• Von Markus Pössel
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Ozeane und Meere: Ein Besuch auf der MS Wissenschaft in Heidelberg

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… aber nicht einfacher
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Inzwischen dürfte sie gerade von Heidelberg aus weitergefahren sein: die MS Wissenschaft, mit bürgerlichem Namen MS Jenny. Seit mehr als 10 Jahren ist das Binnenschiff regelmäßig mit einer schwimmenden Ausstellung im geräumigen Lagerraum für das jeweilige deutsche Wissenschaftsjahr unterwegs. Für das Einsteinjahr 2005 durfte ich selbst auch ein paar Exponate für die Ausstellung gestalten. In diesem Jahr, wo die Meeresforscher sich ja dreisterweise sogar ein Doppeljahr gesichert haben (2016/2017), geht es in der Ausstelllung um Ozeane und Meere. Hier ein paar Eindrücke daraus:

Insgesamt sehr schön gemacht: Exponate zum Mitmachen, viele davon richtig gut gelungen. Beigetragen wurden sie wie üblich von den teilnehmenden Instituten und Institutionen. Menschlich werden Ozeane und Meere, weil uns vier Meeresforscher virtuell durch die Ausstellung begleiten. Die Forscherinnen und Forscher sind zum einen bei der Arbeit an den Wänden der Ausstellung zu sehen…

Ozeane und Meere persönlich: Bohrkerne nehmen.…und im letzten Raum, dem Labor, kommen sie dann auch noch auf Projektionsschirmen zu Wort und dürfen unter anderem vorstellen, was sie als Ausrüstung mit auf Expedition nehmen. (OK, wie sie dabei so tun, als ob sie einander zuhörten, wirkte etwas gekünstelt – aber es sind eben keine Schauspieler)

Auch als jemand, der selbst immer einmal wieder an Ausstellungen beteiligt ist, fand ich interessant, was die Kolleginnen und Kollegen da zusammengestellt hatten. Gute Raumaufteilung. Ansprechendes Design. Viele Exponate – etwa das Scanner-Exponat im Video – aus meiner Sicht genau das richtige für das Tempo einer solchen Ausstellung.

Etwas Luft nach oben ist immer

Andere Exponate hätten durchaus noch mehr Potenzial gehabt. Ein Tauchroboter beispielsweise, aus Lego nachgebaut mit einem interessant anzusehenden Oberflächenscanner – aber außer einem An-Knopf keiner Möglichkeit, wirklich etwas mit dem Roboter oder mit den Daten anzufangen. Und beim Seenotrettungskreuzer, im Video ganz am Anfang, ist mir bewusst geworden, dass man bestimmte Dinge nicht deutlich genug machen kann. Fast alle Besucher drehten am Anfang viel zu schnell an dem Modellschiff. Das reagierte aber nur auf langsames Drehen richtig und ließ sich nur langsam kopfüber hindrehen. In solcher Situation reicht es offenbar nicht, wenn in der Anleitung ein “langsam drehen” steht. Da hätte wohl mindestens noch ein deutlich am Rad angebrachtes “Nicht zu schnell drehen!” in rot hingehört.

Wer die Ausstellung selbst erleben will: auf

http://ms-wissenschaft.de

steht, wo das Ausstellungsschiff bis zum Ende des Jahres noch überall anlegt.

Hier zum Abschluss noch das who-did-what:

 

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.