Heiliger Abend


Das schönste Weihnachtsgeschenk dieses Jahr war für mich ein klarer Sternhimmel. Nachdem ich dieses Jahr viele Monate in (Süd)Ost-Asien weilte und sowohl in Indonesien als auch in China der Himmel stets von einem Schleier überzogen war (Grenzgröße 2 bis 3 mag), war es auch nach meiner Rückkehr Mitte Dezember fast dauernd bewölkt.
Doch der Heilige Abend bescherte mir gegen Mitternacht einen wunderschönen Sternhimmel. Wenn man etwas lange vermisst, dann ist es anschließend ein umso erhebenderes Erlebnis!
Auch darf ich berichten, dass es wirklich großartig ist, wenn man Weihnachten erst ab dem 6. Dezember (Nikolaustag) bemerkt und nicht schon ab September mit Weihnachtsartikeln in Supermärkten behelligt wird. Am 6. Dezember war ich noch in China, aber mein Gastaufenthalt neigte sich dem Ende zu und ein paar Chinesinnen luden mich an jenem Abend in ein populäres Restaurant der chinesischen Kultur ein, bei dem man als kostenlosen Service auch Maniküre (vorm Restaurant, natürlich nicht beim Essen) buchen kann. Nachdem sie meinten, es gehöre zu meinem China-Kultur-Erlebnis, dies einmal zu machen, habe ich nun also zum ersten Mal in meinem Leben lackierte Fingernägel – und zwar weihnachtlich rot-und-silber glitzernd, auf einem Finger sogar ein rot-grünes Tannenbäumchen mit Stern. Also gut, wenn es andere zum Fest erfreut… bitteschön… aber nur ausnahmsweise, ab Januar wird wieder Natur hergestellt. 🙂 In China ist Religion eine Privatsache; sie ist in der Öffentlichkeit nicht wirklich sichtbar: rote Lampions und rote Schleifen an Torwächter-Löwen sieht man ganzjährig überall, Weihnachtsbäume sind auch zur jetzigen Jahreszeit rar (obwohl das Christentum nach dem Buddhismus die zweitstärkste Religion ist – in einer überwiegend paganen, “Volksreligion” genannte Rituale praktizierende Gesellschaft). Die Tatsache, dass die Chinesinnen meinte, ich müsste meine Fingernägel weihnachtsdekorieren zeigt einmal mehr, dass Weihnachten uns alle angeht – unabhängig von der Religion.
Das Weihnachtsfest ist ja nicht wirklich christlich (erst seit dem zweiten Jahrhundert nach Jesus belegt), da es in den Subtropen (z.B. Jerusalem, Bethlehem) gar nichts so besonders zu feiern gibt. Hier bei uns im Norden ist es allerdings ein wundervolles Erlebnis: Die dunkle Jahreszeit (wenn die Sonne erst um halb neun morgens aufgeht und schon um gegen 16:00 wieder verschwindet) wird nun schwinden und das Licht kehrt zurück. Wir feiern dieses Fest absichtlich kurz nach der Sonnenwende (am 20. Dezember), weil wir die Rückkehr von Licht und Wärme feiern – in der Natur und dies als Symbol für das Gute in Welt und Gesellschaft (sei es römisch die Pax Augustae, christlich Jesus als “Licht der Welt“, oder – unreligiös – von Liebe in allen ihren Facetten von Nächstenliebe, Romantik, Partnerschaften & Frieden in der Welt).
Bereits am Morgen dieses Tages konnte ich dieses hübsche Bildchen von einem der Himmelslichter in der Bläue des (noch wolkigen) Firmaments mit dem Smartphone aufnehmen:

Sehr geehrte Frau @Sussane M. Hoffmann,
Glückwunsch zu ihrem besonderen Weihnachtsgeschenk! 🙂
Und danke für das teilen der Bilder.
Vielleicht gilt es ja wie bei vielen anderen Dingen, wenn man mit etwas buchstäblich erschlagen wird, dann verliert man auch die Lust daran, auch wenn man es brav konsumiert.
Ist es nicht normal für ein Diktatorisches, Kommunistisch/Konfuzianistisch aufgebautes Land das Religion weitestgehend entfernt oder zurückgedrängt wird? Bzw. werden auch Lokale andere Weihnachtstraditionen zu finden sein.
Ob Weihnachten wirklich viel mit der Sonnenwende zu tun hat, ist eher fraglich. Zu der damaligen Zeit waren ja auch die meisten Christen eher im östlichen Mittelmeerraum verbreitet und soweit ich weiß herrscht je näher man dem Äquator eine Tag/Nacht gleiche. Außer ich irre mich dahingehend jetzt.
Aber seis drum, so wünsche ich ihnen viel Liebe und danke das sie ihre Leidenschaft mit uns teilen 🙂
Frohe Weihnachten
dass die Religion in China nicht öffentlich zelebriert wird, liegt vor allem am Marxismus. Marx selbst hat zeitlebens damit gekämpft, religiöse Gräben zu überwinden … sein Ausspruch “Religion ist Opium fürs Volk”, der sich für den gesellschaftlichen Fortschritt einsetzte, wird oft auch Lenin und Mao zugeschrieben, da sie damit die politische Unterdrückung von Religion begründeten. Tatsächlich war das von Marx so nicht gemeint und wird auch heute nicht mehr praktiziert. Es war zu Maos Zeit ein tiefer gesellschaftlicher Einschnitt, aber nach ein bis zwei Generationen findet man heute eine Gesellschaft, die Altes und Neues verbindet. Ohne übermäßig starr in Riten zu verharren, werden Hochzeiten etc. nach “glücklichen Tagen” (Volksglaube) bestimmt und betet man zu buddhistischen Gottheiten für den Erfolg vor wichtigen Prüfungen (an der Uni wie im Leben). 🙂 Konfuzius, der Lehrer der Generationen von Lehrern, lehrt ja Eintracht – auch hier: die Sache mit der Religion sieht man einfach nicht (mehr) so verbissen: diesen Aspekt chinesischer Gelassenheit sollten sich viele abschauen!
In Hongkong und später auch Mainland China stehen sogar Weihnachtsbäume als Glitzerdeko in Einkaufszentren, … aber es ist eben chinesischer Glimmer und weder ein schlichter deutscher Weihnachtsbaum noch aufdringliches amerikanisches Konsum-Animationsgehabe.
Danke für die ausführliche Antwort!
An sich ist ja der Asiatische Raum da weit fließender, was die unterschiedlichen Religiösen Strömungen angeht. Vielleicht stecken ja auch in mir die einen oder anderen Vorurteile, China selbst habe ich noch nie mit eigenen Augen gesehen und die Medien die ich benutze sind meist nicht sonderlich China freundlich 🤔
Wäre interessant wie lokale Christen unabhängig Globaler Tradition das Fest begehen 🙂
@Susanne M. Hoffmann: “Tatsächlich war das von Marx so nicht gemeint und wird auch heute nicht mehr praktiziert.”
Doch, nur nennt man die falsche Interpretation der biblischen Philosophie heute: Bewusstseinsbetäubung.
Ich glaube, schon Rosa Luxemburg hat die falsche Interpretation, für die Konfusion des zeitgeistlich-reformistischen Kreislaufes, so dar-/bloßgestellt:
“Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand.”
👋😇
Hallo
die Fichte im Bild hat sich ja selber behängt…….Ich sitze leider im Nebel
hoffe aber das es bald besser wird.
Ansonsten frohe Restweihnacht und ein hoffentlich friedlicher es Neues Jahr und ich freu mich auf Neues zur Astronomiegeschichte
Felix aus Niederbayern
@Susanne M. Hoffmann: “Konfuzius, der Lehrer der Generationen von Lehrern, lehrt ja Eintracht”
Aber so wie die chinesische Regierung das in “Eintracht” mit den zeitgeistlich-reformistischen Gewohnheiten des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs um die Deutungshoheit tut / tun muss, so hat Konfuzius das sicher nicht gemeint – Wahrheit/Vernunft müssen als Grundbedingung unkorrumpierbar zweifelsfrei-eindeutig sein, damit der Freie Wille auch im Einklang mit allem Bewusstsein OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik funktioniert.