Hummel-Ich

BLOG: Science and the City

vom Leben und Überleben im Alltag
Science and the City

Was für ein Tier wären Sie? Ich glaub, ich wär’ eine Hummel. Weil die wissen nämlich: Schlafen ist super! Ich kann das lang, ausdauernd und eigentlich zu allen Tages- und Nachtzeiten. Hummeln sind da sicher disziplinierter. Trotzdem lassen sie sich nicht von langen Sommernächten am Fühler herumführen und halten ihren Schlaf-Rhythmus ein. Länger arbeiten, nur weil es länger hell ist? Fehlanzeige!

Das stellten Wissenschaftler der Londoner Queen Mary University fest. Ralph Stelzer und Lars Chittka reisten in eine finnische Forschungsstation, 270 km nördlich des Polarkreises, wo es im Sommer niemals dunkel wird. Um zu beobachten, ob dies das Verhalten von Hummeln beeinflusst, statteten sie die Tiere mit Funkchips aus. So erfassten sie, ob die Insekten zur Nahrungssuche ausschwärmten oder sich im heimischen Bau aufhielten. Zur großen Überraschung der Forscher ließen sich die dicken Brummer von der Dauerbeleuchtung so gar nicht beeindrucken. Vielmehr hielten sie sich an ihre übliche Kernarbeitszeit: Erdhummeln zwischen 8 bis 23 Uhr und Ackerhummeln zwischen 6 und 22 Uhr. Dazwischen war Ruhe im Bau – und zwar nicht nur, um in den kälteren Nachtstunden die Brut warmzuhalten. Die Londoner Forscher gehen davon aus, dass Hummeln mit der nächtlichen Regenerationsphase ihr Gedächtnis fit halten, das sie zum Nahrungssammeln benötigen.

Genau das haben die flauschigen Flugtiere in gewisser Weise mit uns gemeinsam. Denn wie ein anderes Forscherteam – diesmal von der Harvard Medical School in Boston, USA – bestätigte, nutzen Mensch und Tier Schlafphasen, um die Energiereserven im Denkorgan wieder aufzufüllen. Die Wissenschaftler um Radhika Basheer untersuchten Ratten und stellten fest, dass die Konzentration an ATP-Molekülen – dem wichtigsten Energielieferanten des Körpers – im Nagerhirn während des Schlafes anstiegt. Und zwar nur in solchen Arealen, die ausschließlich im Wachzustand aktiv sind, und sich des Nachts erholen dürfen. Hielten die Forscher ihre Ratten künstlich wach, gab es auch keinen ATP-Nachschub.

Mein Hummel-Ich macht also alles richtig. In diesem Sinne verabschiede ich mich dann mal zu einer gepflegten Siesta.

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Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben, aber was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu? Einst Biologin, heute freie Journalistin, gehe ich hier dieser Frage nach – in Deutschland und dem Rest der Welt. Denn wenn ich nicht gerade arbeite, bin ich am liebsten in meinem blauen Mercedes 508D unterwegs... wer mehr darüber wissen will: Unter www.team-ferdinand.de blogge ich Geschichten von unterwegs. Stefanie Reinberger

2 Kommentare

  1. Guten Schlaf Stefanie

    Lustíger Bericht. Ich glaube in einer Hummel würde auch ich mich wiederfinden! 🙂
    Ein Vorteil der Hummel ist ja auch, dass sie nicht weiß, dass sie nach den Gesetzen der Aerodynamik nicht fliegen kann und deshalb trotzdem fliegt! Aber ich glaube dieser Wissensstand ist mittlerweile überholt!

  2. Mhhh Vögelchen

    Ich wähle ein anderes Tier, zu viele haben Angst vor der Hummel.
    Ich wäre wohl ein Vögelchen:
    Kann fliegen und ist im Sommer hier und im Wínter im Süden!

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