Kennen Sie eigentlich Herschel?

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Herschel heißt das neueste Satellitenteleskop, das die Astroszene in Aufruhr versetzt und worüber Sie natürlich bereits in den kosmologs lesen konnten. Hier ein historischer Exkurs:

Bei den Herschels sind insbesondere drei der Geschwister aus dem 18. Jahrhundert und einer deren Söhne relevant: Am berühmtesten ist wohl der Uranus-Entdecker Wilhelm Herschel (1738–1822) mit seiner Schwester Caroline (1750–1848), die seine Assistentin war – und später sogar gemeinsam mit ihrem Bruder vom König ein Gehalt bekam. Die erste Frau, die für ihre wissenschaftliche Arbeit bezahlt wurde, heißt es. Nur wenige wissen, dass auch das sechste der zehn Kinder des Hannoveraner Musikerhaushalts, Alexander Herschel (1745-1841), seit 1770 bei seinem Bruder in Bath lebte.

Gemeinsam mit Caroline bewohnte er eine Etage von Williams Haus und zusammen bauten die Brüder Wilhelm und Alexander ihre ersten Spiegelteleskope, während die Schwester den Haushalt führte und alle drei als Musiker tätig waren. Caroline schreibt über die damit verbundenen Eskapaden in ihren Memoiren.

Die Geschichte von Wilhelm, der assistiert durch Caroline allnächtlich den Himmel durchmusterte, schließlich einen neuen Planeten entdeckte und daraufhin von König Georg nach Winsor bestellt wurde, ist bekannt. So trug es sich zu, dass der erfolgreiche Musiker und Hobbyastronom zum Hofastronomen heraufgestuft wurde.

Auch Alexander Herschel verdiente sein Geld weiterhin teilweise mit dem Herstellen von Reflektoren, denn – damals wie heute – ist Musik ein Saisongeschäft. Jegliches indoor-Kulturprogramm lässt sich damals wie heute im Herbst/Winter besser verkaufen als im Frühjahr/ Sommer. So mussten sich viele Musiker Alternativbeschäftigungen für den Sommer suchen. Für Alexander Herschel war dieses Nebenprogramm die Optik. William rief ihn auch nach seiner Übersiedlung nach Datchet/ Slough so oft als möglich zur Hilfe beim Bau seiner Geräte (vor allem das 40füßige, aber auch kleinere).

Lit.: http://adsabs.harvard.edu/full/2003JHA….34…95S

 

Der vierte Astronom unter den Herschels ist Williams einziger Sohn (aus spät geschlossener Ehe), John Herschel (1792–1871). In der Deep Sky-Szene ist er wohl am bekanntesten, denn ihm wird die Entdeckung der Sternennatur der Magellanischen Wolken zugeschrieben. Er war auch Präsident der Royal Astronomical Society, wurde geadelt und übernahm politische Ämter.

 


Beiträge zum Satelliten von: Stephan Fichtner, Helmut Dannerbauer, Michael Khan

weitere werden folgen

 

 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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