Ludi naturae – Spiele der Natur

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Würfelt Gott nun oder tut er es nicht, Herr Einstein? Welchen Regeln gehorcht die Tyche? Ist Glück berechenbar oder ist das Buch der Natur doch nicht in mathematischen Lettern geschrieben, Seniore Galilei? Wo endet Natur und wo fängt Kunst an? Ist die Natur Künstlerin oder ist es ihr göttlicher Schöpfer? … Solchen Fragen gehen PhilosophInnen nach – insbesondere, wenn sie sich mit Spielen beschäftigen, einem Zweig der Philosophie, Wissenschaftsgeschichte und der Medienwissenschaften. Organisiert von Juniorprofessorin Natascha Adamowsky von der Berliner Humboldt-Universität fand dazu vom 10. bis 12. April eine internationale Tagung statt.

Transformationen eines antiken Topos in Wissenschaft und Kunst.

In der Antike wurde das Göttliche nach oben gedacht, auf den Olymp, in die Wandelsterne der translunaren Sphären oder darüber hinaus als Erster Beweger in das räumliche ‘dahinter’. Wie die heiligen Bücher der abrahamitischen Religionen verknüpft auch Platon in seinem Demiurgen (dem kosmischen Weltbaumeister) die Natur und ihre Gesetzmäßigkeit am Anfang der Welt, also jenem Punkt, an dem es kein zeitliches ‘davor’ gibt und den wir heute Urknall nennen.  

Spätere Weltbilder entbehren einen göttliche Schöpfung und beschränken sich auf physikalische Theorien, Kosmologen sprechen von Ursuppe aus Quarks und fluktuierendem Quantenvakuum "vor" dem Urknall: Klingt das nicht ähnlich mysteriös und entrückt in den Ohren von Laien wie die frühere Deutung durch Gottheiten?

Parallel zu den erhabenen gab es auch schon immer Naturgottheiten, die in den sublunaren Sphären oder sogar mit den Menschen leben; deus sive natura (Gott ist in der Natur) ist eine zu allen Epochen wiederkehrende
Lehrmeinung in der Philosophie. Monotheistisch formuliert: Ist die weltschöpfende Gottheit nun also einE KünstlerIn, einE TechnikerIn oder vielleicht sogar einE PhysikerIn?

Schließlich ist die Wissenschaftsgeschichte seit der Neuzeit von zunehmender Mathematisierung gekennzeichnet. Zuerst in der Astronomie und Physik, später in der Chemie und – so hoffte man – bald auch in der Biologie werden alle Gesetzmäßigkeiten mathematisch beschreibbar. Seit der Entdeckung der Stochastik erscheint sogar das Glück, der Zufall berechenbar und moderne Computer (= Rechenmaschinen) generieren per ‘randomize’ Zufallszahlen. Doch wo ist die Grenze der Berechenbarkeit? "Mathematik ist", so der Mathematiker und Philosoph Dieter Mersch "stets unvollständig." Dieses fundamentale Wesen der reinsten aller Sprachen ist wohl der Grund für die vielen Tricks in Lösungsverfahren und Algorithmen sowie die Annährungen und Abschätzungen der theoretischen Physik.

Wortmeldungen der Philosophie

In den Geisteswissenschaften beginnt man nun erstmal zu definieren: Während die Physik danach sucht, "was die Welt im Innersten zusammenhält", versucht die Technik sie zu immitieren und zu kopieren und ggf. zu verbessern, wo man der Meinung ist, dass anderes praktischer wäre. Die Kunst versucht mit ästhetischem Ansinnen Ähnliches oder geht sogar auf Kontrast, wenn man z.B. Bauhausstile bis Popart betrachtet. So ist es wohl kein Zufall, dass das griechische Wort τέχνη [téchne] für Kunst(fertigkeit) heute eher eine bestimmten Zweig der Ingenieurswissenschaften bezeichnet; hier sind bereits in den Worten die gemeinsamen Wurzeln erkennbar. So wie die Physik nach der GUT, der Großen Vereinigungstheorie sucht, sucht auch die Philosophie die Eintracht ihrer Disziplinen: Vielleicht verschmelzen ja in der Genesis auch populistisch kontrastierend gedachte Disziplinen wie Kunst und Naturwissenschaft?

Alchimistische und theologische Ansätze zu diesen wurden von Forschenden auf sehr verschiedenen Gebieten vorgetragen, vor allem mit Schwerpunkten in der Frühen Neuzeit und in der Moderne: Sammlungen und Hypothesen aus der Frühen Neuzeit stellte Bert van de Roemer aus Amsterdam vor: Er nannte verschiedene Tree Stones in der Bibliothek Wanane in Schingette (Foto: Dolata)Erklärungsansätze der Gesteinsformationen und Muster und griff für astrologische Erklärungsversuche insbesondere Georg Rumphius (1627 – 1702) heraus: "Tree Stones" erklärte dieser beispielsweise durch Einflüsse des Planeten Merkur, Schutzgott der Boten und Reisenden. Nach dieser Hypothese ist die Luft der sublunaren Welt mit zopyra-Funken versetzt, die planetare Einflüsse anziehen. Je nachdem, welcher Planet auf ein Gestein wirke, werde der Stein unterschiedlich gemustert und geprägt.

Spätere Theorien besagen, dass die Baummuster in den Steinen Spuren von eindringenden Flüssigkeiten sind und das ist auch noch heute unsere Theorie. In der Frühen Neuzeit brachte man Gott in diesem Modell unter, indem er ja für die Bewegung dieser Flüssigkeiten verantwortlich zeichnet. Wieder ist also Gott der Künstler, der mit der Natur malt.

Bereits am Eröffnungsabend hatte der Berliner Forscher Hans Holländer bei seinem Vortrag in dem stilvollen Ambiente des Grünen Salons der Volksbühne auf diese Themen hingeführt, als er die ‘vis plastica’ des Zufalls und der Imagination an diversen Beispielen exemplifizierte: Landschaften, in denen Bilder und Figuren erscheinen. Dieses uralte Konzept, das zur Benennung von Bergen nach mythologischen Königen (z.B. König Watzmann in den deutschen Alpen) führt, wird in der Modern Art des 20. Jh. aufgegriffen, z.B. in Gemälde der nackten Mutter Erde, in dem Sandhügel den sanft geschwungenen Körper einer Frau modellieren. Professor Holländer berichtet darüber hinaus von Muscheln und Meeresschnecken, deren Musterung Inschriften erkennen lassen oder zufällig aufgelesene Steine, in deren Fissuren man Sternbilder oder das komplette römische Alphabet lesen könne u.v.a.m. Anne Eusterschulte von der Freien Universität Berlin untersuchte die Etablierung einer geokosmischen Wissenschaft bei Athanasius Kircher (1602 – 1680) und stellte folglich bereits eine Verknüpfung von Himmel und Erde her.

Biologischer Exkurs

Den Anschluss der unbelebten an die belebte Materie sucht Julia Voss aus Frankfurt, da ihr Sujet das biologischen Pendant der Frage nach der Perfektion ist: Darwins natürliche Evolution als Substituentin für Gott: Sind die Flügelfedern des Augenfasans ein Beweis für oder gegen Darwins Evolutionstheorie? Oder anders gefragt: Wie perfekt ist die Natur? Nach unserem heutigen Gebrauch der Alltagssprache sind Dinge "natürlich gewachsen", wenn sie eben nicht perfekt sind und gewisse Asymmetrien aufweisen. Als Charles Darwin seine Evolutionstheorie aufschrieb, führten Kritiker die Kreismuster auf jenen Flügeln, die auf den ersten Blick wie perfekte Gemälde dreidimensionaler Kugeln aussehen, als Gegenbeweis an, da solche Perfektion ja nur göttlichen Ursprunges sein könne. Darwin zeigte daraufhin die Fehler in diesen Mustern, also die Abweichung von der Perfektion, um ihre evolutive und natürliche Genesis zu untermauern.

Die Frage, ob Tiere spielen oder nicht, erscheint einigermaßen diffzil. Setzt man voraus, dass das Spielen eine bewusste Tätigkeit ist, so setzt es Hirntätigkeiten voraus, die manche Biologen nicht allen Lebewesen zuschreiben. Für manche entscheidendet sich die Frage, ob Tiere spielen können daher daran, ob sie mogeln können. Über das Mogeln, d.h. das bewusste Brechen aufgestellter Regeln gibt es Studien, die es für Affen und Meeressäuger belegen.

Dromedar auf einer Düne. Sahara 2008 (Foto: Fam. Dolata)

Die kleine Bildserie mit dem Dromedar auf der Düne lässt nicht klar erkennen, ob es bewusst mit dem Sand spielt oder nur versehentlich den Hang herunter rutscht (wie ich es in natura beobachtete). Mystiker und Cineasten würden in den Aufnahmen gewiss genauso gut herauslesen, dass eine Hand aus Sand links das Tier an der Nase stubst und rechts an seinen Hinterläufen festzuhalten sucht. Spielt jetzt der Sand mit dem Dromedar oder das Dromedar mit dem Sand?

Andere Dünen "singen", d.h. wenn man die Sandschichten an der Oberfläche ihrer steilen Flanke in Bewegung setzt, erklingt ein dumpfes Brummen wie von einem Didscheridoo: Geht man so eine singende Düne herab, erklingt das Geräusch mitunter weit hörbar. Spielt der absteigende Mensch mit dem Sand oder folgt er, der er extra für dieses Klangphänomen die Düne erklomm, nur der Einladung von Mutter Natur zu einem kleinen Spielchen?
 

Moderne

Spielt nun Gott mit der Natur und die Natur mit dem Menschen? Oder der Mensch mit der Natur? Früher wohl eher ersteres, doch mit der Industrialisierung kehrte sich das Verhältnis um. Im 19. und 20. Jahrhundert versuchte das abendländische Weltbild nun, jegliche Gottheiten aus ihrem Weltbild zu verdrängen und setzte sich selbst an seine Stelle – nicht nur als Richter, sondern auch als Demiurgos in Kunst und Wissenschaft. Diese parallelen Welten und ihre Knotenpunkte erläuterte Dieter Mersch aus Potsdam am Samstag Vormittag: Insbesondere in der Moderne nutzten Künstler wie Yves Klein die Natur aus, um ihre Werke zu erstellen. Er spannte beispielsweise ein Tuch und Farbe auf sein Auto und ließ den Fahrtwind damit ein zufälliges Muster erzeugen. In diesem Sinne sind es chaotische Werke, denn wie auch natürliche Prozesse, ist es den Schöpfenden stets nur erlaubt, die Anfangsbedíngungen zu kontrollieren. Dann nimmt der Zufall seinen Lauf. Ähnliche Methoden wendet auch dieDer Wind hat mit Grashalmen einen Kreis in den Sand gemalt und die Fotografin diesen mit Licht auf einen elektronischen Chip ge"schrieben". (Sahara 2007, Foto: Bettina Stille) theoretische Physik und die Mathematik an, um komplizierte Vorgänge in der Natur wie Wetter oder Klima zu beschreiben.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Fotografie: Sie hat sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft vor allem im 20. Jahrhundert zentrale Bedeutung. Sie wird als perfekte Dokumentation einerseits der natürlichen Spiele (also der Natur selbst) und andererseits artifizieller Kompositionen von KünstlerInnen nutzbar ist. Das faszinierendste aber ist, dass hier die Natur selbst den Pinsel (aus Licht) führt und sich selbst abbildet. Insofern stellt sich die Frage, ob man von der ‘Entdeckung’ oder von der ‘Erfindung’ der Fotografie sprechen sollte: Lange bevor die Technik Gehäuse mit optischen Bauelementen zur Verstärkung und gezielten Nutzung des Schreibens mit Licht hervorbrachte, gibt es bereits Geschichten über Blitze, die Abbildungen in verschiedener Weise schufen: der Text eines aufgeschlagenen Messbuch wurde in ein Altartischtuch eingraviert oder ein Mensch unfreiwillig tätowiert, als ein Blitz dort oder in der Nähe einschlug.

Abschlussdiskussion

Mit der an diesem Vortrag entflammten Abschlussdiskussion demonstrierten die anwesenden GeisteswissenschaftlerInnen eindrucksvoll, wieviele Wunder es auch heute noch in der Welt gibt. Als Wunder bezeichnen wir, was sich unserer Erklärung (im Augenblick) entzieht. Wer die Entstehungsprozesse von Bildern in der Wissenschaft – wie z.B. Astrofotografien – nicht kennt, zerbricht sich womöglich lange den Kopf an der Frage, inwiefern NaturwissenschaftlerInnen überhaupt wissen bzw. herausfinden können, was an den gewonnenen Aufnahmen real ist und was quasi Bildfehler sind. An dieser Stelle kann ich nur allen KollegInnen aus der Philosophie raten: Wenn Sie wissen möchten, ob ein Bild, das einE AstronomIn vom Himmel aufgenommen hat, Staubkörner zeigt oder interstellare Strukturen, dann fragen Sie bitte zuerst, ob es sich um das Rohbild handelt oder bereits ein mit Bias und Flatfield-Aufnahme prozessiertes. An die Kollegen in der beobachtenden Astrophysik ist es vielleicht ein kleiner Appell, die Bildgenese und -bearbeitung ein wenig transparenter zu machen, so dass auch fachliche Laien leichter erkennen, wieviel Arbeit an den publizierten Bilder des Himmels steckt – dass es also wirklich keine Schnappschüsse aus den Astronomieferien sind.

Ein kleines Nachwort 

In der Öffentlichkeit und mithin auch unter GeisteswissenschaftlerInnen, die ihre Kenntnis ja auch im wesentlichen aus Zeitungen holen, kursieren bekanntlich komische Ideen von den Tätigkeiten von AstronomInnen. Natürlich ist unsere Wissenschaft nicht allein das Verbringen vieler Nächte am Teleskop, um ein Foto nach dem anderen zu gewinnen.

Selbstverständlich ist das Hinterfragen der Grenzen der Fehlerdiskussion interessant für beide, Geistes- und Naturwissenschaftler. Will man jedoch die Naturwissenschaften mit Fragestellungen der Geisteswissenschaften analysieren, so sind die Kenntnisse der beiden methodisch verschiedenen Richtungen gründlich zu studieren. Vielleicht ist auch dies ein Beispiel für die Wichtigkeit, dass Wissenschaftsgeschichte gerade des 20. Jahrhunderts und auch Epistemologie von FachwissenschaftlerInnen betrieben werden müssen und nicht von GeisteswissenschaftlerInnen, die fachliche Laien sind. Wenn all die Kenntnisse der (Astro)physik, die wir in (mindestens) fünf Jahren Studium vermittelt bekommen, auch für den Laien instantan präsent wären, dann wäre es unverständlich, warum das Studium so "lange" dauert. Jede/r Physikstudierende weiß aber sehr genau, dass das ein 200%-Fulltime-Job ist und man dabei ganz sicher nicht Däumchen dreht. Da also ein geisteswissenschaftliches Studium nicht hinreicht und ein rein-naturwissenschaftliches nicht das richtige Vokabular und Methoden lehrt, ist für die geisteswissenschaftliche Analysen der Naturwissenschaften (z.B. im Rahmen einer Wissenschaftsgeschichte) eine Doppelqualifikation erforderlich.


Link zum Tagungsprogramm: http://cu-artemis.culture.hu-berlin.de/ludinaturae/


einige Zitate, auf die hier referenziert wurde:

Albert Einstein: Gott würfelt nicht.

Galileo Galilei: Das Buch der Natur ist in mathematischen Lettern geschrieben.

"Yesterday I saw God. She was black."

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

3 Kommentare

  1. “LUDI NATURAE – Spiele der Natur”

    “Das Buch der Natur ist in der Mathematischen Sprache verfasst; und die Buchstaben sind Kreise und Dreiecke und andere geometrische Figuren, ohne denen es dem Menschen nicht möglich ist auch nur ein einziges Wort zu begreifen.” So oder ähnlich äußerte sich Gallilei. Aber Geomantische Ansichten, wie Sie sie z.B. bei Kai-Helge Wirth oder in der “Pyramiden – Orion – Theorie” vorfinden, ist aus seinem Zitat nicht zu entnehmen. Muster in der Natur gibt es sehr wohl – die gesammte Mathematik beschreibt nichts anderes als “Muster in der Natur (Chaosforschung)”. Esoterisch ist die Mathematik damit trotzdem nicht. Natürlich kann man in Wolkenformationen ebenfalls Kamele sehen, ohne dabei gleich an Zauberei und Gottes Gnaden zu glauben – allenfalls an “Spiele der Natur”, der eigenen Phantasie.

  2. Danke für den Kommentar, wenngleich ich nicht weiß, worauf er abzielt. Auf jener Tagung damals ging es um die Relation von Kunst bzw Künstlichkeit und Natur bzw Natürlichkeit. Es gab einen hohen Anteil von Künstlern und Leuten, die sich wissenschaftlich mit Kunst beschäftigen. Ich glaube, diese Leute suchen bisweilen nach einer Selbstdefinition und brauchen Unterricht von uns WissenschaftlerInnen – z.B. darin, wie man irgendwelche Bilder zu lesen hat und wie man bestimmte Texte deuten sollte.

    Ich selbst glaube nicht, dass der liebe Gott das lateinische Alphabet in Steine graviert hat. Doch wenn man sich als HistorikerIn mit Bildern und Illustrationen (jeglicher medialen Art, klassifiziert in meiner Dissertation über “Visualisierungen und visuelles Denken”) beschäftigt, dann muss man sich mit ihnen und ihren Hintergründen und Deutungen beschäftigen.

  3. Übirgens

    Ist die Inszenierung von Natürlichem nicht auch Kunst?

    Was sollte daran falsch sein, etwas natürliches (wie die benannten tree stones) ästhetisch zu finden, also in eine Sammlung schöner Objekte – wie Kunstausstellungen sein sollen – zu stellen, obgleich sie nicht von Menschenhand gemacht sind?

    Ist nicht das Benutzen von Natur zur Darstellung auch Kunst? (z.B. Fotografie, also schreiben mit Licht)

    Ein Fotograf, der nicht weiß, wie seine Kamera funktioniert, mag es womöglich für Zauberei halten, doch ist es einfach nur ein eine Technik (techne = Kunst).

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