Caroline Herschel als Google-Doodle

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Letztes Jahr ist das im Rahmen des Super-pi-Day ziemlich untergegangen, aber wenn ich ehrlich bin, dann feiere ich – eigentlich sogar lieber als Einsteins Geburtstag am Welt-pi-Tag – den Geburtstag von Caroline Herschel, zwei Tage später. Die Zahlendopplung 16 März 16 dieses Jahr mag aber einen netten Anlass bieten, denn heute erinnert sogar Google mit seinem Doodle daran:

Google-Doodle im memoriam an Caroline Herschel
Google-Doodle im memoriam an Caroline Herschel

Prompt ergabe heute Nachmittag eine Suche mit Klick auf dieses Bildchen nicht nur den gewohnten wikipedia-Eintrag, sondern auch brandaktuelle Online-Artikel von Spiegel-Online, Neue OsnabrückerZeitung, Welt.de und sogar dem englischen The Telegraph:

Screenshot der Google-Suche heute Abend mit Klick auf das Google-Doodle: Man sieht, die Weltpresse hat reagiert.
Screenshot der Google-Suche heute Abend mit Klick auf das Google-Doodle: Man sieht, die Weltpresse hat reagiert.

Wahnsinn!!! Herzlichen Glückwunsch, liebe Caroline, endlich wird Dir – besser spät als nie – wenigstens an Deinem 266sten Geburtstag die gebührende Ehre zuteil.

Caroline Herschel zählt insbesondere seit meiner Teenager-Zeit in gewisser Hinsicht zu meinen Vorbildern. Sie gilt als erste Astronomin der Neuzeit, von der wir historisch belegen können, dass sie – als Assistentin ihres Bruders – für ihre wissenschaftliche Arbeit bezahlt wurde [von Hypatia z.B. ist dergleichen nichts überliefert, wissen wir es einfach nicht]. Die jährlichen 50 Britischen Pfund, die sie damals bekam, rechnet TheTelegraph um im 5700 moderne £ – ein eher mäßiges Jahreseinkommen für so eine große Tätigkeit! (und für das heute wohl keine Astronomin mehr arbeiten würde und könnte).

Caroline Herschel wurde 1750 in Hannover geboren und hatte leider keine so feine schulische Ausbildung genossen wie ihre Brüder, da ihre Mutter der Meinung war “dass ich ein roher Klotz sei und das auch bleiben sollte”, wie sie in ihren Memoiren schreibt. Damals schickte es sich nicht für eine Dame, eine höhere schulische Bildung zu genießen.

Nachdem ihre Brüder, Wilhelm und Alexander, als Militärmusiker in Großbritannien desertiert waren, holten sie Caroline als Haushälterin von Hannover nach Bath (UK). Dort begannen die Brüder mit einem neuen Hobby: täglich den Sternhimmel beobachten und dazu im eigenen Hause riesige Teleskopspiegel zu bauen.

Alexander Herschel stieg alsbald aus diesem Geschäft aus und widmete sich nur noch der Musik, doch sein Bruder Wilhelm betrieb es mit sagenhafter Konsequenz, während seine Schwester ihm auch hierbei Nacht für Nacht assistierte. Die beiden durchmusterten konsequent den Himmel und fanden dabei 1781 “zufällig” den Planeten Uranus. Der Entdeckung gingen natürlich fleißige Himmelskartierungen und -durchmusterungen voraus, also ganz zufällig war das bei einem so systematischen Survey nicht – aber eben auch nicht geplant, denn das Sonnensystem galt hinterm Saturn als zuende. Wilhelm stand oben am Teleskop und darum wird immer nur er als Entdecker genannt – aber seine Schwester saß unten und notierte fleißig die Koordinaten der Lichtpunkte, die ihr der Bruder von oben herunter diktierte. Man kann also auch mit Fug und Recht sagen, dass sie beide gemeinsam den Uranus entdeckt haben.

Als daraufhin der englische König George III William Herschel zu seinem Hofastronomen machen wollte, bestand dieser darauf, seine Schwester Caroline als seine Assistentin zu bezahlen. Ein historischer Fortschritt damals!

Caroline allein entdeckte später ca. acht Kometen und erstellte Nebelkataloge bis in ihr hohes Alter hinein. Schließlich wurde sie 97 Jahre alt!

Persönliche Bemerkung:
Als ich in der Nähe von Hannover gearbeitet habe, hat ein Freund von mir ein Portrait dieser großen Astronomin geschenkt, das auf dem Dachboden einer alten Schule gefunden worden war. Es hängt bei mir zuhause an der Wand, in einem gebührenden goldenen Rahmen – wie es sich bei einer solchen großen Astronomin gehört. Ich bin zwar keine Kometenjägerin und es ist unwahrscheinlich, dass ich als Theoretikerin jemals einen Planeten entdecken werde, denn die Tätigkeitsfelder von Astronominnen sind heutzutage oft fernab der Teleskope. Aber wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann dass mich die Welt auch – wie Caroline Herschel, der ich an Größe wohl kaum beikomme – einmal als Astronomin in Erinnerung behält. Darum belächelt mich das Porträt dieser Großen Dame der Astronomie täglich in meiner Berliner Wohnung: Als Erinnerung an mein Ziel und meine Berufung, Astronomin zu sein und zu bleiben – auch wenn das aus finanziellen Gründen und aufgrund meines Querdenkertums nicht immer leicht ist.

Ich finde, Caroline Herschel hat viel mehr an Ehre verdient, als ihr bisher zuteil geworden war. DANKE Google!!!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

1 Kommentar

  1. Ich habe mich auch sehr über den Doodle gefreut…….Ist sie nicht in Hannover auch vorher geehrt worden?

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