»Sprechstunde mit Redakteur Steve Ayan im Mai 2022«

11 Minuten mit »Gehirn&Geist«, 5. Mai 2022

»Gehirn&Geist«-Redakteur Steve Ayan, Spektrum der Wissenschaft

4 Kommentare

  1. Die empirische Orientierung von Gehirn&Geist ist sicher positiv. Ich sehe aber konkret in Bezug auf das Gehirn zwei Probleme:
    1) Erkenntnisse über kognitive und neuronale Leistungen und ihre Implementierung im Hirn sind nur selten von einem hohen Reifegrad und erhalten oft Aktualisierungen/Neubewertungen über viele Jahre hinweg.
    2) Trotz zunehmendem Detailwissen, ergibt sich bis heute kein überzeugendes Gesamtbild der geistigen Aktivität und des Gesamthirns und es ist wenig über individuelle Unterschiede und kulturelle Einflüsse bekannt.

    Beide Punkte zusammen genommen bedeuten, dass es -so scheint mir – im Bereich Hirn& Kognition bis heute schwierig ist, einen Konsens auszubilden, was genau wir heute über das Hirn wissen und wie die Subsysteme zusammenarbeiten und ineinander greifen.

    Als Beispiel möchte ich hier den Artikel How synaptic pruning shapes neural wiring during development and, possibly, in disease anführen.
    Dort liest man, dass der Begriff „synaptic pruning“ 1983 geprägt wurde, erfährt aber auch, dass man auch heute noch zu wenig über den Zusammenhang mit geistigen Krankheiten weiss. Zitat:

    Aber Forscher erkennen auch, wie der schief gelaufene Schnitt bei Kindern und Jugendlichen den Grundstein für neurologische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Autismus legen könnte. Eine Möglichkeit ist, dass dies Krankheiten des Schaltplans sind – was Lichtman als “Verbindungserkrankungen” bezeichnet. Es kann auch der Fall sein, dass einige der gleichen Beschneidungsmechanismen, die normalerweise dazu beitragen, die Gehirnverdrahtung früh im Leben zu verfeinern, zu einem späteren pathologischen Synapsenverlust bei Demenz und anderen neurodegenerativen Störungen beitragen.

    Fazit: auch 35 nach Entdeckung des „synaptic Pruning“ bleiben viele Fragen dazu offen.
    Bis heute schreitet die Gehirnforschung langsam vorwärts,

    • Korrektur: es müsste heissen: auch 35 Jahre nach Entdeckung des „synaptic Pruning“ bleiben viele Fragen dazu offen.

    • Beide Punkte zusammen genommen bedeuten, dass es -so scheint mir – im Bereich Hirn& Kognition bis heute schwierig ist, einen Konsens auszubilden, was genau wir heute über das Hirn wissen und wie die Subsysteme zusammenarbeiten und ineinander greifen.

      Ein wenig böse formuliert entsteht ein Konsens zum Gehirn nur dann, wenn es tot ist.
      Es ist unklar, wie schwer beschädigte Hirne weiterhin funktionieren, und es hat unklar zu bleiben, wie wahlfrei gebildete ‘Subsysteme’ genau zusammenarbeiten.
      Wer möchte, kann sich das Hirn als eine Art CPU [1] vorstellen, auf die von außen geglotzt, gelegentlich auch von innen gemessen und vor allem ga-anz viel vermutet wird.
      Insofern kann sich nur a bisserl angenähert werden, es gibt ja Versuche mit Hirngeschädigten, die sich (zum Beispiel) charakterlich nach ihrer Schädigung verändert haben, sie sind interessant, also beachtenswert.
      Es ist aus diesseitiger Sicht interessant, wenn die Hirnforschung mit der Psychologie zusammen arbeitet, am besten : Nutzen aufweisend.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer

      [1]
      Ganz richtig ist dies nicht.

  2. Steve ist schon eine “harte Nuss”, Dr. Webbaer mag sein amorphes Wesen.
    Wobei Dr. W einzuräumen hat nicht mehr immer und vollständig wie gemeinter Nachricht zu lauschen.

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