Stern von Bethlehem

„Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (Matthäus 13,31+32)

 “Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? Es ist wie mit einem Senfkorn: Wenn das gesät wird aufs Land, so ist’s das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.” (Markus 4, 30-32)

Welche Senf-Sorte mag wohl Jesus hier gemeint haben?

Die Wikipedia verrät: “Senf” ist in der Botanik eine Gattung in der Familie der Kreuzblütengewächse, die vier Arten subsummiert:

  • Ackersenf (Neophyt)
  • Weißer Senf (Neophyt)
  • Geschmeidiger Senf (Sinapis flexuosa): Verbreitung
  • Reifender Senf (Sinapis pubescens): Verbreitung 

Zusätzlich zu diesen vier gibt es noch Pflanzen, deren Trivialname “Senf” ist, obwohl die Botanik sie gar nicht in die Gattung der Senfe (Sinapis) einordnet: 

  • Brauner Senf
  • Schwarzer Senf 
  • Abessinischer (äthiopischer) Senf 

Welche davon meinte wohl Jesus mit diesem Gleichnis? 

Ehrlich gesagt, ist mir die Antwort auf diese Frage ziemlich egal – und ich vermute, dass diese Frage auch noch nie gestellt wurde (weder in der Fachwissenschaft der Botanik, noch in Botanischen Gärten bei öffentlichen Führungen, noch bei Stammtischen von Botanik-Freunden), weil alle Menschen – Christen und Nicht-Christen – sehr gut verstehen, dass Jesus in Gleichnissen (Parabeln) spricht. 

Als  Astronom muss ich an dieser Stelle die Frage in den Raum stellen: 

Warum machen wir es in der Öffentlichkeit nicht genauso?

Warum müssen wir jedes Jahr aufs Neue diskutieren, dass “der Stern von Bethlehem” weder eine transiente Himmelserscheinung (Komet, Nova, Supernova) war, noch eine Planetenkonjunktion, sondern einfach eine Metapher, die

  1. die im Volksglaube verankerte Vorstellung bediente, dass es für jeden Menschen einen Stern am Himmel gibt,
  2. gepaart ist mit und getriggert durch die Augustus-Propaganda, die im Wortlaut und in ihrer Bildsprache [Fachliteratur] haargenau identisch ist (und Vorläufer bei Gaius Iulius Caesar und Alexander dem Großen hat). 

Letztes Jahr wurde die Große Konjunktion (besonders enge Begegnung) von Jupiter und Saturn in den Medien als “Stern von Bethlehem” verkauft, dieses Jahr ist es der Komet Leonard und 2011 war es Komet Lovejoy (der – zugegeben – eindrucksvoll war, aber nur auf der Südhalbkugel sichtbar war). 

Herzliche Einladung an alle zur Beobachtung von Leonard! 

Er steht am Abendhimmel knapp überm Horizont, ist und bleibt vermutlich ein Feldstecher-Objekt und nicht so ein Spektakel wie NEOWISE letztes Jahr, aber es lohnt immer wieder, der Natur bei ihren Schauspielen zuzuschauen! 

Krippendarstellung aus dem 14. Jh. (links) versus Komet im Teleskop (rechts)

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

19 Kommentare

  1. Der Stern von Bethlehem wird nur im Matthäus Evangelium genannt und das entstand etwa um 80 n.Ch.
    Im Lukas Evangelium werden die Bauern von einem Engel zur Krippe geleitet. Die anderen beiden Evangelisten beschreiben die Geburt Jesu nicht.

    Was lernen wir daraus, die Weihnachtsgeschichte, wie sie in der Musik und in Schauspielen dargestellt wird ist ein Produkt der Kultur und entspringt nicht dem Neuen Testament.

    Was aber als gesichert gilt, der Mensch Jesus von Nazareth hat gelebt und wurde am Kreuz von den Römern auf Betreiben der Hohen Priester gekreuzigt.

    Warum schreibe ich das ? Ob es den Stern von Bethlehem gegeben hat, der ist im Hinblick auf das Wirken dieses Jesus von Nazareth zweitrangig. Dieser Jesus ist der Begründer des Christentums, der größten Weltreligion mit 2 Milliarden Menschen. Und diese Information ist eines 3. Advent würdig.

  2. “weil alle Menschen – Christen und Nicht-Christen – sehr gut verstehen, dass Jesus in Gleichnissen (Parabeln) spricht.”

    Grundsätzlich scheint das Sprechen in Gleichnissen und Parabeln heute nicht mehr zeitgemäß und es wird meiner Meinung nach auch immer weniger verstanden, wenn jemand sich dieser Sprache bedient. Das mag an einer zunehmend naturalistisch geprägten Weltanschauung liegen. Jeder Fortschritt wird nun einmal mit einem Rückschritt erkauft. Wir brauchen die Götter heute nicht mehr zu fürchten, doch auch die Musen, die uns einst küßten, sind auf- und damit weggeklärt.

  3. Die Frage, wie aus einem Senfkorn ein Baum wachsen soll, dürfte durchaus häufig diskutiert werden, ist doch der Unsinn dieser Aussage aus heutiger Sicht offenkundig. Zwar sind’s wohl nicht die biologischen Fachgesellschaften, die diese Frage diskutieren – wieso sollten die auch jeden offenkundigen Blödsinn durchschwätzen.

    Aber sprachlich und kulturhistorisch ist die Frage, ob möglicherweise eine Fehlübersetzung vorliegt, oder ob dieses Bild evtl. einem der damals enorm zahlreichen, z. B. von Plinius in seiner Naturgeschichte belegten, fundamentalen Irrtümern über die Natur und das Wesen der Dinge entspringt, durchaus interessant (habe auf Anhieb bei Plinius jedoch nichts entsprechendes finden können).

    Einfach über diesen Unsinn hinwegzuhubbsen und ihn – wie Sie es hier machen – mit der behaupteten Funktionsweise einer Parabel zu erklären, die angeblich ‘alle Menschen […] sehr gut verstehen’ – das ist der gleiche billige Taschenspielertrick, mit dem sich schon die Kirchenväter des Altertums um eine Auseinandersetzung mit einer wörtlichen Interpretation, welche jeder Landwirt im Publikum hätte widerlegen können, gedrückt haben.

    Man muss hier auch unterscheiden zwischen der Geschichte von dem Stern, die recht hübsch der erzählerischen Ausschmückung der Umstände von Jesus Geburt dient, und welche offenkundig vom Evangelisten stammt, und einem Gleichnis, welches angeblich die wörtliche Rede Jesu wiedergibt.

    Die Geschichte vom Stern mag richtig oder falsch sein, sie mag als propagandistischer Kunstgriff oder einfach nur als hübsches Zierat gemeint gewesen sein – aber sie ist nicht Jesus anzulasten, sondern allenfalls seinem Umfeld. Das Samenkorn, welches zum Baum heranwächst, ist hingegen Jesus direkt in den Mund gelegt – und an ihn, den Heiland und Erlöser, muß man schon etwas andere Ansprüche stellen, als an den alten Esel und Fantasten Matthäus.

    • ja, Sie haben Recht, man sollte unterscheiden zwischen “Gleichnis in wörtlicher Rede” und “Geschichte, die jemand anders erzählt”, … aber nochmal: KEINER, auch keiner der Evangelisten hat mit-stenografiert, während Jesus sprach. Auch die wörtliche Rede Jesu wurde Jahrzehnte später aufgeschrieben.

      Alle diesen Religionsbücher sind nicht als historische Berichte zu lesen, sondern als Geschichten, Parabeln und Metaphern, die eine Moral und Ethik lehren. Jede vernünftige Didaktik weiß, dass eine bildliche Sprachen und Bildvergleiche dem Verständnis zuträglich sind. Die “Botschaft” ist eine andere und der Zweck keineswegs, Naturwissenschaftler:innen einige Millennien später zu “beschäftigen”.

  4. Schorsch,
    Das Neue Testament ist von Menschen geschrieben worden.
    Diese Menschen nennen wir Evangelisten und deren Anliegen war es die „Frohe Botschaft“ zu übermitteln. Das Neue Testament beschreibt ja nicht nur das Leben des Jesus von Nazareth , sondern es überbringt uns es hinterlässt uns eine Botschaft und die heißt bezogen auf das Weihnachtsfest: Freut Euch, euch ist der Heiland geboren.

    Und die Evangelisten haben in einer Form geschrieben, die jeder verstehen kann, unabhängig vom Alter, vom Reifegrad, von der Bildung, vom Beruf, vom Geschlecht.
    Und dabei stellt man fest, dass diese „Episoden“ sehr tiefgründig angelegt sind, wenn man sie zum zweiten Male liest, liest man wieder etwas anderes heraus.

    Es hat schon seinen Grund, dass diese Episoden auch nach 2000 Jahren nichts an Aktualität und Bedeutung verloren haben.

    Der Vorwurf Kunstgriffe anzuwenden, o.k. man kann das so sehen, dann betrachten sie die Episoden als Werbung für eine bessere Welt.
    Es gibt viele Theologen die sehen das NeueTestament kerygmatisch, d. h. nicht wörtlich zu nehmend sondern den Sinn zu vermittelnd.

  5. Zuweilen sind diese Religionsbücher aber auch geheime Sprachlabyrinthe, die kunstvoll geflochten den Blick auf einen bestimmten Aspekt freigeben, den der Autor wesentlich fand. Wie z.B. das Johannes-Evangelium. Und das beschäftigt dann doch jede Menge Wissenschaftler: zumindest diejenigen, die über die Natur des Geistes innere Zwiesprache halten mit dem Geist der Natur.

    So ist es zunächst einmal wahr, dass drei Weise aus dem Morgenland kamen – nach Lukas – dass es also einen astronomischen Ursprung aus dem Morgenland gab. Und das – mit Verlaub – ist ja gerade auch Gegenstand Ihrer eigenen Himmelskunde, Ihres Berufes – oder sehe ich das ganz falsch?

    • Herr Termin, Himmelskunde ist mein Beruf – das stimmt. Aber ob bei oder nach Jesu Geburt “drei Weise aus dem Morgenlande” ankamen, ist ebenso wenig historisch belegt wie die Geburt in Bethlehem (Jesus “von Nazareth” ist – wie der Name zweifelsfrei besagt – aus Nazareth und nicht aus Bethlehem) oder irgendeine Himmelserscheinung. Ihre Aussage “So ist es zunächst einmal wahr, dass drei Weise aus dem Morgenland kamen” ist eben keineswegs unumstritten, sondern eine Frage des Glaubens: Die drei Weisen sind ein Element in der Geschichte, die unterstreichen, dass die Geburt eines gesunden Kindes unter widrigen Umständen ein kleines “Wunder” ist. Dass dieses Kind nicht nur gesund geboren wird, sondern Mutter und Kind überhaupt überleben (beide!) – und dann auch noch das Kind das Erwachsenenalter erreicht (obwohl es ein Junge ist!), hätte offenbar allein nicht hingereicht.

      Ich wiederhole, dass weder Lukas noch Matthäus (noch andere Evangelisten) bei Jesu Geburt dabei waren: Wir lesen hier keine Kreißsaal-Protokolle, sondern Erzählungen mit einer Funktion! Wenn wir an die Wahrhaftigkeit der Evangelisten glauben wollen, dann waren dies Freunde von Jesus, die er als Erwachsener kennenlernte und denen bestenfalls (durch Jesus selbst, bei dem es fraglich ist, wie gut er sich an seine Geburt=Menschwerdung erinnert oder seine Eltern) die Geburtsgeschichte erzählt wurde.

      Bethlehem, die Stadt des historischen Königs David, als Geburtsort, die Krippe im Stall, der Stern (der von Prophet Michael zum Erscheinen des Messias gehört) und die drei Weisen … das alles sind Bilder, die eine Funktion in der Geschichte haben. Für gläubige Christen ist es egal, ob es all das wirklich gegeben hat: Es sind Bilder mit einer ikonographischen Bedeutung, ähnlich wie die Lilie bei der Hl. Jungfrau (niemand würde annehmen, dass deshalb Lilien die Lieblingsblumen von Maria waren).

  6. Weihnachten ist für viele Menschen eine Zeit der Besinnung. Der Blick zu den Sternen kann ähnliches bedeuten. Daher finde ich es schön, dass der wie auch immer geartete Weihnachtsstern ein Bindeglied zwischen Stall und Kosmos darstellt.

    Als ärgerlich empfinde ich es, wenn in manchen Vorträgen zu diesem Thema der Stern von Bethlehem wie eine historische Tatsache behandelt wird.

  7. https://scilogs.spektrum.de/uhura-uraniae/weihnachtsstern-alle-jahre-wieder/#comment-9499
    Unter diesem Link habe ich schon einmal das Thema mit diskutiert am 22.12.2018, 18:11 Uhr, mein nächster Beitrag war in Folge @Markus Termin, nach Susanne M Hoffmann – folgt @ Markus Termin – @ Susanne M Hoffmann, letzter Kommentar. Der Stern von Bethlehem ist eins von vielen Hochtechnologien, die uns in der Bibel angeboten werden. Leider werden die meisten Beispiele falsch erklärt, nicht anerkannt, ignoriert.
    Ich hänge hier das bekannteste Fluggerät aus der Bibel an, Beschrieben hat es Ezechiel, rekonstruiert hat es der NASA Konstrukteur J. F. Blumrich.
    Das schrieb ich auch dem Blogger M.K. – er löschte meinen Kommentar und schrieb: „Kein Wissenschaftler geht ernsthaft davon aus, dass Indizien für ein extraterrestrisches Raumschiff in der Bibel zu finden sind.“- Ich konterte, ob denn der NASA-Konstrukteur, der das Raumschiff rekonstruiert hat – kein Wissenschaftler war?“ – Raus war auch der Kommentar.
    Um 1898 baute der Amerikaner Ing. – Google: Reverend Burrell Cannon – nach Ez 1.4-27 mit seinen Möglichkeiten ein Fluggerät nach. Hier finden Sie mehrere Informationen.

    • Herr Deistung, die Bibel ist ein Buch des Glaubens. Bitte informieren Sie sich über die Bedeutung von Religion bzw. Spiritualität des Menschen und ihrer Funktion in der Kultur. Ich antworte Ihnen das gleiche wie allen Astronomen, die ihre kostbare Arbeitszeit damit verschwenden, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob der Stern eine Nova, Supernova, Komet oder Planetenkonjunktion war:

      Herrgott nochmal, sehen Sie endlich ein, dass es keine reale Erscheinung gegeben hat, die irgendwer gesehen hat. Maria, die einzige Person in dieser Geschichte, die sicher belegt ist, hatte sicher ganz andere Sorgen als Sterne zu beobachten. Man kann bestenfalls argumentieren, dass Matthäus in seinen damaligen Zuhörern irgendeine Erinnerung wecken wollte – d.h. dass sie sich erinnern, dass es hin und wieder ein besonderes Himmelsphänomen gab. Dafür kommt in Frage der Caesar-Komet (nicht, weil die Leute ihn am Himmel gesehen hätten, denn das ist viel zu lange her: sondern weil er auf Münzen abgebildet wurde) und die Konjunktionen, die Augustus in seiner Propaganda nutzte: Schließlich war sie an Menschen gerichtet, die großteils Analphabeten waren (ebenso wie die einfachen Leute, an die sich die Evangelisten wandten), d.h. es geht hier nicht um etwas am Himmel zu Jesu Geburt, sondern um ein “Bild im Kopf” der Zuhörenden.

      Ich lasse Ihren Kommentar im Sinn der Meinungsfreiheit stehen, kommentiere aber für alle anderen, dass es nicht von Wissenschaftlichkeit zeugt, einen Text falsch zu interpretieren und dann mit der falschen Deutung des Textes mit einem anderen Text (aus ganz anderer Zeit, anderem Autor, anderem Kontext) gleichzusetzen. Was auch immer Ihr “NASA-Konstrukteurs” da gemacht haben mag (ich kenne die Arbeit nicht), ich bezweifle, dass er den SvB nachgebaut haben will.

      Übrigens werde ich jede weitere Antwort, die hierauf vermutlich folgen wird, nicht freischalten. Danke für Ihre Abstinenz und das Verständnis meiner Lesenden: Wer mit Herrn Deistung diskutieren möchte, möge das bitte in dessen Blog tun und nicht in meinem.

    • Wer ihre Deutung einfach verwirft, kann ja nicht die neuesten UFO-Berichte aus den USA kennen, bzw. die Aufnahmen gesehen haben. Es gibt sie, das ist offenbar Fakt. Mit trotzdem weihnachtlichen Grüßen, M.T.

  8. Sehr geehrte Frau Hoffmann,
    so wie ich feststelle, sind Sie schon etliche Jahre auf der Suche nach dem
    Stern von Bethlehem.
    Genau genommen finden Sie ihn dort in einem Stall (menschliches Herz).
    Jesus Christus, als Mit-Schöpfer des Universums, mit all den Sternen die Sie
    ja bewundern, kam ER dort als Mensch zur Welt mit dem Versprechen, in
    absehbarer Zeit die Weltherrschaft zu übernehmen, und zwar sichtbar.
    Man sollte sich darauf einstellen!
    Wenn Sie einen weißen Ritter suchen, ER ist vertrauenswürdig!!!
    M. f. G.

    • Ihre Feststellung, Hr Bülten, ist falsch: ich bin nicht auf der Suche nach dem Stern von Bethlehem – noch nach einem weißen Ritter.

      Wahr wäre vielmehr: Ich begann meine Berufstätigkeit mit einem Job in der Öffentlichkeitsarbeit und da ich als unverheiratete, kinderlose junge Studentin sehr gerne alle Weihnachts- und Neujahrsdienste übernahm, musste ich auch jährlich den SvB thematisieren. Ich habe damals als Studentin nur das gesagt, was von meinen Vorgesetzen wiedergegeben worden war (die dies auch nicht studiert oder erforscht hatten, sondern nur gutgläubig nachplapperten, was andere zu erforschen behauptet hatten) und das ist im deutschsprachigen Raum nunmal die Dreifachkonjunktion von Jupiter und Saturn. Als ich – nach Doppelstudium von Physik und WissenschaftsGeschichte – mir eigene Gedanken zu machen anfing, habe ich (i) 2012 die amerikanische Alternative – die Jupiter-Venus-Verschmelzung – hier vorgestellt und (ii) während meiner Promotion über Astronomie im Altertum weitere Fakten ergänzt, warum die deutschsprachige Version ganz sicher falsch ist und die amerikanische zwar astronomisch-philologisch nicht so leicht wegdiskutiert werden kann, aber die Erklärung dennoch im Nichtastronomischen Bereich liegen muss. Konkret in der Erwartungshaltung des (jüdischen und römischen) Publikums, das mit der Geschichte erreicht werden sollte und im Zeitgeist, der zu augusteischer Zeit nunmal sehr stark von der babylonischen Astrologie geprägt war.

      Im übrigen bin ich bekanntlich eine emanzipierte Frau des 21. Jahrhunderts, die keines Ritters bedarf (wohl aber eine soziale Gruppe, Freunde und aufgrund häufig wechselnden Wohnsitzes ein freundschaftliches kollegiales Umfeld). Derartige persönliche Anspielungen (mit drei Ausrufezeichen) verbitte ich mir!

      • Danke Frau Hoffman für Ihre ausführliche Mitteilung.
        Ihre Aussage:
        “Im übrigen bin ich bekanntlich eine emanzipierte Frau des 21. Jahrhunderts, die keines Ritters bedarf (wohl aber eine soziale Gruppe, Freunde und aufgrund häufig wechselnden Wohnsitzes ein freundschaftliches kollegiales Umfeld). Derartige persönliche Anspielungen (mit drei Ausrufezeichen) verbitte ich mir!”

        Es tut mir sehr leid, wenn Sie das mit dem weißen Ritter so aufgefasst haben.
        Als ich den besagten Text schrieb, musste ich an die folgende Bibelstelle denken in dem
        Bewusstsein, dass viele Menschen in persönlichen Beziehungen ziemlich enttäuscht
        sind:
        Offbg. 6, Vers 2
        Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen
        Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu
        siegen. (für mich ein Hinweis auf den Sohn Gottes “Jesus Christus“)

        Meine persönlichen Erfahrungen mit IHM sind befreiend und empfehlenswert!
        Hiermit bitte ich höflichst um Verzeihung.
        Mit freundlichen Grüßen
        W. Bülten

  9. Ich weiß nix vom Stern von Bethlehem, ich war nicht dabei. Es gibt so viele Möglichkeiten – dass die drei DHL-Boten nicht bloß einen in der Krone sitzen hatten, sondern sternhagelvoll waren, oder dass man in die Story ein Naturereignis einflocht, das zehn, zwanzig Jahre vorher oder nachher passiert ist, oder dass beim Erzählen eine Sternschnuppe fiel und der Erzähler es toppen musste, um die Neugier der Zuhörer zurückzugewinnen. Dass man seinem Märchen Glaubwürdigkeit verleiht, indem man bei Märchen spickt, die die Menschen schon kennen, ist ja auch normal. Der Stern ist nicht das einzige Element vom Fließband: Wenn man all die Jungfrauen versammeln würde, die Superhelden geboren haben sollen, käme schon eine richtige Kaffeefahrt zusammen, vielleicht bräuchte man sogar ein paar extra Busse für die Maschinen, wenn man die Übermenschen dazu zählt, die neuerdings quer durch die Popkultur vom Heiligen Geist der Wissenschaft per Retorte geworfen werden. Jesus, Luzifer, Adam, sind dreimal die gleiche Story – Daddy’s Darling kriegt Zoff mit dem Alten, fliegt raus und gründet einen eigenen Haushalt, die Geschichte ist uns super wichtig, weil es unsere eigene ist. Bei Jesus wird sogar die übliche kindliche Böser Papa (Rom) – Guter Papa (Jahwe) – Ambivalenz berücksichtigt. Wenn man so ein unterbewusstes, archetypisches Skelett hat, das beim gesamten Publikum greift, kann man auch drei verschiedene Geschichten drum herum wickeln. Hollywood verfilmt nicht umsonst immer wieder das gleiche Drehbuch, und der Film spielt kein Geld ein, falls er zu mutig vom Klischee abweicht. Die Frage ist also im Grunde, ob der Typ, der die Bethlehem-Story verzapft hat, irgendwas am Himmel sah, das ihn auf die Idee brachte, oder ob er hoffte, dass keinem auffällt, dass da nix war.

    Ist ein bisschen, wie mit Atlantis – wenn zehn Städte und fünfzehn Katastrophen in die Story eingeflochten wurden, werden die Archäologen auch zehnmal Atlantis finden und fünfzehn historische Ereignisse, die beweisen, dass Atlantis existiert hat. Meine Fantasie ist, Atlantis wäre ein Matsch-Inselchen in einem Tümpel gewesen, voller Leute, die wegen Rheuma ständig schlechte Laune hatten und deswegen die umliegenden Dörfer schikanierten, oder irgendein Oasen-Kaff im Sandmeer der Sahara, das unterging, als die vollends austrocknete. Autoren neigen dazu, sich ordentlich inspirieren zu lassen, und das geht am besten in einer Hafenkneipe mit Seefahrern aus aller Welt, Wein, Weib und Gesang. Bei den meisten Geschichten der Welt sollten Rauschmittel als Co-Autor aufgeführt werden.

    Was die Expansion des Himmelreichs angeht, da kann ich meinen Senf dazu geben: Wenn sich der Raum seit dem Urknall ausdehnt, dehnen sich auch die Bilder aus, die das Licht zu uns transportiert. Das heißt, je weiter etwas von uns entfernt ist, desto größer erscheint es uns – wenn wir tief genug ins All schauen, sehen wir die ersten Moleküle, quer übers Firmament verschmiert. Woraus folgt, wir schließen aus der Expansion auf die Vergrößerung, und aus der Vergrößerung auf die Expansion, ohne die Vergrößerung bislang überhaupt berücksichtigt zu haben. Doch nur beides zusammen ergibt Sinn, deswegen bleibt abzuwarten: Falls die Astronomen etwas finden, das wie ein gigantisches, übers Firmament verschmiertes Molekül aussieht, ist das ein Indiz für beides, falls sie nichts finden, muss beides in Zweifel gezogen werden.

    Ich habe also etwas, was in der Wissenschaft selten ist – absolute Gewissheit: Unsere Vorstellungen vom Universum sind irgendwie falsch. Was mir wiederum missfällt, denn absolute Gewissheit ist nicht so mein Ding und ich fühle mich unwohl dabei.

    Was fange ich aber damit an, dass die Urknall-Theorie in der Bibel berücksichtigt wurde? Das Universum ist voller Klischees, die wir Naturgesetze nennen. Es gibt viele Dinge, die sich nach dem Urknall-Prinzip ausbreiten, unter anderem Senfkörner. Das heißt, ich brauche nur ein sehr dickes Buch mit allen möglichen, zufällig zusammengesuchten Geschichten – je mehr es sind, desto mehr wird es zur Metapher für das Universum. Danach folgt eine gewisse Verifikation – die Storys, die die meisten Parallelen zu realen, sich wiederholenden Ereignissen zeigen, werden selbst oft wiederholt, weil uns die Realität ständig daran erinnert. So bleiben sie allen im Gedächtnis, während diejenigen, die auf einmaligen oder seltenen Vorfällen beruhen, in Vergessenheit geraten, und spätestens beim Austausch der Religionen, wenn die Festplatte mit Feuer und Schwert bereinigt wird, verloren gehen, statt aufs neue Medium kopiert zu werden. Schlange und Paradies, Babelturm, Krippe, Kreuzigung kennen wir, den Nörgel-Typen, der einen Dämon mit Bratfisch vertrieb, eher nicht. Nörgler gibt’s zwar zuhauf, aber vielleicht sind sie gerade deshalb zu prosaisch und uninteressant, um Geschichten über sie zu erzählen. Deswegen kann eine Bibel oder sonstige religiöse Schrift auch für Naturwissenschaftler interessant sein: Sie filtert Regelmäßigkeiten, Wiederholungsmuster raus und berücksichtigt dabei Jahrtausende von Beobachtungsdaten. Natürlich ist das kein Beweis, sondern Inspiration, und sollte nicht ohne Weib, Wein und Gesang analysiert werden. „Weib“ steht hier für eine Variable, die nach persönlichen Präferenzen zugeordnet werden kann.

    Natürlich sind das alles nur Spekulationen. Bis auf die Expansionslinsen-Vergrößerungs-Sache. Frohe Weihnachten.

  10. .. Meinungsfreiheit ..

    Kann von der Entfernung der Tiananmen Skulptur in Hongkong ja “nicht so direkt” sagen .. Zwischen dem Kommentar von @Paul S und diesem https://scilogs.spektrum.de/thinky-brain/predictive-coding-wie-innere-vorhersagen-unser-leben-bestimmen/#comment-1317 bestehen, finde jedenfalls ich, gewisse Parallelen.

    Der Begriff predictive coding taucht ja übrigens auch in dem (lesenswerten) Buch von Anil Seth *Being you …* auf. Weitaus häufiger aber der Terminus controlled hallucination. Erinnerte mich an den Slogan *Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?* .. 😉..

    Angenehme Weihnachten und ein gutes 2022.

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