichen Elternteils keine höhere Bildung erhalten sollte und folglich nicht hatte.

Herabwürdigung

* Nachdem Sie ein Jahr lang eine Thematik bearbeitet haben und die Ergebnisse zusammengeschrieben haben, überfliegt ein Kollege Ihren Text, liest davon die Hälfte gar nicht und behauptet dann, einige zum Verständnis wichtige Punkte stünden nicht im Text.
Das ist falsch; wahr ist vielmehr, dass der Kollege nach eigener Aussage diesen Teil des Textes nicht gelesen hat. Dafür hält er es aber für nötig, Ihnen im Detail zu erklären, wie man einen Text schreiben müsse – sinngemäß, dass die Einleitung vor dem Hauptteil kommt und sowas. Ist es nicht großartig, dass es diese Sorte Kollegen gibt?! 

Ausgrenzung, herablassende Behandlung und Diebstahl

* Ein Kollege, der keine Ahnung hat oder nicht vom Fach ist, fragt sie aus und nimmt effektiv sowas wie Nachhilfestunden. (Soweit, so in Ordnung.) Dann stellt er sich bei nächster Gelegenheit hin und gibt mit voller Inbrunst Halbgares, halb Unverstandenes von sich – am liebsten auf einer Konferenz, zu der Sie nicht fahren dürfen, weil der Kollege ja hinfährt (einer reicht, denn das Budget ist knapp und vor zwei Jahren – das können Sie nicht wissen, weil Sie da noch gar nicht in dieser Abteilung waren – wurde ja auch schon mal das Reisekostenbudget überzogen).
Dass das dem Ruf des Faches, der Abteilung etc. sehr schadet, wird von der Obrigkeit in Frage gestellt, denn schließlich muss man jetzt nach vorne schauen und sich neuen Aufgaben widmen…

Man lernt: Der Kollege bildet sich ein, dass etwas, das sogar Sie können, ja nicht so schwer sein kann – dass Sie dafür >zehn Jahre Studium + Promotion + Berufserfahrung gebraucht haben (die er nicht vorweisen kann), heißt ja nichts…

… genau was im Klappentext des Buchs “Sine laude! …” steht

Wenn Ihnen Dinge wie diese öfter mal begegnen, dann sind Sie wahrscheinlich eine Frau und arbeiten viel mit Männern zusammen. Das geht ja auch nicht anders, denn ab einem gewissen Level haben Sie überwiegend männliche Kollegen – egal, in welchem Job. Es hat zwei Ursachen: Erstens die bekannten Karriere-Einschnitte bei Frauen aus biologischen Gründen, zweitens die oben genannten Mobbing-Strategien, die sich vor allem gegen Frauen richten (wenngleich es auch männliche Opfer gibt, weil Neid auf Kollegen, die einfach gut sind in dem, was sie tun, nicht geschlechtsspezifisch ist).

Moderner Ersatz für Religion

Das oft vorgetragene Beispiel (nicht mal Argument), dass es historisch kaum berühmte Frauen gibt, verfälscht sich durch seine eigene Statistik selbst: Wenn Jahrhunderte lang Frauen überwiegend keinen Zugang zu Bildung hatten (kein Recht auf Schule/ Studium bzw daran aktiv durch Gesetze gehindert wurden) und/ oder durch andere Pflichten (häusliche Arbeit, Kinder) von dieser abgehalten wurden, kann es auch weniger berühmte weibliche historische Personen geben. Das betrifft *alle* Bildungsbereiche, nicht nur Mathe und Musik.

Dass gerade das Rechnen eine der großen Stärken von Frauen war und stets als solche angesehen wurde (bis vor wenigen Jahrzehnten, vermutlich bis Anti-Feminismus-Bewegungen das Gegenteil zu behaupten anfingen), zeigt, dass (a) Frauen von je her für Haushaltsführung, d.h. Buchführung/ Finanzen zuständig waren, (b) es überwiegend Frauen waren, die in Rechenstuben arbeiteten (siehe “Harvard Computer”, “Hidden Figures”-Film u.v.m.). Dass sich weibliches Talent nicht o.B.d.A. auf stures Abarbeiten von Algorithmen beschränken lässt, zeigt auch die Tatsache, dass der erste Computer von einer Frau programmiert wurde: Spiegel, über Ada Lovelace (19. Jh.), und allgemein (SZ). 

Was ich sehe und was mir als Frau in der Wissenschaft (Forschung, Technikentwicklung wie bei öffentlichen Auftritten) das Leben schwer macht, ist eine gewaltige Anzahl von Vorurteilen gegenüber Dingen, die nichts miteinander zu tun haben: Sind die Glaubenssätze der Männchen-Weibchen-Vorurteile jetzt unsere neue Religion? Lösen sie Ideologien und Esotheriken ab?

Frauenvorurteile anstelle von Astrologie: Immer mehr zeigt sich, dass die Stellung der Planeten nicht auf Schicksale von Einzelmenschen wirken – wie müssten es sonst die abertausenden Exoplaneten erst tun?! – also suchen wir uns anstelle der Geburtskonstellation am Himmel irgendeine Geburtskonstellation auf der Erde (z.B. “das Neugeborene ist m/w/d”)??? Ähnlich wie bei der Astrologie ist der Einfluss in gewissen Bereichen nicht ganz abzustreiten: Der Mond bewirkt definitiv Ebbe und Flut und sein Licht trägt zur Entwicklung von Pflanzen bei, manche blühen sogar nur bei Vollmond … aber er bestimmt eben nicht die Intelligenz oder denkerischen Vorlieben eines Menschen, auch nicht seine Empathie oder seinen Charakter. So ist das auch mit dem Geschlecht!

In was für einer Welt wollen wir leben?

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte… liebe Mitmenschen… dann

  • dass das Schubladendenken aufhört, sondern die Individuen nach Können und Tugend beurteilt werden und nicht nach Geschwätz,
  • dass Menschen mehr miteinander reden als übereinander, 
  • dass Menschen nicht nach Äußerlichkeiten beurteilt werden oder nach dem Geschlecht …
  • … auch nicht nach (sozialer, ethnischer…) Herkunft, sondern nach dem, wo sie hinwollen und was sie können/ leisten (gemäß dem Slogan “es zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hin will“),  
  • Respekt vor den Leistungen anderer,
  • dass mehr Menschen aufhören mit der Selbstbeschränkung durch vorgefertigte Meinungen wie “wenn man Sprachen kann, kann man kein Mathe” oder simpler – schon in der Schule – “Physik ist schwer”. Probiert’s doch einfach, wieder und wieder: Wir Menschen haben die komische Eigenschaften, meistens mehr zu können als andere von uns dachten und wir selbst vorher für möglich gehalten hätten. 

Ich wünsche mir, dass Mädchen und Jungen/ Frauen und Männer wirklich die gleichen Chancen haben (wie’s im Grundgesetz steht) und dass alle Geschlechter vorurteilsfrei und schlicht ergebnisorientiert miteinander zusammen arbeiten und nicht gegeneinander

Nachtrag vom 15.11. 2019: Fotografiert in einer Innenstadt in Mitteldeutschland. Es mag Leute geben, die das lustig finden – ich finde den Spruch rassistisch, sexistisch und einfach FALSCH und widerlich. Zumal ich, wenn ich das mal anmerken darf, aus Gründen der Physik mit einer elektrischen Eisenbahn arbeite.

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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