iGEM – ein persönlicher Rückblick auf ein spannendes Projekt

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von Nathalie Wagner

Wir sind zurück! Wir haben es geschafft! Eine anstrengende Woche liegt hinter uns und das erste, auf was ich mich freue, als unser Flieger in Frankfurt landet, ist mein Bett. In der Endphase unseres Projektes wurde nämlich so manche Nacht im BIOSS durchgearbeitet.

iGEM Bostin Freiburg
Eröffnungsfeier in Boston. Foto: privat

Doch nun blicken wir zurück: Seit dem Beginn im April 2016 hat iGEM meinen Sommer bestimmt. Wer bei iGEM mitmacht, der verbringt seinen Sommer nicht am Seepark und auch nicht in Mallorca oder Griechenland. iGEM bedeutet, ein eigenes Projekt zu haben, für das man sich hingibt. iGEM ist ein Projekt, welches einen lehrt geduldig zu sein, Herausforderungen anzunehmen, an sich selbst zu arbeiten und Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Doch ist das alles? Ist es das, was iGEM ist – was iGEM bedeutet? NEIN! iGEM hat mich gelehrt meine Ziele zu definieren, meine Neugier und meinen Ehrgeiz geweckt und mir gezeigt, wie die synthetische Biologie Teil eines Großen ist.

Dabei hat doch alles so klein angefangen. Es scheint mir eine halbe Ewigkeit her zu sein, dass das erste Treffen mit nur 3 Studierenden und dem BIOSS begann. In den folgenden Wochen wuchs das Team auf 16 Studierende an, unterstützt von 4 Betreuern.

Die lange – und durchaus anstrengende – Phase der Ideenfindung konnte beginnen. Wohin mit unserer Energie? Wohin mit all dem Willen, ein gutes Projekt zu starten? Wohin mit der Neugier?
Nach unzähligen verworfenen Ideen blieben wir schlussendlich an der Idee hängen, mit Bacillus subtilis Sporen zu arbeiten. Und nun? Was können Sporen? Was macht Sporen zu einem besseren Werkzeug und vor allem: Wie arbeitet man denn mit Sporen? In direkter Umgebung arbeitete niemand mit diesem Organismus bzw. dessen Sporen. Wir wandten uns daher an die Teilnehmer des iGEM-Teams von München 2012 und erhielten die Hilfe, die wir für den Start benötigten.

Nun konnte die Arbeit beginnen! Die Sicherheitseinweisung hatten wir hinter uns, arbeiten durften wir im Labor nur zu zweit. Alles schön und gut, das war also erledigt. Nun, wer hatte schon mal Bacillus subtilis transformiert und wer konnte denn unsere Plasmide designen? Da unser Team hauptsächlich aus Bachelorstudierenden bestand, war es mit der Erfahrung im Labor nicht allzu weit her.

Mit umso mehr Stolz erfüllt es mich sagen zu können, dass wir zum Ende des “iGEM Jahres” erfolgreich modifizierte Sporen in der (Handschuh-)Hand hielten und die Funktion dieser Konstrukte sogar zeigen konnten.

Hört sich jetzt alles ganz einfach an, ein bisschen Hilfe und ein paar Tage später: alles erledigt und erfolgreich protokolliert. Nein, ganz so einfach war es natürlich nicht.

Beim Transformieren der Bakterien zeigte sich schnell, dass diese manchmal ihren ganz eigenen Willen haben und dass auch die Strukturierung eines Teams ihre Tücken hat.

Bereits früh definierten wir Aufgaben und Verantwortungsbereiche für jeden. Während manche sich mit Transformationen und Enzymaktivität herumschlugen, versuchte ich die ganzen Aufgaben außerhalb des Labors zu meistern. Übernahme des freigem e.V., Präsentationen, Poster, Internetauftritte und die großen und kleinen Probleme des Teambuildings.

Als am 12. Oktober dann die Laborarbeiten für beendet erklärt wurden, konnte sich das ganze Team der Fertigstellung des Wikis (der wichtigsten Darstellung des Projektes nach Außen) widmen. Bis zum Wiki-Freeze (19.10.2016 23:59 EDT) wurden die Ergebnisse aus dem Labor in Worte gefasst, der Kaffeekonsum stieg um etwa 500% und die iGEM Server wurden mit jeder Minute langsamer.

20. Oktober, 6:00 Uhr MESZ: Wir haben es geschafft! Ein Grund zum feiern.

Wikifreeze iGEM Freiburg
After-Wikifreeze. Foto: privat

Die erste große Hürde war zwar nun geschafft, die Flüge waren schon länger gebucht, die Hotelzimmer schon reserviert. Und doch wollte das Reisefeeling nicht wirklich aufkommen. Zu sehr hielten uns die kleinen und großen Probleme noch auf Trab. Die Druckerei hatte Schwierigkeiten beim Drucken der T-Shirts und mit dem Liefern der Kugelschreiber. Die letzten Mikroskopbilder wollten einfach nicht gut werden und der Text der Präsentation musste geschrieben werden. So kam es, dass ich mir erst am Abend vor der Abreise Gedanken darüber machte, welche Schuhe ich tatsächlich mitnehmen sollte und was ich denn für die Präsentation anziehen will (was ich dann am Ende doch erst am Abend vor der Präsentation entschieden habe, denn frau nimmt einfach mal alles mit, was in den Koffer passt).

Aber da waren wir nun – ich selbst konnte es erst glauben, als wir in der Eröffnungszeremonie saßen. Der Plan für die Tage im Hynes Convention Center stand fest. Wir sollten am Sonntag dran sein. 9 Uhr morgens. Na wunderbar: Der heimliche Frühaufsteher in mir (der sich sonst gerne etwas zurück hält) freute sich schon darauf. Es erstaunte mich sehr, dass sich meine Nervosität in Grenzen hielt, ich war unglaublich stolz und froh unser Projekt vor so vielen Leuten und der Jury präsentieren zu dürfen.

Die Präsentation wurde ein voller Erfolg. Wir erhielten unglaublich viel positives Feedback und wurden für unsere innovative Idee gelobt. Sie können sich vorstellen, wie viel Motivation und Stolz das hinterlässt!

Die Woche in Boston, die große, finale Veranstaltung des iGEM Wettbewerbs, hat uns Blut lecken lassen. Freiburg wird auch 2017 wieder dabei sein und wir hoffen auf ein ehrwürdiges 10-Jährges Jubiläum!

iGEM Freiburg Boston Blue Man Group
Fahrt mit dem gelben Schulbus zur Blue Man Group. Foto: privat

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iGEM-Team: Die iGEM Competition ist ein internationaler Wettbewerb in der synthetischen Biologie, bei dem 280 Teams eigens erarbeitete Projekte planen, durchführen und Ende September auf einer Abschlusskonferenz am MIT in Boston vorstellen.

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