Klimakrisen-Wahlempfehlung Teil 1: Weil wir nicht das Maß aller Dinge sind
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Ich bin von der Ausbildung her Physiker, und auch meine Tätigkeit als Wissenschaftskommunikator ist (Astro-)Physik-basiert. Ich arbeite zwar selbst nicht in der Klimaforschung, bin also kein Experte, wenn es darum geht, neue Forschungsergebnisse angemessen einzuordnen. Aber die wichtigsten Grundlagen habe ich selbst durchgerechnet – Planetenatmosphären und Treibhauseffekt kommen durchaus in Vorlesungen vor, die ich halte.
Aktuell mache ich mir Sorgen darüber, dass weite Teile der deutschen Politik- und Medienlandschaft die Klimakrise nicht ernst genug nehmen. Ich weiß, dass sich eine ganze Reihe von Menschen aktuell ähnliche Sorgen machen. Bei mir ergeben sich die Sorgen ziemlich direkt aus der zugrundeliegenden Physik.
Physik vs. magisches Denken
Physik ist an jener Stelle wichtig, damit wir uns nicht in einer bestimmten Art von magischem Denken verlieren. Ich meine damit nicht die offen zur Schau getragene Magie von Fantasyfilmen oder -büchern, sondern die Magie z.B. von Actionfilmen. Legt etwa der Protagonist eines Actionfilms einmal mehr einen Stunt hin, der ihm, würden die herkömmlichen Gesetze der Physik (und der weiteren Naturwissenschaften) gelten, schwere innere Verletzungen eintragen müssten, die sich auch mit noch so großer Willenskraft nicht würden ignorieren lassen, dann ist da Magie im Hintergrund. Actionfilme sind voll von dieser Art von Magie.
Da ist der Ruck, den der Protagonist verspürt, wenn er schnell noch den Haltegriff der anfahrenden U-Bahn greift, nie so groß, dass selbst durchtrainierteste Hände sich nicht würden festhalten können; wird der Protagonist angeschossen, wird nie eine so wichtige Arterie getroffen, dass der Protagonist binnen Sekunden ausblutet; ein Schlag auf den Kopf ist nie so stark, dass erst eine aufwändige Notoperation nötig wäre, bis der Film weitergehen könnte; ein fallendes Objekt nie so massereich, dass der Protagonist unweigerlich zerquetscht würde.
Diese Hintergrund-Magie verhindert wieder und wieder, dass der Film nicht abrupt zuende geht, und dass die Filmemacher uns ohne lästige Physik-Grenzen die menschliche Story erzählen können, die sie erzählen wollen: den Leidensweg des Protagonisten, seine Tapferkeit angesichts der Herausforderungen, denen er sich stellen muss, und die Kette von Handlungen, mit denen der Protagonist den Film (zumindest meistens) zu einem guten Schluss bringt. Gefördert wird unsere Gewöhnung an diese Art von magischem Denken auch in anderen Zusammenhängen: In Videospielen, wo die Gegenspieler systematisch so stark sind, dass wir immer irgendeine Möglichkeit haben, sie zu besiegen. Oder in so gut wie allen Prüfungssituationen, die uns in der Schule oder anderswo begegnen, und die jeweils so gestaltet sind, dass wir die betreffende Prüfung bei geeigneter Vorbereitung und unter geeigneten Voraussetzungen bewältigen können.
Auch unser* Alltag versucht, uns irrezuführen
OK, je näher ich darüber nachdenke, desto allgemeinere Beispiele fallen mir ein: Zumindest für die meisten von uns* ist der gesamte Alltag absichtlich so designed, dass wir ihn ohne größere Probleme bewältigen können. So gut wie alles, was uns an Menschengemachtem im Alltag begegnet ist, so dass wir es im Rahmen unserer eigenen, eigentlich sehr begrenzten Fähigkeiten, bedienen und nutzen können. Schutzvorrichtungen halten uns im Regelfalle fast komplett von dem fern, was unsere Fähigkeiten katastrophal übersteigen würde. Wanderwege im Gebirge sind befestigt. Vielfältige Maßnahmen verhindern, dass größere Feuer ausbrechen. Dämme verhindern Überflutungen. Gurte und Airbags verhindern, dass Unfälle mit einigermaßen großen Beschleunigungswerten uns sofort den Garaus machen.
Insofern: Kein Wunder, wenn wir unbewusst oder bewusst in Denkmuster verfallen, die diesen Umstand zum Prinzip erheben, und die ganz allgemein an die Welt mit dem Anspruch herangehen, all das ließe bestimmt irgendwie regeln, verändern, ggf. überwinden!
*Wer im Alltag mit mangelnder Barrierefreiheit zu kämpfen hat oder an Glasdecken stößt, dürfte weniger in Versuchung sein, diesen Denkfehler zu begehen.
Die Politik-Variante von magischem Denken
Bei Actionfilmen oder Videospielen mag das menschenzentrierte magische Denken harmloser Spaß sein. Wenn Entscheidungsträger*innen auf dieser Art von magischer Basis über Maßnahmen gegen die Klimakrise entscheiden, wird es bitterer Ernst. Das entsprechende magische-Denken-im-Hintergrund kreist darum, dass die Klimakrise nichts grundlegend Anderes ist als die anderen Krisen, mit denen wir es zu tun haben. Dass wir deswegen, wie sonst auch in der Politik, den Spielraum haben, die verschiedenen Themen – Klimakrise, Situation der deutschen Autoindustrie, Benzinpreise, Subventionen für Pendler, Artenvielfalt, Einwanderungsgesellschaft ja oder nein, wer-mir-meinen-Privatjet-wegnimmt-ist-ein-Freiheitsfeind – je nach unseren Vorlieben zu gewichten, ohne dass sich daraus fundamentale Probleme ergäben. Dass wir bislang ja auch alle Katastrophen irgendwie überstanden haben – Finanzkrisen, Weltkriege, die letzte Eurokrise – bestärkt den Fehlschluss, auch die Klimakrise würden wir irgendwie schon mit demselben politischen Aushandeln meistern können, mit dem wir schließlich bislang auch immer einigermaßen über die Runden gekommen sind.
Wer sich auch nur einigermaßen intensiv mit Physik beschäftigt, merkt schnell, welche Größenordnungen weit jenseits unseres Alltagsverständnisses – sowohl im sehr Kleinen als auch im sehr Großen – das Fachgebiet umfasst. Was bei jenen Größenordnungen im Allgemeinen nicht die geringste Rolle spielt: ob jene Größenordnungen für uns Menschen noch zu bewältigen oder zu beeinflussen sind oder eben nicht. Die Spannbreite dessen, was in der Natur möglich ist, geht weit über die vergleichsweise kleinen Bereiche hinaus, mit denen wir Menschen gut klarkommen – sei es aktiv, das wären dann die Bereiche, in denen wir aktiv einflussnehmen und Fehlentwicklungen ausgleichen können, sei es passiv, also betreffend jene Bereiche, die unser Körper, unterstützt von unseren technischen Möglichkeiten, tolerieren kann.
Die Astronomie, in dem sich die meisten meiner Wissenschaftskommunikations-Tätigkeiten bewegen, steht geradezu sprichwörtlich dafür, wie entkoppelt physikalische und menschliche Maßstäbe sind. Im Alltag steht das Adjektiv “astronomisch” außerhalb des fachlichen Gebrauchs ausdrücklich für diejenigen (großen) Größenordnungsbereiche, die unseren Alltagserfahrungen fern sind.

Diese Diskrepanz zwischen Alltagserfahrung und Physik, zwischen der irgendwie-wird-schon-alles-passen-mit-unseren-Möglichkeiten-Variante magischen Denkens und den schieren Größenordnungen, um die es geht, müssen wir überwinden, wenn wir uns ein angemessenes Urteil über die Klimakrise bilden wollen. Darum und um weitere Verständnisbausteine für die Klimakrise soll es in den Beiträgen dieser kleinen Blogbeitrag-Serie gehen.
Themen-Ausblick
Ich habe mir dazu die folgenden Themen überlegt, die ich in lockerer Folge besprechen will:
- Physikalische Intuition statt magischer Erzählungen (dieser Beitrag hier)
- Energie-Größenordnungen
- Menschen-Temperaturen
- Hebelwirkungen für Strahlungsflüsse
- Physikalische Grundlagen: Treibhauseffekt ohne Simulationen
- Änderungsraten und Zustandsgrößen
- Erwärmung und Kipp-Punkte
- Risiken und der Umgang mit Unsicherheiten
Die Themenauswahl spiegelt wieder, was ich selbst für mein Verständnis der Klimakrise für entscheidend halte – und damit für den Umstand, dass ich die Klimakrise als extrem dringend einstufe. Dass die Themen physik-basiert sind, ergibt sich aus meinem persönlichen Hintergrund. Ich nähere mich dem Thema eben von der Physik her. Mein Fazit dürfte Sie nicht wundern: Ich schätze die Klimakrise als extrem gefährlich und dringend ein, und würde entsprechen jedem/jeder raten, bei der anstehenden Bundestagswahl das Thema Klimakrise mit zu berücksichtigen. Ich sehe insbesondere angesichts der Zeitskalen jeden und jede von uns in der Verantwortung, so zu wählen, dass wir der Klimakrise so entschieden wie möglich begegnen. Sprich: Von der Wahl von Parteien, die die Klimakrise als Ganzes leugnen, aber auch von Parteien, die sich bei eigener Regierungsbeteiligung oder von den öffentlichen Aussagen her als Klimakrisen-Abwiegler und/oder Klimaschutz-Verzögerer hervorgetan haben, rate ich dringend ab. (Tipp: Es ist durchaus aufschlussreich, sich anzuschauen, welche prominenten Parteimitglieder sich wie über die Klimakrise äußern. Wenn jemand sich fast nur zum Thema äußert, um ein langsameres Tempo anzumahnen, nimmt der oder die die Klimakrise meiner Einschätzung nach nicht ernst genug.)
Damit die Diskussion in den Kommentaren nicht ins unübersichtlch-unkonstruktive abgleitet, die bei mir bei potenziell kontroversen Themen üblichen Regeln: keine Beleidigungen; bitte nur Beiträge mit direktem Bezug zum Inhalt des Blogbeitrags (kein allgemeines Forum); bitte respektieren Sie die Lesezeit der Mitlesenden und fassen Sie sich so kurz wie möglich; bitte keine Tatsachenbehauptungen ohne entsprechende Quelle bzw. entsprechendes Link. Beiträge, die sich nicht an die Regeln halten, schalte ich ggf. gar nicht erst frei.
Die deutsche Politik nimmt die Klimakrise nicht ernst.
Elektroautos sind oft bei 130 km/h abgeriegelt, weil sonst die Reichweite zu kurz wird.
Und…….fast alle Politiker , sogar die Grünen, wollen keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen.
Das ist auch ein Grund, warum viele Bürger kein E-Auto fahren.
In BW ist der Ministerpräsident ein Grüner. Welch Zielkonflikt. Porsche und Mercedes haben ihren Sitz in BW.
Welche Wahlempfehlung ??
Da liegt der Hund begraben !
Steile Thesen, aber bei näherem Hinsehen nicht viel dahinter: Wenn ich in die Wahlprogramme für die anstehende Bundestagswahl schaue, finde ich im Gegenteil unter den sechs Parteien, die Chancen haben, in den Bundestag einzuziehen, ganze drei, die in ihrem Wahlprogramm ein generelles Tempolimit auf Autobahnen fordern. Und allgemeiner kommt man schon recht schnell anhand der entsprechenden Äußerungen – aber wiederum auch der Wahlprogramme – darauf, von welchen Parteien Null Klimaschutz zu erwarten ist; welche Parteien Klimaschutz da zwar hineingeschrieben haben, aber quasi nur, wenn er niemandem wehtut, und welche Parteien Klimaschutz einigermaßen ernstnehmen.
Markus Pössel,
Der Ministerpräsident von BW gehört der Grünen Partei an. Der ist gegen ein Tempolimit. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Geschriebene Parteiprogramme werden von den Bürgern nicht gelesen.
Und was darin steht…… ?
Und jetzt zur praktischen Seite. E-Auto und Solarzellen auf dem Dach, das können nur Hausbesitzer realisieren.
40 % der Deutschen wohnen in Miete und in den Nebenstraßen gibt es keine öffentlichen Ladestationen.
Und was die Heizungen betrifft, die kann man nicht per Dekret abschaffen, wenn sie überaltert sind. Viele ältere Menschen gehen sogar schon zur Tafel weil die Rente nicht ausreicht.
Wahlempfehlung, SPD, auch wenn es schwerfällt.
Da gehen wieder verschiedene Dinge durcheinander. Was im Wahlprogramm steht, ist ja durchaus wichtig, wenn es an eine Regierungsbeteiligung geht. Und wenn “fast alle Politiker”, wie Sie schrieben, kein Tempolimit wollten, dann hätte jener Punkt keine Chance, in einem Wahlprogramm zu landen, geschweige denn in der Hälfte der Wahlprogramme der Parteien, die eine Chance auf Bundestagssitze haben. Sie schreiben hier einfach munter an solchen Fakten vorbei, scheinbar ohne sich groß daran zu stören.
Zur praktischen Seite: Ein stetiger Strom solcher Kommentare, dass das alles ja sowieso nicht klappen kann, begleitet die Energiewende von Anfang an. Und dann kann man sich zum Vergleich anschauen, wie die Projektionen der IAE (also deren World Energy Outlook, WEO) seit mittlerweile 20 Jahren jedes Mal wieder drastisch unterschätzt, wie z.B. der Ausbau von Photovoltaik in Zukunft weitergehen wird. Das macht mich einfach sehr, sehr skeptisch gegenüber locker rausgehauenen es-geht-schlicht-nicht-Kommentaren. Und zu den armen älteren Menschen die zur Tafel gehen: sorry, aber das ist doch eine Nebelkerze. Wir haben derzeit immer noch rund 60 Milliarden Euro pro Jahr (!) an wettbewerbsverzerrenden umweltschädlichen Subventionen, und eine ganze Reihe davon kommt vor allem Besserverdienenden zugute.
Zu all dem gibt es vernünftige, voneinander abweichende Positionen, über die man sinnvoll diskutieren kann, weil es (wie immer in der Politik!) keine eindeutige Lösung gibt. Aber das-kann-eh-alles-nicht-klappen und wir-dürfen-nichts-weiter-tun-weil-die-armen-Rentner gehören nicht dazu.
Markus Pössel,
Wir wohnen hier in einem sozialen Brennpunkt.
Da ist eine Schlange von Menschen , meistens Frauen, ärmlich gekleidet von 50 m Länge vor einer Ausgabestelle von Lebensmitteln.
Das ist keine Nebelkerze.
Eine unserer Nachbarinnen, eine Farbige aus Äthiopien, die hat jetzt einen Nebenjob, die geht abends nocht putzen, weil die Miete aufgeschlagen hat.
Das ist keine Nebelkerze.
Ich werde jetzt nicht gesundbeten, dass BW in den letzten Jahren die wenigsten Windkrafträder bei den Bundesländern errichtet hat, und das bei einem grünen Ministerpräsidenten.
Es ist Fakt, dass die Ampel am Versagen der Energiewende Mitschuld trägt.
Es ist Fakt, dass die deutsche Autoindustrie leidet, weil die Ampel keine klaren Ziele formuliert hat.
Es ist Fakt, dass unser Wirtschaftsminister Philosophie studiert hat und nicht Wirtschaftswissenschaften.
Hierin stimme ich zu.
“Wir haben derzeit immer noch rund 60 Milliarden Euro pro Jahr (!) an wettbewerbsverzerrenden umweltschädlichen Subventionen, und eine ganze Reihe davon kommt vor allem Besserverdienenden zugute. ”
Nachtrag: Zu den Besserverdienenden gehören auch die Abgeordneten des Bundestages.
Hony soit qui mal y pense !
Zu einer Nebelkerze werden die Situationen, die Sie schildern, dann wenn Sie daraus nicht folgern “Wir sollten staatliche Mittel, insbesondere jene Subventionen, die Besserverdienenden zugutekommen, anders verteilen als bisher” sondern “…deswegen können wir uns die Energiewende nicht leisten.”
Zu Ihren “Fakten”: “Mitschuld” ist ein Wischiwaschi-Wort. So dehnbar, dass man sicher sagen kann: selbstverständlich trägt “die Ampel” für den jetzigen Zustand mit die Verantwortung. Aber wenn man sich die entsprechenden Zeitreihen zum Ausbau erneuerbarer Energien anschaut, dann sieht man eben auch: Da hat sich erstens in den letzten Jahrzehnten viel getan, und zweitens macht es (z.B. für den PV-Ausbau und Windrad-Ausbau) offenbar sehr wohl einen Unterschied, welche Parteienkonstellation an der Regierung ist. Deutliche Unterschiede zwischen GroKo und Ampel, und das obwohl die Ampel ja leider eine Klimaschutz-Blockadepartei mit im Boot hatte. Solche Unterschiede zu verwischen, und andererseits bereits pauschal ein “Versagen” der Energiewende zu konstatieren während wir mittendrin sind, bringt uns doch wirklich nicht weiter.
Zur deutschen Autoindustrie: Was da passiert, ist ja nun wirklich recht ausführlich dokumentiert. Insbesondere: dass die deutschen Firmen die Wende weg vom Verbrennungsmotor verschlafen haben. Insbesondere auch die Entwicklung eigener Batterien für E-Autos, wo man in den 2010er Jahren (fehl-)entschieden hat “Das muss uns als Autobauer nicht groß beschäftigen, Batterien kaufen wir als Zubehör ein.” Damit hat man dann insbesondere Probleme auf dem chinesischen Markt bekommen. Das waren und sind unternehmerische Entscheidungen, aber klar: ein bisschen Mitverantwortung tragen sicher auch diejenigen Parteien, die behauptet haben (und zum Teil ja noch behaupten) dass alles in Ordnung sei, man müsse sich nicht vom Verbrennungsmotor weg orientieren.
Zum Habeck-Studium-Fakt: Fakt ja, relevant nicht wirklich, oder? Wenn man sich anschaut, was in punkto Energiewende unter Habeck vs. unter seinem Jurastudiums-Vorgänger passiert ist, steht die Bilanz von Habeck nicht allzu schlecht da. Auch wenn immer Luft nach oben ist.
Dass zu den Besserverdienenden auch die Abgeordneten des Bundestages gehören: Das sehe ich in der Tat als wichtigen Punkt. Insbesondere bei denjenigen Abgeordneten, die seit ihrer Kindheit in wirtschaftlich komfortablen Verhältnissen gelebt haben. Und dann ja leider nicht selten diejenigen sind, die mit dem nächsten wir-müssen-bei-den-Ärmsten-sparen-Vorschlag (klar, nicht so, sondern populistischer formuliert) ankommen.
@N
Ich halte es nicht für sinnvoll, sich an den Grünen abzuarbeiten. Wenn sie stark genug wären, könnten sie mehr tun und man könnte mehr Druck auf sie ausüben.
Wenn man die Kriterien von Herrn Pössel anlegt, bleiben nur die Grünen und die Linken übrig, letztere sind für mich nicht wählbar, die sind noch zu sehr mit ideologischen Altlasten verhaftet.
Das Handelsblatt hat im Podcast Green&Energy vom 5. Februar die Wahlprogramme mit Niklas Höhne besprochen.
Im Endeffekt ergeben sich ganz interessante Schwerpunkte der Parteien:
1. Die Linke will Klimaziele alleine durch regulative Maßnahmen und ohne CO2-Kosten erreichen.
2. Die FPD will Klimaziele etwas verzögern und alleine durch CO2-Kosten (über Zertifikatehandel) erreichen. Es sollen Kernenergie ohne Subventionen zurückkommen.
3. Die Grünen haben ein umfangreiches und konkretes Konzept, das Regularien und CO2-Kosten beinhaltet.
4. Die SPD steht zu den Klimazielen, betont aber den sozialen Ausgleich.
5. Die Union steht zu den Klimazielen, will aber bestehende Regeln streichen, ohne Alternativen zu entwickeln. Kernenergie soll wieder eine Rolle spielen.
Ein paar weiterführende Gedanken dazu:
Bei der FPD habe ich starke Zweifel, dass sie tatsächlich wirksamen Klimaschutz über die Kosten für Emissionen durchziehen, angesichts des Einsatzes für eine Spritpreisbremse in der Ampel. Bei der Union ist nicht ganz klar, was zu erwarten ist und welche Äußerungen eher Wahlkampf sind, da etwa die Abschaffung des Gebäudeenergiegesetzes eine Alternative bräuchte und Kernenergie wie ein Versprechen klingt, das mittelfristig unrealistisch ist. Bei der SPD weiß ich nicht, wie wichtig denen die Themen in einer Koalition mit der Union wirklich sind, da der soziale Ausgleich ganz wesentlich über Steuern finanziert werden soll. Die Grünen müssten auch in einer (im Moment nur wenig wahrscheinlichen) Koalition mit der Union Kompromisse finden, sozialen Ausgleich und Klimaschutz beinhalten, was nicht einfach würde und ein anderes Vorgehen als beim Gebäudeenergiegesetz bedingen würde. Letzteres erscheint mir von den technischen Bedingungen ausgehend, soziale Belange erst im zweiten Schritt eingebaut zu haben.
Die Linke kommentiere ich nicht, da ich aktuell nur geringe Relevanz sehen
Vielen Dank für die breite Übersicht. Mein Urteil: was die Physik betrifft haben sie an alles gedacht, was aber Technologie, Innovation und globale Wirtschaft angeht, so erwähnen sie kaum etwas. Und genau in diesen Bereichen – und eben nicht in der Physik – liegt der Knackpunkt.\
[von MP entfernt]
Sorry, aber solche sehr langen Kommentare, in denen es nicht um das Thema des Blogbeitrags geht, sondern um andere Aspekte, führen zu weit weg vom Thema. Dafür gibt es andere Diskussionsforen.
Bitte machen Sie als Wissenschaftlicher keine Wahlpfehlung. Egal, wer als Sieger hervorgeht, es wird sich am Klimawandel nichts ändern. Eine Klimakrise gibt es übrigens nicht. Ich habe Geologie studiert mit Nebenfach Klimatologie. Die Menschheit wird mit dem Temperaturanstieg leben müssen; er ist nicht aufzuhalten.
Warum keine Wahlempfehlung? Ich sehe mich da in keiner anderen Situation als andere Bürger*innen auch. Wer aufgrund seines Berufes bestimmte Einsichten hat, sollte die ruhig mit der Gemeinschaft teilen. Egal ob es der Krankenpfleger ist, der aus eigener Erfahrung zur Diskussion um die Situation in den Krankenhäusern beitragen kann, oder der Mensch der Angehörige pflegt und die Probleme dabei direkt schildern kann, oder Wissenschaftler*innen die von der Tätigkeit her Einblicke in ein Problem wie die Klimakrise haben.
Ihre letzten beiden Sätze halte ich für grundfalsch. Aber zu beidem (Klimakrise im Allgemeinen und Anpassung vs. vorbeugender Klimaschutz) kommt in dieser Blogbeitrag-Serie noch Genaueres; bringen Sie, wenn es soweit ist, an jener Stelle dann gerne Ihre konkreten Einwände an.
Wer es im Jahr 2025 noch immer nicht kapiert hat, dass wir eine eskalierende Klimakrise haben und auf disruptive Transformationen der Ökosphäre zusteuern, wird es wahrscheinlich auch nicht mehr verstehen, zumal wenn er Geologie mit Nebenfach Klimatologie studiert hat.
Der Grund für das Nichtverstehen liegt m.E. wahrscheinlich nicht im Feld der Naturwissenschaft.
Guten Morgen, @Markus Pössel,
Ich finde es großartig, dass diese Blogreihe erscheint, und bin schon gespannt auf die kommenden Teile!
Besonders aufschlussreich finde ich die von Ihnen thematisierte Verbindung zwischen magischem Denken und unserem Umgang mit der Klimakrise. Auch den Hinweis auf die Rolle von Actionfilmen bei der „Normalisierung“ magischen Denkens finde ich äußerst interessant.
Leider hat magisches Denken selbst in unserer vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft einen festen Platz und wird nur wenig kritisch hinterfragt – besonders wenn es um Gesundheit und Heilung geht. In nahezu jeder Apotheke werden homöopathische Mittel verkauft, die angeblich auf magische Weise heilen sollen, obwohl sie praktisch kein Molekül der ursprünglichen Wirksubstanz mehr enthalten. Und wer traut sich schon, auf einer Geburtstagsfeier einzuwenden, dass wohl eher der Placeboeffekt für die vermeintliche Wirkung verantwortlich ist, wenn mal wieder jemand von alternativen Heilmitteln schwärmt?
Esoterik – und das damit oft verbundene magische Denken in unterschiedlicher Ausprägung – ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Deshalb bin ich eher pessimistisch, was eine Trendwende betrifft.
Katharina Nocun und Pia Lamberty haben dies in Gefährlicher Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik (Quadriga 2022) eindrucksvoll belegt. Hierzu gibt es einen lesenswerten Bericht von einer der Autorinnen über ihre Erfahrungen mit magischem Denken auf einer Esoterikmesse.
Umso wichtiger sind Blogs wie Ihrer, die kontinuierlich zur Aufklärung beitragen!
Danke für die Blumen. Was die Wirkung von Blogartikeln wie diesem hier angeht, mache ich mir allerdings keine Illusionen. Aber ein kleiner Baustein kann es ja sein.
Rüstung und Kriege beeinflussen mit ihren negativen Auswirkungen massiv die Klimaveränderung. Wenn man diesen Effekt nicht beachtet sind Bemühungen, die Klimaveränderung zu stoppen, zum Scheitern verurteilt.
Aktuell gibt es Bemühungen, Deutschland ´kriegstauglich´ zu machen und auch in vielen anderen Ländern werden die Geldmittel für Rüstungsprojekte massiv aufgestockt.
Es nützt daher nichts, wenn man physikalische Ursachen und Effekte der Klimaveränderung gut beschreiben kann – aber praktisch das verfügbare Geld falsch ausgibt.
Wie man das Geld richtig ausgibt ist dann eine politische Entscheidung. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn ich mich bei der Bundestagswahl auch in jener Hinsicht zwischen realistischen, durchgerechneten Klimaschutzplänen entscheiden könnte.
das Klima, die jetzt schon sichtbaren Veränderungen in unserer eigenen Umgebung, sind auch für nicht Wissenschaftler*Innen erkennbar. Die wissenschaftlichen Tatsachen sind real da. Als nicht Wissenschaftler bin ich der Meinung, dass es angebracht ist, dass sich diese auch politisch öffentlich äußern sollen und müssen.
Ja, es muss möglichst schnell Klimaneutralität erreicht werden, gerade auch in Deutschland. Die Frage ist aber auf welchem Weg. Dass grüner Wasserstoff im grossen Massstab, aber unrealistisch ist, das zeigt der Geladen Podcast Milliardengrab Wasserstoff?
Wer BEZAHLT das!?mit Michael Liebreich https://youtu.be/KJo3gvgUqF4?si=XcQgrxiJgYqqOkRx
Hallo Ihr Artikel ist aufschlussreich und ich kann Ihnen nur zustimmen. Zurzeit lese ich gerade das Buch von Gerta T. und bin trotz Physikstudium überrascht, wie lange sich die Regeneration der Atmosphäre in Bezug auf das CO2 Abbau dauert. Mein Fazit, wir dürfen keine Zeit mit unseriösen Debatten führen, sondern müssen endlich handeln.
Die Politik muss gemeinsam mit der Wirtschaft/ Industrie schauen, wo und wie mit welchen Einsatz eine Reduzierung von CO2 möglich sind, um weitere Alternativen aufzuzeigen. Gerade im Hinblick auf den Gebäudebestand besteht ein erhebliches Potenzial, wenn die vorhandene Infrastruktur ökologisch und ökonomisch berücksichtigt wird.
Gruß Moderhak
Markus Pössel
“deswegen können wir uns die Energiewende nicht leisten.”
Sie verstehen mich vollkommen falsch ! Die Energiewende muss kommen !
Aber sie kommt nicht, weil die Politiker versagt haben.
Und warum hat die Politik versagt, weil unqualifizierte Leute an den Schaltstellen sitzen.
Nachtrag: Ich war ein Grünen Wähler.
Und jetzt wird es schwierig. Wählt man die CDU mit Herrn Merz, dann haben wir einen Befürworter für die Weiterführung des Ukraine Krieges.
Die AfD ist ausgeschlossen.
Grüne + SPD bekommen keine Mehrheit zusammen.
So langsam nähern wir uns der Weimarer Republik.
Damit ende ich, für die Richtigstellung von Fehlinterpretationen ist mir die Zeit zu Schade.
Danke für die Klarstellung! Was Sie hier gemacht haben, war dann ja aber leider dasselbe, was man aktuell von einigen der Parteien hört: die Äußerungen zur Klimakrise sind kein “hier das müssen wir jetzt machen:” sondern erschöpfen sich in Bedenken, dass das alles so schwierig sei. So kommen wir halt nicht vernünftig weiter. Und: Angesichts der bisherigen Fortschritte (und ja auch wichtiger Entwicklungen wie dem rasanten Erneuerbare-Energien-Ausbau in China) zu sagen, die Energiewende käme nicht, die Politik habe versagt, ist nicht nur sachlich falsch (weil es eben die beachtlichen Fortschritte und positiven Entwicklungen unter den Tisch fallen lässt), sondern ein fatales Signal. Selbst wenn Sie, wie Sie sagen, finden, dass die Energiewende kommen müsse: Mit solchen negativ überzeichneten Botschaften reihen Sie sich effektiv bei den Gegnern des Klimaschutzes ein. Ich habe die Quelle gerade nicht zur Hand, aber es gibt eine treffende Zusammenstellung der sukzessiven Klimaschutzgegner-Positionen, sinngemäß: 1. Es gibt keinen Klimawandell. 2. OK, es gibt Klimawandel, aber der Mensch ist nicht schuld. 3. OK, es gibt Klimawandel und der Mensch ist schuld, aber wir können nichts dagegen tun. Sie spielen denen, aus welcher Einschätzung heraus auch immer, bei Punkt 3. in die Hände.
Soweit ich sehen kann, sieht eine realistischere Einschätzung aus wie: Es ist bereits viel geschehen, in D und weltweit (PV, Windkraft, als jüngstes Beispiel Ausbau von Batteriespeichern; wenngleich natürlich besser wäre, wir hätten früher damit angefangen). Es bleiben Herausforderungen, die wir gezielt und u.a. mit viel staatlichem Einsatz angehen müssen (Netzausbau, Energiespeicher jenseits von Batterien; Bausektor, energieintensive Industrie wie Stahl). Und was Mut macht: In einer Reihe von Sektoren ist die Lage bereits “gekippt” – da arbeitet der Markt inzwischen in die gewünschte Richtung, Subventionen werden also weniger benötigt. Als jüngeres Beispiel fällt mir die Situation bei Offshore-Windanlagen ein: früher musste der Staat dafür Subventionen zahlen, dass überhaupt etwas geschieht, jetzt nimmt er Milliarden bei der Versteigerung der entsprechenden Lizenzen ein.
@Hauptartikel
Bei der Wahlempfehlung bin ich ganz bei Ihnen. Insbesondere ein Subventionsabbau für klimaschädlichen Konsum spart ja sogar Geld ein. Geld, das für die Förderung von Grüner Technik ausgegeben werden kann.
Auf der anderen Seite haben wir aber auch einen erhöhten Bedarf an Rüstungsausgaben. Der Staat muss schon gucken, wie viel er zur Förderung der Energiewende ausgeben kann.
Und der Bürger muss auch das Geld haben, wenn er selber in grüne Technik investieren will. Das haben viele eher nicht. Jetzt bleibt es noch, anderweitig am Konsum zu sparen, das kann helfen. Aber auch hier kommt es auf die persönlichen Möglichkeiten an.
Überhaupt würde verbreitet weniger Konsum sehr wirksam sein können. Das macht nicht nur finanzielle Mittel für mehr grüne Technik frei, sondern reduziert sofort die Emissionen und senkt auch gleich die Ausbauziele für die Grüne Technik. Das wirkt also gleich dreifach.
Zumal wir jetzt schon einen Arbeitskräftemangel haben. Wenn hier entscheidend mehr in die Energiewende investiert wird, könnte sich dieser Arbeitskräftemangel ziemlich verschärfen. Nicht aber, wenn im Gegenzug auch weniger konsumiert wird.
Und auch von den nötigen Rohstoffen braucht es weniger, wenn wir unseren Konsum überprüfen.
Wer also Parteien wählt, die wirklich was gegen die Klimakrise machen wollen, der kann auch zusätzlich gucken, dass er selbst in grüne Technik investiert. Und wenn er seinen eigenen Konsum mal ehrlich überprüft, dann steht dafür auch mehr Geld und mehr Arbeitskraft zur Verfügung, und es braucht auch weniger Rohstoffe wie Kupfer und Lithium.
Was in Ihrem Kommentar zum Teil anklingt (aber vielleicht ja nicht so gemeint ist) findet man als Framing ja auch in einer Reihe von Politiker*innen-Aussagen: Klimaschutz müsse man sich leisten können, man müsse schauen wieviel am Ende für den Klimaschutz übrigbleibe, und ähnliche Formulierungen mehr. Das halte ich für grundfalsch. Die Klimakrise hat konkrete negative Auswirkungen. Die müssen wir klar benennen. In vielen Fällen dürfte es dann umgekehrt sein: Können wir uns Einsparungen/Zurückhaltung beim Klimaschutz überhaupt leisten, wenn uns dieses Handeln horrende Folgekosten bescheren würde? Die Kurzformel “Klimaschutz ist billiger als kein Klimaschutz” trifft es recht gut, finde ich.
Appelle an persönliche Zurückhaltung (bei Konsum, Reiseverhalten u.ä.) sind sicher nicht falsch. Ich habe aber den Eindruck, dass sie in der Vergangenheit zu oft genutzt wurden, um die Verantwortung in unfairem Ausmaß auf die Individuen abzuwälzen. Ich sehe den Staat im Gegenteil in der Verantwortung, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass bestimmte hilfreiche individuelle Entscheidungen überhaupt erst realistisch werden. Dass es z.B. ein zuverlässiges Nachtzug-Angebot gibt, so dass ich als jemand, der Fliegen vermeiden möchte, eine realistische Alternative habe.
@Markus Pössel: Ihre Aussage (Zitat): „Die Kurzformel “Klimaschutz ist billiger als kein Klimaschutz” trifft auf alle Fälle zu, allerdings nur global, nicht lokal. Oder ganz aktuell: Wenn Deutschland den wirtschaftlich-technischen Anschluss verpasst und zurückfällt, dann wird Deutschlands Einfluss nicht nur in Bezug auf die europäische Wirtschaft, sondern auch in Bezug auf den globalen Klimaschutz zurückgehen und andere Länder werden dann sagen: Deutschland zeigt, wie man Klimaschutz gerade nicht betreiben sollte.
Kurzum: Deutschland kann das deutsche Klima nicht schützen, das können nur alle industrialisierten Länder zusammen und D sollte nie die Welt um sie herum einfach vergessen, denn nur der globale Erfolg der Klimapolitik hat Einfluss auf das zukünftige Klima.
Sehe da allerdings den Widerspruch nicht. Das vielleicht krasseste Beispiel für eine deutsche Spitzenindustrie, die gerade zurückgefallen ist bzw. zurückfällt, ist die Autoindustrie. Und da ist ein Grund für das Zurückfallen, dass jene Industrie zu träge war und die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Zugespitzt: Man war stolz auf die ausgefeilte Verbrennungsmotor-Technik, die man über Jahrzehnte immer weiter verfeinert hat. Und hat Batterien daher nur als vergleichsweise unwichtiges Zubehör gesehen, dass man wie andere nebensächliche Dinge einkauft, aber bei dem man keine eigene Expertise entwickeln muss. Damit hat man lokal “den wirtschaftlich-technischen Anschluss verpasst”. Und dort galt “Klimaschutz in der eigenen Industrie zu forcieren wäre billiger gewesen, als Klimaschutz zu ignorieren.” Aber in der Tat, ich wäre sehr dafür, das zu ändern. Verstärkt klimafreundliche Lösungen made in Germany zu entwickeln. Ein gesättigter Markt ist Gift für Firmen, ein im Umbruch befindlicher Markt mit Nachfrage weltweit nach entsprechenden klimafreundlichen Technologien ist eine riesige Chance für D.
@Markus Pössel: Zitat:
Aber das zeigt doch gerade die globale Ausrichtung der chinesischen Automobilindustrie, eine globale Ausrichtung, die der deutschen fehlt.
Meine Interpretation des Erfolgs der chinesischen EV-Industrie:
Politik und Wirtschaft Chinas sahen in der Elektromobilität die Chance 1) zu weniger Ölimporten 2) zu einer globalen marktbeherrschenden Stellung chinesischer Autos zu kommen, gerade weil a) die globale Elektrifizierung EVs erzwingt und b) China in der Lage war die gesamte Wertschöpfungskette von den Rohstoffen über die Batterien bis zu den Fahrzeugen abzudecken – und das schneller als alle anderen.
Kurzum: In Deutschland sind viele Theoretiker am Ruder, Theoretiker, die etwa festlegen, dass grüner Wasserstoff die letzte Backup-Lösung ist. In China aber sind Leute am Ruder, die auf Marktbeherrschung aus sind, Leute, die aus der Dekarbonisierung ein Geschäft machen wollen. Genau das fehlt in Deutschland und auch in Europa. Die EU arbeitet mit umfangreichen Regelwerken, Verboten und Visionen, ist aber nicht in der Lage die Leute zu motivieren und ihnen Anreize zu geben, selber aktiv im Dekarbonisierungs- Markt zu werden. Die Konsequenz ist, dass China in 5 Jahren schafft wozu Europa 15 Jahre braucht.
Sehe tatsächlich nicht, dass das so wäre, wie Sie es schildern. Ich denke insbesondere, dass die chinesische Führung einen realistischeren Blick darauf hat, dass wir Klimaschutz insgesamt brauchen. Auf den verschiedenen Verwaltungsebenen in China gibt es dann ja auch durchaus unterschiedliche Ansichten; einerseits einen konsequenten Ausbau der Erneuerbaren, andererseits Fraktionen mit Bedenken zur Energiesicherheit, die ja aktuell auch den Neubau von Kohlekraftwerken veranlasst haben. Zu den Theoretikern: Wieso sollte das so sein? Der derzeitige Mercedes-CEO kommt ursprünglich aus dem Unternehmens-Controlling. Der VW-Chef hat als Planer für Karosseriebau/Lackiererei bei Audi angefangen. Der BMW-Chef ist vom Studium her Maschinenbauingenieur. Und die EU setzt auf Emissionshandel als zentrales Instrument, schafft also zumindest mittelfristig entsprechende Anreize. Ihre Zusammenfassung scheint mir da doch in einiger wichtiger Hinsicht von den tatsächlichen Verhältnissen abzuweichen.
@Markus Pössel: Theoretiker hat es in D und der EU auf der Verwaltungs- und Gesetzgebungsebene, in der Automobilindustrie dagegen hat es Bestandserhalter, Leute, die alles Neue scheuen. Mercedes hat in den Nullerjahren (fast) all seine EV-Ingenieure und Elektromobilforscher weggeschickt zu Tesla, weil sie auf Diesel und nicht auf EV setzten (siehe dazu folgendes Short: https://youtube.com/shorts/Lbb7gqeQUqU?si=5YZpEO164APgMcaF).
Tesla (und China) hat folgende neue Technologien eingeführt (während die deutschen Autobauer nichts neues machten): over the air update der Autosoftware, Softwaredefiniertes Auto, Gigacasting, Zentralprozessor und Zentralisierung der peripheren Elektronik, 48V-Architektur, drive by wire, höherer Automatisierungsgrad in der Herstellung.
Mit andern Worten: D und die EU fehlt heute jede Dynamik und jedes Bereitschaft Dinge zu ändern zu beschleunigen. Und jetzt hat eine lange wirtschaftliche Stagnation auch in Deutschland eingesetzt. Im you-tube Video „Visualeconomic“, das ich gerade gesehen habe wurden 10 Jahre Stagnation in Deutschland vorhergesagt (siehe https://youtu.be/_DrhmFM7LJI?si=WsjY1hWc7aLAVHrx)
Kurzum: Europa und auch D sind heute kein Vorbild mehr für die Welt – auch nicht in den von der EU verfolgten Klimamassnahmen.
Finde ich zu pauschal und zu einfach, da läuten bei mir immer die “Vorsicht, wahrscheinlich zu kurz gegriffen”-Glocken. Dass jede “Bereitschaft, Dinge zu ändern zu beschleunigen” fehlen würde, ist schlicht Schwarzmalerei. Insgesamt zeigt die Kurve der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch nach wie vor konvex nach oben – per Definition eine Beschleunigung. Dass die EU nicht mehr Vorbild bei den Klimaschutzmaßnahmen wäre, ist im Hinblick auf das zuvor gesagte ein non sequitur, das folgt aus dem, was Sie schreiben, mitnichten. Was motiviert Sie denn, hier so pessimistische Pauschalisierungen vorzunehmen? Komplexität muss man bei diesem Thema schon aushalten.
@Markus Pössel (Zitat): “Was motiviert Sie denn, hier so pessimistische Pauschalisierungen vorzunehmen? Komplexität muss man bei diesem Thema schon aushalten.“
Es ist eben nicht die Physik, die einen pessimistisch stimmt für D und die EU in den nächsten 10 Jahren, es ist die Ökonomie und Politik. Sie als Physiker nehmen das wohl weniger wahr. Um es kurz aufzulisten:
– in Frankreich, Italien, Österreich, zunehmend auch in Deutschland gewinnt der Rechtsextremismus immer mehr Fuss und das eben nicht nur temporär, sondern dauernd und alles spricht dafür, dass die ökonomische Stagnation in diesen Ländern eine wichtige Rolle dabei spielt.
– Frankreich und Italien haben Schulden weit jenseits von 100% des BIP und der Hauptgrund dafür ist die schlechte ökonomische Entwicklung in diesen Ländern. Diese Länder werden gerade wegen ihrer Grösse zunehmend zur Gefahr für die EU.
– auch Deutschland, der Stabilitätsanker der EU bisher gerät nun in eine Dauerstagnation
– die EU kann dich nicht einmal selbst verteidigen und spielt trotz höherem BIP als die USA nur in der zweiten Reihe
Ihre Vorstellung ist scheinbar, dass all das keinen Einfluss auf die Klimaziele der EU haben wird. Und genau diese Annahme ist wohl nur teilweise gerechtfertigt.
Mit dem Vorwurf der Schwarzmalerei meine ich, dass Sie – wie hier in diesem Kommentar – nur die negativen Entwicklungen auflisten. Auf der anderen Wagschale liegt halt: Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich größer als noch vor Jahren vorhergesagt. In einigen Gebieten eine Dynamik, die zeigt, dass der Staat da eben nicht etwas mit Subventionen den Berg hoch schieben muss, sondern dass Klimaschutz- und wirtschaftliche Belange zum Teil parallel laufen. Ich lese hier niemanden, der oder die behaupten würde, die von Ihnen genannten Entwicklungen hätten keinen Einfluss. Aber es gibt auf der anderen Seite eben auch positive Entwicklungen. Insgesamt (und das meinte ich mit “Komplexität aushalten”) ist es eine schwer vorhersagbare, dynamische Situation. Übervereinfachungen wie “es hat eh keinen Zweck” oder “wir sind schon fast am Ziel” muss man sich an der Stelle verkneifen. Es kann so oder so ausgehen. Umso wichtiger, dass wir alles in unserer Macht stehende tun – z.B. eben mit dem Klima im Hinterkopf zur Bundestagswahl gehen. Ich habe mir das heutige TV-Duell nicht selbst angesehen, aber wenn das zutrifft, was ich darüber nebenbei auf sozialen Medien mitbekomme, war Klima dabei kein (oder so gut wie kein) Thema. Solche Anzeichen, dass den betreffenden Kandidaten Klimaschutz nicht besonders wichtig ist, sollte man ernstnehmen.
@Markus Pössel: Ich bin ja weitgehend derselben Ansicht was die Wichtigkeit der Dekarbonisierung angeht. Doch ich sehe es als globales Problem und in Bezug auf Deutschland eher als ein europäisches als ein spezifisch deutsches Problem. Das bedeutet auch: der europäische Klimaschutz ist wichtiger als der Deutsche. Um nun wieder auf die negativen Aspekte der europäischen Bemühungen zu sprechen kommen, so finden sie praktisch jeden Tag eine Bestätigung falscher Weichenstellungen. Heute etwa in der NZZ in einem Interview mit dem CEO der OMV, einem österreichischen Energieversorger. Zitate:
Kurzum und erneut: In Europa wird vieles ausgebremst. Die Klimawende aber muss mit dem bestehenden Wirtschaftssystem realisiert werden. Es müssen sich Chancen eröffnen. Allein mit Verhindern schafft man die Klimawende nicht.
Ach kommen Sie – vage Formulierungen wie es werde “vieles” ausgebremst bringen uns hier doch wirklich nicht weiter. Ebenso mit dem Verwehren gegen Aussagen, die hier niemand getätigt hat (denn wer fordert hier denn alleiniges Verhindern?). Aussagen eines Energieversorgers, der damit rechnet, zumindest mittelfristig noch von fossilen Energien (in jenem Falle: Gas) zu profitieren, sollte man mit Vorsicht genießen; da spielt kurz- bzw. mittelfristiges Profitstreben auf Kosten der CO2-Bilanz zwangsläufig mit eine Rolle. Kurios auch, dass Emissionshandel, also das Hauptinstrument auf europäischer Ebene mit seinen Möglichkeiten, dass “der Markt” es regelt, bei der Antwort auf die (selbst ja bereits tendenziös formulierte) NZZ-Frage gar nicht vorkommt.
@Markus Pössel: Ja, der europäische Emissionshandel ist massgebend. Auch für Deutschland und Deutschland sollte seine Klimapolitik vor allem daran ausrichten. Ab 2027 tritt der ETS-II in Kraft, der auch Emissionen aus dem Gebäude- und Verkehrsbereich umfasst. Aber gerade Deutschland ist mit seinem geringen Anteil an Elektromobilen schlecht gerüstet für eine Ausweitung der CO2-Abgaben im Verkehrsbereich.
Ganz anders als China wo bereits 40% der verkauften PKWs vollelektrisch sind und auch Lastwagen zunehmend batteriegetrieben sind.. Auch Europa könnte vom chinesischen Vorsprung profitieren, einfach indem sie freien Handel von Automobilen zulässt. Doch die EU hat die Zölle für chinesische EV‘s gerade eben drastisch erhöht, letztlich um die europäischen Autohersteller vor Konkurrenz zu schützen. Für mich zeigt das Vorgehen der EU, dass die EU immer guten Willen zeigt und auch in Klimadingen das Richtige tun will, aber nur bis die EU dann entdeckt, dass es nicht klappt.
Ähnliches ist nicht nur im Klimabereich festzustellen, sondern auch im Bereich Innovation, High-Tech und Neue Technologien. In der Lissabon-Strategie des Jahres 2000 wollte die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt werden. Doch es kam ganz anders und der kürzlich verabschiedete Draghi-Bericht will nun den Rückstand der EU mit massiven Subventionen aufholen.
Kurzum: die EU zeigt immer wieder guten Willen hat aber in der EU keine Atmosphäre geschaffen, die Europa und die EU erfolgreich macht. Das gilt für die Gesamtwirtschaft und am Ende wohl auch für die Klimapolitik. Und was lernt man daraus: Man kann Erfolg nicht von oben herab verordnen.
Halte ich wiederum für übervereinfacht, und das ohne jeden Grund. Beispiel: “Europa” ist keine anthropomorphe Persönlichkeit. Man muss keine quasi-psychologischen Erklärungen wie “guten Willen”, “will das Richtige tun”, “entdeckt” dann aber ein Problem bemühen. Es reicht, festzustelllen, dass es in Europa sellbstverständlich unterschiedliche Interessen gibt, die sich je nach Situation durchsetzen. Dass die Emissionshandel-Regelungen bei dieser vielfältigen Interessenslage überhaupt beschlossen werden konnten, finde ich bereits beachtlich. Dass es Anreize plus Subventionen plus Rahmenbedingungen braucht: ja, geschenkt.
Das Problem ist doch, zu glauben man müsse nur ordentlich „Klimabuße“ tun (die Ölheizung hinauswerfen, das Auto umtauschen,….) und alles ist paletti.
Die Realität wird doch sein, zuerst ruinieren wir uns durch die Kostensteigerungen, z.B. Mieterhöhungen wegen der Heizungsumbauten, Fahrkosten zum Arbeitsplatz oder zum Einkauf, Arbeitslosigkeit wegen zugrunde gerichteter Betriebe, …. danach, weil wir uns vor der Hitze oder vor Stürmen schützen müssen, irgendwie.
Wenn wir womöglich im Sommer in der Nacht arbeiten gehen müssen und unter Tags im Keller schlafen müssen, weil die Klimaanlagen nicht reichen…..
Womöglich müssen wir „unter der Erde leben“ wie die Urmenschen oder die Regenwürmer.
Alle diese Maßnahmen müssen ökonomisch und planmäßig sein, sonst ruinieren wir uns selber durch einen verrückten planlosen Aktionismus….
Nö, solche Schwarzmalerei ist genauso irrational wie ein rosarotes “kinderleicht, das können wir alles ohne jede Anstrengung schaffen!” Für Heizungsumbauten gibt es bereits jetzt Zuschüsse; die kann man ggf. erhöhen. (Nicht zuletzt haben wir ja noch Milliarden von umweltschädlichen Subventionen, die nicht abgebaut sind). Einige Betriebe bekommen Probleme, andere profitieren – nicht zuletzt, weil das Geld für die Umstellung schließlich nicht verbrannt wird, sondern in Form von Aufträgen an die entsprechenden Betriebe geht, die z.B. Wärmepumpen einbauen. Das Problem unserer Autoindustrie beispielsweise ist ja nicht, dass es da “planlosen Aktionismus” gegeben hätte, sondern im Gegenteil: man hat verschlafen, sich zu lange auf dem Status Quo ausgeruht, darüber grundlegende Veränderungen (z.B. Wichtigkeit von Batterien) verschlafen, und hat jetzt den Salat.
Richtig ist aber sicher, dass Klimaschutz sozial abgesichert werden muss. Ob über ein Klimageld oder anderswie, aber bitte in einer Form, die keine falschen Anreize für ein ach-das-heißt-ja-ich-kann-einfach-so-weitermachen-wie-bisher setzt.
Wichtig ist dabei außerdem (und dazu kommt noch etwas in einem zukünftigen Beitrag): Mit Klimaschutz jetzt beeinflussen wir eine Änderungsrate. Das sind also ganz wesentlichen keine laufenden Kosten, sondern Investitionen, die sich langfristig auszahlen. Jetzt zu wenig zu tun, führt dagegen zu immensen Folgekosten über lange Zeiträume hinweg. Das nicht einzuberechnen, wäre gerade aus ökonomischer Sicht ein Anfängerfehler, den wir unbedingt vermeiden müssen.
@Markus Pössel 09.02. 14:20
„Die Kurzformel “Klimaschutz ist billiger als kein Klimaschutz” trifft es recht gut, finde ich.“
Wohl wahr, aber die horrenden Kosten der Klimafolgen machen die Energiewende keinen Cent billiger. Wenn wir hier weiter verzögern, trifft uns beides noch zusammen. Dann wird es noch viel schwieriger.
Ich meine überhaupt nicht, dass hier die Politik nicht viel machen kann. Hier geht sicher viel. Aber das Geld kann nur einmal ausgegeben werden. Und auch Arbeitskraft und Rohstoffe sind Faktoren, die genauso begrenzt wie das Geld sind.
Entsprechend meine ich, das der Bürger selber auch tätig werden kann. Dann geht es einfach schneller.
„Dass es z.B. ein zuverlässiges Nachtzug-Angebot gibt, so dass ich als jemand, der Fliegen vermeiden möchte, eine realistische Alternative habe.“
Das ist wirklich ein gutes Beispiel, was der Staat hier machen kann. Auch gerade Baugenehmigungen für Windräder kosten überhaupt kein Steuergeld, im Gegenteil motivieren sie private Investitionen, die dann sogar noch Steuereinnahmen einbringen.
Oder die Digitalisierung der Stromnetze kann im Zusammenspiel mit privaten Investitionen von Lithium-Netzbatterien die Stromnetze entscheidend entlasten, dass der derzeit geplante äußerst teure Fernleitungsausbau so umfangreich gar nicht sein muss.
Ein Lichtblick könnte es werden, wenn es gelänge, ein Sammeltaxisystem auf Basis von selbstfahrenden Batteriefahrzeugen zu etablieren. Das könnte locker die Mobilitätskosten halbieren, und entsprechend Luft für weitere Grüne Technik machen. Aber das muss man erst mal technisch realisieren und dann auch konsequent umsetzen.
„Klimaschutz müsse man sich leisten können, man müsse schauen wieviel am Ende für den Klimaschutz übrigbleibe, und ähnliche Formulierungen mehr.“
Der Staat hat nun mal nur begrenzt Geld. Und der Bürger öfter auch. Neben Leuten, die ziemlich reichlich konsumieren, und das auch mit Grüner Technik weiter finanzieren können, gibt es auch viele, die die Grüne Technik nur realisieren können, wenn sie irgendwo einsparen können. Und es gibt Leute, die sind jetzt schon ganz knapp dran, und können sich weder grüne Technik leisten noch irgendwo nennenswert Konsum dafür einsparen.
Wenn man hier die Ärmeren nicht irgendwo mitnimmt und entsprechend hinreichend unterstützt, muss man sich nicht wundern, wenn die dann andere Prioritäten haben. Die Kostensteigerungen der letzten Jahre waren zwar eher kriegsbedingt als eine Folge der Energiewende, aber so Mancher ist jetzt wirklich am Ende seiner finanziellen Möglichkeiten.
Wie in einer vorigen Antwort schon gesagt, das kommt noch separat, aber wichtig ist an der Stelle: Wir beeinflussen mit Klimaschutz eine Änderungsrate. Das ist einerseits eine Chance, denn es heißt, dass wir durch Investitionen jetzt immense Folgekosten vermeiden können. Andererseits aber natürlich auch eine Gefahr, denn damit werden Verzögerungen im Klimaschutz eben richtig, richtig teuer. Insofern sollte man die Kurzformel vielleicht doch noch erweitern: Klimaschutz ist billiger als kein Klimaschutz, und je schneller wir Klimaschutz wirksam umsetzen, umso größer der wirtschaftliche Nutzen.”
Sehr geehrter Herr @Markus Prössel,
das Magische Denken wurde mir durch ihren Artikel noch einmal stark bewusst gemacht, danke dafür.
Man unterschätzt schlichtweg die Verletzlichkeit und abhängigkeit zum Klima. Auch die Wirtschaftlichen folgen. So gibt es bei mir in Österreich Probleme mit dem Ausbleiben von Schnee für den Wintersport, es ist absehbar das es Schlimmer wird und damit könnte ein rein Wirtschaftlich wichtiger Aspekt für mein Land verloren gehen, ganz zu schweigen das Trockenzeiten verstärkt auftreten.
Trotz diesem Problem und auch sichtbaren Folgen interessiert es einen gutteil meiner Landsleute nicht, selbst wenn sie drunter leiden.
Somit, viel Erfolg bei ihrem Blogprojekt ich halte das für sehr wertvoll was sie da tun.
@Markus Pössel 09.02. 16:26
„Das sind also ganz wesentlichen keine laufenden Kosten, sondern Investitionen, die sich langfristig auszahlen.“
In der Tat sind Windräder und auch PV-Module längst im Bereich der Konkurrenzfähigkeit. Als nächstes Lithiumbatterien nicht nur für E-Autos, sondern auch für das Stromnetz. Und je mehr wir hier investieren, umso mehr wird das alles noch günstiger.
So dass wir neben der gesamten Mobilität auch den Bereich Heizungen und der Industrie irgendwann bezahlbar abdecken können.
Aktuell am interessantesten wären hinreichend Baugenehmigungen für Windräder, sehr viel mehr PV und eben die Digitalisierung der Stromnetze und dem folgenden wirtschaftlichem Einsatz von Lithium-Netzspeichern bzw. E-Autos, die nebenbei noch als Stromspeicher taugen.
Wer seine eigene PV-Anlage samt Speicher und Steckdose für das eigene E-Auto installieren kann, der kann hier mit dieser privaten Investition sogar bald schon Geld sparen, wenn die Kosten dafür und für das E-Auto die nächsten Jahre immer weiter sinken werden.
Vernünftige Netze, durchaus auch ins innereuropäische Ausland, wären in der Tat wichtiger nächster Schritt. Langfristigere Speichermöglichkeiten als Batteriespeicher den Einschätzungen nach, die ich gelesen habe, aber auch. Alles Investitionen, alles Geld, das an Industriefirmen geht, wenn D denn selbst entsprechende Firmen hat…
@Markus Pössel 09.02. 16:38
„Klimaschutz ist billiger als kein Klimaschutz, und je schneller wir Klimaschutz wirksam umsetzen, umso größer der wirtschaftliche Nutzen.”
Die Klimawirksamkeit kommt freilich erst zum Tragen, wenn die Industrie- und Schwellenländer insgesamt auch entsprechend aktiv werden. Bis dahin können wir uns aber auch Rohstoffe wie Kupfer und Lithium sichern, wenn wir schneller sind. Das spart dann auch ganz konkret Kosten.
Und klar, wenn wir uns entsprechende technische Fähigkeiten aneignen, dann kann man damit in Zukunft auch noch Geld verdienen.
Europa hat dazu ja schon eine recht umfassende Regelung mit seinem Emissionshandel. China ist uns in einiger Hinsicht voraus, da sollten wir aufholen. Schwellenländer bieten Chancen, mit entsprechender Technik aus D zu punkten, wenn wir denn in den betreffenden Bereichen welche anbieten. Insofern sehe ich da erstmal kein “Bis dahin”, das bedeuten würde, dass wir erst lässig abwarten können, bevor wir selbst aktiv werden. Beste Chance für globalen Klimaschutz ist eine entsprechende Dynamik, und zu der trägt man am besten bei, wenn man selbst aktiv wird und die entsprechenden Chancen nutzt.
Wohin geht denn nach aktuellen Daten der Trend? Dazu hier ein von mir unkommentierter Link zur Internetseite des ziemlich bekannten Klimaforschers Zeke Hausfather.
Hausfather hatte auch zusammen mit Peters die entsprechende Aussage in einem Artikel in nature gemacht und der IPCC hat das im AR6 Teil 3 in Box 3.3 (ergänzend FAQ 3.3) übernommen.
Klingt plausibel. Wir sind weg vom alten business-as-usual, aber müssen noch einiges an derzeitigem business-as-usual überwinden, bis wir am Ziel (sprich: bei gestoppter Erderwärmung) sind. Die Lage ist ernst (und das schließt ein: je schneller und entschlossener wir jetzt handeln, umso besser das Ergebnis) aber nicht hoffnungslos.
Ja, für plausibel halte ich die Ausführungen von Hausfather (natürlich) auch.
Da Sie vom Ziel schreiben, das “wir” zum Stopp der Erwärmung noch vor uns haben, hier ein Link, aus dem zu ersehen ist welche Ländergruppen (entsprechend der als Quelle genannten Aussage im AR6) wie dem Ziel entgegenstreben oder auch nicht, hier die Sicht auf die CO2-Emissionen dieser Ländergruppen.
Und hier dann die Sicht auf die einzelnen “reichen” Länder, die nun laut Pariser Abkommen und dem Austritt der USA noch übrig sind um ihre Verpflichtungen zur CO2-Reduzierung zu erfüllen, denn die anderen Ländern sind eben nicht dazu verpflichtet und gelten als Entwicklungsländer.
Der Anteil dieser zu CO2-Reduktionen verpflichteten Länder an den globalen Emissionen liegt mit Stand 2023 bei 14%. Wie soll es da gelingen auch nur den Klimawandel zu stoppen, sollte es klappen, dass diese Länder bis 2045/50 klimaneutral sind? Das ist rein mathematisch unmöglich. Diese Länder könnten nur die Spitze ein klein wenig kappen, so daß statt 2,6 Grad vielleicht “nur” 2,5 Grad Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 erreicht werden.
Ist es da nicht wichtiger die Prio 1a auf den Klimaschutz zu legen und Prio 1b auf die CO2-Reduzierung? Der IPCC stuft im AR6 beide Maßnahmen ja auch gleich hoch ein.
Die Kurven, auf die Sie verweisen, sind letztlich weniger aussagekräftig als die des Hausfather-Artikels, den Sie bereits verlinkt hatten. Dass wir den Scheitelpunkt noch nicht erreicht haben, ist ja jetzt erstmal nichts Neues.
Ihre Beschreibung des Pariser Abkommens finde ich irreführend. Klar werden dort die Entwicklungsländer gesondert behandelt, und ihnen wird insbesonders auch besondere Unterstützung zugesichert. Aber im Gegensatz zum Kyoto-Abkommen sind sie ebenfalls verpflichtet, ihre Emissionen zu senken; da ist Ihre gegenteilige Aussage in ihrer Allgemeinheit falsch. Die Rolle der entwickelten Länder reden Sie sonderbar klein. Die wirken ja gerade nicht nur durch ihre eigenen Emissionen, sondern können noch deutlich darüber hinaus Einfluss auf den Rest der Welt nehmen, und werden es hoffentlich auch tun.
Was meinen Sie im letzten Satz mit “Klimaschutz” vs. “CO2-Reduzierung”? Falls Sie mit Ersterem (eher ungewöhnlich) Anpassungsmaßnahmen meinen: Nein, es ist aus dem hier in den Kommentaren bereits mehrfach genannten Grund nicht richtig, Anpassungen gegenüber CO2-Reduzierung zu priorisieren. CO2-Reduzierung beeinflusst die Änderungsrate. Ohne CO2-Reduzierung gehen die Änderungen immer weiter, und immer neue Anpassungen werden nötig (und sind ab einem bestimmten Punkt dann wenn wir Pech haben gar nicht mehr möglich). CO2-Reduzierung ist im Gegensatz dazu eine Investition in die Zukunft. Alles, was wir an CO2-Reduzierung hinbekommen, spart uns in Zukunft Aufwendungen für nötige Anpassungen.
Warum sind im AR6 die Anpassungsmaßnahmen gleich priorisiert als die Maßnahmen zur CO2-Reduzierung?
Ich habe ja auch Prio 1 bei beiden vergeben, nur a und b hinzugefügt. Sollen wir uns denn nicht gegen die Wetterextreme rüsten und einfach abwarten, ob die vielleicht gar nicht kommen? Wenn die Verweilzeit des CO2 wirklich so extrem lang ist, wie oft gesagt (im AR6 steht da nur: unterschiedliche Daten) aber kein Wert), dann müssen wir uns rüsten!
Haben Sie da mal einen konkreten Verweis, auf welche Aussagen im AR6 Sie sich da genau beziehen?
Bei jeder tatsächlichen Planung werden wir nicht umhinkommen, CO2-Reduzierung als Investition zu planen und Anpassungsmaßnahmen als einen Bereich, in dem wir, solange wir noch CO2 auspusten, immer wieder nachbessern müssen. Dieser grundlegende Unterschied muss in der konkreten Priorisierung, die ja gerade kein einfaches entweder-oder ist sondern eine Planung für einen Strauß an Maßnahmen in jedem der beiden Bereiche, berücksichtigt werden.
Ich beziehe mich auf den AR6-Synthesebericht und dort primär auf die Kurzfassung, den SPM, und dort wiederum auf “C. Responses in the Near Term
Urgency of Near-Term Integrated Climate Action”
“C.1 Climate change is a threat to human well-being and planetary health (very high confidence). There is a rapidly closing window of opportunity to secure a liveable and sustainable future for all (very high confidence). Climate resilient development integrates adaptation and mitigation
to advance sustainable development for all, and is enabled by increased international cooperation including improved access to adequate financial resources, particularly for vulnerable regions, sectors and groups, and inclusive governance and coordinated policies (high confidence).” sowie auf
“C.2 Deep, rapid, and sustained mitigation and accelerated implementation of adaptation actions in this decade would reduce projected losses and damages for humans and ecosystems (very high confidence), and deliver many co-benefits, especially for air quality and health (high confidence).”
Durch die Verwendung der Einstufung mit “very high confindence” gibt der IPCC der Anpassung an den Klimawandel die gleich hohe Prio wie der ebenso an anderen Stellen beschriebenen CO2-Emissions-Reduzierung.
Da es sich um den Synthesebericht handelt sind das Aussagen, die dem kompletten AR6 entnommen sind.
Ah, OK. Dann beruhen Ihre Behauptungen auf einem einfachen Missverständnis. “confidence” heißt lediglich, als wie sicher die IPCC die entsprechende Aussage einstuft. Das hat nichts mit Prioritäten zu tun.
Nein, das ist kein Mißverständnis. Nur habe ich es vielleicht in der Wortwahl nicht so richtig getroffen, denn der IPCC priorisiert gar nichts, auch nicht die Reduzierung der Emissionen.
Hätte ich geschrieben, dass der IPCC die Maßnahmen zur Klimaanpassung genauso mit “very high confidence” / “high confidence” einordnet wie die zur Reduzierung der Emissionen, dann wäre es besser verständlich gewesen.
OK, wenn es kein Missverständnis ist, dann ist es höchst irreführende Wortwahl, denn wie Sie sagen: der IPCC priorisiert gar nichts (sondern liefert eben die Grundlagen). Auch Ihre neue Formulierung gibt aber nicht richtig wieder, was da steht. Einordnungen wie “very high confidence” beziehen sich ja nicht auf die Maßnahmen zur Klimaanpassung oder zur Reduzierung der Emissionen, sondern jede solche Einschätzung bewertet eine ganz konkrete (direkt davor stehende) Aussage. Die Aussagen haben Sie ja oben zitiert.
Die Priorisierung müssen die Gesellschaften bzw. Regierungen vornehmen. Und wie oben schon geschrieben: Der Umstand, dass wir mit CO2-Ausstoß-Minderung eine Rate beeinflussen, und dass eine Investition dort langfristige positive Folgen hat, zu zögerliches Handeln langfristige negative, verschiebt jegliche ökonomische Kosten-Nutzen-Rechnung stark zugunsten der CO2-Reduzierung.
“Kein Wunder, wenn wir unbewusst oder bewusst in Denkmuster verfallen, die diesen Umstand zum Prinzip erheben, und die ganz allgemein an die Welt mit dem Anspruch herangehen, all das ließe bestimmt irgendwie regeln, verändern, ggf. überwinden!”
Das ist ein hervorragender Gedanke, der aktuell zur Eskalation getrieben wird. Wer Vorteile durch die herrschenden Strukturen hat, glaubt häufig das eigene Gelingen wäre der eigenen Genialität zu verdanken. Wer hingegen systematisch zugedeckt wird mit Problemen, dem wirft man mangelnde Resilienz vor, natürlich durch die Blume, nicht direkt.
Die Umweltzerstörung ist eine direkte Folge dieses Denkens.
Zur Wahl: Was ist sinnvoller? Grüne wählen die das Thema diskreditieren durch unsinnige Vorstellungen bei Umwelt und anderen Themen? Oder vielleicht sogar die Afd, nach dem Motto, das Rauchen gewöhnt man sich am besten ab, indem man sich in eine kleine Kammer einsperrt, das dreifache des sonstigen raucht, bis einem schlecht wird und man endgültig kuriert wird.
“Grüne wählen die das Thema diskreditieren durch unsinnige Vorstellungen bei Umwelt und anderen Themen?”
Welche sollen das denn sein?
@Importe aus China
Dass wir PV-Module und Lithiumbatterien aus China importieren scheint mir gar nicht so schlimm zu sein. Immerhin müssen wir dann ja auch weniger Öl und Gas importieren. Und wir haben ja immer noch einen Außenhandelsüberschuss und einen akuten Arbeitskräftemangel.
Würden wir das alles selber herstellen, kämen wir hier wohl schnell an Grenzen.
Mein Respekt allen, die das können. Und ich hoffe, dass das über die Darstellung der Erde als nicht rotierender Scheibe hinausgeht.
Solange sich damit kein Profit machen lässt, wird sich das echte Interesse in engen Grenzen halten. Wenn man mit einer gewissen Art der Panikmache Wählerstimmen fangen kann, widmet man sich auch dem Thema. Der Verkauf von CO2-Zertifikaten widmet sich der Problemlösung nicht prinzipiell, sondern verlagert es auf eine nichtproduktive Ebene, wie die Aktienspekulation.
Die Evolution des Klimabegriffes:
Lange Zeit war vom Klimawande die Rede, eine neutrale Bezeichnung.
Dann kam als wissenschaftliche Spezifizierung die Klimaerwärmung, den physikalischen Trend korrekt widerspiegelnd.
Nach dem auch gern als Zuspitzung benutzten Begriff Klimaerhitzung geht es dann aber weiter den mit propagandistisch Angst und Panik erzeugen sollenden Begriffen Klimakrise und Klimakatastrophe.
Mein aktuelles Problem ist nicht das Klima, sondern das Wetter, und hier nicht das Kohlendioxid sondern das Wasser. In den Diskussionen ist faktisch keine Rede davon, dass das Treibhausgaus Nummer eins, immer noch der Wasserdampf ist.
Ich sehe mit großem Interesse, den nächsten Folgen entgegen.
Zu den einfachen Rechnungen kommen wir noch. Und nein, die Erdrotation spielt darin erst einmal keine Rolle. Und solange Sie nicht über überraschendes Geheimwissen dazu verfügen, warum die Erdrotation die Absorptionsbanden von CO2 quasi magisch außer Kraft setzt, sollten wir bei dem üblichen Vorgehen in der Physik bleiben und uns als Erstes die dominanten Effekte anschauen. Aber das können wir dann sicher später noch diskutieren.
Zum Profit: Halte ich für übervereinfacht. Der Selbstanspruch bei den seriösen Medien ist ein anderer. Zum Emissionshandel: Finde Ihre Anmerkung dazu unlogisch. Da besteht kein grundsätzlicher Unterschied zu anderen Kostenfaktoren bzw. Ressourcen-Bedarfen, die Firmen ganz selbstverständlich bei ihrer Planung einpreisen, und die Sie vermutlich auch nicht als “Aktienspekulation” einordnen würden (was ja auch absurd wäre).
Zum Klimabegriff: Das sehe ich exakt anders herum. Auf eine Krise hinzuweisen, wenn man zu der Erkenntnis gekommen ist, es handle sich um eine Krise, ist eine angemessene Beschreibung. Propagandistisch ist es, jeden Hinweis auf eine unliebsame Krise unsachlich als “Panikmache” abzutun. Gerade so, als wäre es keine angemessene (und rationale!) Reaktion, Krisen als solche klar zu benennen. Und dann entsprechend der Dringlichkeit darauf zu reagieren. Das weit größere Problem sind aktuell nicht kopflose, von Angst gelähmte Reaktionen (=Panik), sondern Lethargie und die (wirklichkeitsfremde) Überzeugung, das Problem aussitzen zu können, ohne sich anstrengen zu müssen.
Zum Wasserdampf: Den finde ich in jeder halbwegs umfangreichen Diskussion des Themas. Und “Treibhausgas Nummer eins” ist in der Diskussion missverständlich, solange man nicht dazusagt, dass es um ein Gleichgewicht geht, das wir (künstlich) gestört haben. Und dass wir, wenn wir verantwortungsvoll handeln und unsere Eingriffe ausgleichen wollen, trivialerweise bei denjenigen Einflüssen ansetzen müssen, die wir unter Kontrolle haben.
“In den Diskussionen ist faktisch keine Rede davon, dass das Treibhausgaus Nummer eins, immer noch der Wasserdampf ist”
Der Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre ist grundsätzlich von der Temperatur abhängig. Bei höheren Temperaturen kann die Luft mehr Wasserdampf aufnehmen. Und die Temperatur ist von den Treibhausgasen abhängig.
Merken Sie was?
Für sich genommen und auf den natürlichen Treibhauseffekt bezogen stimmt die Aussage von Fluffy zu Wasserdampf ja durchaus. Aber wie Tobias Jeckenburger ja in seiner Antwort auch anmerkt: Der Kontext ist an der Stelle wichtig; lässt man ihn weg, läuft man Gefahr, missverstanden zu werden.
@Markus Pössel 11.02. 12:03
„…solange man nicht dazusagt, dass es um ein Gleichgewicht geht, das wir (künstlich) gestört haben.“
Der eigentliche Treiber sind eben das CO2 und die anderen Treibhausgase, die wir in die Luft blasen. Natürlich ist Wasserdampf das stärkste Treibhausgas, aber dessen Anstieg ist die Folge der Erwärmung durch diese Treibhausgase. Genau so wie etwa zusätzliches Methan, das beim Auftauen des Permafrostes entweicht, wie auch die Wirkung von weniger Schnee- und Eisflächen. Das sind alles positive Rückkopplungen, die durch die Erwärmung selbst verursacht sind.
Und diese Wirkungen können wir praktisch gar nicht beeinflussen, wir können nur unsere eigenen Emissionen reduzieren oder ganz abstellen. Diese Rückkopplungen können sich dann auch nur langsam wieder zurückdrehen, was zur Folge hat, dass einmal erreichte Temperaturerhöhungen nur sehr langsam wieder zurückgehen können.
Hier muss man dann vielleicht sogar jede Menge CO2 wieder aus der Atmosphäre herausholen, bevor sich das Klima wirklich wieder stabilisiert oder sogar wieder kühler wird.
@DH: Nein, Ihre nicht freigeschalteten Kommentare waren mitnichten sachlich, sondern gewürzt mit polemischen und pauschalen Vorwürfen (Regionalfestischismus, dogmatische Veganer, Wichtigtuerei-Vorwürfe). Bleiben Sie beim Thema Physik des Klimas, und meinetwegen auch noch bei direkten Aussagen zur Energiewende, aber Kommentare die hier eine allgemeinere Ideologie-Vorwurf-Diskussion lostreten würden gehen deutlich über den Rahmen hinaus, den ich hier gesteckt habe.
@Markus Pössel
Das habe ich anders aufgefaßt, immerhin haben Sie hier einen indirekten Wahlaufruf gestartet.
Aus Ihrer Sicht offenbar eine Fehleinschätzung meinerseits, auf die ein kleiner Hinweis genügt hätte.
Ohne jetzt weiter vertiefen zu wollen, Ideologie ist nunmal im Spiel und muß dringend dikutiert werden, wenn das Thema mal auch grüne Inhalte sein sollten, hier oder anderswo.
Insgesamt schlechter Stil im Umgang mit Kommentaren.
Den Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Zumal ich die Themenbegrenzung in einer Anmerkung zu den Kommentaren oben ja explizit gesetzt habe. Zum Wahlaufruf: Was ich mir eigentlich wünschen würde, wäre eine Situation, in der man die Dringlichkeit der Klimakrise keiner Partei mehr erklären muss, sondern wo jede Partei eine ihrem Naturell entsprechende, aber eben sauber durchgerechnete Lösung anbietet. CDU und FDP gerne “wirtschaftsnäher” als z.B. die Grünen, und die SPD und die Linke gerne mit besonderer Betonung auf dem sozialen Ausgleich. Was Sie hier als schlechten Stil bezeichnen, ist schlicht der Versuch, die Diskussion einigermaßen bei dem Thema zu halten, um das es hier geht. Letztlich bei der Physik. Wobei ich bei Aussagen zur Energiewende dann flexibel war, weil das noch recht direkt mit der Physik zusammenhängt. Aber sorry, mit einem Kommentar nach dem Motto die-doofen-Veganer-und-überhaupt-sind-alle-Grünen-Heuchler sind sie weit jenseits des Themas, und würden die Diskussion hier mit unangebrachter Polemik weit in Richtung Schlammschlacht ziehen. Machen Sie das gerne anderswo, aber hier nicht.
@Markus Pössel
Unterschiedlich aufgefaßte Rahmensetzungen kann man mit einer kurzen Bemerkung korrigieren.
Sie haben mich teilweise auch falsch verstanden, ein Stück Polemik war dabei, das stimmt, ich habe aber auch positive Seiten genannt und keineswegs pauschalisiert, und man muß auch mal überspitzen um was zu bewegen, ein Stück Bräsigkeit hat sich da schon eingeschlichen im ökologischen Bereich-aber lassen wir es dabei.
Den parteipolitischen Aussagen stimme ich zu, daß die Klimakrise eigentlich nicht mehr ignoriert werden kann, ist schon fast von gestern, einige Parteien also von vorgestern.
@Markus Pössel
11.02.2025, 12:03 Uhr
Der Emissionshandel ist eine ökonomischer Hebel. Die Kosten für die CO2-Abgaben werden in das Produkt eingepreist und an die Endverbraucher durchgereicht. Es erfolgt also wieder nur eine Umverteilung von reich zu arm und keine naturwissenschaftlich basierte Annäherung an eine Problemlösung.
Als propagandistisch empfinde ich ich die Vorgehensweise, das Wort Krise zur Katastrophe zu steigern.
Wie hatte doch schon mal ein Ministerium festgestellt, “man muss den Leuten, insbesondere den Kindern Angst machen”.
Das führt dann zu so unsachlichen Reaktionen, wie Schule schwänzen, Beschädigung von öffentlichen Gebäuden und sogar Kunstwerken. Halten Sie Hungerstreiks für probate Mittel, das Klimaproblem zu lösen?.
Es gibt große Unterschiede in den thermodynamischen Eigenschaften von Wasserdampf und Kohlendioxid. So lässt sich CO2 unter normalen Bedingungen nicht verflüssigen, Wasserdampf aber schon.
Zitat Tobias. J.
Wie viele Menschen, die nicht neben einer Atommülldeponie leben möchten, möchte ich nicht neben einem verklappten CO2-Speicher wohnen.
Zu physikalisch sachlich basierten Argumenten kommen Sie dann sicher noch in 2.-8.
Profite: Danke für die Bestätigung meines Übervereinfachungs-Vorwurf. Denn so dumm, dass sie bei höheren Kosten schlicht mit den Achseln zucken und die Kosten durchreichen, anstatt sich anzuschauen, welche Möglichkeiten zur Kostenreduzierung, gerade auch relativ zur Konkurrenz, es ggf. unter den neuen Rahmenbedingungen gibt, sind Unternehmen ja glücklicherweise nicht (vielleicht mit wenigen Ausnahmen).
Klimakrise/Klimakatastrophe: Haben Sie da Ihre Position relativ zum vorigen Kommentar geändert? Dort hatten Sie für “Klimakrise” und “Klimakatastrophe” dieselben (aus meiner Sicht: unangebracht polemisch) scharfen Worte, jetzt verwehren Sie sich “nur” noch gegen “Klimakatastrophe” (und damit gegen einen Begriff, den Sie hier in diese Diskussion als einziger eingebracht haben). Zu dem Ministeriumszitat: Bitte Link oder Quelle! Ich-habe-mal-gehört ist bei etwas, das hier immerhin direktes Zitat sein soll, nicht ausreichend.
Im Weiteren arbeiten Sie dann ja selbst eifrig an polemischer Verzerrung. Demonstrationen sind ja nun einmal ein wichtiger Teil politischer Aktivität in unserer Demokratie; das als bloßes “Schulschwänzen” abzutun ist (wieder einmal) das Gegenteil von sachlicher Auseinandersetzung.
CO2-Speicher vs. Atommülldeponie: Ernsthaft? Sie wollen mir weismachen, dass Sie nicht wissen, dass sich die Bedenken bei Atommülldeponien unter Anwohner*innen (und anderen) vor allem auf die Freisetzung von Radioaktivität beziehen?
Weiter oben war in einem oder mehreren Kommentaren die Rede von einer extrem langen Verweildauer des CO2 in der Atmosphäre. Da es hier im Blog auch um die Physik beim Klimawandel geht wollte ich darauf hinweisen, dass es laut IPCC wohl nicht klar ist wie diese Verweildauer überhaupt aussieht, denn in Table 2.2 des AR6 Teil 1 steht “multiple lifetimes for CO2” anstelle eines Wertes. Bei den anderen Treibhausgasen sind dagegen reale Werte für die Verweildauer in der Atmosphäre angegeben.
Im TAR stand damals 5 bis 200 Jahre, wie unter diesem Link auch nachzulesen.
Wenn die Verweildauer des CO2 vielleicht wirklich nicht hunderte oder tausende Jahre ist, da sind das zumindest gute Aussichten für die Zukunft, in der die Emissionen zurückgehen.
Ihr Kommentar wundert mich, denn beim entsprechenden Googeln komme ich schnell auf eine Antwort von Stefan Rahmstorf direkt an Sie (schon ein paar Jahre her, zugegeben) in der er Ihnen u.a. den Unterschied zwischen Verweildauer und “Abklingdauer” erklärt. Inklusive des Umstandes, dass es – wie bei Ihrem TAR-Link ja ebenfalls beschrieben wird – eben verschiedene Prozesse mit unterschiedlichen Verweilraten gibt; die TAR-Werte sind deswegen ja aber nicht weniger “real” als für die anderen Treibhausgase. Und trotzdem argumentieren Sie jetzt hier so, als wäre die Verweildauer die für unser Problem relevante Größe. Was sie schlicht nicht ist.
Klar, die Antwort von Hn. Rahmstorf an mich habe ich nicht vergessen. Doch mir geht es um den neuesten Stand der Physik zu diesem Thema.
Die Aufgabe des IPCC ist es den Stand des Wissens ums Klima zusammenzustellen. Diesen Stand habe ich per Suchlauf beim IPCC im AR6 und im Internet gesucht und hier aufgezeigt was ich gefunden habe. Zu den Jahrtausenden, die Rahmstorf mir vor fast 8 Jahren genannt hat, die diese restlichen 20 bis 35% des CO2 verbleiben sollen habe ich eben nichts dazu gefunden.
Deshalb halte ich es für falsch Aussagen zu machen und stehen zu lassen, dass das von der Menschheit emittierte CO2 Jahrtausende in der Atmopshäre verbleibt. Laut Rahmstorf, auch wenn vom IPCC nicht bestätigt, ist es zudem auch nicht das gesamte CO2, sondern es ist ein Drittel oder weniger und dann klingt auch noch die Menge in der Atmosphäre nach dieser Aussage im Laufe der Zeit ab.
Es reicht doch sich darum Gedanken zu machen wie die globalen Emissionen endlich mal reduziert werden könnten und müssten. Es sollte deshalb nicht auch noch völlig unnötig mit heute (!) nicht wissenschaftlich fundierten Aussagen gespielt werden, dass das CO2, wenn es mal in der Atmosphäre ist es dort auch extrem lange verbleibt.
Ihr Kommentar liest sich allerdings nicht so, als würden Sie die Information, die Ihnen Herr Rahmstorf damals gab, angemessen mit einbeziehen. So reden Sie hier ja schon wieder davon “dass das von der Menschheit emittierte CO2 Jahrtausende in der Atmosphäre verbleibt”. Das ist wiederum wie die Verweildauer formuliert, nicht wie die Abklingdauer. Dass dieser Unterschied entscheidend ist, hatte Herr Rahmstorf Ihnen ja geschrieben; sie formulieren munter so weiter, als sei diese Information bei Ihnen nicht angekommen.
Was die Abklingdauer angeht: Da sehe ich keinerlei Hinweise, dass dort eine Revision der Aussagen zu den entsprechenden langen Abkling-Zeitskalen nötig wäre. Dazu müsste ja auch eine ganz neue CO2-Senke entdeckt werden, oder die Raten für eine existierende Senke revidiert. Aktuell wird offenbar eher ein leichter Trend in die Gegenrichtung diskutiert: ob ggf. die Senken-Raten mit der Zeit etwas abnehmen, siehe z.B. Raupach et al. 2014 und Bennedsen et al. 2019. Die Grundlagen des Ganzen gibt der Review-Artikel von 2009, den Herr Rahmstorf Ihnen damals nannte, offenbar nach wie vor nach wie vor richtig wieder; er wird entsprechend auch heute noch in den Einleitungen der entsprechenden neueren Paper zitiert (wie Sie bei dem ADS-Link durch Klicken auf “Citations” selbst sehen können). Darauf, dass da irgendetwas wissenschaftlich (heute) nicht fundiert wäre, sehe ich keinerlei Hinweise. Solche abwertende Kritik sollte man nicht üben, wenn man die Aussage nicht solide belegen kann.
Ich hätte zwar im IPCC-Bericht AR6 noch was zur zunehmenden CO2-Aufnahme durch die Senken, auch in Extremszenarios und einige neuere Studien zu bisher unterschätzten Aufnahme-Raten durch Pflanzen, doch das würde nun doch zu weit führen, ich beende damit das Thema meinerseits.
Ja, Abklingrate und Verweildauer sind zwei unterschiedliche Themen. Wenn man allein diesen Unterschied anstelle der pauschalen Aussage “CO2 verbleite Jahrtausende…” immer richtig darstellen würde, dann wäre das korrekter.
Auf welche pauschale Aussage beziehen Sie sich? Gerne mit Link zu meinem betreffenden Blogbeitrag. Gehe da ggf. noch einmal ran und formuliere es genauer.
Wir können das Thema ansonsten gerne hier beenden. Für mich bleibt es bei dem, was Mitlesende direkt anhand Ihrer obigen Kommentare selbst nachvollziehen können sollten: Sie haben Abklingrate und Verweildauer mehrfach unzulässig durcheinandergeworfen. Ähnlich problematisch wie der Umstand, dass Sie vorher schon Gesichertheits-Aussagen und Priorisierung im IPCC-Bericht vermischt hatten. Da geht einfach eine ganze Reihe von Dingen in Ihrer Argumentation durcheinander.
@Markus Pössel 12.02.2025, 12:58 Uhr
Auch ich mag Ihre Polemik, auch wenn ich ihr nicht immer komplett folgen mag.
Ich anerkenne durchaus die Begriffe Krise und Katastrophe als Stilmittel der Übertreibung. Bei der Verwendung sollte die Argumentation sollte nur nicht ins unsachliche abgleiten, oder gar der Eindruck der Aufmerksamkeitserhaschung entstehen.
Konzerne sind nicht dumm sondern profitorientiert und durchaus zu dialektischem Handel fähig.
Ich will gar nichts weismachen. Die Bedenken beziehen beziehen sich auf die Befürchtung, dass es verklapptem CO2 zu einer plötzlichen Freisetzung kommen kann.
Dann sagen Sie mal den Kolleg*innen vom THW, dass “Katastrophe” ja lediglich ein Stilmittel der Übertreibung sei. Begriffe wie Krise und Katastrophe sind dort angebracht, wo wir es mit Krisen und Katastrophen zu tun haben. Diese Begriffe von vornherein madig zu machen, ist Diskussion mit unlauteren Mitteln. Kann man machen, wenn einem die Sachargumente ausgehen. Und man nichts dagegen hat, sich damit selbst einigermaßen zu disqualifizieren.
CO2-Speicher vs. Atommülldeponie: Der Vergleich hinkt halt ganz gewaltig. Die Radioaktivität des betreffenden Materials ist der Hauptgrund für die Sorgen der meisten Menschen bezüglich Atommülldeponien. Dass man Menschen vermutlich mit genügender Anstrengung auch Angst vor CO2-Speichern einreden kann (derzeit sowieso weitgehend hypothetisch – die Modalitäten sind ja noch gar nicht klar), keine Frage. Das ist ja mit entsprechendem Aufwand auch bei Windenergie und Infraschall gelungen. Aber solange wir nach den realen möglichen Gefahren gehen, sind das Äpfel und Birnen.
@ Markus Pössel 16.02.2025, 14:04 Uhr
Das THW ist “die deutsche Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes”
und kommt als Hilfe im akuten Katastrophenfall zum Einsatz.
Das sind z.B. Naturereignisse, wie Erdbeben, Wirbelstürme oder extreme Wetterereignisse, wie Wasser von oben – Starkregen – oder unten -Überschwemmungen .
Es ist also völlig angebracht von Katastrophe zu sprechen. Man sagt nicht, dass das THW im Krisenfall eingesetzt wird. Man spricht auch von Wetterkatastrophen und benutzt nicht das Wort Wetterkrise.
Es gibt auch Beiträge zur Klimaproblematik, in denen die Autoren den Terminus Klimaerwärmung überhöhen durch das Wort Klimaerhitzung, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie benutzen dann das rhetorische Stilmittel der Hyperbel.
CO2-Speicher sind derzeit noch hypothetisch, werden aber vom Gesetzgeber, dem Deutschen Bundestag, konkret diskutiert.
u.A.
Man kann sehr wohl sagen, dass das alles Äpfel und Birnen sind, schließlich äußern sich ja die gesundheitlichen Schäden durch Radioaktivität, hohe CO2-Konzentrationen oder Infraschall durchaus unterschiedlich. Aber letztendlich ist es alles Obst.
Das “um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen” ist Ihre eigene bösartige Unterstellung. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass Erwärmung und Erhitzung eben zwei unterschiedliche Stufen sind, und die Autoren angesichts der Sachlage letztere für die angemessenere Beschreibung hielten. Zum Begriff der Katastrophe: Klar gibt es da verschiedene Definitionen. Aber eine Definition wie “Katastrophen sind durch elementare oder technische Vorgänge oder von Menschen ausgelöste Ereignisse, die in großem Umfang das Leben oder die Gesundheit von Menschen, die Umwelt, das Eigentum oder die lebensnotwendige Versorgung der Bevölkerung gefährden oder schädigen.” kommt dem, was uns in der Klimakrise erwartet, leider recht nahe. Zu meinem Punkt mit der Radioaktivität: Ach kommen Sie – dass Sie einerseits (und aus meiner Sicht vorschnell, auf alle Fälle auf Unterstellungen basierend) Übertreibungen kritisieren, andererseits den Unterschied zwischen der Angst vor hochradioaktiven Stoffen und – ja, was denn eigentlich? Plötzlichem CO2-Austritt, der wodurch zustandekommen soll? – verwischen, ist einfach inkonsistent. Anyway, das sind letztlich alles Nebenschauplätze.
Der Link wird mir in der Vorschau nicht angezeigt
https://dserver.bundestag.de/btd/20/119/2011900.pdf