Von Chaos zu Eden

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Beruhigend glitzerndes Sternenzelt, glutflüssige Lava, tosende Meeresfluten, sanft wellende Polarlichter, entfesselte sturmgeformte Riesenwolken, Blitze… das alles und noch viel mehr findet sich in diesem Buch auf großformatigen Seiten opulent dokumentiert.

Titel des Bildbandes über die Erde.

“Eine fotografische Reise durch die Geschichte unserer Erde” ist der Untertitel dieses Buchs, das kurz vor Weihnachten vom Knesebeck-Verlag auf den deutschsprachigen Büchermarkt geworfen wurde. Im Original ist das Werk auf Französisch erschienen und entsprechend “charmant” ist auch der Stil.

Geschrieben ist das Buch in einer blumigen, schwärmerischen Sprache, so dass die wenigen Texte schon allein die Faszination von der Schönheit unseres Planeten ‘rüber bringen. “Origine” (Ursprünge) hieß es im Original, denn es erzählt von den Ursprüngen dessen, was die Fotos zeigen und illustriert mit diesen prächtigen Fotos irdischer Urgewalten die noch viel heftigeren Verhältnisse der Ur-Erde.

Bild aufgenommen am Kilauea, Hawaii, Big Island. Seitenzahlen gibt es auf den großformatigen Bildern nicht, sonst würde ich sie angeben. Sie würden nur stören und so wirkt jede dieser prächtigen Fotografien als Kunstwerk für sich.
eine andere Doppelseite des Buchs: wirklich die Erde(?)!

Nicht immer ist man sich allerdings sicher, dass dies wirklich unser Planet ist: Das Bild oben von den Farbenspielen der See und des Steins wirken wie eine perfekte Kulisse für eine Star Trek-Szene, die auf irgendeinem fernen, exotischen Planeten spielen soll.

Die Autoren, Olivier Grunewald und Bernadette Gilbertas, beginnen ihre Geschichte am Urknall und erzählen von der Entstehung der Erde und des Lebens. Dazwischen werden Sinnsprüche hervorgehoben wie

“Wir sind noch immer nicht bereit und in der Lage, der Natur zu dienen, ihr zu folgen und sie zu respekieren.” (S.11)

Text ist insgesamt der geringste Anteil des Buches. Das meiste sind wahrlich die wunderschönen Fotos. Wenn man sich dazu noch vorstellt, wie wohl das jeweilige Foto gemacht worden sein mag, ist es noch beeindruckender. Blitze zu fotografieren ist schon nicht besonders einfach – aber glutflüssige Lava, die auf gischtbedeckten oder sturmgepeitschten Ozean trifft… Solche Bilder sieht man nicht alle Tage und sie zeugen von der selbstreinigenden Kraft und stets aufs Neue entfalteten Energie zur Veränderung unseres Planeten.

Veränderung ist es, was uns – wie unseren Planeten – lebendig hält. Wir könnten dieses Buch auch als Einladung fürs neue Jahr verstehen, unsere guten Vorsätze der ersten Tage eines neuen Jahres einmal wirklich in die Tat umzusetzen und die Aufbruchstimmung zu einem Neuanfang zu nutzen.

Jedenfalls möchte ich dieses Buch wärmstens empfehlen: Es ist ein Augenschmaus erster Güte mit wenigen, trotz aller schwärmerischen Blumigkeit richtigen Informationen über unseren faszinierenden, uns liebevoll hegenden Planeten… ein Buch wie eine gute Planetariumsshow: Großartig!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

3 Kommentare

  1. Die Schönheit der Welt, nun, zumindest die des hiesigen Planeten, soll nicht unterschätzt werden, fürwahr!
    Vielen Dank für Ihre Arbeit, Frau Susanne M. Hoffmann (was bedeutet eigentlich ‘M.’?), es ist schon ein Vergnügen auf einem Planeten sozusagen herumzurollen, der wiederum im sog. All um einen Stern herumrollt, sozusagen.
    Dies aus Sicht eines Bären so angemerkt, aus Sicht des Trockennasenprimaten ginge dies womöglich ebenfalls anzumerken.

    Danke auch für die Buchempfehlung,
    MFG
    Dr. Webbaer (der es mehr mit dem Scrollen von Inhalten im Web sozusagen hat)

  2. Wären diese Bilder schön,wenn es den Betrachter(Mensch) nicht gäbe ? Nein, sie wären wissenschaftlich gesehen das Produkt und die Folge von Naturgesetzen.
    Erst der Mensch durch seine emotional eingefärbte Sicht auf diese Dinge, macht daraus Schönheit. Die Natur kennt solche Begriffe wie Schönheit,Sinn oder Emotionalität nicht, hier ist alles Werden und Vergehen.Für die frühen Naturvölker
    war alles beseelt. Alles in der Natur hatte eine SEELE.Diese archaische UrSicht kommt wieder auf,wenn man diese Bilder sieht…Wissenschaft ist eben nicht alles.

  3. Eine Reise durch die Geschichte nicht der Erde, sondern des Universums unternimmt der Large Hadron Collider und seine Nachfolger, wollen sie doch Bedingungen schaffen, die denen kurz nach dem Urknall ähnelten.
    Wenn man hier liest: „Die Autoren, Olivier Grunewald und Bernadette Gilbertas, beginnen ihre Geschichte am Urknall und erzählen von der Entstehung der Erde und des Lebens.“ so ist dieses Unterfangen noch breiter angelegt als das der Teichenforscher, will es doch die gesamte Zeit, die schon verflossen ist und den gesamten Raum, der schon entstanden ist, fassen – und das erst noch in Bildern.
    Das Buch passt mit diesem Anspruch auch gut zum Projekt der Big History (Big History ist eine akademische Disziplin, die die Geschichte vom Urknall bis zur Gegenwart untersucht.). Begründer der Big History ist David Christian mit seinem Buch Big History Die Geschichte der Welt – vom Urknall bis zur Zukunft der Menschheit Ein Fan von Big History und ein Förderer von neuen Formen des schulischen Geschichtsunterrichts, welche nicht mehr Schlachten und Kriege zum Thema hat, sondern die Zeitspanne von Beginn des Universums bis heute ist Bill Gates.
    Juval Harari hat in seinen Büchern „Sapiens“ (Eine kurze Geschichte der Menschheit) und Homo Deus ebenfalls den Big History – Ansatz gewählt und damit spektakulär Erfolg gehabt. Allerdings ist der Anspruch eines solchen Ansatzes sehr ambitioniert, will er doch alles erklären – alles bis zur heutigen Epoche der Digitalisierung, die in der Big History – Optik als logische Fortsetzung dessen erscheint was einst mit dem Urknall begann.

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