Was macht ein gutes wissenschaftliches Crowdfunding-Projekt aus? – Neue Studie gibt Antworten

Das perfekte wissenschaftliche Crowdfunding-Projekt nutzt Humor und zeigt viele Bilder, es hat ein eher niedriges Fundingziel, wurde auf einer auf Wissenschaft spezialisierten Plattform gestartet und es kommuniziert viel mit der Crowd.

Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Studie des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich, das kürzlich im Journal „Public Understanding of Science“ veröffentlicht wurde. In dieser ersten empirischen Studie zu Crowdfunding in der Wissenschaft wurden 371 Projekte untersucht, die auf deutsch- oder englischsprachigen Plattformen (auch auf Sciencestarter) gestartet wurden. Die Frage, die sich die Forscher gestellt haben, war: Was unterscheidet eine erfolgreiche wissenschaftliche Crowdfunding-Kampagne von einer nicht erfolgreichen?

„Crowdfunding ist nicht nur eine interessante Form der Interaktion von Wissenschaft und Öffentlichkeit, es kann auch ein guter Indikator dafür sein, wie wichtig die Öffentlichkeit bestimmte wissenschaftliche Projekte findet,“ so Prof. Dr. Mike S. Schäfer, Leiter der Studie und Experte für Wissenschaftskommunikation. Was ist es also genau, das Menschen dazu bringt, ihr Geld Forschern zu geben, ohne dafür eine konkrete Gegenleistung zu bekommen? Und was uns vor allem interessiert: Was bedeuten diese Erkenntnisse für uns als Sciencestarter?

Dass Visualisierung extrem wichtig für den Erfolg einer Kampagne ist, entspricht auch genau unserer Erfahrung in der Projektbetreuung. In der Studie wurden die Anzahl der Visualisierungen (Fotos, Grafiken, Videos) auf der Projektseite mit den Erfolgschancen in Relation gesetzt. Ergebnis war, dass eher Projekte erfolgreich waren, die mit vielen Bildern arbeiteten. Auch wenn der Inhalt der Visualisierungen nicht untersucht wurde, ist es unser Eindruck aus der Praxis, dass die verschiedensten Formen von Bild- und Videomaterial gut ankommen: Es können interessante Grafiken sein, die den wissenschaftlichen Hintergrund visualisieren, genauso aber auch persönliche, authentische oder einfach nur schicke Fotos aus dem Arbeitsalltag der Forscher.

Eine Sache, auf die wir bei Sciencestarter – zugegeben – bisher kaum eingegangen sind, ist der Humor. In der Studie war es auffallend, dass witzige Videos und Texte mit einer Prise Humor die Erfolgsaussichten für ein Projekt signifikant erhöht haben. Natürlich sind Memes und Nerd-Witze nicht für jedes Projekt sinnvoll und nicht jeder Starter kann das, aber wir werden diesen Hinweis in Zukunft unseren Startern auf jeden Fall mitgeben.

Auf Sciencestarter hat jedes Projekt eine digitale Pinnwand, auf der die Besucher der Plattform und die Forscher miteinander kommunizieren und diskutieren können. Außerdem ermutigen wir die Starter möglichst viel zu bloggen und auf Fragen oder Anregungen der Crowd unbedingt einzugehen. Dass das Vorhandensein dieser Feedback-Mechanismen sich auch empirisch nachweisbar positiv auf den Erfolg der Kampagne auswirkt, bestätigt unsere Arbeit. Schließlich vermittelt das Transparenz und es zeigt, dass die Starter sich ihrer Verantwortung gegenüber Unterstützern bewusst sind.

Als einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg einer Kampagne ist laut der Studie die Wahl der Plattform. Projekte, die auf einer Crowdfunding-Plattformen starten, die sich auf Wissenschaft und Forschung spezialisiert hat, sind eher erfolgreich.

„Die Gründe dafür sind zum Einen eine Crowd, die sich bereits grundsätzlich für Wissenschaft interessiert, zum Anderen erwarten User auf einer spezialisierten Plattform möglicherweise eine gewisse wissenschaftliche Qualität, da meist Institutionen, Verlage – oder eben Wissenschaft im Dialog – hinter den Plattformen stehen,“ so Mike Schäfer.

Seit kurzem ist Sciencestarter keine eigene Plattform mehr, sondern eine Page auf Startnext. Wir denken aber, dass die Vorteile, die eine spezialisierte Plattform mit sich bringt, bei Sciencestarter auch weiterhin vorhanden sind: Projektbetreuer, die intensiv beraten und in der Wissenschaftskommunikation geschult sind; wissenschaftliche Qualitätssicherung durch einen wissenschaftlichen Beirat; sowie das Zusammenbringen von Starten, Unterstützern und Usern zu einer an Wissenschaft interessierten Community.

Entscheidend für die User ist also eine Basis an Vertrauen in die Wissenschaftlichkeit der Projekte. Ist diese gegeben, sind weder ein Doktortitel, viele Wissenschaftspreise, lange Beschreibungen noch Empfehlungen renommierter Kollegen wichtig, sondern vielmehr Witz, gute Bilder und die Bereitschaft mit der Crowd zu kommunizieren – also gute Wissenschaftskommunikation.

Zur Studie: Selling science 2.0: What scientific projects receive crowdfunding online?

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Veröffentlicht von

www.sciencestarter.de

Projektleiter von Sciencestarter, der Crowdfunding-Plattform für die Wissenschaft.

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