ÖWF – Marssimulation in Marokko erfolgreich beendet

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Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
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Am 28. Februar beendete das Österreichische Weltraum Forum ÖWF erfolgreich seine Marssimulation in der marokkanischen Sahara. Die gesteckten Ziele der Mission konnten noch übertroffen werden. „Die MARS2013-Mission war ebenso herausfordernd, anstrengend und komplex wie auch spannend und wissenschaftlich erfolgreich“, erklärt Dr. Gernot Grömer, Leiter der Expedition im Camp Weyprecht, südlich von Erfoud in Marokko.

[Gastbeitrag von Monika Fischer]

Europas bisher größte Marssimulation

MARS2013 ist die bisher größte Simulation unter der Leitung einer europäischen Organisation. 17 wissenschaftliche Experimente wurden während der vierwöchigen Mission von der siebenköpfigen Kernmannschaft im Camp Weyprecht, Marokko ausgeführt. 23 Nationen und über 100 WissenschafterInnen waren an MARS2013 beteiligt und trugen maßgeblich zum Erfolg der Simulation bei. „Alle vorgesehenen Experimente konnten planmäßig durchgeführt werden, wenn es auch wirklich eine große Herausforderung an war“, berichtet Grömer begeistert. „Es war erstaunlich wie wir als globales Orchester gleichzeitig an den Experimenten arbeiteten: mit einer Zeitverzögerung von 10 Minuten wurden die Analogastronauten in den experimentellen Raumanzügen Aouda.X und Aouda.S vom Mission Support Center (MSC) in Innsbruck und von unserer Partnerorganisation Kiwispace in Wellington, Neuseeland dirigiert. Gleichzeitig steuerten die Kontrollzentren in Budapest und Warschau via Satellitenleitung die Roboterfahrzeuge Magma und Puli.“
Auch Alexander Soucek, Flight Director im MSC in Innsbruck zeigt sich zufrieden: „Alles ist gut gelaufen. Da jede Aktion bereits zu Beginn der Mission nahezu minutiös geplant war, konnten wir mehr als 95% der Aktivitäten ausführen.“

 

Camp Weyprecht – Camp Payer

Um dem Forschergeist der Mission Rechnung zu tragen, wurden die Marscamps des ÖWF nach Carl Weyprecht und Julius Payer benannt. Die beiden Forscher leiteten 1872 bis 1874 die erfolgreiche österreichisch-ungarische Nordpolexpedition.
Bei Ankunft in Marokko wurde das Hauptcamp der Mission, Camp Weyprecht, errichtet. Zwei Wochen später stand ein weiteres Highlight der Simulation auf dem Plan: die dreitägige Exkursion zu einem zweiten Camp.
Die dreiköpfige Mannschaft hatte die Aufgabe, 80 Kilometer vom Hauptcamp entfernt eigenständig Camp Payer zu errichten und geologische Proben von der Außenstelle mitzubringen. Getestet wurde der Aufwand bezüglich Logistik und Kommunikation, den solche Exkursionen am Mars erfordern.

 

Simulation des Notfalls am Mars

Eine der größten Herausforderungen während der Mission war die Kommunikation. Das Camp und die Analogastronauten am „Mars“ mussten einen hohen Grad an Autonomie besitzen, denn jede Nachricht oder Frage kam erst nach 10 Minuten im MSC auf der „Erde“ an. Bis zu einer Rückmeldung verstrichen somit 20 Minuten. Wichtiger Teil der Mission war daher auch die Erforschung der Abläufe im Zusammenhang mit einem Notfall am Mars: simuliert wurde eine Unfallsituation mit Verletzung eines Marsastronauten. Der, dazu eingesetzte, Analogastronaut machte Meldung und musste anschließend selbständig den Deployable Shelter, ein Notzelt der TU Wien, aufstellen. Als 20 Minuten später die Rückmeldung vom Mission Support Center, also von der „Erde“, eintraf, hatte er sich bereits in Sicherheit gebracht und wartete auf Rettung aus dem „Marscamp“.

 

Aouda.X und Aouda.S funktionieren planmäßig

Sehr zufriedenstellend war auch die Funktion der experimentellen Raumanzüge Aouda.X und Aouda.S. Denn Sand und Wind der marokkanischen Sahara sind grundsätzlich eine ernst zu nehmende Herausforderung für jede Ausrüstung. Der Sand wirkte wie Schleifpapier und setzte den Anzügen stark zu. Auch gelangte er über die Filteranlage ins Anzuginnere und behinderte die Belüftung. Mit 45 Kilogramm stellte auch das Gewicht der Raumanzugsimulatoren eine große körperliche Belastung für die Analogastronauten dar, die aber mit Fortdauer der Mission immer besser bewältigt wurde. Es war möglich, bis zu sechs Stunden im Feld wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Ein Arzt überprüfte laufend Temperatur und Kohlendioxid-konzentration im Anzug sowie wichtige medizinischer Daten, wie die Pulsfrequenz des Analogastronauten, und gewährleistete so dessen Sicherheit.

 

MARS2013 Konferenz von 24. bis 26. Mai

Die Ausarbeitung der gesammelten Daten wird in den nächsten Wochen erfolgen. Die Auswertungen werden von WissenschaftlerInnen weltweiten mit Spannung erwartet. Im Mai wird in Wien eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema MARS2013 stattfinden. Die dort präsentierten Ergebnisse markieren ein weiteres Stück auf dem Weg zur bemannten Erforschung des Mars.

 

Medienkontakt:

Mag. Monika Fischer

Pressesprecherin

ÖWF Wien

Tel. +43 (0)699 1213 4610

monika.fischer@oewf.org

 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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