Berlins Bürgermeister im Planetarium

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

heute Nachmittag besuchte der Regierende Bürgermeister, Michael Müller (SPD) unsere größte Berliner Astro-Baustelle, das Planetarium Prenzlauer Berg. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 als Prestige-Planetarium Ost-Berlins eröffnet, war das Haus nun seit über einem Viertel Jahrhundert in Betrieb. Daher muss es dringend saniert und die (inzwischen rasant weiterentwickelte) Technik modernisiert werden.

Pressetermin auf der Baustelle: ... aber zuerst ein Interview über Flüchtlingsansturm, dann geht's weiter zur Astronomie.
Pressetermin auf der Baustelle: … aber zuerst ein Interview über Flüchtlingsansturm, dann geht’s weiter zur Astronomie.
Astronomie braucht Geld - aber nicht deshalb hält Tim Horn den "Hut" auf, sondern weil auf der Baustelle Helmpflicht herrscht. (glücklicherweise nicht auf den Radwegen dieser wunderschönen Stadt)
Astronomie braucht Geld – aber nicht deshalb hält Tim Horn den “Hut” auf, sondern weil auf der Baustelle Helmpflicht herrscht. (glücklicherweise nicht auf den Radwegen dieser wunderschönen Stadt)
Tim Horn führt den interessierten Berlin-Chef durchs Haus.
Planetariumsleiter Tim Horn führt den interessierten Berlin-Chef durchs Haus.
begleitet werden sie dabei vom Direktor des Technikmuseums, Herrn Dr. Böndel, dem das Haus derzeit unterstellt ist, vom Leiter der Archenhold-Sternwarte, PD Dr Felix Lühning und von einer Meute von Reportern.
begleitet werden sie dabei vom Direktor des Technikmuseums, Herrn Dr. Böndel, dem das Haus derzeit unterstellt ist, vom Leiter der Archenhold-Sternwarte, PD Dr Felix Lühning (beide rechts im Bild) und von einer Meute von Reportern und Marketing-Leitern der beteiligten Häuser und des Bezirks. (KLICK aufs Bild vergrößert’s)

Die Bilder von der Baustelle hatte ich bereits letzte Woche gepostet: Die Decken sind offen und alle doppelten Wände freigelegt:

Decke im Foyer vom Großen Plani...
Decke im Foyer vom Großen Plani…

und heute war die Kuppel nicht mehr so leer wie letzte Woche, sondern komplett eingerüstet. Ungefähr so (die BIldmontage übertreibt ein bißchen, das ist Absicht):

Kuppel innen
Kuppel innen – klar, das montierte BIld hat ein paar Versionen zu viel überlagert, aber es zeigt so besser, was der Eindruck ist, wenn man innen steht. 🙂

So soll es künftig aussehen, wenn alles mal fertig sein wird – ungefähr in einem Jahr:

Vision für das Foyer
Vision für das Foyer: Kasse wieder nach vorne und überhaupt schön gestaltet… der alte Sternenprojektor wird bei uns nicht “in die Ecke gestellt”, denn der Raum ist ja rund, sondern in einer Nische prunkvoll inszeniert werden.
Vision für das Kino
Vision für das Kino: Es soll ein 3D-Kino werden, aber mit externem Betreiber.
vision_kuppelsaal_web
Vision Kuppelsaal

Der Bürgermeister ist wahnsinnig interessiert, fragt nach der Technik, nach der Zusammenarbeit mit anderen Planetarien und möchte wissen, wann es denn endlich wieder hier losgeht.

Der sehr international planetarium-erfahrene Tim Horn schwärmt sachlich den großartigen Möglichkeiten des neuen Planetariums: Es kann auch noch Astronomie, aber es kann auch noch viiiel mehr und eben nicht _nur_ Astronomie. z.B. kann man ja auch Musikveranstaltungen zeigen und man kann durch das Innere eines Menschen fliegen: nach dem Motto “das rote Blutkörperchen Nämpfli erzählt aus seinem Leben” kann in diesem neuen Wissenschaftstheater dann alles gezeigt werden, was die moderne Wissenschaft zu bieten hat – und zwar nicht nur aus dem Trickstudio, sondern echte wissenschaftliche Daten (Big Data) visualisiert. Wir können mit fast Lichtgeschwindigkeit durch die Stadt düsen und die Welt verkürzt und verbogen sehen, wir können Nämpfli auf dem Weg vom Herzen zur linken kleinen Zehe und zurürck begleiten, wir können als Kleiner Tag die Menschen erleben, als Professor Photon das Weltall erkunden bis wir auf eine Pflanze treffen, die uns absorbiert und unsere Energie dazu braucht, für die Menschen die Luft zum Atmen zu produzieren…

Und dann gibt's noch einen Vorgeschmack von den Sternen, die hier am nächstes Jahr wieder neu erstrahlen sollen.
Und dann gibt’s noch einen Vorgeschmack von den Sternen, die hier am nächstes Jahr wieder neu erstrahlen sollen. (KLICK aufs Bild vergrößert’s)

Wir Astronomen holen Ihnen eben nicht die Sterne vom Himmel… dann wär’s ja langweilig dort oben … sondern wir zaubern sie dort erst hin! Darum ist man hier in Berlin dabei, jeden der 9110 Sterne des Bright Star Catalogues einzeln zu polieren; und das dauert halt noch ein bißchen.

Den Bürgermeister interessiert vor allem auch die Software, die dafür nötig ist, diese prächtigen Visionen und Einsichten in die bezaubernden Welten der Wissenschaft zu ermöglichen. Je länger er durch das Haus geht, desto interessierter wird er: Ein tolles Objekt hat er hier!

Nach all den detaillierten Erklärungen zur Technik, den Kosten, den Visionen und dem Bericht darüber, was fertig ist und was (offensichtlich) noch im Bau ist, darf Herr Müller dann mal eine 3D-Brille aufsetzen, um der Phantasie auf die Sprünge zu helfen.

Unser Regierender hat Zukunftsvisionen - und praktischerweise dieselben wie wir: das ist sowas wie Inception auf astronomisch. :-)
Unser Regierender hat Zukunftsvisionen – und praktischerweise dieselben wie wir: das ist sowas wie Inception auf astronomisch. 🙂

Die Brille zeigt bei Bewegung des Kopfes, wie der Raum aussehen wird, wenn er in einem Jahr fertig sein wird.

 

Und was sagen Sie dazu, Herr Bürgermeister?

Bürgermeister Müller zum Abschluss der Begehung im Kuppelsaal
Bürgermeister Müller zum Abschluss der Begehung im Kuppelsaal

Genau!
Wir freuen uns auch schon darauf, was das hier wird!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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