Fernrohre und ihre Meister
BLOG: Uhura Uraniae

Rolf Riekhers Buch "Fernrohre und ihre Meister" liest sich wunderschön! Als hätte jemand im Stil der Scheherazade ein Tor aufgestoßen, um nun die Lesenden mitzunehmen auf einen Gang durch alle Gärten der Optikgeschichte. Ein Spaziergang kommentiert durch einen wahren Kenner des Sujets! Herr Riekher ist selbst als Augenoptiker und Ingenieur ausgebildet worden und hatte so das Glück, während und nach dem 2. Weltkrieg einer der gefragtesten Handwerker zu sein. (hoher Brillenbedarf)
Er siedelte von seiner Heimatstadt Schwerin nach Berlin über, brachte sich das Linsenschleifen bei und gründete schließlich eine eigene Werkstatt. Er bildete sich weiter, wurde später Abteilungsleiter in der Akademie der Wissenschaften der DDR und gehörte dort sogar zum Reisekader. Aus dieser Zeit stammt die faszinierende Sammlung von Steinen und Mineralien aus Österreich, Südafrika und aus mehreren Staaten von hier bis zur Mongolei.
Der Optikmeister Rolf Riekher (nebenstehendes Foto habe ich 2007 aufgenommen) beschäftigt sich seit den 1950er Jahren als Hobby mit der Geschichte seines Berufes und dessen Verbindung zur Astronomie. Daher sind der alte Herr und sein Buch eine faszinierende Fundgrube für alle Fragen zum Thema, da er die Geschichte und sein Fach im Detail beherrscht! Deshalb wird der liebenswürdige – heute auf den Tag genau 87jährige – von Wissenschaftshistorikern und Kuratoren gerne konsultiert. Sein einziges Buch zum Thema ist die leidenschaftlich erzählte und wegen ihrer Langwierigkeit (50 Jahre Recherche für 424 Seiten!) überaus gut recherchierte Geschichte eines Liebhabers, der in seinem Fach aufgeht.
Kommentar auf Volker Witts Leserbrief in SuW 5/09
Stilistisch ist diese narrative (thematische) Art der Darstellung allerdings nicht immer übersichtlich, wenn man eine bestimmte chronologische Information such: sie kann sich an verschiedenen Stellen des Buches befinden. Volker Witt sagt in seinem Leserbrief bzgl meines Artikels zum Rolfschen Medialfernrohr, dass Riekher ein bestimmtes Datum fürs erste Spiegelfernrohr nenne: Ich konnte diese Angabe nicht finden. Möglicherweise hat Volker Witt eine andere Stelle des Buches gefunden oder die ältere Ausgabe aus den 1950ern benutzt. Ich freue mich auf Kommentare hierzu.
Zusammenfassung: Persönlich habe ich große Achtung vor Rolf Riekher, schätze ihn als Mensch und als Autor des genannten Buches. Aus meiner Sicht ist sein Buch eine erfrischende Lektüre für jeden Hobbyforschenden und Poesie für leidenschaftliche Profis!
Neuauflage?
Und warum kommt im Astronomiejahr 2009 kein Verlag auf die Idee, das Buch neu aufzulegen? Selbst ein reiner Nachdruck der 1990er Auflage wäre mir schon willkommen.
Da schlafen die Verlage mal wieder den Schlaf der Gerechten.
Antiquarisch ist das Buch kaum noch zu kriegen und dann sehr teuer.
weiß ich nicht
Diese Frage müssten Sie bitte an die Verlage richten, die dafür in Frage kommen. (ich bin kein Verlag)
Vielleicht ist man angesichts der Wirtschaftskrise (Ökonomie/ Politik) und des icon turn (gesellschaftlicher Wandel) mit soviel fundiertem Wissen vorsichtig? Es gibt schließlich “Der Zyklop” von Dieter B Herrmann (Westermann Verlag, BS 2009) als Kurzfassung der Teleskopgeschichte.
Ich kenne das Buch selbst (leider) noch nicht, da es in der Bib noch nicht verfügbar ist. In SuW 5/09 erschien eine Rezension von D. Lemke (S.108).
Erstes Spiegelfernrohr
Der Hinweis in Riekhers Buch (Auflage 1990)steht auf S.88 (Kapitel 4: Die ersten Spiegelfernrohre)als folgender Satz:
“Die ersten Versuche, anstelle einer Sammellinse einen Hohlspiegel als Objektiv bei einem Fernrohr zu benutzen, führte 1616…der Jesuitenpater Nicolaus Zucchius (1586 – 1670) aus.”
Die gleiche Jahreszahl findet sich auch in dem zweibändigen Werk von Repsold (Vol.1, S.69). Weitere Versuche sind demnach von Mersenne (1639) und Gregory (1661)bekannt, bis Newton 1671 die richtige Lösung fand.