Wie der Löwe an den Himmel kam

sie sind endlich da! … meine Belegexemplare. Ich hatte die Ehre, mal wieder ein Buch schreiben zu dürfen … nach zwanzig Jahren wieder im Kosmos-Verlag. 

Heute früh klingelte DHL und lieferte ein großes schweres Paket – Verwunderung, weil ich gar nichts großes bestellt hatte – aber ja! auf diese Lieferung hatte ich tatsächlich gewartet: ick froi mir.

Zum Inhalt des Buches

Das Buch ist der Versuch, die wahren Geschichten der Sternbilder zu erzählen. Es ist sicher nicht das letzte Wort zum Thema, weil vieles davon noch “work in progress” ist, also in der Forschung – aber das, was ich schon weiß, das habe ich versucht so darzustellen, dass es Hobby-Astros und Planetariumspräsentator:innen verstehen und anwenden können. Anlass meines Wunsches, dieses Buch zu schreiben, war meine Beobachtungen in hochmodernen Planetarien, dass wir dort oft noch immer die gleichen Bemerkungen zu den Sternbildern machen wie Joh. E. Bode 1801 in seiner dreisprachigen Uranographia und 1782 bis 1805 in seinem populärwissenschaftlichen Werk zur Kenntniß des gestirnten Himmels  geschrieben hatte. 

Nun ist aber die Wissenschaft seither enorm vorangeschritten. Assyriologen haben die Keilschrift entschlüsselt und astronomische Text in dieser Literatur identifiziert und gelesen. Franz Boll hatte 1900 schon mal erste Hypothesen zusammengestellt, wo die Sternbilder herkommen, aber wir wissen heute – weitere hundert Jahre später – viel mehr als damals. Das typische Planetariumsnarrativ sind Bodes Worte oder – wenn es mal tiefer gehen soll – z.B. die Bücher von Fasching, deren Geschichten auf Ovid basieren. Das ist augusteische Zeit (um Christi Geburt), also die römische Rezeption der griechischen Antike und alles, was vor Alexander dem Großen (330 v.Chr.) war, wird überhaupt nicht behandelt. Das möchte ich hier ändern.

Ich weiß … 

Natürlich sind Sternbilder in den Planetarien nur Vorprogramm, also der Stoff für die ersten 10 bis 20 min vor der eigentlichen Show … aber diesem Detail habe ich hier einmal sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, weil es das nach zwei Jahrhunderten sträflicher Vernachlässigung einfach mal verdient hat. 

Ich würde mich sehr freuen, wenn die eine oder der andere einen Nutzen aus meiner Arbeit zieht – denn ja, PLANETARIER:IN ist ein eigener Beruf, das kann nicht jede/r durchschnittliche Astronom:in einfach mal eben nebenbei machen, sondern es ist erfordert eine besondere Widmung hinsichtlich Technik, Pädagogik und vielem mehr. Durch meinen Mehrfachberuf als Astronom_und_Planetarier möchte ich den Kolleg:innen, die das in der pädagogischen Alltagsarbeit viel häufiger anwenden als ich hiermit ein Hilfsmittel in die Hand geben und hoffe, damit mindestens das Niveau des Vorprogramms ein wenig zu steigern. Natürlich stehe ich aber weiterhin gern für Rückfragen zur Verfügung. 

Ich wünsche viel Freude an der Lektüre! 

PS: Künftige Auflagen werden ggf. gewiss noch Überarbeitungen enthalten – nicht nur, weil die Forschung weitergeht, sondern auch, weil unter dem Zeitdruck einer solchen Produktion mal Einzelteile “verdreht” angekommen sein werden. Sowas merkt man erst aus dem Feedback der Leserschaft. Natürlich haben wir uns die allergrößte Mühe gemacht. es so ordentlich wie möglich zu machen und es haben mehrere Leute den Text probe-gelesen – aber da wir alle Menschen sind, gibt’s immer was, das man hätte besser machen können (nächstes Mal!). Der Illustrator ist sensationell gut – dessen Arbeit macht sicher alles wett, was die Autorin verbaselte. 😉

PPS: Wer den Verlag und wer mich kennt, wird es eh wissen, aber sicherheitshalber sei es aus Gründen des Themas nochmals festgestellt:

ACHTUNG! Dies ist kein Kinderbuch (das merkt man auch am Sprachstil).
und          ACHTUNG! Dies ist kein Märchenbuch.

der Löwe am Himmel

Das Besondere an diesem Buch

  • Es ist nach Jahreszeiten gegliedert (im Gegensatz zu sonstigen Historiker-Büchern), weil es sich an Leute in der Praxis richtet. Hintergedanke: Wenn geneigte Hobby-Astronomierende oder Planetarier:innen den Himmel erklären, dann machen sie das typischerweise jahreszeitenweise: Gruppe um das Sommerdreieck oder Herbstviereck … 
    [Dass wir zum Schluss vergaßen, einen alphabetischen Inhalt hinten einzufügen – was ich eigentlich vorgeschlagen hatte, aber beim Zeitdruck am Ende vergaß – möge uns bitte verziehen werden: Wir schreiben’s auf die Verbesserungsliste für die nächste Auflage. 😉 ]
  • Feldstecher-Objekte oder sonstiges “tiefer” am Himmel wird aber nur in den Kapitel-überschreibenden Seiten thematisiert, nicht bei den Sternbildern
  • Der Tierkreis – wenn wir ihm folgen würden – ist so geteilt, dass in jeder Jahreszeit drei der zwölf Sternbilder vorkommen, die so heißen wie die Zeichen. Er startet nicht mit Aries (Widder), sondern mit Pisces (Fische), weil diese Änderung nach 2000 Jahren endlich mal dran ist. 
  • Dadurch kommen so überraschende Phänomene raus wie die Tatsache, dass im Frühling Virgo-Libra-Scorpius liegen und der Löwe (der ja einen der Sterne des “Frühlingsdreiecks” birgt) im Winterabschnitt des Himmels liegt. Wer aber mal hinreichend lange “draußen” lebte und den Himmel verfolgte, weiß, dass das den Beobachtungstatsachen entspricht: Leo sieht man tatsächlich bereits abends am Winterhimmel (Februar ab 20/21 Uhr) und den Skorpion im Mai/ Juni (Frühling) kurz nach Einbruch der dann sehr “weißen Nacht”. 

 

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Viel Erfolg mit diesem Buch !
    Dr. W (als langjähriger, nun, was eigentlich, Leser, dies trifft es wohl am besten) mag, wie so an die Sache herangegangen wird und generell auch u.a. die publizistische Leistung bei den SciLogs.de .

    MFG
    Dr. Webbaer

  2. Dieses Buch werde ich mir mal gleich kaufen und mich mit seinem Inhalt beschäftigen. Dass die Sternbilder des Nordhimmels schon großenteils zu ihren Namen durch die Babylonier kamen, wenn ich mich richtig an frühere Lektüre erinnere, das fand ich schon hoch interessant.

Schreibe einen Kommentar