Ring of Fire @ India II

Mittsommernacht 2020 und dann kommt es in Teilen Afrikas, Naher Osten, und Südost-Asien zu einem besonderen Naturschauspiel: Eine ringförmige Sonnenfinsternis. Die Sommersonnenwende war für uns zu nachtschlafender Stunde um 23:44 Uhr (wahrlich: ein Sommernachtsträumchen), aber nur ca eine Viertel Erdumdrehung später, bedeckt der Mond die Sonne. Jedoch nicht vollständig; ein kleiner Ring Sonnenrand bleibt stets: Die Presse in Deutschland berichtet darüber, aber zu sehen ist hier nichts. 

TimeAndDate.com bietet aber einen LiveStream an: “I fell into a burning ring of fire”: 

Wir alle dürfen dieses Jahr nicht reisen, aber wir auf die Art können wir die Finsternis an verschiedenen Orten sehen und fliegen schneller als jedes Flugzeug – quasi in Planetariumsgeschwindigkeit – von einem Ort zum anderen!

Es wird durchgeschaltet von einem zum nächsten Standort, an dem die ringförmige Finsternis sichtbar ist; hier die Karte:

https://c.tadst.com/gfx/eclipses2/20200621/anim2d-380.mp4

Aus Äthiopien wurden diese Bilder auf Twitter geteilt: 

von Zerihun Sewunet @zerihuntweets in Lalibella, Äthiopien
von Zerihun Sewunet @zerihuntweets in Lalibella, Äthiopien
Dieses Bild stammt von Simran Bhatia in Dehradun, India;
die Perlschnur am unteren Rand durch Mondberge ist erkennbar.

In Indien fand sie gegen Mittag statt und war daher schon sehr nah an der Totalität. Die ringförmige Finsternis war so dicht an der Totalität, dass man den Unterschied zwischen der Ebene und den Bergspitzen des Himalaya sehr wohl sehen konnte. 

Dass wir dieses Jahr eine Sonnenfinsternis zum Sommersolstitium haben, zeigt, dass wir astronomisch gerade in einer aufregenden Zeit leben: 

  • Aufgrund des 19-jährigen Meton-Zyklus’ gibt es alle 19 Jahre einen Neumond an einem bestimmten Datum (z.B. 21. Juni, Sommersonnenwende). 
  • Allerdings macht ja nicht jeder Neumond eine Sonnenfinsternis: Jetzt im Augenblick klappt das – und wir sind in der Mitte einer Reihe von 5 Eklipsen: 1982, 2001, 2020, 2039, 2058 gab/ gibt/ wird geben es Sonnenfinsternisse zum Solstitium. Danach allerdings wird es für Jahrhunderte keine solche geben! 

Wer also heute traurig ist, weil man derzeit nicht reisen darf und diese wunderschöne, besonders schmale Ringfinsternis nicht live sehen konnte, wird in 19 Jahren nochmals die Chance haben! 
(Diese Sonnenfinsternis 2039 wird dann allerdings in kälteren Klimata beobachtbar sein: Alaska, Grönland, Skandinavien.)

Dieses Bild aus dem Oman wurde von Qasim Al Farsi قاسم الفارسي aufgenommen und auf Twitter geteilt: Es ist die partiell verfinsterte Sonne, die im islamischen Mond-Symbol steht und zeigt, dass das Mondsymbol eigentlich die partielle Phase einer ringförmigen SoFi zeigt
(die Krümmung ist anders bei MoFi und Mondphase).

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

1 Kommentar

  1. Tolle Fotos, danke!
    Wie viel Zeit liegt wohl zwischen den beiden Bildern von Zerihun Sewunet? Das Erste muss doch sicher extrem genau getimed gewesen sein?

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