Pluto – beste Vorhersage aus Indien

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Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Der Zwergplanet Pluto wurde bekanntlich von Clyde Tombaugh in den USA entdeckt (ich hatte früher dazu gepostet). Allerdings nicht “einfach so”, sondern nachdem man aus Bahnstörungen der äußeren Planeten (Uranus und Neptun) sehr bewusst nach einem weiteren Planeten “da draußen” gesucht hatte. Ähnlich wie man im 18./ 19. Jahrhundert aus Bahnstörungen des Uranus auf die Existenz des heute Neptun genannten Planeten geschlossen hatte, hatte man nach der Entdeckung von Neptun 1846 auch weiter nach einem “Planet X” gesucht. Die Neptun-Entdeckung (am Schreibtisch in Paris, im Teleskop in Berlin) gilt als die erste erfolgreiche theoretische Vorhersage, d.h. Sichtung nach mathematischer Berechnung. 

Doch nicht alle Bahnstörungen konnten mit Neptun erklärt werden. Neben den bekannten amerikanischen Astronomen wie Edward Ch. Pickering und Percival Lowell hat auch ein indischer Astronom Vorhersagen zu dem Orbit eines möglichen weiteren Planeten gemacht. Dieser Astronom ist leider überwiegend nicht im Narrativ enthalten, was wir nun ändern möchten. Kolleginnen vom Jawaharlal Nehru Planetarium in Bengaluru, Indien, haben hier ein 7 min-Video-chen erstellt: 

Venkatesh Bapuji Ketkar & die Vorhersage von Pluto

Danke an B S Shylaja fürs Teilen diese Beitrags! 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

4 Kommentare

  1. War die theoretische Vorhersage von PlanetX=Pluto nicht eher Kaffeesatzleserei?
    Die nur ungenau bekannte Masse des Neptun ließ doch auf “restliche” Störungen des Uranus schließen.
    Nach Voyager 2 am Neptun war die Masse bestimmt und die Bahn des Uranus war richtig ohne Pluto.
    Plutos Masse ist viel zu gering, um den Uranus zu stören wie Pickering, Lowell und Ketkar gerechnet haben.
    https://articles.adsabs.harvard.edu/full/1993AJ….105.2000S

  2. Im Wikipedia-Eintrag Planets beyond Neptune wird Venkatesh Bapuji Ketka ausreichend gewürdigt, liest man dort doch (Zitat):

    1911 schlug der indische Astronom Venkatesh P. Ketakar die Existenz von zwei transneptunischen Planeten vor, die er nach den hinduistischen Göttern Brahma und Vishnu benannte, indem er die von Pierre-Simon Laplace in den Planetenmonden des Jupiter beobachteten Muster überarbeitete und auf sie anwendete die äußeren Planeten.[15] Die drei inneren galiläischen Monde von Jupiter, Io, Europa und Ganymed sind in einer komplizierten 1:2:4-Resonanz eingeschlossen, die als Laplace-Resonanz bezeichnet wird.[16] Ketakar schlug vor, dass Uranus, Neptun und seine hypothetischen transneptunischen Planeten ebenfalls in Laplace-ähnlichen Resonanzen eingeschlossen waren. Seine Berechnungen sagten für Brahma eine mittlere Entfernung von 38,95 AE und eine Umlaufzeit von 242,28 Erdjahren voraus (3:4-Resonanz mit Neptun). Als Pluto 19 Jahre später entdeckt wurde, waren seine mittlere Entfernung von 39,48 AE und seine Umlaufzeit von 248 Erdjahren nahe an Ketakars Vorhersage (Pluto hat tatsächlich eine 2:3-Resonanz mit Neptun). Ketakar machte keine anderen Vorhersagen für die Orbitalelemente als die mittlere Entfernung und Periode. Es ist nicht klar, wie Ketakar zu diesen Zahlen kam, und sein zweiter Planet, Vishnu, wurde nie lokalisiert.

    Ketakar hat dem jetzt als Pluto bekannten Planeten X den Namen Brahma gegeben. Wäre auch ein guter Name. Für einen zweiten möglichen Planeten-X Orbit hatte Ketakar den Namen Vishnu auf Lager. Brahma, Vishnu und Shiva stehen im Hinduismus für die Götter der Schöpfung, der Erhaltung und der Zerstörung. Der Name Pluto = Römischer Gott der Unterwelt passt in der Trinität Brahma, Vishnu, Shiva am ehesten zu Shiva. Doch der Name Pluto wurde wohl (unter anderem) deshalb gewählt weil die ersten beiden Buchstaben von Pluto mit den Initialen von Percival Lowell übereinstimmen. Über Percival Lowell liest man in der englischsprachigen Wikipedia:

    Lowells plötzlicher Tod im Jahr 1916 stoppte vorübergehend die Suche nach Planet X. Das Scheitern, den Planeten zu finden, hat ihn laut einem Freund “praktisch getötet”.

    Schon erstaunlich. Die Leidenschaften nämlich, die gewisse Menschen an den Tag legen.

  3. Wenn Ketkar nicht im Narrativ enthalten ist, muß man dazusagen, daß er gleich zwei Planeten hinter Uranus “vorhergesagt” hat, was nochmal die Ungenauigkeiten der damaligen Rechnungen von 1911 bestätigt.
    https://astronomy.stackexchange.com/questions/tagged/pluto zur Zeit nicht erreichbar
    eine gute Übersicht zur indischen Astronomie von 1995
    https://www.researchgate.net/publication/234485746_Astronomy_in_India_a_perspective
    Google übersetzt etwas lustig

    Ein Schullehrer Venkatesh Bapuji Ketkar (1854-1930) kompilierend ein moderner astronomischer almanach Jyotir-ganita in Sanskrit, mit dem Jahr 1875 als die Epoche. Ketkar ist jedoch besser bekannt in Indien für seine veröffentlichte vorhersage (1911) der existenz von ein Planet jenseits von Neptun.

  4. Gehört in einer solchen Diskussion (wer lag am Nächsten) das “Urheberrecht” nicht eigentlich 1766/1772
    Titius und Bode, die Vorhersage für Pluto ist für n=7 immerhin mit 38,8 AE die beste 😉
    Erinnert mich heute an Planet Nine von Brown et al bei 700 AE, wo T&B für n=11 nähere 614 AE sagen.

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