Was feiern wir an Pfingsten?

in der säkularen Gesellschaft Norddeutschlands weiß das kaum noch jemand und im Süden/ Österreich weiß man vllt., dass wir den Heiligen Geist feiern. Aber ist das wirklich alles? Bestimmt hat es doch auch etwas mit Natur/ Astronomie zu tun?

Laienwissen: “Pfingsten” heißt auf Englisch “Pentacost”, steckt “penta” (fünf) drin, weil es fünfzig Tage nach Ostern stattfindet.
Ostern ist nicht nur das christliche Fest der Auferstehung Jesu, sondern wird nach einer babylonischen Kalenderregel bestimmt. In Babylon und im Judentum, das diesen Kalender im alttestamentlich beschriebenen Exil unter Nebukadnezzar übernommen hat, war “Ostern” (bzw. dessen Vorläufer) das Fest der Auferstehung in der Natur: Mittfrühling bzw. Tag- und Nachtgleiche. Man konnte es vllt. nicht immer auf den Tag genau bestimmen wie heute, sondern eher mit einer Unsicherheit von plusminus 2 bis 3 Tagen, aber die Jahreszeiten sind/ waren der Sinn der Sache.
nota bene:
Die römisch-katholische Kirche hat im 4. Jh. festgelegt, dass man im immer den 21. März als Tag-und -Nachtgleiche zum Berechnen des Ostertermins nimmt, aber Juden und die Ostkirchen machen das nicht. Darum hatten wir dieses Jahr das kuriose Phänomen, dass römisch-Ostern am Sonntag, 31. März war, aber die jüdische Pessach-Woche (deren Abendmahl-Beginn eigentlich an den Mittwoch davor gehört, wie letztes Jahr) erst am 22. April und das griechisch-orthodoxe Ostern erst am 5. Mai gefeiert wurde. (Römisch-Ostern ist spätestens am 25. April, ein Mai-Termin ist nicht möglich, aber in den Ostkirchen sehr wohl.)
Teilt man das Jahr in vier Jahreszeiten, dann wäre jede davon etwa 90 Tage (genau: 89, 92, 95, 89) lang und die Hälfte davon ist zwischen 40 und 50. Ausführlich hatte ich das im Feb. 2019 vorgerechnet, als ich Lichtmess erklärte.
Die Jahreshauptpunkte (Wintersonnenwende, Tag- und -nachtgleichen, Sommersonnenwende) werden heute zwar als “Anfang” (bzw. Ende) der Jahreszeit definiert, aber das ist natürlich höherer Quatsch, weil sich das Wetter/Klima nicht denkt “oh, die Sonne steht gerade am Kardinalpunkt, dann wechsele ich mal”, sondern Wintersonnenwende ist eigentlich der Wendepunkt, ab dem es dann (ganz allmählich) wieder heller & wärmer wird (und nicht erst beginnt winterlich kalt zu sein). In der Natur sind also die Anfänge der Jahreszeiten nicht im Dezember, März, Juni und September, sondern jeweils in der Mitte dazwischen:
- Anfang Februar (2.2.) beginnt der Frühling (christlich: Mariä Lichtmess)
- Anfang Mai endet der Frühling und beginnt der Sommer (Maifest, Walpurgisnacht, römisch: Marsfest, christlich: Christi Himmelfahrt=40 Tage nach Ostern & Pfingsten=50 Tage nach Ostern)
- Mitte August (15.8.) endet der Sommer (christlich: Mariä Himmelfahrt)
- Anfang/Mitte November beginnt der Winter: darum teilt Sankt Martin am 11.11. seinen Mantel, um einen Frierenden zu schützen.
Im Februar 2023 hatte ich Ihnen diesen “verschobenen” Jahreskreis in einer Sonne aus mehreren Ringen demonstriert.
Wenn eine Jahreszeit etwa 90 Tage lang ist, die Hälfte davon zwischen 40 und 50 Tage – der christliche (römische) Sonnenkalender hat daher alle ca. 40 bis 50 Tage ein Fest: an den Jahreshauptpunkten und den Terminen jeweils in der Mitte dazwischen.

Zurück zu Pfingsten & dem Hl. Geist
Zu Pfingsten, also 50 Tage nach Jesu Auferstehung, so sagen Christen, erfüllte der Heilige Geist die Jünger Jesu. Das Pfingstwunder ist mit dem Feuer (Licht und Wärme – vllt auch “des Sommers”, wenn man das Symbol naturkundlich auslegt) verknüpft, das über den Häuptern der Apostel erschien. Sie begruben ihre Trauer-Starre nach dem Verlust der persönlichen Gegenwart ihres Propheten und begannen in zahlreichen Sprachen seine Lehren (Nächstenliebe/ Nachbarschaftshilfe, Frieden & Friedlichkeit, Sittengesetze, Gutmütigkeit und Liebe) zu predigen.
In diesem Sinn könnte man aus aktuellem jahreszeitlichen Anlass das Lied anstimmen, das an katholischen Schulen immer gesungen wird, bevor man eine Klausur schreibt oder sonstige Prüfung hat:
Komm Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
Besuch das Herz der Kinder dein,
Die deine Macht erschaffen hat,
Erfülle nun mit deiner Gnad’!
Der Heilige Geist (eine der drei Erscheinungsformen – “Aggregatzustände”, wenn man so will) des christlichen Gottes steht symbolisch für den (göttlichen) Beistand.
40 Tage nach Ostersonntag ist ein Freitag und 50 Tage nach Ostersonntag ist ein Montag. So ganz stimmig erscheint mir das nicht.
das gleiche gilt für Aschermittwoch, der 40 Tage vor Ostern ist. mir wurde erklärt, dass irgendwie die Sonntage nicht gezählt werden – aber fragen Sie das die Katholiken bzw die kirchlichen Kalendermacher.
Jetzt mal zur Frage
Wir feiern das Pfingsereignis.
“Vom Himmel hörten sie ein Brausen und Feuerzungen gingen auf die Männer nieder mit der Wirkung, dass sie plötzlich in vielen Sprachen reden konnten. Sie gingen auf die Straßen und sprachen die Menschen in ihren eigenen Muttersprachen an. Die Menschen reagierten unterschiedlich, manche waren ergriffen und hörten zu und andere glaubten, die Männer seien betrunken (“voll des süßen Weines”).
Interessant war, was der Pfarrer heute zum Pfingsereignis zu sagen hatte.
Er sprach stattdessen von Ezechiel, einem jüdischen Propheten, der 600 v.Chr.lebte: “Und ich werde meinen Geist in euch legen, und ihr werdet leben, und ich werde euch auf euren Boden bringen, und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin. Ich habe gesprochen, und ich werde es tun! Spruch des HERRN.”
Religionskriege und Machtdemonstrationen (eines bestimmten Gottes) hat’s oft gegeben: besonders bei dem Götter-Wirrwarr im Altertum. Am berühmtesten vermutlich bei Eliah (dem größten jüdischen Propheten), der bewies, dass der jüdische JHWH größer ist als der babylonische Bel.
Susanne M. Hoffmann
die drei Eingottreligionen gaben/geben Eliah recht.
Anmerkung: Die Eingottreligionen darf man nicht mit den Götterreligionen vergleichen.
Das wäre zu menschlich gedacht.
genau