Mann im Mond?

Morgen ist Vollmond (13.01. 23:26 MEZ); was sehen Sie in den dunklen Flächen? Lassen Sie Ihre Phantasie spielen!
Es ist ein beliebtes Spiel unter Freunden oder mit Kindern. Gewiss wird es jetzt wieder besserwisserische Hobbyastronomen geben, die korrekt feststellen, dass es sich bei den dunklen Flächen um so genannte “Maria” handelt, den Plural des lateinischen Wortes “Mare” für “Meer”, weil viele Europäer in früheren Jahrhunderten fälschlich annahmen, dass es sich hier um (dunklere) Wasserflächen handele. Tatsächlich sind es aber Lava-Überschwemmungen, die inzwischen erstarrt sind, zumal der Mond keinen aktiven Vulkanismus aufweist.
Andere werden sagen, diese Phantasiespielchen kämen dem Roschachtest gleich, bei dem die psychologische Forschung versucht, aus den Formdeutungen der Testpersonen mit Blick auf Tintenkleckse auf den Charakter bzw. Persönlichkeitsmerkmale der Testperson zu schließen. Mal abgesehen davon, dass dieser Test auch in der Psychologie umstritten ist, möchte ich Sie bitten, den Spott beiseite zu lassen und sich einfach mal auf das Spiel einzulassen. Es geht mir darum, dass es eben wirklich von der individuellen Verfassung und Phantasie abhängt, was wir in den dunklen Flecken im Mond sehen.
Hierzulande kennen die meisten Erwachsenen die Figur eines Hasen, den man darin sehen soll. Von meinen schlesischen Vorfahren hörte ich auch die (weniger verbreitete) Idee eines Mannes mit Holzkiepe. Der “Mann im Mond” kommt auch bei den Gwich’in in Alaska und bei den Mesopotamien vor – wir finden eine solche Abbildung sogar in eine Tontafel (aus seleukidischer Zeit, also als Babylon griechisch regiert wurde). In Ostasien gibt es neben dem Hasen auch die Vorstellung einer Kröte oder eines Krebses. Statt eines Mannes sieht man dort eine Prinzessin. … Die Kollegen von astronomischen Bildungsinstituten in Hongkong haben hier einmal eine Zusammenstellung gewagt:
Zu der Frau im Mond und dem Mann im Mond gibt es verschiedene Legenden in Ostasien: Nach einer Legende hat Chang’e ein Unsterblichkeitselixier verzehrt, das ihr Ehemann für seine Bogenschieß-Künste gewonnen hatte – nach einer anderen ist sie eine Mondprinzessin oder Mondgöttin, die zwar mal kurz die Erde besuchte, aber eigentlich unsterblich ist und auf den Mond gehört. Sie lebt mit dem Jade-Hasen zusammen in einem Palast auf dem Mond. Wu Gang, der Holzhacker, wurde dazu verdammt, einen bestimmten Ölbaum auf dem Mond zu fällen, der zu seinem Leidwesen allerdings Selbstheilungskräfte hat und stets nachwächst.
In jedem Fall ist die auf dem Mond befindliche Person mit der Ewigkeit verknüpft und das ist auf die Dauer bestimmt recht einsam, denn die Ewigkeit ist ziemlich lang – besonders zum Ende hin.
Im Buddhismus ist der Mond wohl ein Symbol von Wahrheit und Tugendhaftigkeit, da diese tatsächlich relativ lang währen (ewig), wohingegen Lügen bekanntlich kurze Beine haben.