Das neue Jahrzehnt – ? – !

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae
Neujahrssonnenaufgang

Es gibt für diesen Jahreswechsel vermutlich keinen passenderen Song als den von ABBA: 

It’s the end of a decade
In another ten years time
Who can say what we’ll find
What lies waiting down the line
In the end of [twenty-nine]

Aber beginnt wirklich jetzt das neue Jahrzehnt? Schließlich erinnern wir uns doch noch alle, dass das neue Millennium nicht mit dem Jahreswechsel 1999/2000, sondern erst Neujahr 2001 begann. Das liegt daran, dass die Jahreszählung v.Chr/n.Chr. kein Jahr Null hat.
(Merken Sie es sich einfach so: Die Geburt eines Kindes dauert – zum Glück – nicht ein Jahr, sondern ist auf dem Zeitstrahl der Jahrtausende nur ein “Punkt”. Von diesem Punkt zählt man in die eine Richtung “davor”, in die andere Richtung “danach”.)

Der erste Geburtstag ist am Ende des ersten Jahres, also ist der tausendste Geburtstag am Ende des tausendsten Jahres. Das Jahrtausend wechselt also am ENDE des Jahres 1000, und es BEGINNT das neue Jahrtausend am 01.01. 1001. 

Das müsste für Jahrzehnte doch aber genauso funktionieren? Ist auch so. ABER unser Sprachgebrauch richtet sich im Alltag nach unserem dezimalen Zahlensystem (würden wir sexagesmial zählen, wäre das anders): Wir sprechen nunmal von “den 80er Jahren” oder jetzt eben den “20er Jahren” und die beginnen JETZT. 🙂 

Einer der besten Artikel dazu, der untermauert, dass diese Meinung nicht nur von mir vertreten wird, sondern auch von anderen, finden Sie hier.

Wie jedes Jahr haben wir aber gleich in den ersten Januartagen das Maximum eines der stärksten Sternschnuppenströme, der Quandrantiden. Der Strom ist Ende Dezember bis Mitte Januar aktiv, das Maximum wird in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar erreicht. Für Hartgesottene, die sich bei dem Wetter nach draußen ins Kalte legen möchten, um Sternschnuppen zu zählen, mag das ein ergiebiges Vergnügen sein. – Für Romantiker ist auch die Gelegenheit für Wünsche gegeben.

(Ich persönlich verstehe ja eher nicht, wieso wir uns von heißer Luft etwas wünschen können sollen, denn so eine Sternschnuppe ist ja nur das Rekombinationsleuchten der Luft nach dem Eindringen schneller Teilchen aus dem All. Meistens sind die Teilchen nur Staubkörner oder fingernagelgroß und können aus 80 km Entfernung am Erdboden folglich nicht gesehen werden, wir sehen also wirklich “nur” heiße Luft … dennoch ist es ein Erlebnis, wenn so ein Schnüppchen still und leise aus dem Himmel tropft.)

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

3 Kommentare

  1. Die 20er Jahre, die am 1.1.2020 beginnen, sind das Eine, die Dekade, die am 1.1.2021 beginnt, das Andere. Beides sind also zwei verschiedene Dinge. Wo also soll hier ein Problem sein?

    • Das Problem ist die unterschiedliche Definition des Nullpunkts von “Jahrzehnt”. Ein Jahrzehnt ist ja nunmal eine Einheit von 10 Jahren, also 3652 Tagen (10*365 + 2 Schaltjahre). Ein Jahrzehnt in einer Jahreszählung Ihrer Wahl (z.B. ab urbe conditio oder ab Christi Geburt oder ab Nebukadnezar oder, oder, oder) hat einen klaren Anfangspunkt und endet mit dem Jahr, das auf Null endet.
      Das widerspricht aber unserem Sprachgebrauch im Alltag, nach dem “die Zwanziger Jahre”, die ebenfalls 10 Sonnenumläufe der Erde sind, die Jahreszahlen mit der Zwei vorne sind. Wir denken hier die Zahlen also visuell, dann, wenn auch der “Zehner” und nicht nur der “Einer” umspringt.

  2. das ist mir schon klar, aber es sind ja zwei verschiedene Dinge. Nur wegen den 20ern können wir ja nicht den Beginn einer Dekade verschieben, die ja ohnehin nicht an 20er,30er etc. gebunden ist.

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