Heute vor 240 Jahren wurde der Planet entdeckt, der der Menschheit zeigte, dass das Sonnensystem mehr ist als das, was man mit dem bloßen Auge sieht: Uranus.
So steht es zumindest in den Geschichtsbüchern. Was am 13. März 1781 geschah: ein deutscher Musiker, den es durch die Personalunion von Hannover und der englischen Krone ins englische Bath verschlagen hatte, beobachtete abends die Sterne. Er war bereits 43 Jahre alt und seit einem Jahr Direktor des Orchesters in Bath, als er bei einem seiner nächtlichen Himmelsspaziergängen mal wieder einen “nebligen Stern” notierte. Uranus konnte schon im kleinen Fernrohr gesehen werden. Normalerweise arbeitete der Musiker-Astronom zusammen mit seiner 13 Jahre jüngeren Schwester Caroline an selbst gebauten großen Teleskopen. Wilhelm schaute oben durchs Teleskop und Caroline saß unten und notierte die Objekte an den Koordinaten, die er ihr zurief. Ein Vergleich mit den gängigen Sternkarten zeigte, dass dieses Objekt nicht verzeichnet war. Daher hielten die Geschwister Herschel es für eine Kometen und meldeten die Entdeckung, damit auch andere Astronomen die Chance zur Nachbeobachtung haben und man dem Orbit bestimmen kann.
Man verfolgt solche Himmelskörper dann eine Weile, um ihre Bahn zu bestimmen – doch dieses Objekt war für einen Kometen ungewöhnlich langsam. Das gab zu denken.
Nachdem man die Bahn im Ansatz gesehen hatte, konnte man sie zurückverfolgen und so wurde entdeckt, dass dieser Himmelskörper bereits um 1700 (mehrfach) vom englischen Astronomer Royal John Flamsteed gesehen worden war. Der hatte das Objekt jedoch als gewöhnliches Sternchen in seinem Sternkatalog verzeichnet und in dem kleineren Teleskop gar nicht gemerkt, dass es “diffus” aussieht und dass es sich überhaupt bewegt.
Mit Anschluss der frühen Flamsteed-Beobachtungen an die aktuellen von den Herschel-Geschwistern konnte der Berliner mathematische Astronom Joh. E. Bode die Bahn berechnen und zweifelsfrei feststellen, dass es sich hier um einen weiteren Planeten handelt. Bode schlug den heute akzeptierten Namen
Uranus
vor, um die Reihenfolge der römischen Gottheiten fortzuführen.
"physics was my first love
and it will be my last
physics of the future
and physics of the past"
Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... .
Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu.
Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).
Ok, dass der Witz durch ist: “Uranus gibt es nicht mehr. Er heißt jetzt Urrectum.” – Prof. Farnsworth, Futurama.
Futurama
Eine hübsche astronomische Geschichte. Nur beiläufig hierzu:
»Bode schlug den heute akzeptierten Namen
Uranus
vor, um die Reihenfolge der römischen Gottheiten fortzuführen.«
Als Gottheit war Uranus Grieche und hiess eigentlich Οὐρανός. Als Römer hiesse er Caelus.
es ist natürlich richtig, dass Uranos ein ursprünglich griechisches Wort ist: der Name dieses Blogs zeigt es (Urania ist buchstäblich die Muse der Himmelskunde, tatsächlich gemeint ist Sternkunde/ Astronomie). Allerdings wurden alle anderen griechischen Namen, die bis dahin etabliert waren, die römischen Namensvarianten: Merkur statt Hermes, Venus statt Aphrodite, Mars statt Ares, Jupiter statt Zeus, Saturn statt Kronos.
Ein spannender Planet.
“Dennoch strahlt sie(die Sonne) immer noch 1100-mal heller, als der Vollmond von der Erde aus erscheint.
auf Uranus müsste es also hell sein.