Beeindruckendes Nordlicht

Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf die Atmosphäre eines Planeten treffen. Allen Planeten kann das passieren: von Jupiter und Saturn werden sie häufig schöne Bilder veröffentlicht – und auch die Erde hat eigentlich fast immer ein Krönchen aus diesen Lichtvorhängen. Nur selten, wenn ein besonders starker Sonnensturm die Erde erreicht, gelangen diese Teilchen auch in die gemäßigten Breiten und wir können sogar in Mitteleuropa “Aurorae” sehen.

Begrifflichkeiten: Der Fachbegriff “Aurora” ist eigentlich irreführend, weil Aurora die Göttin der Morgenröte ist (was damit eigentlich genau nichts zu tun hat – nicht einmal die Farbe, weil es ein anderes Rot ist). Allerdings gibt es zum populären Wort “Nordlicht” auch das Pendant “Südlicht”, so dass man allgemein am besten von “Polarlichtern” spricht. 

Das Polarlicht gestern war so hell, dass es sogar neben einer Straßenlaterne deutlich erkennbar war.

Die Atmosphäre der Sonne besteht aus einem Plasma (=elektrisch geladenen Teilchen), so dass ein so genannter “koronaler Massenauswurf” der Sonne bei seinem Sturm durchs Sonnensystem von den Magnetfeldern der Planeten eingefangen wird. Nach den Gesetzen des Elektromagnetismus folgen elektrisch geladene Teilchen den Magnetfeldlinien (Sie erinnern sich vllt dunkel an die “linke Hand-Regel” oder “rechte Faust Regel” aus der Schule für die Ablenkung von Elektronen nach der Lorentzkraft bzw. den Zusammenhang von Stromrichtung und M’feld … u.a.). 

Ein elektrischer Strom aus Teilchen spiralisiert also dann mit Karacho auf die Erde zu. Treffen diese schnellen Teilchen auf die Luft-Moleküle, ionisieren sie diese. Wenn die Luftmoleküle dann (recht prompt) wieder rekombinieren, wird die durch die Ionisierung übertragene Energie wieder ausgesendet – und zwar in Form von Licht, das Aufschluss über die Chemie der durchquerten Luft gibt. Die häufigsten Moleküle in der Erdatmosphäre sind Stickstoff, der lila leuchtet und nur in den obersten Polarlichtstrukturen sichtbar ist. In den unteren Schichten der Erdatmosphäre gibt es mehr und mehr Sauerstoff, denn der wird freundlicherweise von Pflanzen produziert und von uns geatmet: der grün leuchtende Sauerstoff bildet den unteren Saum des Polarlichts.

Cassiopeia (HImmels-W) ist links deutlich hinter dem roten, wallenden Vorhang erkennbar. Der hellere Stern rechts ist Deneb im Schwan (Cygnus).
der helle Stern rechts vom Vorhang ist Wega (Leier, Lyra).
Eindrucksvoll sieht man hier die verschiedenen Farben (gegen halb Eins).
oben links der Große Wagen im Bild
Großer Wagen oben links der Bildmitte: visuell wirkte es schwächer, aber das Foto zeigt eindrucksvoll die (dunkleren) Farben), so gar violett neben dem Gr. Wagen.
eindeutig ein wallender Vorhang
gegen 1 Uhr morgens – schon schwächer geworden, aber dafür sieht man das blau-lila besser

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Ich habe das Polarlicht leider verpasst. Können Sie eine App empfehlen, die bei einem zu erwartenden Polarlicht eine Mitteilung sendet?

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