Sonnenfinsternis als “Geschenk des Himmels”

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

heute vor 368 Jahren wurde ein Mensch geboren, der die Geschichte der Physik und unser Weltbild prägte: Isaac Newton (4.1. 1643 zumindest, wenn man unseren heutigen Kalender nimmt: also ab heute … Jahre rückwärts gezählt). Als Geschenk des Himmels zu seinem Geburtstag wurde uns heute eine partielle Sonnenfinsternis spendiert. In meiner Heimatstadt Berlin war die Verfinsterung nahezu 80%, doch die Wolkendecke dermaßen dicht, dass kein einziger Sonnenstrahl auch nur eine Aufhellung bewirkt hätte.

Naja, wie hätte auch eine zu drei Vierteln verfinsterte und dann auch noch flach stehende Wintersonne den Wolken etwas anhaben können, aus denen sogar vereinzelte Schneeflöckchen rieselten? 

Dennoch war die Verfinsterung merklich: Das menschliche Auge ist ein wahrliches Wunderwerk der Natur und kann normalerweise ja schon einzelne Photonen sehen. So war auch die Verfinsterung des Taggestirns durchaus für das Auge merklich. Unwissende haben das Schummerlicht aber wahrscheinlich dennoch auf die Wolken geschoben. Im Vergleich zu anderen Tagen, d.h. mit weniger Wolken oder einer inhomogeneren Bewölkung, kann man man hier keinen wirklichen Unterschied sehen. Also, die gleiche Tageshelligkeit wie zur maximalen Phase erreicht man auch mit manchen Wolken. 

Besser nachweisen lässt sich diese Aussage und überhaupt so eine verhangene Finsternis durch eine exakte Messung: Ein Freund von mir pflegt seit langem jede Finsternis in ihrem Helligkeitsverlauf festzuhalten. Hier seine Messkurve von heute:

 

Man sieht: raffinierte Hobbyastronomen können eine partielle Sonnenfinsternis sogar "beobachten", wenn am Himmel Einheitsgrau angesagt ist. 

Aufgetragen ist die Helligkeit in Dezibel-Lux (dB lx) über der Uhrzeit in Mitteleuropäischer Zeit. Hier nochmal vergrößert:

  Auffällig ist der Helligkeitseinbruch in der roten Kurve vom heutigen Vormittag. Man sieht gegenüber der blauen Kurve der Vortage, dass es nicht nur "nicht richtig hell" wird, sondern in der Tat die Helligkeit sogar wieder sinkt. Wolfgang Rothe (Hobby-Astronom an der Berliner Archenhold-Sternwarte), der diese Kurven seit Jahren misst, sagt, dass das Profil voll seinen Erwartungen entspricht. Über die Jahre hat er ja längst die Erfahrung, wieviel die Helligkeit bei 78 % sinken sollte.

Vielen Dank an Wolfgang Rothe für die Messkurven und die Genehmigung ihrer Veröffentlichung als "Trostpflaster" für alle, die unter der nordeuropäischen Wolkendecke kein Glück mit der Sichelsonne hatten.  

Dies nur als erste, kleine Meldung – hier werden in den nächsten Tagen noch weitere Infos folgen.
 🙂

In meinem zweiten Zuhause in Hildesheim-Süd war es wolken-sonnig: Da konnte man die Sichelsonne also ab und zu zwischen den Wolken sehen. Angeblich ist das wohl auf ein hauseigenes Hildesheimer Wetterphänomen zurückzuführen: den Hildesheimer Wald-Föhn. Wenngleich es im Stadtzentrum bewölkt war und man auf dem Dach des Gymnasiums mit Sternwarte nur im Hochnebel stand, lies sich Die Sichelsonne an der Uni im Süden der Stadt ab und zu blicken. … Ich schau mal, ob ich da noch das eine oder andere Foto zur Veröffentlichung kriege – eigene habe ich jedenfalls leider nicht. 🙁 

 Foto: Michael Mushardt (Mehle)

siehe auch: 

Jan Hattenbachs Beitrag

Stefan Oldenburgs Beitrag


All meinen Lesern und Sterngucker-Freunden wünsche ich hiermit ein wunderbares neues Jahr!

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Nachtrag

    Hier (http://www.bilder-hochladen.net/…g6po-3-gif.html) kann man mein 2-frame-GIF finden, das ich von einem Balkon aus aufnehmen konnte. In Berlin wars ja komplett bedeckt, daher konnte man nix mitbekommen. Aber es fiel schon am Dienstag auf, daß es außergewöhnlich duster war. Am Mittwoch, als ich dann den Unterschied zum normalen Morgen mittels eines erneuten Fotos zeigen wollte, wars ja dann wolkenlos. Den ganzen Tag. *argh*
    Dafür war dann heute wieder schön bedeckter Himmel. Wie wir Astrofotojunkies es lieben.

    Blickrichtung: NNO
    Uhrzeit: 9:25 Uhr
    ISO: 100
    F: 4
    t: 1/100 s
    GIF-Animation: 5 Frames/s

  2. so, und nun die Erklärung: am Tag der Finsternis fiel mir auf, WIE dunkel es war, ohne daß ich mich hätte erinnern können, warum das so sein sollte – wenn man die Finsternis wegläßt. Ich fotografierte also die Szenerie mit festen Einstellungen und wiederholte das Foto zwei Tage später mit denselben Einstellungen um dieselbe Uhrzeit – jetzt ohne Eklipse, natürlich.
    Ich finde den Helligkeitsunterschied erstaunlich, weil ich vermutet hätte, daß der nivelliernde Effekt der Wolkendecke stärker sei.
    (Den vorigen Text hab ich, faul wie ich war, beim Astrodicticum (http://www.scienceblogs.de/…is.php#comment173054) rauskopiert. Ich bitte um Vergebung.

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