Internet-Pionier über Digital Humanities

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Das Kommunikationsprotokoll, das im Internet hauptsächlich verwendet wird, ist TCP/IP. Es wurde erfunden von zwei Personen, wovon einer Vint Cerf ist. Meine Generation ist damit aufgewachsen, dass dieses Protokoll existiert und bestenfalls lernen jetzt die jüngeren in der Schule, wie es funktioniert.  

Protokolle hat es in der Kommunikation schon immer gegeben – z.B. Vorschriften wie, dass man “Guten Tag” sagt, wenn man einen Laden betritt, also bevor man sagt, was man kaufen will – oder dass man auf die Frage “wie geht’s?” mit “gut” antwortet, weil die wahre Antwort niemanden interessiert, sondern der Dialog bis dahin nur dazu dient, sich auf das Gegenüber einzustellen… mal abgesehen vom Wiener Hofprotokoll des 19. Jahrhunderts, vor dem die Kaiserin Sissi quasi flüchtete. Im Internet muss es solche Protokolle für Rechner geben, damit die Datenübertragung gewährleistet werden kann. 

Die Geschichte der Internetkommunikationsprotokolle zeigt mustergültig, dass akademische Bedenkenträger mitunter einfach von der Realität überholt werden, denn die Standardisierung des wohl reflektierten Schulmodells eines Protokolls (ISO/OSI) mit seinen sieben Schichten brauchte viel zu lange und so hat sich das nur fünfschichtige TCPI/IP Protokoll verbreitet, bevor der schwere Apparat etwas anderes zum Standard erhoben hatte. 

Einer der Erfinder des heute benutzten Protokolls ist nun um die 80 Jahre jung – und noch immer fit genug, um auf Konferenzen Keynote-speaches zu geben. 
(die ersten 20 min sind Anmoderation und Preisübergabe)

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

8 Kommentare

  1. In der Schule lernt man über TCP/IP wohl eher nichts. Mit Glück in der Uni.

    Ich kann mich noch gut erinnern OSI in der Uni gelernt und geprüft bekommen zu haben, obwohl jeder nur TCP/IP machte. Irgendwie musste ich damals schon an einen Eifelturm denken, warum wohl?

    • doch, das ISO/ OSI Modell wird in der Schule gelehrt – die Hälfte der Studierenden kennen es bereits vor der Uni. TCP/IP ist ja quasi eine eine kürze Fassung davon

      • In der Schule? Echt? .. Ok “damals’ bei mir war das noch kein Thema im Informatikunterricht. An der Uni wurde dann viel über OSI geredet, aber natürlich nur TCP/IP gemacht.

        TCP/IP hat mit OSI wirklich nur wenig zu tun. Am ehesten könnte man behaupten TCP/IP & Co. bilden die Schichten 3 und 4 im OSI Modell. Da ist nichts dabei was OSI irgendwie interessant macht.
        Die oberen Schichten vom OSI Model sind bei TCP/IP dann in eigenständigen Protokollen realisiert, die wiederum dann in der Regel auch gleich alles bis hoch zu Level 7 machen, die interessanten Dinge aus OSI findet man da nicht. (Das Session Handling z.B. ist bei FTP, SMTP und HTTP völlig anders gelöst und entsprechen so gar nicht der Idee von OSI)

        Siehe auch

        Die nach dem OSI-Referenzmodell entwickelten Netzprotokolle haben mit der TCP/IP-Protokollfamilie gemeinsam, dass es sich um hierarchische Modelle handelt. Es gibt aber wesentliche konzeptionelle Unterschiede: OSI legt die Dienste genau fest, die jede Schicht für die nächsthöhere zu erbringen hat. TCP/IP hat kein derartig strenges Schichtenkonzept wie OSI. Weder sind die Funktionen der Schichten genau festgelegt noch die Dienste.

        https://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell

  2. Zitat aus obigem Beitrag:

    Einer der Erfinder des heute benutzten Protokolls ist nun um die 80 Jahre jung – und noch immer fit genug, um auf Konferenzen Keynote-speaches zu geben.

    Ja, ich hab mir das Video in 2-facher Geschwindigkeit angeschaut um dann bei Vinton Cerfs Vortrag teilweise auf Normalgeschwindigkeit zurückzustellen. Und ja, Vinton Cerf macht in (fast) jeder Hinsicht den Eindruck einer wesentlich jüngeren Person. Vom Inhalt seiner Rede her (Machine Learning) über eingestreuten trockenen Humor (den nur Aufmerksame überhaupt wahrnehmen) bis zur Vielfalt seiner Beispiele, die von Shakespeare bis GPT-3 (einem gerade erst veröffentlichten Maschinenmodell) reichen. Auch seine Körpersprache entspricht – trotz Zurückhaltung – der Körpersprache eines wesentlich jüngeren Menschen. Er zeigt eine eigentlich nur bei jüngeren, ja sehr jungen Menschen zu beobachtende geistige Fluidität und erwähnt in seinem Vortrag Personen, die er kennt, die aber schon lange tot sind (wie Doug Engelhart) wie auch Personen, die er gerade erst vor kurzem kennen gelernt hat (wie den Schriftsteller Frode Hegland) und zufällig verbindet die beiden erwähnten Personen Doug Engelhart und Frode Hegland ein Datum, nämlich das Jahr 1968, in dem Engelhard seine The Mother of All Demos zum Besten gab und in dem andererseits Frode Hegland geboren wurde.

    Kurzum: Es scheint als könne Vinton Cerf mehr als ein halbes Jahrhundert überblicken und über diesen Zeitraum gültige Aussagen machen wie ein Historiker, der sehr viele Dokumente studiert hat – nur dass Vinton Cerf das alles selber erlebt und es lebendig gehalten hat.

  3. Guten Morgen !
    Sie haben ja so-o recht mit Ihren Aussagen im zweiten Absatz Ihres dankenswerterweise bereit gestellten Texts, Frau Dr. Susanne M. Hoffmann.
    Ergänzend zum von auch mit Vint Cerf gemeinten Protokollwesen :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Internetprotokollfamilie#TCP/IP-Referenzmodell
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der gerade das Vid schaut, als musikalische Untermalung ‘Take Five‘ bemerkt hat und sich vielleicht später noch einmal meldet, sich den besten Wünschen zum 80. Geburtstag gerne anschließt)

    • Ergänzend hierzu :

      -> https://www.youtube.com/watch?v=id3Nd5r8Sxs&t=1731s (gerne noch einige Sekunden warten)

      Ab 0:30:09 gab es dann Erörterung zu den, Dr. W will einmal das Fachwort nennen, Konjunktionen, am Beispiel von ‘If, and, but’, auch das ‘when’ ist in diesem Zusammenhang womöglich von Interesse, das ‘when’ meint unterscheidend zum ‘if’, meist die Gleichzeitigkeit, während das ‘if’ die Kausalität [1] meint.
      Das ‘but’ meint Gegenrede, entweder persönliche Einschätzung oder das Beibringen zusätzlicher manchmal auch soz. alternativer Fakten [2].

      Vint Cerf hätte sich shakespearerisch auch um die sog. Modalverben kümmern können, sie spielen sozusagen in der selben Liga.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer

      [1]
      Auch die Bedingung, die Forderung.
      Kausalität, die Kausalität ist soz. ein heißes Eisen, sie kann vom Weltteilnehmer nie zweifelsfrei festgestellt (sofern dem Falsifikationsprinzip gefolgt wird) werden, sie ist nett, immer auch ein wenig spekulativ, die Gravitationstheorie ist womöglich, weil ansonsten soz. alles wegfliegen würde, die empirisch stabilste naturwissenschaftliche Theorie, die Kausalität meint.

      [2]
      “Alternative Fakten” ergeben sich u.a. bei Experimenten mit sich anschließenden Messungen im Naturwissenschaftlichen (es soll dort, wie berichtet wird, eine sog. Reproduktionskrise geben), auch in der Wirtschaft, bei Wirtschaftsunternehmen, die keineswegs, wie (alternativ) geglaubt werden könnte immer auf kohärenten Datenmengen sitzen, aber auch bspw. beim Richter, der bei Strafverfahren mit Aussagen von Zeugen zu tun hat, die dezent formuliert nicht immer zusammenpassen.

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