3D Planeten-Puzzle, viele Teleskope, Eratosthenes-Glühen und ein Sonnenfleck…

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

… so oder so ähnlich könnte man ein Schüler-Praktikum bei der VEGA überschreiben. Gerade als ich in Sibirien war, erreichte mich die Anfrage einer verzweifelten Schülerin auf der Suche nach einem Praktikumplatz. Nach einigem Zögern habe ich zugesagt. Aber wie beschäftige ich zwei Wochen lang einen 15jährigen Astronomiefreak, dem ich den Spaß an der Sache nicht rauben will und möglichst viele Perspektiven aufzeigen will, wenn doch aber ein erheblicher Anteil meiner Arbeit – und insbesondere alle Arbeit für die VEGA – Verwaltung und Organisatorisches ist (mal wieder eine der dreijährlichen Steuererklärungen, eine Projektabrechnung, Koordination von Mitarbeitern und deren verschiedenen Projekten, Sondierungsverhandlungen für neue Projekte…). Ich dachte an mein eigenes Schülerpraktikum in einem Großplanetarium und daran, was ich gut fand und was nicht – im Grunde kann man fast alles aufnehmen, macht auch gerne mal eine Verwaltungsarbeit, wenn man dafür auch ein bißchen Zeit hat, was eigenes zu lernen oder zu "erforschen" – z.B. ein eigenes Projekt zu machen oder so.

Hier erstmal das sichtbarste Ergebnis meiner Schülerin. Sie hat sich mit Planeten beschäftigt:

 

Eigentlich ist das nur die Vorbereitung für einen inhaltreicheren Film über die Abstände und Größenverhältnisse, also eine Art "Planetenweg".

Ein weiterer Film zeigt Experimente zur Schwerelosigkeit. Auch diese Größe kann im Zusammenhang mit den Planeten betrachtet werden.

Ich bin gespannt, was noch kommt!

Was kann man sonst mit einer Schülerpraktikantin (d.h. in nur zwei Wochen) machen im Bereich astronomische Jugendarbeit? – Was uns eingefallen ist, liste ich hier mal auf:

Teleskoptechnik und Beobachtungen (ITV zum Aufzeigen zahlreicher verschiedener Teleskoptypen), Physik der Sterne und Relativitätstheorie, Astronomie zur Zeit des Eratosthenes vor mehr als 2200 Jahren (Planetariumsbesuch), Raumfahrt als moderne Forschungsmethode… 

Beobachtungen

Sonne und sogar den Halbmond (!) konnten wir auf einem Berliner Balkon im Solarskop beobachten: endlich mal wieder ein Sonnenfleck!!! (diese Woche) Letzte Woche, beim ITV, sahen wir im H-alpha-Licht eine faszinierende große dunkle Struktur auf der Sonne (spricht für große Protuberanz, von oben gesehen) – die Sonne scheint wieder aktiv zu werden. 🙂

 

 

Am Freitag sah ich am Hildesheimer 60cm-Cassegrain-Teleskop Eratosthenes am Terminator: 

 

Was meiner Handykamera verborgen blieb: Auf dem schattigen Kraterrand des Eratosthenes leuchteten schon die Berggipfel – sozusagen "Eratosthenes-Glühen" (nicht Alpenglühen) auf dem Mond. 🙂

Der Schatten im mitten Bild ist übrigens der Fangspiegel des Cassegrain-Teleskops. Die "dumme" Handykamera hat da wohl nicht ge"wusst", worauf sie fokussieren soll. – Immerhin, ich hätte nicht gedacht, dass da überhaupt ein passables Bild rauskommt.

Danke!

Ich persönlich kann zwar einiges, das ich an andere weitergeben könnte, aber durch meinen unsteten Aufenthaltsort wäre es für mich allein schwer, eine Praktikantin zu betreuen. Ich konnte mich erst dazu durchringen, nachdem ein langjähriger Freund von mir, Oliver Jahreis, mir seine Unterstützung zugesagt hatte. Gott sei Dank, dass er kürzlich nach Berlin gezogen ist und so die ortsfeste Betreuung von Laura garantieren konnte!

Ihm ist auch der oben angepriesene YouTube-Film zu verdanken!

(auch Aschewolke oder ist die Abenddämmerung immer so dunkelrot? – was hier auf dem Bild eher fliederlila rauskommt)

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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