Die Milchstraße

Lesch, Harald; Scorza-Lesch, Cecilia; Latußeck, Arndt (2023). Die Entdeckung der Milchstraße: Die Geschichte und Erforschung unserer Galaxie – Mit zahlreichen farbigen Abbildungen. C.Bertelsmann Verlag. Kindle Edition.

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heutiges APOD (dt. Version)

Überflüssig zu besprechen?

Ich gebe zu, ich bin ein persönlicher Fan der Autoren und habe mich sehr darauf gefreut, endlich ein bisschen Zeit für die Lektüre zu haben. Selbst gesetztes Ziel: Ich möchte meine Eindrücke mit Ihnen teilen. Bekanntlich bin ich ein sehr kritischer Geist, aber ich freute mich angesichts des

  • a) großartigen Themas,
  • b) des Aufgebots zwei meiner Lieblingsquaselstrippen als Autoren, und
  • c) des einschlägigen Verlags (Bertelsmann), der dem Werk schon das Bickerl “Spiegel-Bestseller-Autor” aufdrückte, bevor der erste Leser es gesehen hat (…kennwa).  

Also, beginnen wir die Lektüre: Muss ja ein einschlägiges Werk sein!

Ich gebe zu, zuerst bin ich irritiert

 

Ich sitze im Zug und beginne, kostenprobenweise zu schmökern, also mal hier mal dort aufzuschlagen und zu lesen… das mache ich immer, um einen Überblick zu bekommen und zu schauen, womit ich anfange und wofür ich mir mehr Zeit bzw. ggf. Ruhe nehme. 

 

Einleitung… hm … 
 a) es gibt ein paar ungeahnte Tiefen, z.B. dass die Astronomen von Priestern der Naturreligionen kommend zuerst zu Kalendermachern mit Sternaufgängen wurden. Wow, das hätte ich hier nicht erwartet. Blick auf die Autorenprofile “oh, da ist ein Historiker dabei – alles klar – gut gemacht!” 

 

 b) aber dann geht’s doch wieder mit dem üblichen Planetariumsblabla weiter. Liebe Autoren, seid mir nicht böse, aber die nervende Hera-Sage wurde mir von Amateur-Planetariumsmoderatoren und schlechten (sexistischen) Sternsagen-Büchern in den letzten zehn Jahren nicht nur verleidet, sondern sie löst fast schon Aggression aus. Eine ganze Buchseite wird diesem Quatsch gewidmet, der heute als Absurdität gern erzählt wird, aber den schon in der Antike eigentlich niemand geglaubt hat – zumindest kein Astronom. Sei’s drum, eine von 304 Seiten. 

 

Ich will mich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten. Eine Amazon-Rezension sagt ja 

 


Tolles Männergeschenk – Mal was anderes als Schlips und Socken, kam sehr gut an” 

 

d.h. ich bin nicht die Zielgruppe … bzw. lassen Sie es mich so sagen: Da ich nicht die Zielgruppe bin, kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass es ein ganz großartiges Buch ist, wenn sein Stil eben genau mir nicht zusagt. 

 

Der Stil ist gesprochene Sprache: Als Akademikerin lese ich sehr viel, aber ganze Sätze, klare Formulierungen und sachliche (relativ emotionslose) Texte. Genau das bedient das Buch eben nicht: Es ist so geschrieben, wie ein guter Redner spricht: leidenschaftlich, scharfsinnig & gewitzt. Es brechen zwar keine Sätze mittendrin ab, aber nicht jeder Satz entspricht der deutschen Standard-Grammatik. Wie die Autoren selbst in der Einleitung schreiben, handelt es sich eben nicht um ein Buch der Geschichtsforschung, sondern um ein Buch zur Popularisierung derselben und der Astronomie. Es plaudert illuster, emotional und manchmal provokativ aus ihm, denn (S. 11):

 


“Wir Erdlinge sind deshalb nicht nur Bewohner des Sonnensystems, sondern auch Mitglied der in der Milchstraße vereinigten Sternenfamilie.”

 

bzw. weiter unten (S. 11) sieht man exemplarisch, dass der Leser häufig direkt angesprochen & in seiner familiären Lebenswelt abgeholt wird. An Füllworten wird nicht gespart:

 


“Wie bei allen Familiengeschichten bleiben natürlich auch hier dunkle Stellen. Klar, wir wollen Ihnen in unserem Buch die Geschichte der Erforschung unserer Milchstraße erzählen.”

 

In der Tat gehen moderne Verlage heute manchmal diesen Weg, dass man die Autoren so schreiben lässt, wie sie sprechen. Gerade bei so brillanten Rednern wie diesen sollte man das wohl auch. Konsequenz allerdings: Es hagelt Ausrufezeichen, regnet Klammer-Parenthesen, strotzt abschnittsweise von Sätzen ohne Verben und missverständlicher Jargon-Sprechweise. Das Kapitel über Cornelis Easton gehört zu den sprachlich holprigeren (S. 142): 

 


“so müssten wir einfach nur nach der hellsten Stelle im Band der Milchstraße suchen und hätten dann die Richtung zu ihrem Zentrum gefunden! (…) – denn so einfach, wie er es sich erhoffte, ist die Sache leider nicht. Nicht mal annähernd!”

Warum Ausrufezeichen? Warum Gedankenstrich? wo ist das Verb im Satz “nicht mal annähernd”? Gesprochen sagen wir “mal”, aber druck-schriftlich müsste es “einmal” heißen. Wenn man es vorm geistigen Ohr “hört”, fühlt es sich genau richtig an: Ja, so sprechen wir – gerade gute Lehrkräfte (ob in der Hobby-Astrokuppel, dem Planetarium, der Schule oder Universität) – und so schreiben wir Blog und Social Media. Es ist nur so, dass es meine persönliche Erwartungshaltung an ein schriftliches Sachbuch, das mehrere Autoren und einen Lektor hat, eben leider nicht erfüllt. Es ist ein bisschen wie mit Schillers Theaterstücken: Ich wünsche mir, dies als Bühnenstück zu erleben und nicht auf Papier gedruckt zu lesen.

Fazit: Ab ins Planetarium!
Sobald Sie die Chance haben, diese Autoren live-haftig zu treffen: unbedingt erleben! 

Auch argumentativ ist der Easton-Abschnitt nicht der beste (S. 143): 

“Da hatte er allerdings die Rechnung ohne die Dunkelwolken gemacht, die einem unbedarften Beobachter völlig problemlos Helligkeitsmaxima (und vor allem: Minima!) in der Milchstraße vorgaukeln konnten, wo eigentlich gar keine sind.”

Es erschließt sich mir nicht, was die Verortung des Milchstraßenzentrums mit Dunkelwolken zu tun hat. Wenn man – wie an anderer Stelle ausgeführt – als Astronom kein vollständige Karte der Milchstraße hat, sondern nur eine Karte des Nordteils, während der hellste Teil im Südteil liegt, muss man auf ein falsches Ergebnis kommen. Bei unvollständigen Daten hilft auch logisches Schließen nicht (aristotelische Logik: w+f->f, d.h. aus richtigem Ansatz mit falschen Daten folgt Falsches bzw. ex falso quodlibet). Zudem regen sich in diesem Abschnitt Zweifel an der Beobachtungserfahrung der Autoren (S. 144): 

 “Natürlich erscheint die Milchstraße einem europäischen Beobachter dort [im Schützen] deshalb nicht so eindrucksvoll wie die Gegend im Schwan, der problemlos den Zenit erreicht. Aber gehen Sie mal auf die Südhalbkugel (…)”

Die Milchstraßenwolken im Schützen und die Schildwolke südlich vom Sommersternbild Adler sind doch die wahrlich eindrucksvollsten Gegenden unserer europäischen Sommermilchstraße. Das kann heute sogar schon ein Smartphone fotografieren. Die Schwan-Hypothese ist von vorne bis hinten nicht haltbar und hier scheint man eine historische Idee verteidigen/entschuldigen zu wollen, die einfach unverständlich ist bzw. darauf hindeutet, dass dieser Astronom nie am echten Himmel mit eigenem Auge beobachtet hat. 

Weitere Kostprobe für fehlende Reflexion des Geschriebenen: 
“Nur eben gerade nicht in den Spiralarmen von Andromeda.” (S.150) Diese Wortreihe beginnt mit einem Großbuchstaben und endet mit einem Punkt, hat aber kein Verb. Zudem hab ich noch nie gehört, dass Prinzessin Andromeda Spiralarme hätte: wie mag das ausgesehen haben, als sie da an dem Felsen hing… (wenn sie überhaupt hing – oder lag). Hier hat offenbar jemand mit eiliger Feder Physik-Jargon geschrieben. In mündlicher freier Rede alles verzeihlich bzw. verständlich… Man muss wohl einen sehr, sehr schlechten Lektor attestieren, denn welcher Physiker (w/d/m) kommt bis S. 150, wenn man vorher [Kalauer!] mit Heras milchgebender Brust zugeschwallt wird?

Ich denke, ich habe meinen Punkt gemacht: Es ist nicht die Sprache an sich, die mich in diesem Buch nicht anspricht. Ich liebe sie in Performance! Es ist nur die für mich große Diskrepanz, die ich bei einem Sachbuch zwischen Schriftsprache und gesprochener Sprache erwarte und auf die man hier bewusst verzichtete (Erwartungshaltungsproblem). Sie sehen an meiner Kritik am Stil in erster Linie, dass ich nicht Zielgruppe bin. 

Geschichte der Erforschung der Milchstraße

Zurück von den kleinen (eben doch meist sympathischen) Schwächen zum hochgelobten Hauptthema: Es geht um die Lebensläufe von Leuten, deren Arbeit entscheidend zur Entwicklung des Wissens der Menschheit beigesteuert hat. Das tut auch dieses Buch: zur Kenntnis der Menschheit beisteuern, zumindest zur populärwissenschaftlichen Bildung der breiteren Bevölkerung. 

Inhaltsreich und gründlich recherchiert werden hier historische Begebenheiten in Narrativen erzählt, die teilweise noch nie im deutschen Sprachraum publiziert wurden. Die Geschichte von Edwin Hubble oder den Fakt der “Great Debate” zur Galaxienfrage hat man ja schon mal irgendwie gehört, aber so detailliert wie hier sicher – wenn überhaupt – nur im Physikstudium, wo die eine oder andere Anekdote in Kosmologie-Vorlesungen eingestreut wird, um den Hirnen eine kurze Entspannung zwischen Christoffelsymbolen, Nabla-Operatoren und anderen Verrenkungen zu gönnen. Dieses Buch verschafft solche Erholung ununterbrochen, denn es ist ein Buch über Menschen (S.12): 

“Ein Geschichtsbuch eben, über Menschen, deren Tun und Handeln das Forschen war und ist. Menschen wie wir, die sich einer faszinierenden Wissenschaft hingegeben haben, deren Leben bestimmt war von den Vorgängen am Himmel.”

Ich würde eher sagen “Ein Geschichten-Buch…”, denn es geht eben um die Lebensgeschichten von Leuten…. (S.12)

“… jenseits der Maßstäbe der »normalen« historischen Wissenschaften von den Zusammenhängen und Konsequenzen menschlicher Kulturen.”

und zwar erzählt aus der Perspektive von “normalen” Leuten des 21. Jahrhunderts, die Teil einer Familie sind und die historischen Persönlichkeiten in ihrer jeweiligen Zeit so sehen, wie man eine heutige Familie auch sehen würde. Es ist eher eine Art Lese-SitCom für HobbyAstros: der Autor (seitenweise vermutlich ein anderer der drei) hat sich quasi gedanklich in andere (vergangene) Häuser geschlichen und Mäuschen gespielt. Damit man versteht, was denn nun die eigentliche Leistung der behandelten Figuren der Astronomiegeschichte(n) war, muss man natürlich auch verstehen, was ihr jeweiliger fachlicher Beitrag war. Man muss sich also mit den Forschungsgegenständen dieser Persönlichkeiten auseinandersetzen und dabei lernt man jede Menge Astrophysik (und andere Naturwissenschaften). Brillant! 

Was dieses Buch aber – im Gegensatz zu allen Physik-Schulbüchern auch schafft, ist, den Leser in direkter Anrede, mit schwärmerischen Formulierungen und mit mitreißenden Aufforderungen immer wieder zum direkten Blick an den Himmel mit den eigenen Augen zu animieren! Fabelhaft! Man möchte sofort auf Expedition gehen und wartet sehnsüchtig auf die nächste klare Sommernacht. 

Dennoch ist es kein Buch für Träumer. Es ist nicht “romantisch” im Sinn von sinnlich-verträumt, sondern im Sinn von “verwurzelt in der Natur”, ausdrucksstark belegbar durch die Überschrift der Einleitung: 

Die Milchstraße und wir – oder: der versperrte Blick zum Himmel

Wir wollen sie sehen, die Milchstraße – dieses glitzernde Band im Dunkel der Nacht, den silbernen Schleier, der sich über die Dunkelheit legt. Viele von uns verspüren diesen Wunsch. Doch in der modernen Welt haben wir dies mit vermeintlicher Sicherheit durch Lichtüberflutung eingebüßt. Dass auch die Milchstraße selbst der modernen Multi-Wellenlängen-Astronomie den Blick auf den Kosmos bzw. die Galaxien “hinter ihr” versperrt, ist nicht Gegenstand dieser Betrachtungen, sondern hier beschränkt man sich auf das Sichtbare. (Das meine ich nicht im globalen Sinn der Erforschung der Milchstr., da Radioastronomie später sehr wohl auch ein Thema ist, sondern im Sinn der didaktisch klugen sinnlichen Erfassbarkeit des Dargestellten.)

Die Lieblingsquaselstrippen werden ihrem Ruf gerecht 

Die Strahlkraft des Werkes entfaltet sich, wenn man es (vor dem geistigen Ohr oder als Hörbuch) hört! In diesem Medium, der gesprochenen Sprache, sind die beiden Autoren virtuos: Sowohl den berühmten Fernseh-Insta-YouTube-Professor Lesch als auch den ihm kaum nachstehenden (wenn auch weniger bekannten) begnadeten Redner Latußeck hört man hier förmlich aus jeder Buchseite sprechen. Es ist ein Meisterwerk der zeitgenössischen deutschen Sprache, das aus einem immensen Repertoire an Vokabeln, verschmitzter Wahrnehmung der menschlichen Gesellschaft (und der Prozesse und Ergebnisse, die sie hervorbringt) sowie der für Astronomen typischen, unübertroffenen blumigen Bildsprache schöpft. 

Da wird von “funkelnden Sterne am pechschwarzen Nachthimmel” geträumt (auch wer es noch nie gesehen hat, stellt sich mit diesen Vokabeln etwas wunderschönes vor), es wird immer wieder an die Vorstellungskraft des Lesers appelliert, als würde man bei einer Star Party tatsächlich den Himmel erklärt bekommen und wenn es um die räumlichen Modelle geht, wird mit Guglhupf bis Geburtstagstorte das gesamte Aufgebot einer exquisiten Konditorei aufgefahren, so dass gleich mehrere menschliche Sinne in den Genuss astronomischer Themen kommen. Das pädagogisch Gute an dem Erzählstil ist, dass ein einmal gefundenes gutes Bild immer weiter benutzt und wiederholt wird. Über ungefähr 10 Seiten heißt es an verschiedenen Stellen (S. 152, 154, 158): 

“Baade selbst sprach von »Kerzen auf einer Geburtstagstorte«, die zwar hübsch aussehen, aber nichts über die Verteilung der Creme und des Tortenbodens darunter verraten.”

“die Milchstraße läge wie eine Geburtstagstorte vor dem Auge des begeisterten Betrachters.”

“Es muss halt nicht immer Geburtstagstorte sein, manchmal genügt auch Topfkuchen …”

Ich muss gestehen, dass ich es in Planetariumsvorträgen genauso mache (einer der ersten Zeitungsartikel über mich im Jahr 2000 lobte meinen Vortragsstil, da ich das Magnetfeld der Sonne mit mehr oder minder verquirlten Spaghetti verglich), weil dieser Stil eben leicht verdaulich ist und in der breiten Öffentlichkeit bzw. bei “Feierabend-Publikum”/ als Sonntagsprogramm gut funktioniert.

Das Bildrepertoire beschränkt sich aber nicht auf Familienstories (SitComs) und Kulinarisches, sondern manchmal ist es Fußballsprache (S. 158): 

“Denn mittlerweile hatte ein neuer Spieler das Feld der astronomischen Forschung betreten, der sich innerhalb kurzer Zeit zum wahren »Game Changer« entwickeln sollte: die Radioastronomie.”

oder das Klischee von den ununterbrochen redenden Damen (S. 61):

… und sie war fast taub. Sehr wahrscheinlich war sie deshalb in der Lage, die Geräuschkulisse der anderen anwesenden Frauen zu ignorieren, um hoch konzentriert Hunderte von Sternen, die als schwarze Punkte auf der beleuchteten Fotoplatte abgebildet waren, systematisch zu untersuchen.

oder Abenteurer-Romantiken im Sinn von “Indiana Jones”, die auch andere Wissenschaften instrumentalisieren. Man liefert hier die Kombi der beiden Wissenschaften mit dem größten öffentlichen Interesse, Archäologie und Astronomie, ab (S. 140):

Eigentlich sind die Himmelsforscher Lichtarchäologen. Sie untersuchen uralte elektromagnetische Strahlung und zerlegen sie.” 

Das Wort “galaktische Archäologie” hat längst in die Fachsprache Einzug gehalten, daher sind diese Vokabeln weder überraschend noch befremdlich. Die “uralte” elektromagnetische Strahlung würde man als Physiker allerdings schmunzelnd abwinken: Licht altert nicht! in seinem eigenen Bezugssystem vergeht für ein Photon keine Zeit, während es von der Andromedagalaxie zu uns fliegt. Hier muss jedoch die Planetarierin in mir die kritische Physikerin in die Schranken weisen: Tatsächlich ist das eben genau der Gedanke, den man als Astronomin in Volkssternwarten oft vom Publikum hört. Hier ein Zitat einer Mama, der ich einst am Teleskop sagte “als das Licht von den Plejaden losgeflogen ist, hat Galilei gerade ungefähr zum ersten Mal durch ein Fernrohr den Himmel gesehen” und die ihrem Kind schmackhaft machen wollte, selbst durchzuschauen: “schau mal, das ist altes Licht!”. (Ich habe das damals auch nicht weiter kommentiert, sondern mir meinen Teil gedacht – daher auch hier.)

Wir erkennen die Zielgruppe des Buches. 

Achtung Zielgruppe beachten

Es ist schwierig und kann ungerecht sein, wenn Bücher von Leuten rezensiert werden, die offensichtlich nicht Teil der Zielgruppe sind: ich bin weder ein Mann, noch stehe ich auf Fußball, Spiele oder Schubladendenken – vor allem, weil ich selbst irgendwie nirgends rein passe – und als studierte Historikerin lese ich häufig Originale. Ich reflektiere mich selbst: Warum “liebe” ich meine Lieblingsquaselstrippen, z.B. auch wenn ich nicht immer ihrer Meinung bin? Das gilt sowohl für meine Lieblings-Radiomoderatoren als auch für diese Buch-Autoren. Ich glaube, es ist die Kombi von unverblümter Ehrlichkeit, Authentizität, die Sorglosigkeit, mit der sie provokative Meinungen äußern und auch meine persönliche Bewunderung für die Naivität in ihrer eigenen “heilen Welt”, mit der sie in der Rede spielen (dadurch entsteht gute Unterhaltung; ist wie bei Märchen von bösen Wölfen und guten Prinzessinnen): Derlei Lieblingsquaselstrippen sind intelligente Leute mit großer Empathie und Sozialkompetenz und meist treffend karikierender Redegewandtheit, die wohl wissend, dass es von den Klischees Ausnahmen gibt, mit ihnen spielen, weil deren Ursprung eben darin liegt, dass es unzulässige Vereinfachungen von Eigenschaften sind, die auf Mehrheiten zutreffen – und dass alle wissen, dass es gerade die Abweichungen vom Klischee und der Mehrheit sind, bzw. die Übertreibungen, die das Charakteristikum besonders herausstellen oder es unterlaufen, um die es in solchen Geschichten-Büchern meistens geht (S. 18). 

“Erfolg erzeugt den Neid der Konkurrenten. Und so geschah es auch Herschel. Die große Arbeitsbelastung als musikalisches Multitalent, Musikmanager, Organist und Komponist raubte dem »Workaholic« Herschel viel Energie, aber so richtig fertig machten ihn die Streitereien um Tantiemen und Rechte mit dem Musikdirektor der Stadt Bath, Thomas Linley. Im Frühjahr 1773 war Herschel derart erschöpft, dass er sich nach den Unterrichtsstunden und zum Leidwesen Carolines mit einer heißen Tasse Milch und seinen Büchern stundenlang in seinem Zimmer einsperrte.”

Neid ist eines der Gefühle, die sich nicht in meinem Repertoire befinden: wohl weiß ich aber, dass der Satz einer tiefen Wahrheit entspricht und darum beneide ich diese Erfolgsautoren auch nicht (bzw. würde es auch nicht, wenn ich Neid zu empfinden fähig wäre). “Besonders” sein polarisiert: es schafft Bewunderung von den einen, Ablehnung von anderen. Nur wer heraussticht aus der Masse, wird in die Geschichte eingehen – aber nicht alle können herausstehen, das liegt in der Natur der Sache. Darum ist Spitze eben leider stets einsam (wie das Sprichwort lehrt) und darum ist eben gerade auch der massenmediale SitCom-Stil für die herausstehenden Persönlichkeit ein besonders provokativer und sogar innovativer Ansatz. Ich liebe die Idee, dass die “großen Leute” eben doch auch “nur Menschen” sind, setze sie selbst gern in der Lehre ein und in diesem Buch wird sie besonders nachdrücklich erzählt. Das obige Zitat ist eines der zahlreichen positiven Beispiele des Buchs, in dem die erfrischend moderne Sprache mit tiefem Verständnis für das Menschelnde sichtbar wird. 

Das Buch entfaltet hier wahrlich große Stärken. Ich bewundere es, denn ich selbst könnte das nicht so erzählen, obwohl ich weiß, dass es sehr gut funktioniert.

Betrachten wir die Amazon-Rezensionen

Die Amazon-Rezensionen freuen sich überwiegend über dieses Werk: 

Kurzum: Das gesamte Buch ist lebendig, abwechslungsreich und in einem anschaulichen und verständlichen Stil verfasst. Es liest sich stellenweise spannend wie ein Krimi. Es gibt keine sperrigen Textstellen. So macht das Lesen komplexer Wissenschaft Spaß! Ich gebe 5 Sterne!

Das ist nicht nur wahr (ja, Wissenschaftshistoriker sind sowas wie Kommissare, die den Tätern auf die Schliche kommen wollen, daher viel von menschlicher Psyche und Gesellschaft verstehen), sondern bringt auch unerwähnte Schmankerl mit: 

Es geht um Biographien (also Geschichte über Menschen – ob im Tatort-Krimi oder in der Wissenschaftsgeschichte) von Akteuren auf der astronomischen Bühne der letzten ~200 Jahre. Zwei weitere Glanzleistungen der Autoren a) das Loblied auf die Amateurastronomie und b) die Physik anhand der Geschichten von Menschen erzählen (S. 160). 

“Wilhelm Herschel war ein begeisterter Amateurastronom in Zeiten, in denen ein Amateur noch besser werden konnte als die Profis. 100 Jahre später hat erneut ein begeisterter Amateurastronom sich zu den professionellen Höhen der Himmelsforschung aufgeschwungen, aus eigenem Antrieb hat Edward Barnard die Dunkelwolken in der Milchstraße untersucht ….”

Es wird herausgestellt, dass die meisten dieser großen Entdeckungen von Leuten gemacht wurden, die wir heute als “Amateurastronomen” bezeichnen würden. Als ich bei den SciLogs 2007/8 zu schreiben anfing, wurde ich einmal in den Kommentaren übelst beschimpft, weil ich diese Vokabel für Sterngucker-mit-Auge-am-Teleskop benutzte – obwohl ich sie gar nicht abfällig meinte. Damals sprach ich im Alltag überwiegend französisch (war im Ausland) und “amateur” (Liebhaber) ist erstmal nichts schlechtes. Im Deutschen fühlen sich manche Leute von dem Wort aber herabgesetzt, wenn sie es mit dem Beigeschmack “ungelernt” hören und einer studierten Astronomin damit fälschlich unterstellen, auf sie herabzuschauen (klassischer Fall für das Kommunikationsquadrat im Friedemann Schulz von Thun-Modell und eine Diskrepanz von Sender und Empfänger). Wir lernen in diesem Buch, dass einige der entscheidendsten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Milchstraßenforschung eben von Leuten gemacht wurden, die beruflich unstudierte Rechnerin oder Journalist, Lateinlehrer, Musiker oder Postbote/Spediteur waren …
Das war (und ist) mir auch immer und bis heute ein wichtiges Kommunikationsanliegen: Ihr Lieben, ihr seid nicht “schlecht”, wenn ihr keine Hochschule je von innen gesehen habt; ihr habt vieles richtig gemacht, wenn das so ist! (siehe Fachkräftemangel im Handwerk) Es gibt so viele Arten sich für die Menschheit nützlich zu machen und wir alle müssen für uns selbst herausfinden, welche das ist.  

Schon das Inhaltsverzeichnis zeigt es:

  • Vom Musikus zum Himmelsstürmer – Wilhelm Herschel
  • Vom Schulversager zum Sternentfernungsmesser – Friedrich Wilhelm Bessel
  • Der Astronom ohne Teleskop – Jacobus Kapteyn
  • Heber Doust Curtis und Harlow Shapley – ein Lateinlehrer und ein Journalist in der Great Debate um die Galaxis

Die Lebensläufe von Menschen mit der Vermittlung von Kenntnissen über handfeste Physik (und andere Wissenschaften) zu vermischen ist eine brillante Idee. Sicher, es ist keine Innovation an sich – aber niemand kann das so gut erzählen wie Deutschlands bekanntester Fernseh-Professor und Lehrer Latußeck aus einer mitteldeutschen Kleinstadt, der sowohl ein profundes Studium einer Naturwissenschaft (Informatik) hat, den schwärmerischen Zugang zur beobachtenden Astronomie überall geschickt einwebt, als auch eine Promotion in Wissenschaftsgeschichte durchblicken lässt … und bestimmt tagtäglich die menschliche Psyche hundertfach in Aktion erlebt. 

Zusammenfassend ist also bei diesem Buch der Titel “Die Entdeckung der Milchstraße” das Programm: “Die Entdeckung” ist eine Einladung für den Leser, sich einmal vom Bildschirmleuchten weg in die freie Natur zu begeben, wo man des zu entdeckenden Gegenstands freiäugig gewahr wird. Wie dieser zu entdeckende Gegenstand des Titels (“Milchstraße”) ist eben auch das ganze Buch über die Geschichte seiner Erforschung ein leuchtender Band am Bücherhimmel mit helleren und dunkleren Stellen als Gesamtwerk beeindruckend trotz oder gerade wegen sehr blumiger Textur: Es ist ein Buch des Edutainments für ein sehr breites Publikum – vorzugsweise für Männer (nicht sexistisch, aber durch die Sprache und das Spielen mit Schubladen): Wer sich auf eine “geführte Tour” zu neuen und alten Erkenntnissen der Milchstraße begeben möchte, hat hier genau das richtige Schmöker-Juwel.

Unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Danke für die Rezension. Das Buch kommt auf die Liste guter Geschenkideen.

    Das schlechte Image der Amateure kommt wohl von der Herablassung der “Gelernten”, die zuviel Murks gesehen haben um noch Qualität zu erwarten (fragen Sie mal die Handwerker im Bekanntenkreis). Dazu kommt eine gewisse psychologische Dynamik: “Ich habe für meine Ausbildung sehr viel geben (und hinnehmen) müssen, daher hat meine Arbeit mit Profi-Status einen intrinsischen Wert, der einer Liebhaberei immer fehlen muss.” Die Laien und der allgemeine Sprachgebrauch übernahmen diese Abwertung, ohne noch zu differenzieren zwischen einer Aussage über eine berufliche Laufbahn und dem Ergebnis einer Forschung oder Entwicklung.

    Das kriegt man nicht mehr korrigiert. Sorgfältiges Argumentieren ist hier kaum noch wirksam, aber in der konkreten Situation kann man noch den Aphorismusknüppel schwingen:

    “Die Titanic wurde von Profis gebaut, die Arche von einem Amateur.”

  2. WAS WÄRE DIE GALAXIE
    OHNE ETWAS POESIE?

    Im steten Wechsel von Licht und Dunkelheit
    zieh’n wir mit Mutter Erde durch Raum und Zeit.
    Am Firmament Sonne, Mond und Sternenpracht,
    jedem hellen Tage folgt die dunkle Nacht.

    Im Weltall Schwarze Löcher noch und nöcher,
    das Universum ist ein Wunderbecher.
    Dunkle Materie und dunkle Energie,
    Rätsel über Rätsel in der Galaxie.

    WELTALL – ERDE – MENSCH

    Am Anfang war der Urknall,
    um uns herum der Nachhall.
    Das Weltall in Expansion
    Milliarden Jahre nun schon.

    Es sind dabei die Galaxien
    einander rasant zu entflieh’n.
    Da ist keine Wende in Sicht,
    irgendwann geht aus das Licht.

    Dunkle Materie ist rätselhaft,
    dunkle Energie nicht minder.
    Das Wissen ist noch lückenhaft,
    man kommt nicht recht dahinter.

    Es braucht wohl wieder ein Genie,
    gar eine neue Theorie.
    Des Universums Architektur –
    Was ist der Sinn von allem nur?

    Uns’re Galaxie ist eine von Milliarden,
    ein Spiralsystem, keine Besonderheit.
    Die Erde hatte die besten Karten,
    hier fand das Leben Geborgenheit.

    Aus toter Materie ging es hervor,
    strebte hin zu höchster Komplexität.
    Die Evolution wirkt als ein Motor,
    der einfach niemals ins Stocken gerät.

    Zahllose Arten entsteh’n und vergeh’n,
    bevor der Mensch betritt die Szenerie.
    Auch dessen Ende ist vorherzuseh’n,
    das ist die kosmische Dramaturgie.

    Der Mensch macht sich die Erde Untertan,
    getrieben vom ewigen Wachstumswahn.
    Autos werden größer, Straßen breiter,
    die Wälder dagegen schrumpfen weiter.

    Es ist höchste Zeit für uns, zu handeln,
    endlich uns’ren Lebensstil zu wandeln.
    Was nützt uns Wohlstand und alles Geld,
    wenn am Ende kollabiert die Welt?

    Man produziert und produziert,
    plündert Ressourcen ungeniert.
    Gewinnmaximierung ist Pflicht,
    die intakte Natur zählt nicht.
    Börsenkurse steh’n im Fokus,
    Umweltschutz in den Lokus.

    Plastikflut und Wegwerftrend,
    man konsumiert permanent.
    Nur unser ständiges Kaufen
    hält das System am Laufen.
    Unser westlicher Lebensstil
    taugt nicht als Menschheitsziel.

    Die Jagd nach ewigem Wachstum
    bringt letztlich den Planeten um.
    Das oberste Gebot der Zeit
    muss heißen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Profit zu streben,
    im Einklang mit der Natur leben.

    Zu viele Buchen und Eichen
    mussten schon der Kohle weichen.
    Retten wir den herrlichen Wald,
    bewahren die Artenvielfalt.
    Kämpfen wir für Mutter Erde,
    dass sie nicht zur Wüste werde.

    Der Mensch, dieses kluge Wesen
    kann im Gesicht der Erde lesen.
    Er sieht die drohende Gefahr,
    spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
    Homo sapiens muss aufwachen,
    seine Hausaufgaben machen.

    Wir alle stehen in der Pflicht,
    maßvoll leben ist kein Verzicht.
    Teilen und Second Hand der Trend,
    Repair vor Neukauf konsequent.
    Bei allem etwas Enthaltsamkeit,
    nehmen wir uns die Freiheit.😉

    Für die Zukunft des Planeten,
    weg mit Panzern und Raketen.
    Lasst die weißen Tauben fliegen,
    Aggression und Hass besiegen.
    Die Leute legen ab den Neid,
    die Religionen ihren Streit.

    Fromme und Heiden sind vereint,
    uns’re Sonne für alle scheint.
    Keiner ist des Anderen Knecht,
    für alle gilt das Menschenrecht.
    Jeder kann glauben, was er will,
    Frieden und Freiheit unser Ziel.

    DIE WELT DER STERNE

    Die Sonne, unser Heimatstern,
    sendet Licht und Wärme von fern.
    Der Sonnenschein ist ein Segen,
    so kann sich das Leben regen.

    Deklination und Rektaszension
    bestimmen die Sternposition.
    Die Parallaxe indessen
    hilft uns beim Entfernung messen.

    Mehr Erkenntnisse bringt uns dann
    das Hertzsprung-Russel Diagramm.
    Der Sterne Aufbau und Wesen
    an der Stellung abzulesen.

    Wir sehen Sterne blau und rot,
    neugeboren, auch kurz vorm Tod;
    oder uns’rer Sonne ähnlich,
    mittelalt und leuchtend gelblich.

    Da gibt es Riesen und Zwerge
    verschiedenster Leuchtstärke.
    All dieser Sonnen Profession
    ist im Innern die Kernfusion.

    Sternenheimat sind Galaxien,
    die mit ihnen durchs Weltall zieh’n.
    Meist von Planeten umgeben,
    gibt’s ohne Sterne kein Leben.

    Die Sterne sind bis zum Ende
    Geburtsort der Elemente.
    Nach dem Eisen ist damit Schluss,
    von den Sternen ein letzter Gruß.

    Für Elemente superschwer
    muss eine Supernova her.
    Der Mensch, ein Kind der Sterne,
    betrachtet’s aus der Ferne.

    DAS SCHWARZE LOCH

    Dieses obskure Objekt
    hält sich im Weltall versteckt.
    Es wird von Sternen umkreist,
    was uns sein Dasein beweist.

    Ein komisches Schwergewicht,
    zu keiner Diät bereit.
    Sternenstaub das Hauptgericht,
    verschmäht wird keine Mahlzeit.
    Die Materie superdicht,
    stark verbogen die Raumzeit.
    Dem Monster entkommt kein Licht,
    Gefängnis für die Ewigkeit.
    Der Ereignishorizont ist Grenze,
    dahinter ist einfach Sense.

    EINSTEIN RELATIV LYRISCH

    Newtons Gesetze sind phänomenal,
    Einstein modernisierte sie genial.

    Zeit ist relativ,
    man hat sie leider nie.
    Einstein forschte intensiv,
    offenbarte sein Genie:
    Konstant bewegt sich das Licht,
    schneller geht es nunmal nicht.
    Ein weiteres Resultat: E = m c ²
    Er brachte die Raumzeit ins Spiel,
    eine Feldgleichung war das Ziel.
    Masse krümmt umgebenden Raum –
    Revolutionäres war gedacht,
    Wissenschaft vorangebracht.

    Einsteins geniale Gedanken
    brachten das Weltbild ins Wanken.
    Seine Relativitätstheorie,
    speziell wie allgemein, ein Meilenstein.
    Dazu trat er stets für den Frieden ein.

    STERNENFREUNDE

    Sie blicken zu Mond und Sternen,
    sind den Planeten auf der Spur;
    reisen zu des Weltalls Fernen,
    wenn auch mit Teleskopen nur.

    Unterwegs in finsterer Nacht,
    im Banne der himmlischen Pracht.
    Licht aus, Sterne an, klare Sicht;
    viel mehr brauchen sie dazu nicht.

    SUPERMOND

    Der Mond über Haus und Wiese
    zeigt sich heut’ als wahrer Riese.
    Als ob er uns in der Krise
    hier unten nicht allein ließe.

    Der Erde treuer Begleiter
    stimmt uns mal traurig, mal heiter;
    berührt das menschliche Gemüt,
    gebannt man ihm ins Antlitz sieht.

    Verliebte mögen den Mondschein,
    sind mit sich und dem Mond allein.
    Mondsüchtige treibt er aufs Dach,
    auch Tiere bleiben länger wach.

    Der Mond besitzt enorme Kraft,
    womit er die Gezeiten schafft.
    Doch er zieht sich langsam zurück,
    entfernt sich leider Stück um Stück.

    Ohne Mond kämen wir in Not,
    er hält die Erdachse im Lot.
    Höchste Zeit, dass ein Astronaut
    mal wieder nach Frau Luna schaut.

    MONDFINSTERNIS

    Großes Schauspiel am Himmelszelt,
    auf den roten Mond blickt die Welt.
    Frau Luna schaut sehr finster drein,
    im Erdschatten so ganz allein.

    Nun abgeschirmt vom Sonnenlicht,
    verdüstert sich das Mondgesicht.
    Das ist nicht allzu oft der Fall,
    zu sehen auch nicht überall.

    Nur bei Vollmond zu verfolgen,
    wenn denn mitspielen die Wolken.
    Der Eklipse Faszination
    erlagen Menschen immer schon.

    Es bringt die Himmelsmechanik
    uns das Mondlicht bald zurück.
    Der Erde treuer Begleiter
    kann blicken wieder heiter.

    DER ROTE PLANET

    Wenn man so auf Mars schaut,
    rostrot schimmert seine Haut.
    Der äußere Nachbar der Erde
    ist ein ziemlich kalter Gefährte.
    Halb so groß, von ähnlicher Gestalt,
    der Mensch will ihn besuchen bald.

    Der Planet ist mal nah, mal fern,
    zieht exzentrisch um uns’ren Stern.
    Dünn ist seine Atmosphäre,
    früher gab’s wohl sogar Meere.
    Vieles wird man noch ergründen,
    vielleicht Lebensspuren finden.

    KOMETEN

    Des Sonnensystems Wiege entsprungen;
    uralte kosmische Vagabunden,
    himmlische Objekte aus Eis und Staub,
    die unser Zentralgestirn umrunden.

    Oortsche Wolke, Kuipergürtel ade?
    Weit draußen beginnt ihre Reise.
    Äußere Planetenbahnen passiert,
    halten sie Einzug in uns’re Kreise.

    Die bied’re Gestalt der kalten Gesellen
    belebt die Sonne mit Schweifespracht.
    Seit jeher von Menschen bewundert,
    verzaubert das Himmelsspiel die Nacht.

    Sie galten als Sendboten des Schicksals,
    Glück verheißend oder Unheil im Sog.
    Das leuchtende Zeichen am Firmament
    zu manch fataler Entscheidung bewog.

    Sie haben viel Schaden angerichtet,
    es wurden ganze Arten vernichtet.
    Sie brachten wohl einst Wasser hierher,
    vielleicht auch Lebenskeime und mehr.

    LEBEN IM WELTALL

    Sind wir im Universum allein,
    ist weit draußen nur totes Gestein?
    Zahllose Sterne am Himmel steh’n,
    zahllose Planeten daneben.
    Sollte man nirgendwo Leben seh’n,
    zu höchster Komplexität streben?
    Von Mikroben könnte es wimmeln
    unter herrlichen Exo-Himmeln.

    Sterne entstehen und vergehen,
    das ist im All Normalgeschehen.
    Wir alle kommen von den Sternen,
    wo die Elemente geboren.
    Kein Atom in des Kosmos Fernen
    geht im großen Zyklus verloren.
    So werden in allen Galaxien
    Lebenskeime ihre Kreise zieh’n.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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