Gespräche mit forschenden Frauen

BLOG: Significant Details

Gespräche mit forschenden Frauen
Significant Details

Wissenschaftler sind etwas Besonderes. Sie haben einen besonderen Blick auf die Welt und sehen Zusammenhänge, wo wir nur Dinge sehen, Antworten, wo wir nicht einmal Fragen stellen, und große Rätsel im Allerkleinsten. Von diesem Blick können wir alle profitieren. Nicht nur durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die durch ihn gewonnen werden, sondern auch ganz direkt. Weil er unseren eigenen Blick schärft, unsere Neugier anstachelt und uns alle zu Entdeckern macht.

Die meisten Menschen denken, Wissenschaftler sind Männer. Auch die meisten, die denken, dass sie eigentlich etwas anderes denken, denken das. Und lange Zeit lagen sie damit auch gar nicht falsch. Aber diese Zeit ist lang vorbei. Inzwischen sind Wissenschaftler auch Frauen (auch wenn die deutsche Grammatik, die vorsieht, dass eine Gruppe mit dem männlichen Begriff zu bezeichnen ist, sobald sie einen Mann enthält, das manchmal schwer erkennbar macht) – 7945 Professorinnen allein an deutschen Hochschulen (rund 19% der gesamten Professorenschaft in Deutschland).

In ihrer Kompetenz und ihrer Begeisterung fur die Wissenschaft unterscheiden sich Männer und Frauen nicht. Doch obwohl Frauen inzwischen fester Bestandteil des Wissenschaftsbetriebs sind, werden sie noch immer deutlich weniger wahrgenommen. In Significant Details sind sie zu sehen. Und zu hören. Wissenschaftlerinnen aus diversen Fächern, in ganz unterschiedlichen Stadien ihrer beruflichen Laufbahn, erzählen von ihrem Leben mit und in der Wissenschaft. Ausgangspunkt für die Gespräche sind bestimmte “signifikante Details” – konkrete Objekte, die die Forscherinnen persönlich mit ihrer Wissenschaft verbinden. Jedes dieser Dinge erzählt eine Geschichte mitten aus der Wissenschaft, direkt aus dem Kopf der Wissenschaftlerin. Von ungelösten Rätseln und unerwarteten Erkenntnissen, von Rückschlägen und Fehlern, von einer lebenslangen Passion.

In den nächsten Wochen werden wir diese Geschichten hier auf den Scilogs und auf der Projekt-Homepage erzählen.

 

alt

 

„The drama of women’s stories lies less often in extraordinary discovery than in overlooked details – details that pertain to women’s scientific work but also to their private lives, since both are inextricably linked.“

Julie des Jardins
in: The Madame Curie Complex – The Hidden History of Women in Science

 

Wohlan.

Mein Name ist Kerstin Hoppenhaus. Ich habe Biologie studiert und später Wirtschafts- und Wissenschaftsfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Neben zahlreichen Beiträgen für Wissenschaftsmagazine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (SWR, 3sat, ZDF) habe ich Dokumentarserien für Arte und die ARD als Regisseurin realisiert. Seit dem Frühjahr 2011 bin ich außerdem als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leuphana Universität Lüneburg tätig. Die Aluscheibe am Schlüsselbund im Profilbild ist mein eigenes "signifikantes Detail": eine Spindmarke aus dem VEB Braunkohlekombinat Bitterfeld, die ich vor fast zwanzig Jahren gefunden habe, als ich als Werksstudentin am Bauhaus Dessau gearbeitet habe. Damals war ich noch Biologin und in meiner Arbeit ging es eigentlich um die Wasserkäferfauna in der Muldeaue. Aber die Muldeaue ist eingebettet in eine großartige Landschaft voller Widersprüche, mit Gärten und Parks, riesigen Braunkohlerestlöchern und Seen, Abraumhalden und zahllosen alten, oft sehr traditionsreichen Industrieanlagen. Und diese Landschaft interessierte mich mindestens so sehr wie die Käfer. Als ich anfing in Dessau zu arbeiten, waren die meisten der Industriebetriebe schon geschlossen. Übrig waren nur noch stillgelegte Maschinen, verlassene Werkhallen und kilometerlange Rohrleitungen in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Tagelang bin ich mit Kollegen vom Bauhaus durch diese "stalkereske" Szenerie gezogen und ich glaube, dass ich in dieser Zeit angefangen habe, mich für das Dokumentarische zu interessieren. Seltsamerweise habe ich aus dieser Zeit kaum Fotos und so ist die kleine Spindmarke eins meiner wenigen greifbaren Erinnerungsstücke aus dieser Zeit. Ich halte sie in Ehren.

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