Riesenfernrohr an neuem Standort

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Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Seit Dienstag, dem 16.12. steht das Rathenower Riesenfernrohr komplett montiert an seinem neuen Standort, am Rand des öffentlichen Optikparks. Nach Osten stehen einige Bäume ca 5m entfernt, so dass sie zwar nicht die Bewegung, aber das Gesichtsfeld des Fernrohrs einschränken. In alle anderen Himmelsrichtungen haben wir jedoch freie Sicht.

Brachymedial 21.12.2008Das Rathenower Riesenfernrohr ist ein Brachymedial, das in seinen Abmessungen am ehesten vergleichbar ist mit dem Berliner Riesenrefraktor der Archenholdsternwarte: Beide haben ungefähr den gleichen Durchmesser und die gleiche Brennweite, nur dass das Archenholdsche Fernrohr ca 65 Jahre älter ist. (Fertigstellung 1896, während das in Rathenow 1953 fertig wurde)

 

  Archenhold Rolf
Durchmesser effektiv 68 cm 70 cm
Brennweite 21 m 20,80 m

Damit rangieren beide in den Top-Ten der größten Teleskoplinsen der Welt, denn deren bauliche Grenze liegt aus verschiedenen Gründen des Materials und vor allem der Halterung bei ungefähr einem Meter (Yerkes).

Das Rolfsche Fernrohr aber ist viel raffinierter konstruiert als das Archenholdsche Fernrohr und hat daher einen nur halb so langen Tubus:

  Archenhold Rolf
Tubuslänge 21 m 10,50 m

Der hier verwendete Fernrohrtyp, Medial, war zu Archenholds Planungszeit noch nicht erfunden: Der Fertigstellungstermin für die Himmelskanone war 1896 zur Gewerbeausstellung, aber die theoretischen Grundlagen für die Mediale wurden erst drei Jahre später von Schupmann veröffentlicht. – In der materialknappen Nachkriegszeit, in der Rolf seine Pläne verwirklichte, war das natürlich eine gewaltige Errungenschaft!

Beinahe wären die beiden Giganten sogar in Berlin nebeneinander gestellt worden. Es gibt wage Erinnerungen der ehemaligen Leitung der Archenhold-Sternwarte und auch Stadtgerüchte in Rathenow, dass Herr Rolf selbst das Fernrohr der Sternwarte angeboten habe. Leider konnte diese das Angebot jedoch nicht annehmen. Die genauen Umstände konnten noch nicht rekonstruiert werden. – Der ehemalige Direktor, Prof. Dr. Dieter B. Herrmann, verweist auf das Schriftenarchiv "seiner" Sternwarte, das eventuell Antworten bergen könnte: Wir werden sehen.

Viele Details zur Technik und Entwicklung des Brachymedialfernrohrs lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Sterne und Weltraum (SuW 1/09) von der Frau, die es nun buchstäblich in- und auswendig kennt. 😉

Lit.: Ein Höhepunkt der Optikgeschichte – Das Rolfsche Brachymedialfernrohr in Rathenow, S. 88 ff. (Susanne M. Hoffmann, in SuW 1/09)


 

Lesen Sie gerne auch die ganze Geschichte, wie das Fernrohr – diesmal binnen nur ca. drei Wochen! – seit Anfang Dezember von der Bruno Bürgel Schule in den Optikpark versetzt wurde:  Beginn hier


 

Karte von Rathenow, farbig ist der Optikpark, der rote Kreis markiert ungefähr den Fernrohr-Standort.

Mein Blogbericht über den Optikpark.

 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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