Der Kosmos als Programm
BLOG: Uhura Uraniae
Danke für die Nachfrage meines Lesers "Peter" nach Literatur zum Thema. Die Frage nehme ich als Anlass für zweierlei Maßnahmen:
Erstens würde ich selbst gerne so eine "Kulturgeschichte der Astronomie" schreiben (aber das wäre ein Lebenswerk, wenn man es gründlich tun will) und habe mir daher vorgenommen, dies jetzt tatsächlich hier in diesem Blog zu tun. Ich probiere mittelfristig eine Reihe zu dem Thema durchzuhalten, nehme mir aber das Recht heraus, diese unregelmäßig zu gestalten.
Ich bin dabei auch gespannt auf das Feedback von Ihnen, meinen Lesern, denn man kann schließlich nicht für alles gleichermaßen kompetent sein: Jeder Historiker und jede Historikerin hat Steckenpferde in bestimmten Epochen und andere Epochen, in denen er/ sie weniger versiert ist. So habe auch ich "nur" einen gewissen Überblick. – Immerhin, denn diesen versuche ich konsequent zu vertiefen. Vielleicht helfen Sie mir dabei. 🙂
Bisher wagte ich es nicht (*), und zwar aus folgendem Grund: Bei den klassischen Größen auf diesem Gebiet der umfassenden Zusammenschauen sieht man immer wieder, dass ein wunderschönes großes Bild gezeichnet wird, jedoch im Detail Ungenauigkeiten blühen. Ich meine hier die wirklich großen Leute, die sich den "Kosmos", also die große "Ordnung & Schönheit" als Programm gesetzt haben: zum einen ist das Alexander von Humboldt mit seinen Kosmos-Vorlesungen (erhältlich als Buch) an der Berliner Singakademie. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem preußischen Ministers und Hochschulreformators Wilhelm von Humboldt gründete er eine Universität. Die Humboldt-Universität wird übrigens dieses Jahr ihren 200sten Geburtstag feiern. Zum Zweiten ist da das "20. Jh-Revival" der Humboldtschen Kosmos-Vorlesung: der US-amerikanische "Cosmos" (Buch und TV-Serie) von Carl Sagan.
Beide Autoren sind gewiss bewundernswert für ihr jeweils umfassendes Programm und Lebenswerk. – Gewiss haben sie viele Menschen von Astronomie und unserem schönen Universum als Ganzem begeistert. Ich selbst bin zwar nicht durch sie zur Astronomie gekommen, weiß das aber von vielen und war stets hingerissen von beider Bestreben, die Welt als Ganzes zu sehen und zu verstehen.
Zweitens möchte ich beginnen, hier einige gute Bücher zum Thema vorzustellen. Man wird schließlich auf dem Markt überschwemmt von Literatur, doch nicht alles ist von wissenschaftlicher Sicht haltbar.
Wie schwierig das ist, zeige ich gleich an dem ersten Beispiel, das ich noch heute online stellen werde: Es beleuchtet nur einen winzigen Teil des gewaltigen Programms von kulturgeschichtlichen Darstellungen und zeigt doch anhand des breiten Autorenspektrums die Unermeßlichkeit des Programms.
(*) Eines meiner Lieblingszitate wird Seneca zugeschrieben:
"Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig."
Diesen Rat gebe ich an dieser Stelle wohl am besten auch mir selbst.
Kulturgeschichte der Astronomi
Erstens würde ich selbst gerne so eine “Kulturgeschichte der Astronomie” schreiben (aber das wäre ein Lebenswerk, wenn man es gründlich tun will) und habe mir daher vorgenommen, dies jetzt tatsächlich hier in diesem Blog zu tun.
Ich freue mich, dass meine Frage gehört wurde. Vielen Dank !
Eine Kulturgeschichte der Astronomie wäre in der Tat äusserst interessant.
Ich halte die Astronomie als Wissenschaft für einzigartig, ist sie doch ein Spiegelbild der kulturellen Entwicklung der Menschheit schlechthin.
So war bekanntermassen die Astronomie und die Astrologie in früheren Zeiten verschränkt. Die Deutungsmuster, mit denen den beobachtbaren Himmelserscheinungen Sinn verliehen ( oder unterstellt ) wurde, sagt sehr viel darüber aus, was an der kulturellen Entwicklung der Menschheit vielleicht das Schwierigste überhaupt ist, nämlich zu verstehen, wie die Menschen in vergangenen Zeiten dachten. Diese Idee, mich in das Denken, in die Vorstellungswelt vergangener Epochen zu versetzen, das hat mich immer fasziniert. Die Astronomie ist ein Schlüssel dazu, denn die Astronomie versucht nichts weniger, als die (materielle) Welt als Ganzes, den Kosmos, zu ergründen, woraus sich unmittelbar der Platz des Menschen in dieser Welt und sein Selbstverständnis ergibt.
Aber es ist ohne Zweifel ein sehr weit gestecktes Feld, dazu noch ein interdisziplinäres. Und niemand verlangt hier, dass Sie die Arbeit bis Ende Monat fertigstellen 🙂
Danke auch für die Buchempfehlungen !
an Peter
Ich lese alle Kommentare – aber nicht alle immer prompt. Sorry, das schaffe ich nicht: Ich wechsele bisher oft den Aufenthaltsort, pendele zwischen verschiedenen Städten, Ländern und Kontinenten, um zu studieren/ forschen und gleichzeitig (parallel) Geld zu verdienen: das bedeutet auch sehr viel persönliche Organisation und Selbstdisziplin – und daher kann ich meinen Leidenschaften (wie Blogschreiben) nicht immer in extenso frönen. Ich versuche aber, auf alle Kommentare nach Möglichkeit besonnen zu reagieren.
Vielen Dank für Ihre Kommentare!
Ich stimme Ihnen zu, dass die Astronomie einer der besten Leitfäden ist durch eine zu schreibende globale Kulturgeschichte der Wissenschaft. Sie war zu vielen Zeiten eine exakte Wissenschaft, weil man sie seit der griechischen Antike mit der (Geisteswissenschaft) Mathematik verknüpfte. Dennoch ist sie stets für alle Menschen interessant: es liegt wohl in unserer Natur, dass wir verstehen wollen, woher wir kommen. Kleine Kinder fragen das ihre Eltern und wenn sie größer sind, wollen sie nicht nur wissen, dass sie aus dem Bauch ihrer Mutter gekrabbelt sind, sondern auch, wo die Menschheit herkommt und die Erde und die Sonne und die anderen Sterne … und das Universum – und schwupp, sind wir bei der modernen Kosmologie.
Lieber Peter, lesen Sie gerne auch meine früheren Posts zu anderen Themen der Kulturgeschichte der Astronomie. Ich freue mich auch da auf konstruktive Bemerkungen.