Rätsel des Weihnachtssterns

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Natürlich wissen wir heute, dass es den Stern zu Jesu Geburt wahrscheinlich nicht gegeben hat, sondern dass er ein missionarisch und politisch notwendiges Konstrukt war: Erstens würden die Juden einen Messias nur dann akzeptieren, wenn er mit einem Stern daher käme, zweitens war in augusteischer Zeit die Astrologie sehr populär, weil der Kaiser persönlich sie in seiner Propaganda einsetzte. Mit einem Stern in der Weihnachtsgeschichte konnte man also besonders viele Leute erreichen, und vllt. überzeugen und damit war es opportun, ihn anzubringen. Was Matthäus – der nach eigener Darstellung nicht dabei war, als Jesus geboren wurde – hier machte, war im Grunde zweierlei geschickte, subtile Propaganda: Erstens berichtet er von einem Stern und zwar konkret sogar über Bethlehem (der Stadt Davids), um seinen Messias zu legitimieren, zweitens legitimiert er den Stern und seine Wichtigkeit durch “die NASA der Antike”, nämlich Astronomen aus Babylon – auch “die heiligen drei Könige” genannt, die seit dem Mittelalter mit den Namen Casper, Melchior und Balthasar belegt werden.

Das Rätsel ist eigentliche eine Frage nach der Inspiration für Matthäus

Was Matthäus mit dem Stern meint bzw. was ihn inspiriert haben mag, darüber streiten Astronomen seit Jahrhunderten. Der Gedanke, dass es ein Komet gewesen sein könnte, wird heutzutage nur deshalb genannt, weil Giotto di Bondone es um 1300 in Padua so gemalt hat. Der Maler war durch den Kometen Halley inspiriert, den er selbst gesehen hatte, aber als Omen für die Geburt eines Königs kommt das in der Antike nicht in Frage und darum war astronomisch diese Idee nie akzeptiert.

Stattdessen sind Astronomen einig, dass es sich um eine enge Planetenkonjunktion gehandelt hat, die Matthäus inspiriert hatte (ob sie tatsächlich zu Jesu Geburt stattgefunden hat, ist eine andere Frage).

Seit Johannes Kepler vor ca. vierhundert Jahren die Hypothese von der Jupiter-Saturn-Konjunktion aufgestellt hat, wird diese Geschichte immer wieder in der Öffentlichkeit erzählt – da sind die Astronomen nicht besser als die Pfarrer und Prediger: Jedes Jahr die gleiche Geschichte.

Für die Pfarrer ist das normal und richtig so, denn es geht um die unglaubliche (und an sich schon fast spektakuläre) Geschichte der glücklichen Geburt eines Kindes – und zwar unter widrigsten Umständen und auch unter Betrachtung der Folgegeschichte von Vertreibung, Flucht etc. grenzt es an ein Wunder, dass dieses Baby überlebte. – Es war schließlich ein Junge und die sind, wie man seit alters her weiß, viel schwächer/ anfälliger als Mädchen (höhere Kindersterblichkeit). Die Mutter und das Baby haben all diese schwierigen Verhältnisse überlebt: als ob das nicht “Wunder” genug ist!
(in Afrika habe ich in der JETZTzeit auch anderes erlebt – wie muss es dann erst damals gewesen sein)

Die Astronomen aber erzählen, wenn sie nach dem Weihnachtsstern gefragt werden, ebenfalls immer die gleiche Geschichte. Sie hinterfragen nicht mehr, sondern beten seit vierhundert Jahren die gleiche Story herunter:

Die alte Hypothese zum Stern

Im Jahre 1603 begegneten sich die Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild Schlangenträger. Schlangenträger (Ophiuchus) ist das 13. Sternbild des Tierkreises, zwischen Skorpion und Schütze. Es war übrigens schon immer dort; das ist keine Neuerung von jetzt oder dem Mittelalter. Man hat nur irgendwann im zweiten bzw. ersten Jahrtausend vor Christus aus Gründen des Kalenders (Mondlauf) und des Zahlensystems (sexagesimal) beschlossen, das Jahr in zwölf gleiche und nicht dreizehn ungleiche Teile aufzuteilen – man nennt sie entweder Monate oder (graphisch) Tierkreis-Zeichen (was ein Unterschied zu Sternbildern ist). Im dreizehnten Tierkreissternbild trafen sich also 1603 die beiden langsamsten mit bloßem Auge sichtbaren Planeten. Als Astronom und Astrologe musste Johannes Kepler das auffallen und für seinen Kaiser (Rudolph II) interpretieren – so weit, so unspektakulär.

Als ein Jahr später, im Jahre 1604, nur wenige Grad davon entfernt, im Schlangenträger eine Supernova aufleuchtete (ein Stern, der für kurze Zeit sichtbar ist, während er implodiert und explodiert), konnte Kepler, der die Astrophysik dazu nicht kannte und für seinen Kaiser eine astrologische Deutung ausbrüten musste, dies nicht verstehen. Er spekulierte, ob die Planetenkonjunktion des Vorjahres, vielleicht diesen (scheinbar) “neuen Stern” erzeugt haben könnte. Wenn es nun aber so wäre, dass Planetenkonjunktionen Dinge hervorbrächten: War das dann vielleicht eine Idee für den ominösen Stern aus der Weihnachtsgeschichte? Er rechnete zurück, wann um Beginn der Zeitrechnung eine Jupiter-Saturn-Konjunktion stattgefunden haben mag und fand sogar eine der seltenen Dreifachkonjunktionen im Jahre 7 v.C., die seither von vielen Astronomen als wahrscheinlichste Hypothese des Krippensterns hergenommen wird.

Die Astrologie dazu sei angeblich: Jupiter = Königsplanet, Saturn = Planet Israels, Fische = Zeichen der Geburt (weil sie schließlich am Himmel mit einer Nabelschnur verbunden seien), also “König Israels geboren”. Das soll angeblich drei Weise aus dem Morgenlande inspiriert haben, die weite, beschwerliche Reise nach Israel anzutreten.

Das Problem an dieser Deutung aus dem 17. Jahrhundert nach Christus ist, dass kein babylonischer Astronom sie geglaubt hätte.

Moderne Astronomen sollten es besser wissen

Dass Jupiter der Königsplanet ist, das ist klar und für alle westlichen Astrologien richtig – aber der Rest ist unverständlicher Nonesense für einen Babylonier. Saturn ist nach babylonischer Astrologie der Planet des Bösen, ein Unglücksbringer. Einen Planeten Israels gibt es nicht – warum sollte es? Die Israeliten waren von den Assyrern unterworfen worden: Das alte Testament berichtet über das grausame babylonische Exil der jüdischen Elite unter Nebukadnezar. Für Mesopotamier waren die Herrscher wichtig, die Babylon/ Niniveh/ Assur… regiert bzw. erobert haben, die eigenen und fremden Herrscher, wichtige Handelspartner (Ägypten) und potenzielle Friedensgefährder, d.h. die Feinde ihrer Herrscher: nicht einmal diese haben eigene Planeten, warum sollte eines der unterworfenen Völker einen haben? Diese Unterwerfung war zwar vermutlich der Tiefstpunkt der israeliitsch-mesopotamischen Beziehungen und einige Jahrhunderte vor Jesu Geburt, saß aber tief verankert im kulturellen Erbe des Volkes, zumal insbesondere die Astrologie Mesopotamiens so in die israelische Kultur Einzug hielt. Inzwischen, d.h. zu Jesu Zeit, war – wie auch das NT berichtet – Israel Teil des römischen Reiches unter Kaiser Augustus (dessen pax augusta eine Zeit inneren Friedens sprichwörtlich machte). Mesopotamien hingegen, also das Morgenland und damit Babylon mit dem berühmten Astronomentempel, war eine Provinz des Partherreiches – Roms Staatsfeind Nummer Eins zu dieser Zeit: Da war ein Eiserner Vorhang wie zwischen USA und SU im 20. Jh. Die hatten also eigentlich miteinander nichts zu tun. Matthäus’ Geschichte unterstreicht daher mit dem Zug der Weisen die Bedeutung des Sterns gleich doppelt.

Wie Assyriologen inzwischen herausgefunden haben (typische Omentexte, Omenhandbücher und babylonische Horoskope sind in den letzten Jahrzehnten entschlüsselt, übersetzt und verstanden worden), hätten aber Babylons Priesterastrologen eine Konjunktion von Jupiter und Saturn aber als besonders schlechtes Zeichen für den König gedeutet – und zwar für ihren eigenen (d.h. den Partherkönig). Für die Astronomen dieser Zeit war so eine Konjunktion auch lange im Vorfeld berechenbar, so dass sie nicht eine erste (von dreien) als Signal gebraucht hätten, um bei der dritten anzukommen: Für die Astronomen wäre das Ereignis keine Überraschung gewesen und für den Laien wäre insbesondere diese Jupiter-Saturn-Konjunktion, bei der die Planeten einen kleinsten Abstand von zwei Vollmonddurchmessern hatten, übrigens kaum auffällig gewesen. Nichts in der Welt hätte irgendeinen Mesopotamier, astronomiekundig oder nicht, an einem solchen Himmelsschauspiel dazu inspiriert, nach Israel zu laufen, sondern wahrscheinlich hätten die Priesterastrologen wohl eher ihren König gewarnt und Rituale zur Abwendung des Bösen durchgeführt, um den verantwortlichen Gott zu besänftigen.

Das Sternbild Fische, das seit Keplers Deutung immer als “Zeichen der Geburt” verkauft wird, gab es übrigens in der babylonischen Astralwissenschaft nicht. Babylonisch heißt es in den frühesten Aufzeichnungen (1500 bis 1000 BCE) noch “die Schwänze der Schwalbe”, wurde später abgekürzt zu “die Schwänze” und in der Zeit um Jesu Geburt, als die babylonische Astralwissenschaft übrigens schon – nach heutigem Kenntnisstand – in den letzten Atemzügen lag, nannte die Tierkreisastrologie das Zeichen abgekürzt nur noch “Schwä”.
Kann etwas anderes in der Nähe gemeint sein? In der Nähe gab es auch am babylonischen Himmel einen Großen Fisch, aber weit jenseits des Tierkreises. Das Sternbild, das wir heute Fische nennen, hieß in Mesopotamien in der späten Zeit manchmal auch “Schwalbenfisch”, wie wir aus Texten wissen. Die Bezeichnung geht wahrscheinlich auf ein babylonisches Wortspiel zurück und man kennt in hellenistischer Zeit auch eine Abbildung von einem Vogel und einem Fisch, die miteinander durch ein unerklärliches Band (Bindfaden) verknotet sind – das kommt wohl von jahrhundertelangen, mehr oder weniger systematischen Verknüpfungen von Wortspiel, Verballhornung und mesopotamischer Metaphorik, die sich uns teilweise entzieht [erkläre ich in anderen Publikationen]. Auf jeden Fall hatte das Sternbild im Morgenlande nicht den Namen “Fische” wie im Griechischen, das sich zu uns tradierte, hatte keine Nabelschnur (die weder Fische noch Schwalben zur Geburt brauchen) und stand eben auch astrologisch nicht für Geburt.

Resümee

Eigentlich ist von der Behauptung, Weise aus dem Morgenlande hätten eine (dreifache) Konjunktion von Jupiter und Saturn in den Fischen als Zeichen für “Geburt des Königs von Israel” gedeutet, nur haltbar, dass etwas mit einem König passiert – aber weder Geburt noch Israel und welcher König, das sei dahingestellt.

Es ist nicht die Aufgabe von modernen Astronomen, Gerüchte zu verbreiten und wir sollten uns meines Erachtens auch davor hüten, über Dinge zu reden, von denen wir nichts verstehen. Astrologie gehört bekanntlich nicht zu unserer Ausbildung und darum werde auch ich nicht deuten, wofür die eine oder andere Konjunktion wohl gestanden haben mag.

Ich denke aber, dass wir mit dem Verbreiten von solchen, vierhundert Jahre alten Hypothesen, die sich mit dem Wissen der Kollegen aus anderen Fächern (hier: Assyriologen) klar widerlegen lassen, dringend aufhören sollten. Sie dienen niemandem.

Wer’s hübscher aufbereitet lesen möchte und eine etwas näher liegende Interpretation wünscht:
Gemeinsam mit dem Förderverein der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums Berlin habe ich letztes Jahr eine kleine Broschüre angefertigt, die man in den genannten Häusern in Berlin zu winzigem Preis erwerben kann:

Rätsel des Weihnachtssterns, Publikation Nr. 13, Berlin 2016

Viel Spaß beim Schmökern!

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

14 Kommentare

  1. Wieso kommt ein Komet nicht in Frage? Bei der Beerdigung des Dictators Caesar zeigte ein Komet den Aufstieg Caesars unter die Götter an, insofern scheint es mir nicht zu weit hergeholt, dass der Autor des Matthäus-Evangeliums (wer immer das auch war) nun einen Kometen herbeiphantasiert hat, um den Abstieg eines (des) Gottes auf die Erde zu illustrieren.

  2. Same procedure as…. 😉

    Im üblichen Aufwärmartikel in der sz neulich wurde neben anderen Dingen auch die Halley’sche Komet-Story zusammengefasst. Nach dieser Zusammenfassung würde vor allem die zeitliche Zuordnung nicht (gut genug) passen – auch wenn man durch die diversen kalendarischen Problemlagen davon ausgehen darf/kann, dass das Jahr “0” (Geburtsjahr Christi) eher bei 3, 4 oder 5 “before Christ” anzusiedeln ist, würde die berechnete Bahnkreuzung des Halleyschen Kometen im Jahr 12 BC nicht recht passen – so die Schlussfolgerung in der Aufwärm-Story.

    Wenn man allerdings der im hiesigen Blog angeteaserten Hypothese folgt, dass Matth. ohnehin aus Gründen ein astronomisches Ereignis um die Geburtsstory herum konstruiert hat (was völlig schlüssig wäre), dann wäre es außerhalb der damaligen Astrono-/logen-Lobby vermutlich völlig egal gewesen, ob das Kometen-Ereignis sich exakt zu einem bestimmten Zeitpunkt realisiert hat. Wichtig wäre dann nur gewesen, dass so ein Himmelsschauspiel breit genug bekannt/vorstellbar gewesen ist, um zumindest nicht von “jedermann” ausschließbar zu sein. Und 12 BC wäre dafür auch nah genug dran gewesen.

  3. Die, eher, “Sünder aus dem Morgenland” (in “Mose” verbotene Zauberei, Wahrsagerei, Zeichendeuterei etc, siehe auch Daniel 2, 5. Mose 18,9-14, Anzahl wie Namen unbekannt, die waren auch nicht an der Krippe, dort waren nur Hirten) haben u.a. die heilige Familie materiell für ihre Flucht nach Ägypten ausgestattet.
    Man könnte aus Offenbarung 12 die Dauer der Flucht entnehmen.
    Und mit dem Jahr des Todes von Herodes (wohl eher 1 statt 4 v. Chr.) das Geburtsjahr von Jesus berechnen.
    So wie sein Todes-/Auferstehungs-Himmelfahrts-/Pfingstjahr ja aus Daniel 9 (die 70 sind “Inklusivzählung”) hervorgeht.

    PS falls man Wunder unwissenschaftlicherweise (das meiste ist bisher unbekannt, die Fragen werden immer mehr statt weniger, Kurzform) ausschließt sollte man die Bibel leiber ganz weglassen.
    Ist ja nicht wie im Islam (die mögen keine Naturgesetze.. um Allahs Allmacht nicht einzuschränken)

  4. PS “Sterne” etc.. ziehen auf der Nordhalbkugel, in eher kontinuierlicher Bewegung, vom östlichen Horizont bis zum westlichen.
    Sie zeigen somit primär weder Wege noch bleiben sie über bestimmten Orten stehen.
    Ein natürliches Phänomen für diese Bibelstelle ist zumindest imho somit wohl eher ausgeschlossen…

  5. Jesus von Nazareth ist eine geschichtlich belegte Person.
    Niemand von den anwesenden Kommentatoren war dabei.
    Der Evangelist Matthäus war auch nicht persönlich anwesend.
    Wie und wo Jesus von Nazareth geboren wurde, da können wir nur der Überlieferung vertrauen, eben der von Matthäus.
    Wer sich näher mit dem Alten Testament beschaftigt hat, der weiß, dass die Angaben teilweise wörtlich zu nehmen sind, teilweise nur die Meinung des Verfassers ausdrücken, teilweise nur als Metapher zu deuten sind.
    Durch eine Diskussion über dieses Thema werden noch einmal die Tatsache, dass es Jesus von Nazareth gegeben hat, bewusst gemacht. Die Einzelheiten, z.B. ob da ein Komet oder eine andere astronomische Erscheinung den Königen aus dem Morgenland den Weg gewiesen haben , diese Einzelheiten treten hinter der Gewissheit, dass es Jesus gegeben hat , zurück. Wer also jetzt glaubt, mit dem Nichtvorhandensein eines Kometen schließen zu können, dass alles nur religiöser Humbug sei, der irrt.

    • Die Juden belegen mit ihrer bestenfalls polemischen Schrift “Toledot Jeschu” (“die Herkunft Jesu”, jeder Jude kennt die, nur die Christen kennen die nicht, Ausnahme damals Luther…, im Talmud steht übrigens noch Schlimmeres, siehe “Jesus im Talmud” von Peter Schäfer, naja, ihr Problem, wie immer: Jeremia 7,19) die Inhalte der Evangelien grob.
      Und die sollten es ja eigentlich (Überlieferung, auch bestenfalls.., wichtiger als Bibel/Tanach, ok dito in den meisten Kirchen) wissen.
      Ok, zumindest heute sind wohl mehr Juden Kommunisten (-> Kibbuz etc) etc als Orthodoxe.
      Was JHWH vom heutigen Israel hält ergibt sich aus dem Vergleich der aktuellen Situation (speziell die jährliche Regenmenge.. der Segen von JHWH korreliert gewissermaßen mit dem Wasserstand des toten Meeres) im Vergleich mit dem Tanach.
      Und nach Sacharja 14 und Offenbarung 11 wird Jerusalem ja noch mal “zertreten” (aber nicht zerstört werden, kleiner Wink an die “70. Jahrwoche ist in der Endzeit-Gläubigen”) werden (siehe zu “zertreten” auch Lukas 21,24).
      Ok, Jerusalem wird quasi zeitnah in Offenbarung 11 sehr vielsagend als “Sodom und Ägypten” bezeichnet…

  6. Danke für alle Kommentare. Ich bin Astronomin in immerhin drei Fächern, aber nicht der Theologie und fühle mich daher nicht kompetent für eine Diskussion der Textstellen in Talmud und Bibel. Mein bescheidenes Wissen bezieht sich auf die Sternkunde durch viele historischen Epochen vom Neolithikum bis heute – und hier griff ich auf Kenntnisse als Astronomiehistorikerin in Zusammenarbeit mit Assyriologen zurück. Unter Berücksichtigung der Faktenlage dieser zwei Wissenschaften, in denen ich arbeite(te), kann ich nur sagen, dass die Legende um die Planetenkonjunktion-Hypothese von Kepler leider nicht haltbar ist. Ich möchte daher die Kollegen in den Planetarien, Sternwarten, Funk und Fernsehen, Zeitungen… und sonstige Medienproduzierende herzlich bitten, diese inzwischen widerlegten Hypothesen nicht weiter zu verbreiten!

    “rap” kommentiert, dass Gestirne typischerweise von Ost nach West laufen: Das ist übrigens überall auf der Erde so und nicht nur auf der N-Halbkugel (weil sich die ganze Erde von West nach Ost dreht und nicht nur ihre nördliche Hälfte). Wenn also ein Gestirn eine Richtung weisen kann, dann ist es entweder heutzutage der Polarstern (antik stand kein Stern am Himmelspol, so dass das ausgeschlossen ist) oder die Beobachtung und somit Richtungsfeststellung fand zu einer bestimmten Uhrzeit statt. Das ist in Matthäus nicht überliefert. In Babylon (Morgenland) wurde die ganze Nacht hindurch beobachtet, aber zwei Uhrzeiten (oder Zeiträume) sind ausgezeichnet: die Zeit der Abenddämmerung und die Zeit der Morgendämmerung. Der Tag begann am Abend, also mit Sonnenuntergang. Abends, wenn die Sterne nach und nach auftauchen, d.h. die hellsten zuerst, wäre ein Kandidat und wird meist im Zusammenhang mit Planetenkonjunktionen (die dann im Südwesten stehen) angegeben. Morgenbeobachtungen wären ebenfalls denkbar, weil in der M.dämmerung diejenigen Gestirne zuerst wieder sichtbar werden, nachdem sie hinter der Sonne für einige Wochen unsichtbar waren: Diese heliakischen Aufgänge waren im fraglichen Zeitraum in allen hier betrachteten politischen Entitäten zur Kalenderbestimmung wichtig.

    Der Kommentar zum Islam von “rap” ist überflüssig, polemisch und sachlich falsch: Den Islam gab es zur hier diskutierten Zeit noch gar nicht und außerdem ist Allah derselbe Gott Abrahams, den auch die Christen und Juden anbeten – auch wenn sie anders nennen. Zudem gibt es im Islam – im Gegensatz zum Christentum, wo es trotzdem gemacht wird – sogar ein dringendes Gebot des Propheten, nach Naturwissenschaft bzw. Wissen im Allgemeinen zu streben. Im Islam sind alle Bücher “heilig”, nicht nur eines. Solche Kommentare also bitte tunlichst unterlassen!

    Wichtig und richtig ist der Kommentar von “lore ipsum”, dass die Existenz oder Nichtexistenz des “Stern” nichts an der Wahrheit des Jesus als historische Person ändert.
    Die Streitfrage der Missionare und der drei abrahamitischen Religionen und ihrer Gegner ist ja nur, ob diese Person nur ein Mensch, ein politisch unbequemer Redner, ein Prophet (unter vielen) oder *der* (einzige) Sohn Gottes/ Messias/ Erlöser/ Christus war.

    Zurück zum eigentlich Punkt meines Posts:
    Das “Jahr 0” gibt es in der “Common Era” (CE) nicht: auf dem Zeitstrahl der Jahrtausende und Äonen ist die Geburt eines Kindes ein Punkt und selbst falls sie (was vorkommt) vierzehn Stunden gedauert hat, also einen halben oder ganzen Tag, wäre das immer noch kein Jahr. Es gibt also den Moment (Punkt) der Geburt und ein Jahr “1 danach” und ein Jahr “1 davor”.
    Nur die Astronomen rechnen mit …+1,0,-1… und verschieben damit alle Jahreszahlen BCE um Eins. Daher Vorsicht mit Angaben zu Beobachtungsdaten (Jahren) BCE und “minus”.

    Warum Kometen nicht in Frage kommen, habe ich ausführlich im besagten Booklet erklärt. Kurzfassung: 1) historisch-politisches Argument: Der Caesarkomet (nicht Halley) war der einzige Komet, der politisch und im Volksglaube verehrt wurde und zwar als Aufstieg der Seele eines *Verstorbenen* – d.i. das Gegenteil von Geburt. 2) astronomisch: Es ist aus der fraglichen Zeit keine Sichtung eines großen Kometen bekannt. Er müsste in Gaststernlisten von China, Japan, Korea… verzeichnet sein. 3) Volksglaube/ Astrologie: Kometen waren zu fast jeder Zeit (einzige bekannte Ausnahme ist der Caesar-Komet in augusteischer Zeit) in diesem Kulturkreis als UNheilsbringer betrachtet worden. Das passt also überhaupt nicht ins Konzept von Matthäus’ Botschaft und denen, die er missionieren wollte.

    • Zu Ihren Einwänden gegen die Kometenhypothese: man sollte den Evangelien keine Faktentreue zugestehen. In sämtlichen Evangelien wimmelt es nachgerade von offensichtlichen Fehlern und Widersprüchen, was ja auch gar nicht anders sein kann, wenn man bedenkt, dass dieselben Jahrzehnte nach den dort geschilderten Ereignissen verfasst wurden ohne schriftliche Quellen und von Leuten, die diese Ereignisse nicht selbst erlebt haben. Tatsächlich steht es um die historische Genauigkeit der Evangelien nicht besser als bei der Ilias oder dem Nibelungenlied. Wenn man sich für die Frage interessiert, welche Himmelserscheinung den Autoren des Matthäusevangeliums inspiriert hat, sollte man also in dessen Zeit suchen. Man geht heute allgemein davon aus, dass das Matthäusevangelium 80-100 entstanden ist, was wiederum recht gut zu dem Erscheinen des Halleyschen Kometen i.J. 66 passt.

      Der Satz, dass Kometen in diesem Kulturkreis als Unheilsbringer betrachtet wurden, ist in dieser Form falsch. Bei Tacitus heisst es: “und wenn ein Komet erleuchtet, ist das Volk der Meinung, dass er eine Änderung der Regierung ankündigt” (Tac., Ann, 14,22). Nun war eine Änderung der Regierung damals häufig mit allerlei Unglück verbunden, aber eben nicht immer. Der sidus iulium kündigte eine positive Veränderung an (Ende der Bürgerkriege), und diese positive Annotation wurde in der augusteischen Propaganda mit einiger Energie verbreitet. Tatsächlich spielt der Komet in der Selbstdarstellung des Augustus eine enorm wichtige Rolle (siehe hierzu die ausgezeichnete Monographie von C. Bechtold: Gott und Gestirn als Präsenzformen des toten Kaisers), und es ist nur logisch, dass ein christlicher Propagandist diese Himmelserscheinung in seinem Sinne nutzt. Solche Umdeutungen sind in der christlichen Propaganda nichts Ungewöhnliches, ich verweise nur auf die christliche Interpretation der 4. Ekloge Vergils.

  7. Liebe Frau Hoffmann,

    mit Interesse und Vergnügen lese ich immer Ihre Artikel.

    Eine kleine Frage/Bitte:

    Wie kann ich Ihre Schrift über den Weihnachtsstern bekommen? Bisher haben weder die Archenhold-Sternwarte noch das Zeiss-Großplanetarium reagiert.

    Freundliche Grüße

    Bernhard Schröck

  8. Hallo Herr Schröck,

    zufällig stoße ich auf Ihren Kommentar und Ihre Frage nach dem Bezug der Schrift zum Thema “Weihnachtsstern”. Die Archenhold-Sternwarte sollte die Schrift vorrätig haben, das Zeiss-Großplanetarium hat diese Schrift vermutlich nicht im Bestand.

    Bei meinen Besuchen des Planetariums am Insulaner in Berlin sah ich allerdings einige Exemplare der von Ihnen gewünschten Schrift in der Verkaufsvitrine. Vielleicht sendet man Ihnen ein Exemplar zu, wenn Sie dort mal nachfragen. Die Rufnummer ist (030) 790093-0 (Durchwahl -16 für die Abendkasse).

    Viel Erfolg!

    Freundliche Grüße,

    Christian Beuger

  9. Lieber Herr Berger,

    ganz vielen Dank für Ihre Information! Der Dank kommt etwas spät, da ich längere Zeit offline war.

    Herzliche Grüße

    Bernhard Schröck

  10. “Die Astrologie dazu sei angeblich: Jupiter = Königsplanet, Saturn = Planet Israels, Fische = Zeichen der Geburt” – Fische ist sicher nicht das Zeichen der Geburt, das ist Widder, der Anfang.

    Die Begegnung von Jupiter und Saturn im Jahre 7. vor Christus war wesentlich spektakulärer, als sonst: wegen Rückläufigkeit gab es eine 3-fache Große Konjunktion.

    Israel trägt das Symbol des Jupiter/Saturn Rhythmus in der Flagge – den Davidsstern oder das “salomonische Siegel” – er formt sich nach den Oppositions- und Konjunktionspositionen in ziemlich genau 60 Jahren – und ist somit Grundlage auch des babylonischen Zählens:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sexagesimalsystem#Zweih%C3%A4ndiges_Z%C3%A4hlen_bis_60

    Man erlebt hier die Übertragung der Himmelsgeometrie auf den Marktplatz – und bis in unsere Zeitzählung hinein.

    Wesentlich für den Christus ist, dass mit ihm unsere Zeitzählung beginnt – und sich nach und nach auf der ganzen Erde ausbreitet.

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