Zoomfahrt zu den Sternen der Andromedagalaxie

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In den meisten astronomischen Fotos sehen Galaxien wie neblige Strukturen aus. Da ich in ein paar Wochen eine Vorlesung über Galaxien halte und nach einem eindrucksvollen Beispiel dafür suchte, an dem man sehen kann, dass Galaxien tatsächlich aus einzelnen Sternen bestehen, habe ich mir das Mosaikbild der PHAT-Durchmusterung eines Teils der Andromedagalaxie genommen und daraus ein kleines Video gemacht:

Die Aufnahmen, um die es dabei vor allem geht, wurden mit dem Weltraumteleskop Hubble erstellt. Hier ist die Meldung dazu auf den ESA-Hubble-Seiten und hier ist deren Möglichkeit, interaktiv in das Bild hinein zu zoomen und die verschiedenen Bildregionen zu erkunden.

Sternsorten in der Andromedagalaxie

Besonders schön finde ich auch, dass man direkt sehen kann, wie die unterschiedlichen Farben der Galaxie zustandekommen. In den Spiralarmen der Galaxie gibt es besonders viele bläuliche Sterne. Diese Sterne sind sehr heiß, und die häufigste Art davon (blaue Hauptreihensterne) lebt nach ihrer Entstehung nur einige hunderttausende bis eine Million Jahren. Man findet sie dementsprechend dort, wo relativ frisch neue Sterne entstanden sind oder noch entstehen, und das sind in Spiralgalaxien eben die Spiralarme. Hier ein entsprechender Ausschnitt:

Bläuliche Sterne in der Andromedagalaxie
Ausschnitt aus einer Spiralarmregion im PHAT-Bild der Andromedagalaxie. Bild: NASA, ESA, J. Dalcanton (University of Washington, USA), B. F. Williams (University of Washington, USA), L. C. Johnson (University of Washington, USA), the PHAT team, and R. Gendler.

Geht man stattdessen in den Bulge, also die kugelförmige Sternwolke, die den Zentralbereich umgibt, dann findet man dort vor allem gelblich-rötliche Sterne. Wo so wenig blaue junge Sterne zu finden sind, dürften sich insgesamt nur alte Sterne finden – und die einzigen Sterne, die Milliarden Jahre alt oder noch älter werden, sind nun einmal gelbliche oder rötliche Sterne.

Sterne im Bulge der Andromedagalaxie: gelblich und rötlich.
Ausschnitt aus einer Bulge-Region im PHAT-Bild der Andromedagalaxie. Bild: NASA, ESA, J. Dalcanton (University of Washington, USA), B. F. Williams (University of Washington, USA), L. C. Johnson (University of Washington, USA), the PHAT team, and R. Gendler.

Die Veröffentlichung ist mittlerweile auch schon zwei Jahre alt, aber es ist einfach eine schöne Ressource. So, und jetzt weiter mit den Vorlesungsvorbereitungen!

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

5 Kommentare

  1. Ein Laie könnte fragen, welcher Ausdehnung die beiden Ausschnitte in der Realität in Lichtjahren entsprechen, um eine Vorstellung von der Leistungsfähigkeit von PHAT zu bekommen. Vielleicht könnte man im Video dazu einen Hinweistext oder Maßstab unterbringen.

    • Danke für die Anregung. Das könnte man in der Tat machen; für dieses Video (und etwaige folgende) gilt allerdings: ich möchte es so einfach wie möglich machen und wenn irgend möglich nur eine einzige Grundidee in ein solches Video packen, die es dann zu vermitteln gilt. Die Größenskala von Galaxien wäre in diesem Konzept ein Video für sich!