Bundesagentur SPRIND begleitet Sprunginnovationen durch das Tal des Todes

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Rad, Dampfmaschine, MP3 oder E-Mail – manche Erfindungen haben die Welt verändert und neue Maßstäbe für die Zukunft gesetzt. Am Anfang steht vielfach nur eine Idee – manchmal entsteht daraus eine bahnbrechende neue Technologie. Die Bundesregierung will solchen Geschäftsideen und Produkten „Made in Germany“ zum Markterfolg verhelfen und hat deshalb vor drei Jahren die “Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND” gegründet.

Deutschland ist ein Land der Tüftler, Wissenschaftler, Ingenieure und Unternehmer. Darum beneidet uns die Welt. Wir haben eine florierende Industrie, deren Export-Erfolge zurecht gefeiert und manchmal gefürchtet werden. Hinzu kommt ein starker Mittelstand, oft Familien-Unternehmen, darunter zahllose „Hidden Champions“, deren Produkte weltweit gefragt sind und die der Jobmotor in unserem Land sind.

Doch ein genauerer Blick zeigt, dass dieser Hochglanzlack unsere Volkswirtschaft auch ein paar Risse hat. Denn Vieles vom Wohlstand, den wir heute genießen können, basiert auf Erfindungen und Innovationen, die 100 und mehr Jahre zurück liegen. Stellvertretend für die Nobelpreisträger und Erfindungen dieser Jahre seien Conrad Röntgen (Röntgen-Strahlen), Karl Ferdinand Braun (drahtlose Telegraphie) und Adolf von Bayer (Farbstoffe) genannt. Diese und andere Ergebnisse deutscher Spitzenforschung in Physik, Chemie und Medizin mündeten in Produkten und Unternehmen, die zumeist heute noch erfolgreich sind.

Aktuelle Umfragen[1] und Studien[2] bestätigen jedoch: Immer weniger deutschen Unternehmen sind innovativ. Dies gilt für die „inkrementellen Innovationen“, bei denen bestehende Technologien und Verfahren weiterentwickelt und optimiert werden, ebenso wie für die Entwicklung von disruptiven neuen Technologien.

Um unseren zukünftigen Wohlstand zu sichern, brauchen wir jedoch neue Unternehmen und Industrien, die auf bahnbrechenden Erfindungen aufbauen. Diese Sprunginnovationen umfassen meist radikale technologische Neuerungen und haben das Potenzial, bislang bekannte Produkte und Dienstleistungen zu verändern und zu ersetzen. Bekannte Beispiele hierfür sind Computertechnologie, Internet, Smartphones oder auch Musik-Streaming.

Wie kommen wir wieder nach vorn?

Die Entstehungsgeschichte des Silicon Valley hat uns gelehrt, dass die staatliche Intervention entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung und Ansiedelung der taktgebenden IT-Industrie in Kalifornien war. Denn die 1958 gegründete staatliche DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) finanzierte zahlreiche Entwicklungen, darunter auch das ARPANET, aus dem das Internet hervorging.

Auch die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND handelt nach dem Vorbild der DARPA: Wir suchen disruptive neue Technologien und begleiten sie mit Geld, Rat und Tat durch das „Tal des Todes“ von der Grundlagenforschung bis zum Markteintritt. Wir engagieren uns (nur) dort, wo die Weiterentwicklung vielversprechender Technologien ohne staatliche Finanzierung eingestellt oder abwandern würde, weil sie noch zu risikoreich ist, als dass sie eine private Finanzierung bekommen würden. Dabei fokussieren wir uns auf Technologien und Bereiche, die einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen haben und unser Leben besser machen. Wir konzentrieren uns auf disruptive Ideen und Technologien, die einen langen Atem mit einem entsprechend langen Investitionshorizont erfordern. Entsprechend sind wir auch keine Konkurrenz zur etablierten Wagniskapitalfinanzierung, sondern ein Partner.

Was wurde bislang erreicht?

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen hat ihren Hauptsitz in Leipzig.

SPRIND konnte bereits in den ersten drei Jahren, dass dieser neue Weg in der deutschen Innovationspolitik zum Erfolg führt. SPRIND wird, auch international, im Innovationsökosystem und der Öffentlichkeit als zentrale Säule wahrgenommen und hat sich als Anlaufstelle für Sprunginnovationen etabliert.

Über 1.200 Innovator:innen kamen in drei Jahren aktiv auf die SPRIND mit ihrem Projekt zu. Ein Kriterienkatalog mit über 80 Parametern dient zur qualitativen und quantitativen Analyse der Projekteinreichungen. Rund 60 dieser Einreicher haben von SPRIND einen sogenannten Validierungsauftrag in Höhe von bis zu 200.000 € erhalten, um das Potenzial der Innovation nachzuweisen. Zwischen Projekteinreichung und Vergabe des Validierungsauftrags vergehen in der Regel weniger als drei Monate.

Im zweiten Schritt werden die Projekte, die bei der Validierung überzeugen konnten, in die Großfinanzierung gebracht. Bislang wurden 13 Projekte ausgewählt, die im Rahmen eines neu gegründeten Unternehmens von SPRIND langfristig Geld, Rat und tatkräftige Unterstützung bekommen, um ihre Technologie zur Marktreife zu führen. Bei der Projektauswahl ist SPRIND komplett „themenoffen“: Allerdings überzeugten bislang vor allem Innovationen aus den Bereichen Energie, Umwelttechnologien, Medizin und IT.

Darüber hinaus sucht SPRIND auch selbst aktiv nach den bahnbrechenden Innovationen in Bereichen, die für unser Leben und für unsere Wirtschaft von großer Bedeutung sind. Dazu haben wir bislang vier Innovationswettbewerbe gestartet, die SPRIND Challenges. Bei jeder Challenge bekommen mehrere Teams Geld, um parallel an Lösungen für ein Problem zu arbeiten. Nach jeweils einem Jahr müssen die Teams den Fortschritt dokumentieren – und die Jury entscheidet darüber, ob und welche Teams weiterfinanziert werden. Derzeit arbeiten insgesamt 33 Teams an Themen wie antivirale Wirkstoffe, Energiespeicherung, dauerhafte CO2-Speicherung sowie neue Computing-Konzepte.

Rund 170 Mio. Euro stehen SPRIND für die Finanzierung dieser ambitionierten Projekte in diesem Jahr zur Verfügung. Lediglich 7 Mio. werden für die Auswahl, Betreuung und Verwaltung der Projekte benötigt. Damit zeigt SPRIND auch, dass mit einer Organisationsstruktur, die sich durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege auszeichnet, auch effizientes staatliches Handeln möglich ist.

„High Potentials“ gesucht

Bei der Suche nach den umwälzenden Erfindungen, hat SPRIND ein besonderes Augenmerk auf den Menschen, die das Neue in die Welt bringen können. Wir nennen sie „High Potentials“ oder kurz „HiPos“. Das sind Persönlichkeiten, die neben einer naturwissenschaftlich-technischen Exzellenz eben auch das Talent und die Ausdauer für ein Unternehmertum haben und bereit sind, den Sprung ins kalte Wasser zu machen.

Einmal gefunden, bekommen die „HiPos“ umfassende Unterstützung. Gerade am Anfang einer solchen Reise gibt es eine Vielzahl von Aufgaben, die es zu bewältigen gilt: Es braucht Räume, Mitarbeiter, Geld, Zugang zu Persönlichkeiten, zur Forschung, Politik und Wirtschaft. Eine Gründung ist mit einem beachtlichen Aufwand verbunden und erfordert Erfahrung und Expertise im Thema selbst; aber auch beispielsweise beim Anmelden von Patenten, der Wahl der Unternehmensform und bei vielen kritischen Entscheidungen.

Und schließlich wollen wir langfristig dafür sorgen, dass wir erfolgreiche Projekte durch Verknüpfung mit Industrie und Finanzwirtschaft im Land halten können. Denn nach wie vor ist es hierzulande schwierig, die entscheidende Wachstumsfinanzierung für ein erfolgreiches Startup zu bekommen. Das endet dann häufig so, dass diese Startup-Perlen von ausländischen Unternehmen übernommen werden – und die Wertschöpfung somit das Land verlässt.

Wenn wir viele disruptive Ideen zu echten Produkten machen können und den Großteil der Projekte langfristig in Deutschland und Europa halten können, dann waren wir mit SPRIND wirklich erfolgreich.

In den kommenden Monaten werden wir hier bei SciLogs über Technologien und Teams berichten, die wir bei SPRIND finanzieren. Wir wünschen eine interessante Lektüre und freuen uns auf Feedback!


[1] https://www.innovationsindikator.de/2023

[2] https://pub.bertelsmann-stiftung.de/innovative-milieus

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Veröffentlicht von

Christian Egle versteht sich als eine Art interdisziplinärer Hausmeister („I am helping put a man on the moon.“) bei SPRIND; immer darauf fokussiert, dass keine Bäume auf den Gleisen liegen, die den Weg zum Ziel versperren. Versteht Biochemie, ein wenig. Offizielles Tätigkeitsprofil: Pressesprecher und Referent der Geschäftsleitung.

1 Kommentar

  1. @Egle
    Ich habe herausgefunden, dass man das Phänomen ´Nahtod-Erfahrung´(NTE) komplett als sehr einfachen Erinnerungsvorgang erklären kann – bei dem man bewusst erleben kann, wie das Gehirn einen einzelnen Reiz/Gedanken systematisch und strukturiert verarbeitet.
    Das ist der direkteste Zugang zum arbeitenden Gehirn, den es gibt – und man kann damit viel darüber lernen, warum unser Gehirn so schnell und effektiv arbeitet.

    Mein Problem ist aber, dass ich leider keine Wissenschaftler finden kann, welche daran interessiert sind, zu verstehen wie das Gehirn arbeitet. Die bei NTEs erkennbaren Tricks des Gehirns sind nicht nur für die Kognitionswissenschaft von Interesse sondern auch speziell für die Robotik/Informatik: d.h. für technische, gewerbliche Anwendungen. (Das wäre die SPRIND Challenge ´New Computing Concepts´)

    Hier drei Beispiele
    1) Unser Gehirn verwendet beim Abspeichern von Informationen keinen Zeit-Code sondern diese werden hierarchisch im Gedächtnis angeordnet: Der Verzicht auf den Zeit-Code verringert das zu speichernde Datenvolumen deutlich (= geringerer Energieverbrauch, erhöhte Verarbeitungsgeschwindigkeit)!

    2) Unser Gehirn arbeitet mit einem externen+aktuellen Körpermodell welches nicht Bestandteil der im Gedächtnis gespeicherten Informationen ist. Mit dieser raffinierten Vorgehensweise wird das zu verarbeitende Datenvolumen deutlich verringert und gleichzeitig auch noch sichergestellt, dass unser Gehirn immer die aktuellsten Körperdaten verwendet. (= flexible Anpassung an veränderte Bedingungen)

    3) Mit der bei NTEs erkennbaren Arbeitsweise des Gehirns kann man gut verstehen und erklären – wie das Gehirn bei seiner Arbeit ALTE Informationen in NEUES Wissen umwandelt und benutzt. (Die Anpassung von Informationen an geänderte Bedingungen ist ein riesiges Problem für die Informatik bzw. Robotik)

    Mein Angebot: Wenn man für SPRIND-Projekte wissen will, wie+warum das Gehirn so schnell+effektiv arbeitet, kann man sich über den SciLogs-Administrator meine E-mail-Adresse geben lassen und mich kontaktieren. Dann gibt es kostenfreie Informationen. Dieses Angebot gilt aber nur zeitnah.

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