Produktive Langeweile

Selbst wenn wir nichts tun, ist unser Gehirn aktiv. Dabei werden vor allem Hirnregionen hochgefahren, die dann eine zentrale Rolle spielen, wenn wir neue, originelle Ideen entwickeln. Kann Langeweile so unsere Kreativität beflügeln?

von Johanna Bergmann

Schon wenige Tage nachdem in vielen Ländern das Coronavirus zum Lockdown geführt hatte, wurde das Internet überflutet mit einfallsreichen Heimvideos, Fotosammlungen und Memes, also kleinen kreativen Grafiken oder Animationen. Manche drehten mit Bettlaken auf dem Fußboden Stop-Motion-Videos, in denen eine Bergbesteigung gemimt wurde. Andere stellten mit ihren Haustieren oder Haushaltsgegenständen alte Urlaubsbilder nach, auf denen die Klobrille als Vulkankrater und die Katze als wilder Tiger diente. Es wirkte, als hätte der Zwang, zu Hause zu bleiben und wenig zu tun zu haben, die Menschen kreativ gemacht. Aber führte Nichtstun wirklich zu erhöhter Kreativität? Oder hatten die Menschen jetzt einfach mehr Zeit, ihre kreativen Einfälle in die Tat umzusetzen?

Tatsächlich erscheint es dem Gehirn unmöglich, ‘nichts’ zu tun. Es ist immer aktiv. Besonders deutlich wird das, wenn wir beobachten, was passiert, wenn Menschen von Außenreizen abgeschirmt werden. Schon nach kurzer Zeit unter Reizentzug fangen sie an, zu halluzinieren und Bewusstseinsveränderungen zu erleben. Es wirkt, als würde das Gehirn die fehlende Stimulation von außen mit selbst generiertem Input ersetzen.

In einer kürzlich von uns veröffentlichten Studie haben wir festgestellt, dass Probanden sich tatsächlich genau dann Dinge bildlich besser vorstellen können, wenn der visuelle Cortex weniger aktiv ist. Das ist der Teil des Gehirns, der verarbeitet, was wir sehen. Das klingt vielleicht erst einmal kontraintuitiv. Aber: Gehirnareale, die Sinnesreize verarbeiten, sind am aktivsten, wenn sie durch Außenreize stimuliert werden. Fallen diese Außenreize weg, oder werden sie weniger durch sie aktiviert, ist es für interne Signale, die aus anderen Gehirnbereichen an „Sinnesareale“ wie den visuellen Cortex gesandt werden, vielleicht einfacher, „gehört“ zu werden.

Diesen Zusammenhang fanden wir sowohl bei Vergleichen zwischen Personen als auch innerhalb einer Person. Bei denjenigen, die eine stärkere bildliche Vorstellungskraft hatten, war der visuelle Cortex weniger aktiv und erregbar. Und wenn wir wiederum die Aktivität des visuellen Cortex mithilfe der sogenannten transkraniellen Gleichstromstimulation minderten, konnten Probanden ihre Vorstellungskraft steigern.

Eine gesteigerte Vorstellungskraft ist kreativen Einfällen sicherlich enorm zuträglich. Es gibt aber auch andere Faktoren, die beeinflussen könnten, dass Langeweile oder Reizarmut die Kreativität anregt: Eine entscheidende Rolle könnte dabei das sogenannte Default Mode Network spielen, das beim Nichtstun besonders aktiv ist.

Dieses Netzwerk erstreckt sich über viele Bereiche des Gehirns und umfasst Teile des Präfrontalhirns im Stirnbereich, des posterioren zingulären Cortex im Hirninneren, des mittleren Schläfenlappens und des oberen Scheitellappens.

MRT-Aufnahme des Default Mode Networks © John Graner/ Front. Neurol.

Es ist bekannt, dass die Aktivität dieses Netzwerkes einhergeht mit Tagträumerei. Und interessanterweise ist eine Person umso kreativer, je stärker dabei bestimmte Teile miteinander vernetzt sind. Entscheidend ist dabei offenbar vor allem die Vernetzung zwischen den präfrontalen und parietalen Teilen des Netzwerks, also zwischen Stirn- und Scheitellappen. Sie spielen eine wichtige Rolle dabei, wie flexibel wir unser Denken und Verhalten steuern können.

Daneben könnte aber auch eine andere Komponente des Default Mode Netzwerks für unseren Einfallsreichtum entscheidend sein: der mittlere Schläfenlappen, auch medialer Temporalcortex genannt. Der ist von zentraler Bedeutung für unsere Fähigkeit, Wissen abzuspeichern, uns an vergangene Ereignisse zu erinnern und zukünftige vorzustellen. Stecken wir in einem kreativen Schaffensprozess, machen wir im Grunde nichts anderes, als bereits bestehendes Wissen, Erinnerungen und uns vorliegende Informationen neu miteinander zu verknüpfen – daher ist es naheliegend, dass der mediale Temporallappen auch für solche Denkprozesse von wichtiger Bedeutung ist.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie stützt diese Annahme. Darin hemmten die Forschenden mittels transkranieller Magnetstimulation die Aktivität in einem Teil des Hippocampus, der zum medialen Temporalkortex gehört. Wie erwartet, sorgte das nicht nur dafür, dass die Studienteilnehmer gedanklich weniger Details von zukünftigen Ereignissen durchspielten. Sie produzierten auch eine geringere Anzahl kreativer Ideen. Hemmten die Wissenschaftler hingegen eine andere Gegend, verschwand der Effekt.

Ein weniger aktiver visueller Cortex und ein aktiveres Default Mode Network – die unterschiedlichen Befunde scheinen die Annahme zu unterstützen, dass Langeweile und Nichtstun unsere Kreativität beflügeln kann. Ich wäre jedoch vorsichtig, davon auszugehen, dass Langeweile generell zu erhöhtem Ideenreichtum führt. Denn es gibt auch Faktoren, die ihn schmälern könnten: ob wir kreative Geistesblitze haben, hängt nämlich auch von unserer Laune und unserem Aktivierungszustand ab. Sind wir wütend oder glücklich, sind originelle Einfälle sehr viel wahrscheinlicher, als wenn wir traurig, melancholisch oder einfach nur ruhig und entspannt sind. Insofern würde es mich nicht verwundern, dass Leute, die während des Lockdowns wenig zu tun hatten, anfangs vielleicht noch vor Energie und somit Ideen sprühten – nach ein paar Wochen aber nur noch lustlos auf dem Sofa hingen.

Veröffentlicht von

Nach Forschungsstationen in Frankfurt, Sydney und Glasgow arbeite ich als Postdoc am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Ich interessiere mich besonders für die menschliche Vorstellungskraft und Kreativität und die Frage, wie das Gehirn unsere Wahrnehmung der Welt konstruiert. Dafür benutze ich Verhaltensexperimente, hochauflösende funktionelle Magnetresonanztomographie und Maschinelles Lernen.

14 Kommentare

  1. Zitat aus diesem Beitrag:

    Stecken wir in einem kreativen Schaffensprozess, machen wir im Grunde nichts anderes, als bereits bestehendes Wissen, Erinnerungen und uns vorliegende Informationen neu miteinander zu verknüpfen

    Ja. Und daraus ergibt sich auch eine der bekanntesten Kreativitätstechniken: der Zettelkasten, exzessiv eingesetzt vor allem von Schriftstellern, Philosophen und anderen Geisteswissenschaftlern, denn in diesen Tätigkeitsbereichen geht es nicht selten um interessante, neu wirkende Assoziationen und weniger um einen durch ein vorgegebenes Ziel determinierten Arbeitsprozess. Gerade Schriftsteller, aber auch Philosophen lieben es scheinbar weit auseinanderliegende Dinge metaphorisch zu verknüpfen und den Leser damit zu überraschen und ihm einen Mehrwert, einen Denkgewinn zu verschaffen oder ihn einfach zu verblüffen. Es sind nicht nur die in der Wikipedia erwähnten Autoren und Philosophen Arno Schmidt, Niklas Luhmann, Walter Kempowski, Hans Blumenberg, Friedrich Kittler, Aby Warburg, Paul Otlet, Martin Gardner und Richard Wossidlo, die mit Zettelkästen oder dem mentalen Äquivalent arbeiten, es sind viele mehr, deren Werk von ungewöhnlichen Assoziationen und gar Wortneubildungen lebt. Im deutschen Sprachraum sind das etwa Friedrich Nitzsche oder Peter Sloterdjik.
    Der Zettelkasten ist quasi das Ausgelagerte Gehirn.
    Es fehlt heute aber noch eine überzeugende elektronische Form eines Zettelkastens oder einer verdichteten Wissens- und Ideendatenbank. Vielleicht kommt ja eines Tages das Hirnimplantat, welches beim Denken mithört und Interessantes in einer Datenbank abspeichern -bereit zu jederzeitigem Replay.

  2. Über den Cortex bewegen sich ständig Aktivierungswellen (wie LaOla-welle) hinweg- auch diese können ein Grund sein, warum wir Tagträumen bzw. Kreativität entsteht. Dadurch können Neuronen, die bereits einen hohen Aktivitätswert haben – durch diese Zusatzaktivierung über eine Aktivierungschwelle kommen, um dadurch der bewussten Wahrnehmung zugänglich zu sein.

    Ein anderer Grund für Kreativität ist die Arbeitsweise des Gehirns. Wenn wir einen Reiz verarbeiten, versucht das Gehirn immer sofort eine möglichst vergleichbare Erfahrung aus dem Gedächtnis zu RE-AKTIVIEREN.
    Wenn z.B. für einen Reiz der aus den Komponenten ABCD besteht – die beiden Erfahrungen ABef und CDfg reaktiviert werden – dann ist dies in der Summe: ABCDeffg. Gibt man jedem Bestandteil den Wert 1 dann hat ´ff´ die Signalstärke 2 (weil ´f´ doppelt vorhanden ist). Das wäre dann ein ´Aha-/Heureka-Moment´.

  3. Neben der Tagträumerei gibt es noch andere schöne Beispiele für die Arbeit des default mode networks.
    Wenn Menschen müde sind und durch schwache Beleuchtung weniger Außenreize wahrgenommen werden – dann kann das Gehirn Gedächtnisinhalte lebensecht reaktivieren (´Lebensecht´ deshalb, weil alle unsere Erlebnisse in der zeitlichen Gegenwartsform gemacht, abgespeichert und genau so wieder reaktiviert werden – d.h. man erlebt das Ganze nochmals).

    A) das Charles Bonnet Syndrom tritt besonders bei älteren Menschen auf. Mit geöffneten Augen können diese Personen u.a. Pflanzen, Tiere, Menschen, aber auch leuchtende ´Engel´ und durchsichtige Menschen erkennen.
    Prominentes aktuelles Beispiel aus 2017, per Google [Königin Silvia sieht Geister / Gespenster]. Diese Erlebnisse werden von den betroffenen Personen meist selbst als nicht real erkannt.

    B) Bei Moody´s Psychomantheum sitzt eine Person in einem dunklen Raum vor einem Spiegel, der so hoch angebracht ist, dass man sich darin nicht sehen kann. Hinter dieser Person brennt eine Kerze. Und dazu muss man an verstorbene Bezugspersonen denken – zu denen man Kontakt aufnehmen möchte.
    Durch Zitterbewegungen des Auges, zufällige optische Schattenmuster im Spiegel und das abichtliche Denken an eine bestimmte Person werden im Gehirn in einem assoziativen, oszillierenden Rückkopplungsprozess gedankliche Muster erzeugt und solange verstärkt, bis man sich dann tatsächlich an etwas sinnvolles erinnern kann.

    In der Esoterikszene gelten solche Erlebnisse dann als Totenbeschwörung und die Möglichkeit, mit dem Jenseits echten Kontakt aufnehmen zu können. Diese Sichtweise ist aber völliger Unsinn – denn wenn man absichtlich nur an Verstorbene denkt, dann werden ausschließlich nur Gedächtnisinhalte mit diesen verstorbenen Personen reaktiviert. Ein Kontakt ist dies nicht. (Würde man sich in den Gedanken auf lebende Personen konzentrieren, dann würden entsprechende Erlebnisse reaktiviert werden. )

  4. Sie beschreiben genau den modernen Menschentyp, der sich permanent von Außenreizen antriggern lässt. Der heutige Mensch wird von Außenreizen überflutet ,sein Gehirn, sein Geist, ist darauf trainiert, immer und überall Abwechslung und Action zu suchen. Siehe die unzähligen Fernsehprogramme ,die uns mit ihren Krimis in Atem halten, der Stress am Arbeitsplatz,in der Familie, im Straßenverkehr etc…. Der Mensch hat aber auch eine Innenwelt, die er zum Bsp. durch Achtsamkeit ,Selbstbetrachtungen, innerer Friede erkennen kann und die in einem Zustand der Ruhe versetzt, unwahrscheinlich produktiv wird, was schon Buddha wusste . Man kann also die Aktivität de Gehirns selbst “beeinflussen” damit die Stressachse des Sympathikus heruntergefahren wird, damit man erkennt dass die Außenwelt mit ihren Überangebot an Reizen uns auch schaden kann. Gehirne sind immer aktiv, ja, aber ihre “Aktivitäten” hängen davon ab, wie sie vorher trainiert wurden. Wer sich nur mit Reizen berieseln lässt /Stress als Normalzustand ansieht, dessen Geist(Gehirn) verhält sich wie kreischende umherspringende Affen in einem Käfig….

  5. Tatsächlich erscheint es dem Gehirn unmöglich, ‘nichts’ zu tun. Es ist immer aktiv.

    Das Gehirn lebt und ist biologisch betrachtbar immer aktiv, es könnte aber sozusagen Nichts tun indem es Leerlaufprozesse unterhält, nicht nur beim Schlafen, anderseits gibt es Redewendungen der Art “Schlafen wir mal drüber!”, die unbewusst oder gar bewusst die Erfahrung referenzieren, dass im Schlaf eben doch gedacht wird und gute oder nicht so gute Ideen von allen Seiten sozusagen beklopft werden, um nach dem Schlaf besser ausgearbeitet dazustehen, die Ideen mitsamt ihrer Ideenträger.

    Also vermutlich sind “Nichtstun” und “Langeweile” keine Hindernisse zur Bearbeitung mehr oder weniger wichtiger Fragestellungen, Herausforderungen und insbesondere auch von Entscheidungen, die anstehen.

    Der nicht direkt aktiv denkende Mensch, denkt also doch, seine “Leerlaufprozesse”, die eine Art Nicht-Denken meinen könnten, würden ja auch auf eine Vergeudung der hier gemeinten Ressource, eben des Gehirns hinauslaufen, wogegen die Evolution, die sich an dieser Stelle sozusagen personalisiert vorgestellt werden darf, etwas haben könnte, sozusagen.

    Wer sich an Träume erinnert, Dr. W tut dies, hat abär wie andere Bären oder Menschen die Eigenart hier sehr (!) schnell wieder zu vergessen, was eine Art Schutzfunktion darzustellen scheint, weiß zumindest, dass auch in Träumen sehr viel gedacht wird.
    Träume sind aber eher Gedankenexperimente und teils auch abwegige Fortsetzungsgeschichten, die gewohnte Ratio funktioniert hier nicht immer, Träume sind insofern irgendetwas, das womöglich nur im Meta ein wenig näger bestimmt werden kann, als das bekannte Unbekannte zum Beispiel, und sie scheinen auch weitgehend untauglich zu sein bei der Psychotherapie, also anders als Freud vorschlug.

    MFG – WB

    PS: Also generell Zustimmung zum Benachrichtigten, für das Dr. W nicht zu danken vergessen möchte.

  6. Der Zettelkasten ist quasi das Ausgelagerte Gehirn.
    Es fehlt heute aber noch eine überzeugende elektronische Form eines Zettelkastens oder einer verdichteten Wissens- und Ideendatenbank. [Kommentatorenfreund “Martin Holzherr”]

    Der ‘Zettelkasten’ ist sozusagen die ausgelagerte Datenhaltung, die Festplatte sozusagen, die vielleicht sequenziell organisiert ist, derjenigen Person, die ihre Ideen, auch das Eigen-Management, auch das Zeit-Management beachtend, zu verwalten denkt.

    Blöderweise sind diese “Zettelkästen”, Dr. W unterhielt und unterhält einige davon, er schrieb auch eigens Software dafür, er hätte womöglich besser auf die vielen mittlerweile bereit stehenden SW-Lösungen zurückgreifen sollen, da ‘fehlt’ womöglich nichts, Herr “Holzherr”, schwer zu organisieren, außer eben sequenziell.
    Ideen zu hierarchisieren zu suchen, sie zu systematisieren zu suchen, dies ist vom Schreiber dieser Zeilen versucht worden, stößt vielleicht überraschend schnell an Komplexitätsgrenzen.
    Dr. W weiß, worüber er schreibt, er hat Unternehmen der Wirtschaft unterstützt und tut dies auch heute noch gelegentlich, sogenannte Geschäftsmodelle meinend, was geht, die Ideenmengen Einzelner sind dagegen frickin komplex und schlecht in relationale Datenhaltung zu gießen.

    MFG – WB

  7. @Webbaer
    ´Leerlaufprozesse´ sind wichtige Trainingsmechanismen um Lebensfunktionen zu erhalten.
    z.B. kann man im Dunklen, mit geschlossenen Augen, ein weisses Flimmern sehen. Dies sind neuronale Blitze, welche entstehen, wenn sich Sehzellen immer wieder von selbst entladen. Das Auf-/Entladen hat den Sinn, dass die Sehzellen ihre Funktionsfähigkeit trainieren. Würden sich Sehzellen nicht entladen, dann würden sie ´durchbrennen´ und somit zerstört.
    (Experimente, wo man die Augen fixiert haben gezeigt, dass man dann nichts mehr sieht. Hier wurden die normalen Zitterbewegungen (Sakkaden) des Auges im Experiment unterbunden und das Gehirn hat dann die immer gleichen Sehreize einfach abgeschaltet/ignoriert)

    Eine gleichartige Trainings-Funktion haben neuronale Wellen, die sich ständig über den Cortex ausbreiten
    DOI: 10.1016/j.neuron.2018.05.019 Theta and alpha oszillationsare travelling waves in the human neocortex
    http://www.sciencedaily.com/releases/2018/06/180607135206.htm Waves move across the brain to support memory

  8. zum Thema ´Kreativität´:

    1) Der Zustand von Neuronen VOR der Verarbeitung eines neuen ankommenden Reizes entscheidet darüber, wie dieser neue Reiz dann verarbeitet wird (= Priming). D.h. ein identischer Reiz kann darum völlig unterschiedlich verarbeitet werden

    2) Die Anzahl der Myelin-Schichten um eine Nervenleitung beeinflusst die Signalgeschwindigkeit. D.h. je nach Schichtdicke bekommt man unterschiedlich schnelle Signal-Weiterleitung und anschließende Verarbeitung

    3) Die Nervenleitungen unterschiedlicher Sinnesorgane bis zum Verarbeitungsort im Gehirn sind unterschiedlich lang. D.h. einzelne Sinnesreize eines zusammengehörenden Erlebnisses kommen zeitlich versetzt im Gehirn an.

    Dies sind 3 Beispiele dazu, warum auf Grundlage der biologischen Bauweise unserer Sinnesorgange und des Gehirns eine identische Situation zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann.
    Den Begriff ´Kreativität´ sollte man deshalb ruhig einmal überdenken – weil die Ursache für unterschiedliche Ergebnisse lediglich Schaltvorgänge sind

  9. “Langeweile” ist wohl eher ein mentaler Zustand der uns von unserem Geist suggeriert wird als eine Art lustloser Zustand. Das Gehirn als solches kennt diesen lustlosen Zustand nicht, da es nur das macht, was die Evolution in ihm festgelegt hat.
    Langeweile ist also eine rein subjektive Empfindung des Individiums , was die Folge seiner Bewertungen der Außenreize sind. (Außenreize bewertend in Form von guten, störendenden und neutralen Reizen ) Da mit dieser Reizbewertung ein Ausstoß von Neurotransmittern verbunden ist, ist der Organismus bei “Langeweile” neutralisiert und und das Bewusstsein kaum fokussiert. Es ist also nicht das Gehirn, was “Langeweile” erzeugt, sondern das Individium, was
    was sich in diesem mentalen Zustand befindet. Ob es dann produktiv wird, kann auch eine Frage seiner inneren Einstellung zu dieser Langeweile sein. Jugendliche empfinden es oft als belastend, ältere als erholsam . Tiere werden langweilig, wenn die Reize die sie bewertet haben, uninteressant sind, also neutral.

  10. Kreative und die Innenwelt der Aussenwelt
    Eine Fülle von Aussenreizen überwältigt wohl tatsächlich die meisten und lässt uns zu Konsumenten anstatt Produzenten werden.
    Dazu findet man hier folgende Aussage: In einer kürzlich von uns veröffentlichten Studie haben wir festgestellt, dass Probanden sich tatsächlich genau dann Dinge bildlich besser vorstellen können, wenn der visuelle Cortex weniger aktiv ist.
    Allerdings trifft das nicht unbedingt auf Künstler wie Picasso oder Toni Ungerer zu – zwei Künstler 👩‍🎨, die durch ihre ungeheuere Produktivität bekannt sind. Toni Ungerer berichtetete zwar in Übereinstimmung mit der hier vertretenen „Produktivität durch Reizentzug-These“, dass er bereits mit einer Fülle von Ideen aufwache (also aus dem reizlosen Schlaf heraus) -von Ideen, die alle nach Realisation „schreien“. Er sagte aber auch, dass für ihn auch jedes Buch, jedes Werk eines andern Künstlers und jede Broschüre oder jedes Plakat ihn anrege, weil er sofort spüre wie man das auch anders und besser machen könnte.
    Mit andern Worten: Wir Gewöhnlichen werden tatsächlich durch Aussenreize überwältigt – einfach darum weil wir Gewöhnlichen keine Gestalter sind, weil wir nicht gelernt haben uns kreativ auszudrücken. Für Kreative aber ist jedes Werk auch eine Anregung, denn Kreative wissen darum, dass die Aussenwelt von Menschen wie ihnen mitgestaltet wird. Anstatt den Aussenreizen ausgeliefert zu sein, sehen Kreative sich als Mitglieder eines Orchesters, dass diese Aussenwelt (mit-)schafft.

  11. “Ich habe mich so oft gefragt, ob nicht gerade die Tage, die wir gezwungen sind, müssig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen?
    Ob nicht unser Handeln, selbst wenn es später kommt, nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist, die in untätigen Tagen in uns geschieht?
    Jedenfalls ist es sehr wichtig, mit Vertrauen massig zu sein, mit Hingabe, womöglich mit Freude.” 🙂Rainer Maria Rilke

  12. “Ich habe mich so oft gefragt, ob nicht gerade die Tage, die wir gezwungen sind, müssig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen?
    Ob nicht unser Handeln, selbst wenn es später kommt, nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist, die in untätigen Tagen in uns geschieht?
    Jedenfalls ist es sehr wichtig, mit Vertrauen müssig zu sein, mit Hingabe, womöglich mit Freude.” 🙂Rainer Maria Rilke

  13. “NICHTS TUN IST BESSER ALS MIT VIEL MÜHE NICHTS SCHAFFEN.” Laotse – Die ernüchternde Erkenntnis des konfusionierten Treibens von Mensch im Kreislauf des geistigen Stillstandes seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (der erste und bisher einzige geistige Evolutionssprung, für’n Arsch, anstatt Entwicklung/Fusion in zweifelsfrei-eindeutigem Verstand von Vernunftbegabung zu Verantwortungsbewusstsein).😎

  14. “Sind wir wütend oder glücklich, sind originelle Einfälle sehr viel wahrscheinlicher, als wenn wir traurig, melancholisch oder einfach nur ruhig und entspannt sind.”

    Diese Behauptung ist aus meiner Erfahrung komplett falsch, aber es haben wohl auch wenige einen Bewusstseinszustand wie ich.

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