Seasonal Greeting

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Mit dieser saisonal üblich geschmückten Gravitationslinsen-Kaustik, möchte ich Sie astronomisch-verschmitzt herzlich grüßen und Ihnen besinnliche, ruhige freie Tage wünschen! Ein bisschen Einstein-Physik am heutigen Geburtstag von Sir Isaac Newton (zumindest nach dessen Kalender, nicht nach unserem).

die “Tanne” war ursprünglich eine Mikrogravitationslinsenkaustik für einen Stern mit einem Planeten, der einen Mond hat – bzw. enn ich mich recht entsinne, war es eher ein Doppelriesenplanet (Falschfarben, die Farben zeigen das Maß der Lichtverstärkung).

Was zeigt das Bild

Bei einer Gravitationslinse wirkt sich die Lichtablenkung durch Massen im Weltall zu Gunsten der irdischen Beobachter aus: Ein ferner Stern, der normalerweise recht schwach erscheint, scheint kurz aufzuleuchten, wenn zwischen ihm und uns ein anderer Stern mit seinen Planeten und Monden entlang geht. Die Masse(n) des dazwischen hindurchgehenden Planetensystems lenken Licht von dem fernen Stern ab – un wenn wir Glück haben, kommt dadurch von dem fernen Stern mehr Licht bei uns an als normalerweise.

Diese Zeichnung gewinnt keinen Schönheitspreis, zeigt aber, was gemeint ist: Jeder Stern strahlt in alle Richtungen (sagen wir, meistens) gleichmäßig. Lichtstrahlen, die normalerweise an uns vorbei gehen, kommen durch die Lichtablenkung an der dunklen Masse plötzlich bei uns an.

Als astronomische Beobachter würden wir also einen Stern auf charakteristische Weise “aufleuchten” sehen und daher wissen wir, dass zwischen ihm und uns etwas (dunkles) ist. Das Dunkle kann ein Planet sein, sein Mond oder auch exotische Objekte wie Schwarze Löcher oder Dunkle Materie.

Wenn wir nun aber in der Theorie berechnen wollen, wieviel Lichtverstärkung ein Objekt erwarten lässt – z.B. um für eine Beobachtung entscheiden zu können, wo sich das unsichtbare, linsende Zwischenobjekt befindet, dann simulieren wir den Lichtweg andersherum: Wir starten theoretische(!) Lichtstrahlen von unserem Auge, lassen sie an verschieden positionierten dunklen Massen vorbei laufen und schauen, wo sie auf einem imaginären Schirm im All landen würden. Da ergibt sozusagen eine “Karte der Lichtverstärkung”: Da, wo viele unserer theoretischen Strahlen landen, da würde das dunkle Objekt das Licht des Hintergrundsterns besonders verstärken – und da, wo weniger unserer theoretischen Strahlen landen, würde ein es auf die Helligkeit des Hintergrundobjekts fast keinen Effekt haben. Je nachdem, wo der Hintergrundstern also “neben” dem Dunklen steht, fällt seine Lichtverstärkung mal mehr und mal weniger ins Gewicht.

Diese “Karten der Lichtverstärkung” werden oft in Falschfarben dargestellt und als ich – wirklich eher zufällig – einmal grün-rote Farbgebung und einen (zufällig geschickt angeordneten) Doppelplaneten (Planet von Jupitergröße mit einem uranusgroßen Begleiter) wählte, kaum dieses recht symmetrische Muster (“Karte”) heraus, das ich einige Monate später als Schabanack zu einem Weihnachtsbaum umdekorierte.

Hi(story)
Dieses Bild habe ich gestern beim Aufräumen gefunden: Ich hatte es während der Abschlussphase meiner ersten Diplomarbeit mit GIMP erstellt und mir als Foto in ca. A4-Format ausgedruckt – einfach, weil es mir Freude bereitete: Es ist eine künstlerische Interpretation (oder Verballhornung?) dessen, was ich damals erforschte und weil ich es passenderweise gestern (Heiligabend) wiederfand, möchte ich Sie gern daran teilhaben lassen. – Es zeigt ja auch, dass ich viel Spaß und Freude an meiner Arbeit in der wissenschaftlichen Forschung hatte (und habe).

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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