gerade erreicht mich die Nachricht eines Italieners, dass er ein Video auf YouTube gestellt hat. Warum schreibt er mir das? – Nun, weil es meine Arbeit (von vor ~7 Jahren) zeigt und didaktisch aufbereitet.
Mit der amerikanischen Künstlerin Jessica Gullberg habe ich die babylonischen Sternbilder rekonstruiert: ich habe die Flächen am Himmel bestimmt, wo sie (vermutlich) gesehen wurden und Jessica hat dann auf eine Sternkarte der Region die Figuren aufgepasst – d.h. Abbildungen gemalt, die sich an historischen Darstellungen orientieren, aber akkurat auf die Sterne passen.
Diese “Himmelskultur” ist seit einigen Jahren in Stellarium verfügbar (und in mehreren Planetariumskuppeln in Deutschland), aber ich habe sie erst Anfang dieses Jahres wieder einmal überarbeitet: Stellarium hat vier Software-Releases im Jahr (zu allen Sonnenwenden und Tag-und-Nachtgleichen).
Leider hatte bisher niemand die Zeit, dies didaktisch aufzubereiten, d.h. Lehrkonzepte/ -materialien dafür zu erstellen. Es wird leider nicht bezahlt, und für mich ist die Arbeit an den und mit den Daten schon zeitaufwendig genug. Der Italiener hat das hier recht hübsch realisiert:
Die technischen Perfektionisten und Planetarier werden monieren, dass es technisch nicht perfekt gearbeitet ist; man hätte Meteore und Planeten ausschalten können etc. Das ist alles richtig – aber ich bin in erster Linie dankbar, dass es überhaupt gemacht wurde und dass es sachlich richtig ist: solange es didaktisch korrekt ist, kann man wenigstens damit arbeiten und ist es für Lehre tauglich.
Mille grazie, Guiseppe Fusco fi Napoli (in bella Italia).
"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Kultur-Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Studienbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, jobbedingt 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten 2022), Jerusalem+Tel Aviv (Israel 2023), Hefei (China 2024), Semarang (Indonesien 2017, 2024), USA (2024, 2025)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte(n) - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglicht, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).