Happy birthday VEGA

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Heute vor 20 Jahren, am 11. August 1999, fand eine Totale Sonnenfinsternis über Süddeutschland statt. Aus diesem Anlass hatten sich 120 Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlanden, Frankreich, Marokko (u.a.) in Violau (nahe Augsburg) versammelt.

Dokumentation des Ortes in meinem Fotoalbum von damals.
(meine Güte, hatte ich eine verschnörkelte Handschrift, wenn ich mir Zeit nahm!
in der Schule, wenn’s hektisch war, war sie kaum leserlich)
… einige typische Szenen im Camp.
Erinnerungen in meinem Fotoalbum von damals

An diesem Tag hat es geregnet – wie aus Eimern – und gehagelt, obwohl es ein Sommertag war und die SoFi fand dort hinter dichten Wolken statt. Das Sommerlager allerdings hatten wir in zwei Busse verladen und waren gen Westen gefahren: Auf einem Segelflugplatz nahe Landau in der Pfalz sorgte das Mikroklima über der großen freien Fläche für Aufwinde, die ein Loch in die Wolkendecke rissen: Wir haben die SoFi gesehen!!! 
Anders als diejenigen, die in der selbsternannten SoFi-Hauptstadt Stuttgart waren oder in Augsburg und vielen in München … 

Beweisfotos
Einer anderen Abiturientin (Selma) ist es gelungen, ein Flash-Spektrum aufzunehmen!

Das Ergebnis war ein riesige Euphorie und eine überwältigend glückliche Stimmung für die restlichen Camp-Tage. 

In den folgenden Jahren organisierten wir jedes Jahr ein Sommerlager (ich hauptsächlich, mit wechselnden Helferlingen): Es funktionierte auch ohne SoFi. Jedes Jahr versammelten sich ~50 bis 70 Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren, um gemeinsam zwei Wochen lang Astronomie zu leben, zu feiern, zu forschen. Das war für mich ehrenamtliches Engagement neben dem Physikstudium – ich machte es anfangs auf der Suche nach Artgenossen, später aus Altruismus (weil es niemand anders machen wollte und ich sah, dass es gut und wichtig war,  dass es das gibt). 

Jedes Jahr gab es einen Camp-Kuchen vom Blech…
Hier die für ASL 2001, 2002, 2003, 2004.
… sowie einige süße Darstellungen von astronomischen Objekten: Meine Schwester (Hobby-Bäckerin) kam jedes Jahr für 2 Tage ins Camp, nur um diese meiner kreativen (und didaktisch wertvollen!) Vergleiche im Backofen zu realisieren: z.B. die Oortsche Wolke als Sahnetorte mit Schokoküssen (Kometen = schmutzige Schneebälle mit der Konsistenz von Schlagsahne und einer dunklen Hülle um ein helles (eisiges) Inneres)

Fünf Jahre später, ich arbeitete bereits an meiner Diplomarbeit über Gravitationslinsen und wollte danach promovieren (mit absehbar weniger Zeit fürs Ehrenamt, insbes. wenn man – wie ich – im Doppelstudium studiert und eigentlich sogar in zwei Fächern an zwei unterschiedlichen Fakultäten graduieren und promovieren möchte), gründeten wir einen Verein: VEreinigung für juGendarbeit in der Astronomie (VEGA) e.V. 

Ich schrieb eine Satzung und klärte alle juristischen Schritte ab, organisierte Notartermin und Gründungsversammlung, klärte als Mitglied des VdS-Vorstands mit diesem ab, wieso/ weshalb/ warum wir das machen: es sollte ja ein Unter-Verein der Vereinigung der Sternfreunde sein, der sich inbesondere um den §2.2 der VdS-Satzung (Jugendarbeit) kümmern sollte und als eigenständiger e.V. sich bessere Chancen auf Fördermittel dezidiert für Jugendarbeit und naturwissenschafliche Jugend-Bildung ausrechnete… Kurz: Ich hab’ mich also wieder um alles allein gekümmert … wohl aber mit dem Hintergedanken, dass eine Strukturveränderung die Arbeit der Camp-Organisation auf mehr Schultern verteilen soll und ich dann künftig mehr Zeit für meine eigene berufliche Entwicklung habe. 

Ob dieser Plan aufging, steht auf einem anderen Blatt… Jedenfalls möchte ich der VEGA e.V. zu ihrem 15. und ihrem Astronomischen Sommerlager ASL heute zum 20. Geburtstag gratulieren: Die Idee wurde heute vor genau 20 Jahren geboren, als es für ca. zwei Minuten gegen Mittag dunkel wurde über Süddeutschland. 

Ich wünsche der VEGA, dass die wechselnden Teams von jungen Leuten, die Astronomie-Freizeiten organisieren, immer wieder von der Begeisterung zahlreicher junger Leute belohnt werden und dass auf diese Art noch viele Berufsastronomen aus der Hobby-Astronomie hervorgehen und mithin auch diese (oft vermeintliche, mitunter aber tatsächliche) Kluft klein(er) wird oder bleibt.

VEGA Tasse von der Gründung im Sommer 2004.

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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