Der Hoteldirektor und das Zimmermädchen

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Sprachlog

Vor ein paar Wochen habe ich in der Berliner S-Bahn folgende Stellenanzeige gesehen:

Stellenanzeige der GRG für Zimmermädchen (Berliner S-Bahn, 2011)

Da ich mit meinem Beruf im Großen und Ganzen zufrieden bin, hat mich daran natürlich nicht die Stelle selbst interessiert, sondern die Tatsache, dass die hier gesuchten Zimmermädchen männlich oder weiblich sein durften. Wenn die Anzeige typisch ist, wäre Zimmermädchen damit eine der wenigen Berufsbezeichnungen, bei der die weibliche Form generisch — also für Männer und Frauen — verwendet wird (Hebamme und Mädchen für Alles wären weitere Beispiele).

Mich hat deshalb zunächst interessiert, wie typisch die Anzeige ist. Eine Google-Suche nach "zimmermädchen (m/w)" ergibt 295 000 Treffer, was darauf hindeutet, dass die in der Anzeige verwendete Form zumindest nicht unüblich ist. Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, zu sagen, wie die entsprechende männliche Berufsbezeichnung lautet. Zimmerjunge scheint eine offensichtliche Übersetzung zu sein, und eine Suche nach "zimmerjunge (m/w)" liefert immerhin etwas über 1 700 Treffer. Häufig wird dem Zimmermädchen aber auch der Room Boy zur Seite gestellt. Man könnte trefflich darüber spekulieren, warum Männer hier eine englische Berufsbezeichnung bekommen — vermutlich soll der Job damit so weit aufgewertet werden, dass sich überhaupt ein Mann findet, der ihn überhaupt ausüben will.

Und damit bin ich beim eigentlichen Thema. Der Fall des Zimmermädchens/-jungen ist ja ein Sonderfall unter den Berufsbezeichnungen — die meisten haben eine männliche Form und eine durch das Suffix -in transparent abgeleitete weibliche Form. In Stellenanzeigen haben Arbeitgeber/innen also die Wahl, ob sie nur die männliche Form (z.B. Kellner (m/w)), nur die weibliche Form (z.B. Kellnerin (m/w)) oder beide Formen (z.B. Kellner/Kellnerin (m/w), Kellnerin/Kellner (m/w) oder Kellner/in (m/w)) verwenden (das (m/w) werden sie wohl sicherheitshalber in jedem Fall mit dazuschreiben).

Wäre es nicht interessant, für verschiedene Berufe herauszufinden, wo die Präferenzen liegen? Ob der Beruf also stereotyperweise mit Männern oder mit Frauen assoziiert wird?

Genau das habe ich mit einigen Berufen getan, die — inspiriert durch die Anzeige — alle im Hotelgewerbe vorkommen. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse einer Google-Suche für die oben illustrierten Varianten, also die verschiedenen Möglichkeiten, jeweils gefolgt von (m/w).

  nur männlich nur weiblich beide
Page/Pagin 100.00% 0.00% 0.00%
Hotelmanager/-in 99.97% 0.00% 0.03%
Hoteldirektor/-in 99.37% 0.00% 0.63%
Hausmeister/-in 99.13% 0.01% 0.86%
Rezeptionist/-in 92.97% 3.61% 3.43%
Kellner/-in 94.99% 1.77% 3.23%
Koch/Köchin 84.33% 0.56% 15.11%
Putzmann/-frau 0.01% 99.99% 0.00%
Zimmerjunge/-mädchen 0.00% 99.42% 0.59%

 

Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass die Ergebnisse recht gut mit Stereotypen korrelieren. In medialen Darstellungen sind Pagen, Hausmeister und Köche immer männlich, Putzfrauen und Zimmermädchen dagegen immer weiblich.

Sie zeigen aber auch noch zwei weitere, nachdenkenswerte Dinge.

Erstens, insgesamt gibt es eine starke Präferenz, männliche Berufsbezeichnungen auch dort zu verwenden, wo im echten Leben durchaus eine gewisse Mischung existiert — z.B. bei Rezeptionist/innen und Kellner/innen.

Zweitens, bei den guten Jobs werden stärker die männlichen Berufsbezeichnungen verwendet, bei den schlechten etwas eher die weiblichen. Selbst bei Page und Zimmermädchen, die beide keine besonders begehrenswerten Berufe bezeichnen, wäre ich lieber der Page, der den Gästen überflüssigerweise gegen Trinkgeld den Rollkoffer zum Zimmer zieht, als das Zimmermädchen, das im Akkord Zimmer putzt.

Besonders deutlich ist dieser Effekt natürlich bei den Hotelmanager/innen und Hoteldirektor/innen, die so gut wie nie in der weiblichen Form gesucht werden.

Sexistische Sprache ist ja schön und gut, aber ich finde, man kann sie auch übertreiben.

 

© 2011, Anatol Stefanowitsch

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

41 Kommentare

  1. In Schweden geht man an die Thematik sehr pragmatisch heran: die meisten Berufe haben gar keine geschlechtsspezifischen Bezeichnungen mehr. Meistens sind das ursprünglich männliche Formen, aber z.B. schwedische Wort für Krankenschwester wird für Krankenpfleger beiderlei Geschlechts verwendet. Das finde ich allemal besser als irgendwelche Verrenkungen, um beide Geschlechter möglichst gut abzudecken.

  2. Üblicherweise wird bei Stellenanzeigen ein “(m/w)” angehängt, um niemanden zu diskriminieren und um damit eine rechtliche Grundlage zur Klage nach dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) zu vermeiden.

    Stünde auf der Anzeige nur “Zimmermädchen” und ich erhielte ich als Mann bei einer Bewerbung eine Absage, könnte ich dagegen rechtlich vorgehen, da ich mich wegen meines Geschlechts diskriminiert vor käme. Und um das zu vermeiden und weil es wohl keinen adäquaten Ausdruck für beide Berufsbezeichnungen gibt, strickt man eben ein “(m/w)” dran, um auf der sicheren Seite zu sein.

  3. Hebamme ist weiblich?

    ja, aber ist die männliche Form nicht der “Geburtshelfer”?

  4. Die “guten” Jobs männlich?

    So tolle Jobs wie Müllmann? Oder nur aufs Hotelgewerbe bezogen?

  5. Pagin

    Gibt es das wirklich? Auf der ersten Seite Google-Treffer sehe ich nur Namen (selbst mit site:de). Wikipedia leitet von Page um zu Hoteldiener. Vielleicht heißt das heute nicht mehr Page. Wieviel Treffer liefert denn “Page (m/w)” absolut?

  6. Ratlos

    Gut, dass man noch nach dem “Herr(n) Ober” rufen kann.
    Nach dem weiblichen Pendant “Fräulein”, im Rheinland “Frollein”, traue ich Feigling mich nicht mehr zu rufen. Man erntet dabei nämlich höchstens verwunderte oder zumindest belustigte Blicke, und die Bedienung kommt auch nicht, weil sie sich mit dem Ruf nicht mehr angesprochen fühlt.
    Doch was sagt man denn nun heutzutage zu einer weiblichen Bedienung und wie ist der korrekte Ruf nach dem guten alten Frollein?
    Frau Oberin oder Frau Kellnerin etwa? In der Beziehung kenne ich nur die Frau Oberin aus dem Kloster. Schlimmer noch finde ich die geschlechtsneutral gemeinte Bezeichnung “Bedienung”, die man immer öfter hört. “Bedienung, zahlen!” – Das kommt mir nicht über die Lippen, also umgehe ich die Hürde, indem ich nur “Zahlen!” rufe. Auch nicht sehr schön, also folgt noch ein “Bitte” hinterher.
    In dieser Zwickmühle befinden sich bestimmt viele andere und so harre ich nicht nur aus, sondern warte gespannt auf eine ganz bestimmte sprachliche Lösung, die quasi auf der Hand liegt, nämlich der Ruf nach der “Miss”. Miss nämlich ist englisch, hört sich gut an und was das übersetzt heißt, muss man ja nicht verraten.

  7. @Klausi

    Ihre Sprachlosigkeit macht mich schon sehr betroffen — vielleicht verbieten wir Frauen doch besser jede Art von Berufstätigkeit. Würde das Ihr Kommunikationsproblem lösen?

  8. @Michael

    Ich möchte dazutun, dass man dazu auch stehen lassen muss, dass Sprache Dinge so darstellt, wie Sie hauptsächlich sind.
    Wenn Sarrazin sagt: Die Türken sind nicht integrationswillig, dann meint er das mehrheitlich.
    Wenn Elmar sagt Frauen seien sozial inkompetent, dann meint er das mehrheitlich und nicht generell.
    Wenn ein Anzeigenschreiber vom Zimmermädchen spricht, meint er das auch mehrheitlich, weil eh schon alle Raumpfleger weiblich sind und dann wird ein neuer Raumpfleger auch mehrheitlich weiblich sein.
    Das muss man den Leuten einfach einräumen.

    Weiter kann man natürlich Fragen ob ein Anzeigenschreiber vielleicht diese Strategie ganz bewusst fährt, um Bewerber vorzufiltern.
    Genauso wie es sein kann, dass Frauen mehrheitlich sozial inkompetent sind, so kann es auch sein, dass Frauen ordentlicher und Männer stärker sind…

    Die Probleme die das mitsichbringt sind klar. Es gibt ein Rückkopplung die zu Resonanz führt. Deswegen wurde die geschlechtsneutrale Bezeichnung vom Feminismus ja propagiert um kulturelle Grenzen einzureißen. Ich für meinen Teil hätte eine drastische Quotenlösung wie in Norwegen vorgezogen.

    @oh Müllmann ist verhältnismäßig äußerst lukrativ. Das liegt einfach an dem ungeheuren Druck, den ein Streik erzeugen würde.

    @Klausi Fräulein ist die Bezeichnung für Berufstätige Frauen vor der Ehe. Heutzutage muss das für eine Kellnerin aber nicht gelten.
    An das Wort Fräulein ist bspw. das Berufsverbot nach der Hochzeit gebunden oder der Status des nicht verheiratetseins.

    Es ist einfach unprofessionell sich als Kellnerin Fräulein nennen zu lassen. Ob da feministische Gefühle getroffen werden steht noch auf einem andern Blatt.

  9. @Anton, Anatol: Sprache

    “Es gibt ein Rückkopplung die zu Resonanz führt.”

    So wie ich das sehe, trifft Anton hier den Punkt. Wenn wir nun einräumen, daß diese Rückkopplung nicht automatisch erfolgt, dann ist mir persönlich nicht mehr klar, wogegen Anatol sich wendet.

    Anti-Sexismus Artikel zu schreiben, mag heutezutage pc sein. Von der Notwendigkeit einer Sprachbereingung war ich aber nie überzeugt.

    Aber vielleicht klärt mich Zurückgebliebenen ja hier irgendeiner auf? 🙂

  10. Mehrheitlich

    @Anton Mauer: Das hier ein “mehrheitlich” mitgedacht wird, ist eins der beiden Kernprobleme, um die es mir geht. Warum man Arbeitgeber/innen dieses mitgedachte “mehrheitlich” zugestehen muss, ist für mich angesichts der dargestellten Asymmetrien nicht nachvollziehbar.

    Und bei allem Respekt für Elmar (und er weiß, dass er sich dieses Respekts sicher sein darf), was er meint, wenn er Frauen “soziale Inkompetenz” attestiert, müssen Sie bei ihm im Blog weiterdiskutieren. Diese irrwitzige Diskussion hat hier nichts verloren und ich habe nichts zu ihr beizutragen.

  11. @Anatol

    Oh ich dacht ich wär bei Michael Khan gelandet (der hat auch son dunkles Theme :))

  12. @Anatol: deine Weigerung

    “Diese irrwitzige Diskussion hat hier nichts verloren und ich habe nichts zu ihr beizutragen.”

    Was daran irrwitzig ist, verstehe ich leider nicht.

    Aber ok – ist dein blog. 🙂

  13. @Anatol

    Ich finde einfach andere Maßnahmen viel effektiver als die Rückkopplung zu schwächen.

  14. Page / Pagin

    Die Berufsbezeichnung “Pagin” kommt mir doch etwas seltsam vor. Nach meinem Sprachgefühl kann ein “Page” ebenso gut weiblich wie männlich sein.

  15. Dieser und voriger Blogpost

    Ich frage mich langsam, ob es in diesem Land überhaupt noch möglich ist, irgendetwas ganz ideologiefrei – einfach nur so! – zu äußern, ohne dass sich irgendwer verraten, verfolgt, unterdrückt oder diskriminiert fühlt. Benutzt man einen Anglizismus, weil er kürzer oder gebräuchlicher ist als ein evtl. entspr. dt. Wort, ist man für Sprachpuristen ein kulturloser Vaterlandsverräter. Setzt man ein Adjektiv (deutsch) vor ein Substantiv (Physik), ist das ein “Nazi-Vergleich”.

    Spricht man von Studenten oder Managern – und meint selbstverständlich beide Geschlechter – ist man eben Sexist. Dabei ist die empfohlene Alternative ‘Studierende’ m.W. nur die wörtliche Übersetzung des genderneutralen lat. ‘studentes’. Manager ist im Englischen ebenfalls geschlechtsneutral. Warum bleibt man / frau nicht praktischerweise bei diesen Interpretationen, zumindest wenn kein genus-spezifischer Artikel davorsteht? Warum wird permanent unterstellt, mit einem generischen Plural seien nur Männer gemeint?

    Natürlich besteht in puncto Frauengleichstellung noch immenser Handlungsbedarf. Ob man diese dadurch erreicht, dass immerzu nicht alltagstaugliche Konstrukte der Art ‘männl. Form und weibl. Form’ verwendet werden müssen, wage ich zu bezweifeln. Selbst dabei fühlen sich noch einige diskriminiert, wenn sie nicht zuerst genannt werden. Also: buchführen, wie oft man heute m/w bzw. w/m verwendet hat?

    Es gibt allgemein akzeptierte sprachliche Tabus. ‘Endlösung’ i.S.v. ‘endgültige Lösung’ (gehört von einem spanischen Kollegen) ist wohl so eines. Aber man kann auch die pc übertreiben! IMHO besteht die Gefahr, SprecherInnen damit derart zu nerven oder auch zu überfordern (ja, hämen Sie nur), dass die ganze Geschichte ins Gegenteil umschlägt und die Menschen gar nicht mehr über adäquaten Sprachgebrauch nachdenken. Dann heißt es eben wieder ‘Frollein’ – ist ja sogar ‘geschlechtsneutral’.

    Meinetwegen kann überall die grammatisch weibliche Form als generischer Plural und auch sonst verwendet werden. Hauptsache, ich muss als Sprecherin nicht vor jedem Satz recherchieren, ob er denn auch 100%ig politisch korrekt ist!

  16. Aufwertung?

    Room boy als Aufwertung? Für mich klingt das nach einem Ganymed für Strauss-Kahn. Wenn die Vorhänge zu sind, wird daraus noch ein dark room boy… ne, ne, da werd’ ich lieber Zimmerjunge.

  17. @Michael Allers

    Es soll vorkommen, daß ein Adjektiv und ein Substantiv zusammen einen stehenden Begriff bilden. So ein stehender Begriff hat die Angewohnheit, eine andere Bedeutung zu haben als die der Summe der Worte aus denen er besteht.

    Das gilt auch und insbesondere für die Deutsche Physik. Wer sich der Bedeutung dieses Begriffes – der im übrigen durchaus absichtlich und aktiv von denjenigen Personen geprägt wurde, die er bis heute bezeichnet – nicht bewußt ist, dem sei die Lektüre von http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Physik anempfohlen.

  18. Betroffenheit

    An A.S.:
    Ihre Betroffenheit rührt mich, hilft mir aber nicht weiter…
    Im Ernst, wie ruft man, rufen Sie oder andere, nach einer weiblichen Bedienung zum Beispiel in einem Restaurant?

    Meiner Beobachtung nach hat sich nach dem “Verlust” des ‘Fräuleins’ eine Lücke aufgetan, die meisten Gäste vermeiden eine direkte Ansprache, weil sie es auch nicht wisssen. Ansonsten ist mir bisher eigentlich nur ‘Bedienung’ untergekommen, was ich unschön finde, und ‘Oberin’ oder ‘Kellnerin’ habe ich noch nie gehört.

  19. @Klausi

    versuchen Sie es mal mit Pfeifen. Oder einfach ein “Entschuldigung”. Ja ja, das Bedienungsrufen ist schon eine Wissenschaft für sich.

  20. Ist ja auch so schwer ein adäqutes Synonym zu finden.

    Zimmerservice-Kraft (m/w) bspw.

    Ist vllt ja auch Absicht gewesen.

    Na ja.

  21. Mensch Jungs, dann benutzt doch von mir aus immer die weibliche Berufsbezeichung, wenn euch ein Schrägstrich zu anstrengend ist. Jetzt mal ehrlich, fühlt ihr euch angesprochen, wenn man euch
    -Krankenschwester
    -Studentin
    -Bloggerin
    -Managerin
    etc. nennt?
    Dann gesteht doch auch mir zu, dass ich nicht immer nur beim männlichen Begriff “mitgemeint” werde. Ich bin kein Student, bin kein Lehrer, bin kein Blogger.
    Und sorgt dafür, dass die “andere” Hälfte der Gesellschaft auch mal in eurer Sprache auftaucht.
    Danke!

    PS: Natürlich kommen uns die männlichen Berufsbezeichnungen als die Standardbezeichnungen für alle Arbeitnehmer/innen vor. Weil bis vor ein paar Jahrzehnten eben auch die allermeisten Menschen, die diese Berufe ausübten, männlich waren. Das erklärt doch auch, weshalb “traditionell weibliche” Berufe standardmäßig weibliche Berufsbezeichnungen tragen – wie Anatol so schön dargestellt hat.

  22. @Nele

    Ich kann ja das Problem verstehen und hab auch nix gegen Veränderungen. Allerdings meinen “männliche” Berufsbezeichungen auch die Männer nur “mit”, wenn denn alle gemeint sind.

  23. @ Nele

    Tja, die Bedeutung eines Wortes, also das Bild, das es im Kopf des Hörers hervorruft, kann natürlich nur subjektiv sein.
    Nun weiß ich nicht, wie es dem Rest der Welt geht, aber ich würde eine Frau in der Einzahl zwar nicht als Student oder Blogger bezeichnen, aber im Plural habe ich beim Ausdruck „die Lehrer“ auch meine garstige Geschichtslehrerin im Sinn, und bei „den Studenten“ denke ich an meine männlichen und weiblichen Kommilitonen. Und wenn ich bei „den Professoren“ an einen Haufen Männer denke, dann liegt es daran, dass meine Professoren ein Haufen Männer sind. Ändert sich das, ändert sich auch die Bedeutung. Aber nicht umgekehrt.

  24. @ anton Maier: Ziemlich dumm gedacht von Ihnen:

    “Wenn Sarrazin sagt: Die Türken sind nicht integrationswillig, dann meint er das mehrheitlich.”

    Und er lügt……

    “Wenn ein Anzeigenschreiber vom Zimmermädchen spricht, meint er das auch mehrheitlich, weil eh schon alle Raumpfleger weiblich sind und dann wird ein neuer Raumpfleger auch mehrheitlich weiblich sein.”

    Also, wenn ich dann Raumpfleger werde, muss ich mehrheitlich weiblich werden? Bezahlen Sie mir die Hormontherapie? Nicht? Hab ich mir gedacht…..

    “Die Probleme die das mitsichbringt sind klar. Es gibt ein Rückkopplung die zu Resonanz führt.” Einfach mal ein “Autsch” zu dieser sprachlichen Entgleisung….

    “Deswegen wurde die geschlechtsneutrale Bezeichnung vom Feminismus ja propagiert”

    Nö, ich bin männlich, kein Feminist und dennoch für geschlechterneutrale Bezeichnungen. Vielleicht bin ich ja schon von Ihnen hormonell behandelt worden…..

    “um kulturelle Grenzen einzureißen.”

    Ah, der Sarazzin klingt wieder durch….

    “@oh Müllmann ist verhältnismäßig äußerst lukrativ.”

    Wissen Sie, wieviel ein Müllmann an Lohn bekommt? Nicht? Dann gute nacht.

    “Das liegt einfach an dem ungeheuren Druck, den ein Streik erzeugen würde.”

    LOL. Einfach nur LOL…..

    “@Klausi Fräulein ist die Bezeichnung für Berufstätige Frauen”

    Nein, für ledige Frauen, mit der Berufstätigkeit hat das nichts zu tun.

    “Es ist einfach unprofessionell sich als Kellnerin Fräulein nennen zu lassen.”

    Warum?

  25. Höflichkeit

    @ Klausi:

    Wie wäre es, abzuwarten, bis man Blickkontakt mit der Bedienkraft hat und dann sagt: “Könnten Sie mir bitte die Rechnung bringen?” bzw. “Könnten wir noch eine Runde kriegen?”

    Sehen Sie, so einfach kann man höflich sein. Man muss es nur wollen……

  26. Was f. eine niederschmetternde Statistik

    Zimmerpfleger/innen würden das Dilemma wenigstens sprachlich verringern.
    Aber auch faktisch?
    Ein wirklich gutes Beispiel dafür, wo man die Gleichberechtigung in der Pfeife rauchen kann.

  27. “Junke”?

    31 Kommentare sind schon geschrieben, doch fand sich keiner für einen Hinweis auf den ins Auge stechenden “zimmerjunke”?

    Beim flüchtigen Überfliegen des Textes stach mich das Wort, das Hinterhirn ergänzte es zum “~junkie” und das Vorderhin fragte, welche Rolle dem wohl im Hotelgewerbe zukommen könnte.

    Wie beruhigend, es war nur ein Tippfehler.

  28. @Logiker

    War da jetzt auch ein ernsthaftes Argument dabei oder hab ich das übersehen?
    Achso das mit dem Zimmermädchen. Ja ich finde geschlechtsneutrale Bezeichnungen auch besser. Trotzdem finde ich es nicht sexistisch, weil Sprache nunmal so funktioniert.
    Gebracht hat die Rückkopplungsunterdrückung in den 40 Jahren auch nicht viel.
    Deswegen plädiere ich lieber für eine weitreichende Quote wie in z.B. in Norwegen.

  29. Junkie?

    @Martin Rath :
    Was haben Sie denn für Fantasien? Wo doch offensichtlich gemeint war “Zimmerjunker”!

    Und @Nele :
    Also, wenn bei mir auf der Arbeit von den “Laborassistentinnen” die Rede ist, gehe ich sehr wohl davon aus, dass auch ich gemeint bin 😉

  30. generisches Maskulinum @Michael Allers

    “Warum wird permanent unterstellt, mit einem generischen Plural seien nur Männer gemeint?”

    Weil a) viele, (aber längst nicht so viele wie früher) Männer und Frauen auch so empfinden oder gar denken, und
    b) andernfalls – und das ist wohl die stärkere Triebkraft – vielen Feministen und anhängigen Ideologen ein zentrales Feindbild und ein Stück Lebensinhalt abhanden kämen.

    Womöglich nervt mich diese übertriebene Gleichstellerei, weil für mich das generische Maskulinum in den meisten Fällen geschlechtsneutral ist. “Die Lehrer” beinhalten auch Frauen, und zwar gleichberechtigt, nicht als Anhängsel. Bei mir wird es einen Unfug wie “Lehrer/innen” nie geben.

    Nun, noch einmal lese und kommentiere ich einen Artikel zu diesem Thema nicht. Dafür ist mir die Zeit zu schade. Und ich muß ja nicht noch über die Zahl der Kommentare zusätzliche Anreize geben, auf diesem Gebiet zu verharren, auch wenn die Missionierung wohl nicht so sehr von der Zahl der zu bekehrenden abhängen wird. Trotzdem hoffe ich, hier demnächst wieder einmal einen lesenswerten Artikel vorzufinden.

    Sprachliche Gleichstellung gut und schön, aber man kann es auch übertreiben.

  31. ich verstehe die Grundidee dieser Google-Statistik gar nicht.
    Soweit ich verstanden habe, wurden die Google-Hits für “Hotelmanager (m/w)” und für “Hotelmanagerin (m/w)” verglichen und das niemand eine “Hotelmanagerin (m/w)” sucht, ist dann nachdenkenswerter Sexismus?
    Das macht aus meiner Sicht aus 2 Gründen keinen Sinn:

    1. ist “Manager” doch unbestritten die generische Form des Wortes. Demnach kann es natürlich auch weibliche Manager geben. Männliche Managerinnen gibt es aaber nicht, insofern macht es wenig Sinn in Stellenanzeigen nach ihnen zu suchen. Bei Zimmermädchen oder Zimmermännern ist die generische Form bereits geschlechtsspezifisch, dort macht es durchaus Sinn, sich neutralerer Bezeichnungen zu suchen die sich nicht so mit einem angehängten (m/w) beissen.

    2. Die Wortwahl lässt sich doch hier zumindest ansatzweise auch wieder mit dem hier mal vorgestellten Modell des “Galanteriespiels” beschreiben.
    In einer Stellenazeige in der “Manager (m/w)” gesucht werden, sehe ich erstmal wenig Gefahr, dass Frauen sich unerwünscht vorkommen könnten. Beide Geschlechter werden ja explizit erwähnt.
    Auch z.B. ein “Seminar für Manager und Führungskräfte” wirkt selbst ohne Zusatz m/w aus meiner Sicht nicht mal im Ansatz des Sexismus verdächtig. Oder hat diesbezüglich jemand ein anderes Empfinden?
    Anders als bei Managern sieht es vllt. beim Restaurantfachman (m/w) aus. Hier könnte ich schon verstehen dass frau hier gerne auch explizit als Fachfrau angesprochen werden will.

  32. Kinderfrau

    Ein ähnliches Problem traf mich vor Kurzem, als ich eine Stellenanzeige schreiben sollte. In der Textvorlage, die ich zu diesem Zweck bekam, war von einer “Kinderfrau” die Rede. Dieses Wort ist insofern schwierig zu umgehen, als “Kinderfrau” ebenfalls als eine Art Berufsbezeichnung zu sehen ist (eine Betreuungsperson, die in den Haushalt einer Familie kommt und dort die Kinder betreut; in Abgrenzung zur “Tagesmutter”, die mehrere Kinder in ihrem eigenen Haushalt betreut).
    Die Kinderbetreuungsperson, die ich dann in die Anzeige geschrieben habe, hat also nicht den gleichen Inhaltswert. “Kinderfrau (m/w)” erscheint mir jedoch etwas unelegant.

    Ob man übrigens zwischen “guten” = männlich- und “schlechten”=weiblichkonnotierten Berufen unterscheiden kann, würde ich bezweifeln. Allenfalls würde ich eine Tendenz im sozialen Prestige und in der Anerkennung attestieren, die den jeweiligen Berufen entgegengebracht wird. Den Leuten schwere Koffer die Treppe hochzuschleppen könnte manch einer durchaus als unangenehmer empfinden, als Zimmer zu fegen: es ist denke ich durchaus eine Frage der Perspektive, die wiederrum zur Auf- oder Abwertung mit beiträgt.

  33. Ist es wirklich immer nur Sexismus?

    Mir fällt auf, dass weibliche Bezeichnungen nur benutzt werden, wenn sie nicht mit “in” oder “innen” enden. “frau” und “mädchen” scheinen dagegen akzeptierte Endungen zu sein. Hat das schon mal jemand statistisch untersucht?

    Irgendwie bin ich mit einer Schlussfolgerung, die auf rein sexistische Gründe abziehlt, nicht ganz zufrieden. Vieleicht liegt das an meiner Kindheit in einer immer noch relativ sexistischen Gesellschaft. Vieleicht ist es auch nur Wunschdenken. Aber ich möchte glauben, dass es auch linguistische Gründe gibt.

  34. Wie wurden die Zahlen ermittelt

    Mir fehlt im Artikel die Angabe der Google-Abfrage-Methode mit der Anatol die Prozentzahlen ermittelt hat.

  35. Det stimmt ja nu nich so janz…

    Beim Einsatz der Arbeitskräfte ist deren Wirkung auf die Öffentlichkeit, respektive die Kundschaft oft DAS ausschlaggebende Moment, eine Frau oder einen Mann einzustellen.

    Ein Page muß körperlich arbeiten (Koffer schleppen), weshalb Frauen genetisch benachteiligt sind. Das Gleiche gilt für den Job als Türsteher.

    Bei Putzarbeiten wird Männern unterstellt, sie wären nicht so gründlich wie Frauen. Deshalb fallen sie bei der Acquise raus.

    Wer als alleinstehender Mann in Schwaben eine Wohnung oder ein Zimmer sucht, kennt das Problem der Wirrnis im Kopf der Vermieter nur zu gut…

  36. Morphem vs. Lexem

    „Daniel“ und „Kleiner Feigling“ haben recht damit, dass es bei der Datenerhebung einen eklatanten Fehler gab: movierte Formen (mit ggf. {e} ersetzendem Suffix {in} und u.U. Umlaut) werden auf dieselbe Ebene gestellt wie (partielle) lexemische Unterscheidungen bei den Paaren -junge/-mädchen und -mann/-frau.

    Aber das hier ist ja ein Blogbeitrag und kein peerreviewter wissenschaftlicher Artikel.